„Seid vorsichtig“
Generation Z kündigt aus Rache und sorgt für Aufsehen
Bei einem lautstarken Abgang dem Chef die Meinung sagen: Viele junge Menschen träumen vom „Revenge Quitting“. Ein Experte erklärt den Trend.
„Ich habe es letztes Jahr getan und es war das beste Gefühl ever“, schreibt ein Nutzer auf TikTok über „Revenge Quitting“. Das Aus-Rache-Kündigen beschreibt ein Phänomen, bei dem Menschen lautstark ihre Kündigung einreichen – am besten überraschend und zu einem ungünstigen Zeitpunkt für den Arbeitgeber, um den größtmöglichen Schaden anzurichten.
Bisher ist „Revenge Quitting“ vor allem aus den USA bekannt. Laut einer Umfrage des Software-Entwicklers Software Finder planen zwischen vier und sieben Prozent der Angestellten einen dramatischen Abgang. „Die Verbitterung hat sich aufgestaut“, beschreibt eine TikTok-Nutzerin das Phänomen.
In Deutschland herrsche eine andere Unternehmenskultur, sagt der Arbeitswissenschaftler und Direktor des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa) Sascha Stowasser BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. „In Deutschland beschweren sich die Arbeitnehmer eher beim Betriebsrat oder ziehen nach ihrer Kündigung auf Bewertungsportalen über ihre ehemaligen Arbeitgeber her. Das ist dann ihre Form der Rache.“
Experte: „Revenge Quitting“ passt nicht zum deutschen Arbeitsmarkt
In Deutschland sei es aus verschiedenen Gründen schwerer, „Revenge Quitting“ zu betreiben. Zum einen drohen rechtliche Konsequenzen: Während in den USA in der Regel eine Kündigungsfrist von zwei Wochen gilt, sind es Deutschland meist drei Monate oder mehr. „Der Kündigungsschutz ist in Deutschland stärker als in den USA“, erklärt der Experte. Außerdem könnten Abmahnungen oder Schadensersatzforderungen bei plötzlichen Kündigungen die Folge sein.
@michellebattersby_ What do you think? Does revenge quitting actually change businesses? In my experience, it doesn’t it only impacts your ability to get a reference 😬
♬ original sound - Michelle Battersby
Auch die psychologische Komponente spielt eine Rolle: „In Deutschland haben Menschen in der Regel eine sehr intensive, loyale Bindung gegenüber dem Arbeitgeber“, sagt Stowasser BuzzFeed News Deutschland. Das gehe sogar so weit, dass sie nach einer impulsiven Kündigung Schuldgefühle und Reue empfinden könnten. „Deutsche neigen eher zu einer inneren Kündigung, dem Quiet Quitting“, sagt der Experte. In den USA gebe es häufiger toxische Managements, die nach dem Motto „Hire and Fire“ agieren würden.
„Revenge Quitting“ kann negative Folgen für die Karriere haben
Besonders jüngere Menschen der Gen Z würden vom Kündigen aus Rache träumen. Der Arbeitswissenschaftler erklärt: „Für junge Menschen sind Themen wie Rentenbeiträge und Altersvorsorge oft noch weiter weg“. Beschäftigungssicherheit sei für ältere Menschen wichtiger, während jüngere davon ausgingen, schnell wieder eine neue Anstellung zu finden.
Laut den Ergebnissen der US-Umfrage neigen Beschäftigte aus den Branchen IT, Tech, Medien und Marketing eher zum impulsiven Kündigen. Ein Nutzer auf TikTok schreibt: „Die Leute vergessen, dass das neue Unternehmen nach Referenzen fragen wird. Seid vorsichtig!“ Auch Stowasser warnt: „Revenge Quitting kann zu eingeschränkten Karrierechancen führen.“ Besonders in den obengenannten Branchen seien Zeugnisse und Referenzen wichtig.
Es sei kein Zufall, dass besonders Menschen in der Kreativbranche eher impulsiv kündigen würden: „Beschäftigte wünschen sich am meisten Flexibilität von Arbeitszeit und Arbeitsort. Auf Platz zwei steht eine marktgerechte Vergütung und am drittwichtigsten ist ihnen die Wertschätzung, die sie von Vorgesetzten, Kollegen oder Kunden erfahren“, sagt der Arbeitswissenschaftler. In kreativen Jobs sei die Komponente Wertschätzung besonders wichtig. Werde diese nicht ausreichend erfüllt, komme es bei Beschäftigten zu Frust – und bei einigen zu einer Rache-Kündigung.
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