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Elektromobilität

EU-Land avancierte zum Erfolgsgarant für E-Autos - nun gibt es dunkle Wolken

Ungarn intensivierte die Elektromobilität. Wie Präsident Viktor Orbán die E-Auto-Transformation steuert und warum China hierbei eine tragende Rolle übernimmt.

Budapest/München – Während die deutsche Autoindustrie gegen sinkende Absatzzahlen und Renditen kämpft, gehören andere Länder zu den Gewinnern, wenn es um die Antriebswende hin zu Elektroautos und die Konkurrenz zu chinesischen Herstellern geht. Und die sind auch in Europa zu finden.

In Ungarn hat E-Mobilität in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen: Die Regierung unter Premierminister Viktor Orbán fördert die Elektrifizierung, um den Umweltschutz zu stärken und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren.

Ungarn-Präsident Orban fördert Elektroautos und Investitionen aus China

Der ungarische Staatschef führte staatliche Anreize wie Subventionen und Steuervergünstigungen für den Kauf von E-Autos ein. Zudem wird in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investiert, um die Nutzung attraktiver zu machen.

Großen Schwung erhielt Ungarns Wirtschaft durch die Kooperation mit Unternehmen aus China: Während die Volksrepublik in manchen EU-Ländern als Risiko angesehen wird, glaubt Budapest an eine große Chance für den Aufschwung und die Verbesserung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit. Auch die deutsche Industrie steht Strafzöllen auf China-Importe skeptisch gegenüber.

Ungarn lockt E-Auto-Hersteller und Batterielieferanten in die EU

Ungarn setzt vielmehr auf eine Schlüsselrolle in der europäischen Expansion der chinesischen Autoindustrie: Die Orbán-Regierung baute enge wirtschaftliche Beziehungen zu China auf, um Investitionen zu fördern. In diesem Zusammenhang haben große chinesische Automobilhersteller wie BYD und NIO Produktionsanlagen errichtet.

Elektroauto-Transport auf einer Fernstraße nahe Budapest: Ungarn gehört zu den größten Antreibern von E-Mobilität in Europa.

Auch die Batterielieferanten CATL und Eve Energy – beides Zulieferer für deutsche Autohersteller - haben sich in Ungarn niedergelassen. Der Fokus von Ungarn liegt auf der Ansiedlung von Unternehmen der Elektromobilitätsbranche, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Laut Bloomberg hat Ungarn seit 2017 etwa 20 Milliarden Dollar an Investitionen im Bereich E-Mobilität vorangetrieben.

Ausländische Investoren stärken Ungarn – Furcht vor „wirtschaftlichem Selbstmord“

Diese Zusammenarbeit ist Teil von Orbáns Strategie, Ungarn als attraktiven Standort für ausländische Investoren zu etablieren. Chinesische Unternehmen profitieren von günstigen Produktionsbedingungen und einer zentralen Lage in Europa, während Ungarn durch die Elektromobilität Arbeitsplätze und wirtschaftliches Wachstum gewinnt.

Die Kooperation stärkt auch Ungarns Position im Bereich der E-Auto-Produktion und der Batterieherstellung, die für die Zukunft der Elektromobilität essenziell ist. Nicht umsonst sind Batterien mittlerweile das wichtigste Exportgut des EU-Landes, schildert BusinessInsider.

Bereits Mitte 2023 berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) über den Besuch von Ungarns Außenminister Péter Szijjártó in Tianjin (CHN): Ihm zufolge wäre ein Abbruch der Beziehungen zu China ein „wirtschaftlicher Selbstmord für Europa“, auch im Hinblick auf die sinkende Wettbewerbsfähigkeit.

Auch Ungarns Wirtschaft schrumpft – was deutsche Autobauer damit zu tun haben

Doch die Spannungen im Handelskonflikt zwischen der EU und China sowie stagnierende E-Auto-Zulassungen gefährden Orbáns Plan, Ungarn als Hinterhof für deutsche Autobauer und als E-Mobilitäts-Drehscheibe für Asien zu etablieren:

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán macht aus Ungarn einen E-Mobilitäts-Standort.

Deutsche Autokonzerne steuern in die Krise, das lässt auch Ungarns Wirtschaft nicht unberührt. Die Industrieproduktion sinkt, vor allem durch geringere Auto- und Batterieproduktion, führt Bloomberg aus. Im zweiten Quartal schrumpfte die Wirtschaft demzufolge um 0,2 Prozent.

Ungarn wirbt mit den niedrigsten Unternehmenssteuern der EU und ist generell großzügig im Hinblick auf Subventionen. Die Regierung erklärte 2023, die Elektroauto-Industrie werde die Weltwirtschaft in der Zukunft dominieren. Orbán lehnt höhere EU-Zölle für die Einfuhr chinesischer Elektroautos ab.

