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Wirtschaftsstabilisierungsfonds

Wie der Reiseriese FTI Touristik in die Pleite stürzt – und uns alle Millionen kostet

Der Reiseveranstalter FTI hat Insolvenz angemeldet. Vorher hatte die Regierung mit Millionen Euro unterstützt. Beim zuständigen Fonds häufen sich die Abschreibungen.

Berlin – Am Montag (3. Juni) kam die Hiobsbotschaft für viele Reisende: Der Reise-Gigant FTI Touristik GmbH den Antrag auf ein Insolvenzverfahren gestellt. Per Pressemeldung kündigte FTI weitere Insolvenzen von Konzerngesellschaften an. Der kriselnde Reiseanbieter hatte bereits zu Corona-Zeiten rund 600 Millionen Euro aus einem Regierungstopf erhalten, weitere Unterstützung schloss die Ampel-Koalition aus. Jetzt zeigt sich, dass der entsprechende Fonds bereits viel Geld „verbrannt“ hat.

Reiseveranstalter ist insolvent: Millionen für FTI – Wirtschaftsstabilisierungsfonds springt ein

Konkret geht es um den staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). Der Fonds, verwaltet von der Finanzagentur des Bundes, existiert bereits seit 2020. Er sollte im Zuge der Coronavirus-Pandemie Unternehmen stabilisieren, die Finanzspritzen nötig hatten. Eine Voraussetzung dafür war, dass ihre „Bestandsgefährdung erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft, die technologische Souveränität, Versorgungssicherheit, kritische Infrastrukturen oder den Arbeitsmarkt“ in Deutschland gehabt hätte.

Symbol der FTI Group in Montage mit Christian Lindner, Bundesfinanzminister. Der Reiseveranstalter FTI Touristik GmbH hat Insolvenz angemeldet. Vorher hatte die Regierung mit Millionen Euro unterstützt.

Ursprünglich hatte die Regierung den Fonds mit einem Volumen von 600 Milliarden Euro ausgestattet, bis zum 1. Januar 2022 passte die Regierung das Volumen auf 250 Milliarden Euro an. Der Fonds hatte seine Stabilisierungsmaßnahmen bis zum 30. Juni 2022 ermöglicht. Unter anderem unterstützte der Fonds den damals schon angeschlagenen Reiseanbieter FTI mit 600 Millionen Euro, Galeria Karstadt Kaufhof (650 Millionen Euro) und den Autozulieferer A-Kaiser (12,5 Millionen Euro).

Laut der WirtschaftsWoche zeigte sich zuletzt eine Kette von Fehlschlägen bei den WSF-Hilfen. Galeria hatte trotz Finanzspritze Insolvenz angemeldet, A-Kaiser genauso – FTI reiht sich nun ebenfalls ein. Weitere „Fehlschläge“ der WSF-Unterstützung sind die FRIMO Group GmbH, die schon im Frühjahr 2023 Insolvenz angemeldet hatte, nachdem die Regierung etwa zehn Millionen Euro aus dem Fonds bewilligt hatte, und die Global Retool Group. Die fast 5,8 Milliarden Euro, die in die Lufthansa flossen, hatten das Unternehmen dagegen wieder aufgerichtet.

Reiseveranstalter FTI ist insolvent: Abschreibungen beim Wirtschaftsstabilisierungsfonds häufen sich

In dem Fall, dass unterstützte Unternehmen am Ende doch in die Insolvenz abrutschen, muss der WSF auf das Geld verzichten. Die konkrete Höhe der Abschreibungen ist vonseiten der Finanzagentur nicht klar ersichtlich, fließt aber mit in die Aufwendungen mit ein. Laut Jahresbericht kosteten diese den Fonds im Jahr 2022 etwa 739,9 Millionen Euro und 2023 rund 275,7 Millionen Euro. Das Geschäftsjahr 2023 schloss der WSF mit einem Jahresergebnis von 109,7 Millionen Euro ab, die Bilanzsumme betrug 37,6 Milliarden Euro.

„Dieses Ergebnis wurde im Wesentlichen durch Erträge im Zusammenhang mit der vorzeitigen Rückzahlung von Stabilisierungsmaßnahmen, Zinserträge aus gewährten Stabilisierungsmaßnahmen sowie Wertberichtigungen der Finanzanlagen bestimmt“, schrieb der Fonds dazu. Das Gesamtvolumen der beschlossenen und mit Unternehmen vereinbarten Rekapitalisierungen betrug 9,6 Milliarden Euro, von denen der WSF bis Jahresende 2023 rund 6,4 Milliarden Euro ausgezahlt hatte. Davon hatten die Maßnahmenempfänger bereits 4,4 Milliarden Euro zurückgezahlt.

Die Bundesregierung hatte den WSF gleich nach Ausbruch der Pandemie im März 2020 als Sondervermögen „mit eigener Kreditermächtigung“ errichtet, am 8. Juli 2020 hatte die Europäische Kommission ihn genehmigt. Die Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH, die den WSF verwaltet, untersteht dem Bundesministerium der Finanzen (BMF), das zu 100 Prozent an der Agentur beteiligt ist und als Rechts- sowie Fachaufsicht agiert.

Insolvenz von Reiseveranstalter: Dreimal Hilfe für FTI

Im speziellen Fall von FTI hatte der Fonds dreimal ausgeholfen: Zwischen August 2020 und Oktober 2021 kam es zu drei Maßnahmen in Höhe von rund 600 Millionen Euro. Dies reichte am Ende nicht aus. Die Buchungen der Kunden seien „deutlich“ hinter den Erwartungen des Konzerns zurückgeblieben. Wie das Handelsblatt berichtete, kam es zuletzt zu einer Deckungslücke in Höhe eines „zweistelligen Millionenbetrags“.

Wie die FTI Touristik GmbH mitteilte, setzt die Luxusmarke Windrose Finest Travel GmbH ihre Geschäfte weiter fort. Betroffen sei zunächst nur die Veranstaltermarke FTI Touristik. Mit Material von dpa

Rubriklistenbild: © IMAGO / Revierfoto

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