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Wirtschaftsrisiken

Fed ignoriert Trump – bahnt sich ein finanzielles Dilemma an?

Trotz Trumps Drängen senkt der Vorsitzende der US-Notenbank den Leitzins im Mai nicht. Die unberechenbare Handelspolitik könnte die Fed jedoch bald in eine schwierige Lage bringen.

Washington – Die jüngste Entscheidung der US-Notenbank dürfte US-Präsident Donald Trump kaum gefallen. Am 7. Mai teilte die Federal Reserve (Fed) zum dritten Mal in Folge mit, den Leitzins unverändert zu lassen. Der Grund: unsicherer Wirtschaftsausblick aufgrund der Zölle. Trump, der bereits damit gedroht hat, Fed-Chef Jerome Powell zu entlassen, hat wiederholt auf eine Senkung des aktuell hohen Leitzinses von 4,25 bis 4,5 Prozent gedrängt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Doch Powell zeigte sich gegenüber Trump bislang standhaft. Im Moment geht es der US-Wirtschaft zwar gut, doch in Zukunft könnte selbst die Fed in ein Dilemma geraten.

Powell, der Chef der US-Notenbank, kündigte im Mai an, den Leitzins beizubehalten.

Leitzins bleibt unverändert: Powell lässt sich von Trump nicht beeinflussen

In der Pressekonferenz zum Fed-Entscheid erklärte Jerome Powell die Entscheidung, den Leitzins unverändert zu lassen, mit den „gestiegenen Risiken höherer Arbeitslosigkeit und Inflation“ seit März – beides mögliche Symptome von Trumps Zollpolitik, die dieser seit Beginn seiner Amtszeit vehement verfolgt. Solange Unklarheit über die Zölle herrsche, werde auch der Leitzins nicht verändert, so Powell. Trumps Wünsche oder Kommentare hätten dabei „keinerlei Auswirkungen auf unsere Arbeit“, betonte er.

Welche Folgen es haben kann, die Integrität des Notenbankchefs öffentlich infrage zu stellen, musste Trump bereits im April erfahren. Damals bezeichnete er Powell als einen „großen Loser“ und „Mr. Too Late“ und forderte eine Zinssenkung – in diesem Fall für Mai. Auch war von einer möglichen Entlassung Powells die Rede. In der Folge brachen die Märkte am 21. April ein: US-Leitindizes wie der Dow Jones verloren rund 2,5 Prozent.

Nach Markt-Fiasko: Trump sieht von der Kündigung Powells ab

Nun scheint Trump seine Haltung überdacht zu haben. In einem NBC-Fernsehinterview antwortete er am 4. Mai auf die Frage, ob er Powell vor Ende seiner Amtszeit feuern würde: „Nein, nein, nein. (...) Warum sollte ich das tun?“ Die Amtszeit von Powell endet offiziell im Mai 2026. Auf eine dritte Amtszeit verzichtet der Notenbankchef jedoch.

Für Trump ist dennoch klar, dass Powell den Leitzins irgendwann senken müsse. „Er würde es lieber nicht tun, weil er kein Fan von mir ist. Wissen Sie, er mag mich einfach nicht. Ich denke, weil er völlig steif ist“, erklärte er.

Obwohl viele von Trumps Zöllen vorübergehend ausgesetzt oder abgeschwächt wurden, stehen die Verhandlungen noch aus und bedeuten nach wie vor ein wirtschaftliches Risiko. Gerade mit China hat sich der Zollstreit zugespitzt, und die USA verhängt mittlerweile einen Zoll von 145 Prozent und China von 125 Prozent. An diesem Wochenende erfolgen Verhandlungen zwischen den beiden Ländern in der Schweiz. Trump hat jedoch davon abgesehen, die Zölle im Voraus bereits abzumildern. Währenddessen verlaufen die Verhandlungen mit Großbritannien erfolgreich – das Land dürfte in den kommenden Tagen als Erstes ein Handelsabkommen mit den USA abschließen.

Zwischen Inflationsschub und Wachstumseinbruch: US-Notenbank im Zwiespalt

Im Moment will Powell zunächst abwarten. Die Inflationsrate liegt seit vier Jahren über dem Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank – im März betrug sie 2,4 Prozent. Die Corona-Pandemie hatte zu stark steigenden Preisen geführt, woraufhin die Fed den Leitzins zwischenzeitlich auf 5,5 Prozent anhob. Gleichzeitig sind die wirtschaftlichen Risiken derzeit erheblich. „Ich kann mich nicht erinnern, dass die Fed jemals sowohl die Wachstums- als auch die Inflationsrisiken so stark hochgestuft hätte“, äußerte sich Guy LeBas, Chefstratege für festverzinsliche Wertpapiere bei Janney Montgomery Scott, in der Financial Times.

Die unklare wirtschaftliche Lage veranlasst auch einige US-Unternehmen – darunter der Autohersteller Ford und der Spielwarenhersteller Mattel – dazu, auf eine Geschäftsprognose für Investoren zu verzichten. Aufgrund der bestehenden Zölle könnten sie künftig gezwungen sein, ihre Preise zu erhöhen. Das würde einerseits die Inflation weiter anheizen und andererseits den Arbeitsmarkt schwächen. Damit gerät die Fed in ein Dilemma. „Wir könnten uns in dem schwierigen Szenario wiederfinden, in dem die beiden Ziele unseres dualen Mandats miteinander in Konflikt stehen“, erklärte Powell. Das bedeutet, dass die Notenbank entweder den Leitzins senken müsste, um die Konjunktur zu stützen, oder ihn erhöhen, um die Inflation zu dämpfen.

Dennoch gibt Powell vorsichtig Entwarnung. Aktuell sei die US-Wirtschaft in „solider Verfassung“. „Die Verbraucher geben weiterhin Geld aus – es ist nach wie vor eine gesunde Wirtschaft“, betonte er nach der Bekanntgabe der Zinsentscheidung.

Rubriklistenbild: © IMAGO/Hu Yousong

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