Ungarn macht sich abhängig von China – „asiatische Arbeitskräfte importieren“

Doch birgt die Abhängigkeit von China weitere Risiken: Chinesische Batteriefirmen sollen oft eigene Zulieferer mitbringen, wodurch ein Großteil der Wertschöpfung oft in China verbleibe, führt BusinessInsider aus. Ungarn leide außerdem unter einem Arbeitskräftemangel:

Mit einer Arbeitslosenquote von 4,3 Prozent herrscht fast Vollbeschäftigung, was die Löhne in die Höhe treibt. Trotz Ungarns Widerstand in Sachen Zuwanderung fordert Andrea Éltető, Ökonomin in Budapest: „Es gibt keine Arbeitskräfte, wir müssen asiatische Arbeitskräfte importieren.“

Von Audi bis Jaguar: Diese Autos wurden 2024 bereits eingestellt

Renault Megane in Blau
Renault Mégane: Seit knapp 30 Jahren bauen die Franzosen den Kompaktwagen. Er ist damit ein absoluter Dauerbrenner. Doch für den Verbrenner ist nun Schluss! Die elektrische Version mit dem Namenszusatz E-Tech darf jedoch weiterleben. © Renault
Ein Renault Zoe.
Renault Zoe: Obwohl der Kleinwagen rein elektrisch unterwegs ist, sind seine Tage nach knapp zehn Jahren gezählt. Damals war der Zoe eines der ersten elektrischen Massenmodelle. In seine Fußstapfen tritt Ende des Jahres der 5. Damit verabschiedet Renault ein Modell und holt den Namen eines anderen sehr erfolgreichen Pkw wieder zurück. © Renault
Kia e-Soul.
Kia e-Soul: Und auch ein weiterer Wegbereiter der Elektromobilität verschwindet vom deutschen Markt. Und auch hier füllt ein anderes Modell die Lücke. Der Kia EV3 soll den e-Soul beerben. Die Gründe liegen auf der Hand: Der EV3 ist günstiger und bietet mehr Leistung als der e-Soul. Mit der veralteten Technologie und dem unkonventionellen Design war der e-Soul in Deutschland nie besonders beliebt. 2023 wurden lediglich 556 Einheiten in Deutschland verkauft. © Kia
Smart ForTwo EQ.
Smart ForTwo EQ: Der Abschied des Kleinstwagen kommt alles andere als unvorbereitet. Er ist die Folge der Neuausrichtung der Marke an sich. Nach 25 Jahren ist seit Ende März endgültig Schluss. Ein neuer Zweisitzer ist aber in Planung und könnte 2026 auf den Markt kommen. © Mercedes-Benz
Mitsubishi Space Star.
Mitsubishi Space Star: Mit dem Japaner stirbt ein weiterer Kleinwagen den Modelltod. Mitsubishi begründet das Aus des Space Star mit steigenden Anforderungen an Assistenzsysteme und Cybersicherheit. © Mitsubishi
Volvo S60
Volvo S60: Ein kompletter Abschied ist das eigentlich nicht. Denn der S60 soll ab 2025 in China und der Türkei weiter angeboten und gebaut werden. In Deutschland ist er dann jedoch nicht mehr erhältlich. Der Kombi V60 hingegen vermutlich schon. © Volvo
Ein Peugeot 508 Hybrid lädt an einer Wallbox
Peugeot 508: Und auch bei den Franzosen muss ein Mittelklassemodell gehen. Mit dem 508 trat Peugeot gegen den VW Passat und den Audi A4 an. Anfang 2023 spendierte man dem 508 noch einmal ein Facelift. Hier erwischt es neben der Limousine aber auch den Kombi. Diese gibt es schon jetzt nur noch als Plug-in-Hybride. Ende des Jahres ist dann Schluss. © Peugeot
Maserati Levante
Maserati Levante: Im Jahr 2016 war der Levante der erste SUV der Nobelmarke aus Italien. Sieben Jahre später heißt es frei nach Andrea Bocelli: Time to say Goodbye. Die Produktion lief bereits im März aus. Einen Nachfolger soll es ab 2027 geben. Natürlich rein elektrisch! © Maserati
Ein Jaguar F-Type.
Jaguar F-Type: Mit einem finalen Sondermodell schicken die Briten den Sportwagen in seinen wohlverdienten Ruhestand. Das letzte Exemplar wird im Markenmuseum ausgestellt. Doch auch andere Modellreihen werden nur noch abverkauft. Jaguar stellt nämlich konsequent auf Elektro um und verkauft vorerst keine Neuwagen mehr. © Jaguar
Audi R8
Audi R8: Sportwagen kann man auch in Ingolstadt. Das hat Audi mehrfach beweisen und mit dem R8 im GT-Bereich zahlreiche Rennen und Titel gewonnen. Und auch auf der normalen Straße war der Sportwagen eine Ikone. Im März 2024 verließen die letzten Exemplare die Manufaktur Böllinger Höfe in Heilbronn. Insgesamt wurde der R8 seit 2006 45.949 Mal gebaut.  © Audi

Die Regierung Ungarns bleibt offenbar optimistisch: Auf eine Bloomberg-Anfrage kam die Antwort, dass die Verlangsamung zwar „nicht ideal“ sei, aber nur vorübergehend. Sollten in Europa die E-Auto-Zahlen wieder ansteigen, würde auch Ungarn davon profitieren. (PF)

Rubriklistenbild: © via www.imago-images.de

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