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Internationaler Wettbewerb

Deutsche Autoindustrie in der Krise: Wie VW, Mercedes & BMW den Anschluss verlieren

Jahrzehntelang führend, doch im Elektrozeitalter kämpfen deutsche Autobauer um ihre Stellung. Eine Studie zeigt die Ursachen der Krise – und Wege aus der Misere.

Paris/Hamburg – Über Jahrzehnte galt die deutsche Autoindustrie als Maßstab für technische Innovationen und Ingenieurskunst. Mit dem Umbruch zur Elektromobilität haben VW, BMW und Mercedes ihre Vormachtstellung jedoch eingebüßt.

Während asiatische und amerikanische Hersteller mit modernen E-Autos Marktanteile gewinnen, kämpfen die deutschen Konzerne mit hohen Kosten, schwacher Effizienz und politischen Risiken. Eine Analyse des Kreditversicherers Allianz Trade zeigt, welche Fehler die Branche gemacht hat – und erläutert Maßnahmen, um wieder auf die Überholspur zu kommen.

Deutsche Autoindustrie: Steigende Zölle, sinkende Wettbewerbsfähigkeit

Neben dem internen Wandel drohen auch äußere Faktoren die Autoindustrie Deutschland weiter zu schwächen. Besonders besorgniserregend sind mögliche Handelskonflikte mit China und den USA. „Die drohenden Zölle an den unterschiedlichsten Fronten sorgen für schlaflose Nächte in der deutschen und europäischen Automobilbranche“, warnt Guillaume Dejean, Senior Branchenexperte bei Allianz Trade.

Die Vereinigten Staaten sind neben der Volksrepublik der wichtigste Absatzmarkt für deutsche Autobauer. Sollte Washington höhere Importzölle auf EU-Produkte erhöhen, könnten deutsche Autos für US-Kunden noch teurer werden – mit weiteren Folgen für die Produktion und Arbeitsplätze in der Bundesrepublik.

Neuwagen der Marke Audi beim Transport auf einem Güterzug: Deutschlands Autoindustrie steht vor dem Scheideweg (Symbolbild).

Auch mögliche Strafzölle auf mexikanische Importe würden deutsche Hersteller hart treffen, da viele ihre US-Kunden von dort aus beliefern. „Egal an welcher Schraube im Handelskonflikt gedreht wird, die deutschen Autobauer gehören fast immer zu den Verlierern“, führt Dejean aus.

Deutsche Autobauer: Verschlankung des Modellangebots? Weniger könnte mehr sein

Ein entscheidender Fehler der deutschen Autobauer sei das lange Festhalten am Verbrennungsmotor. Während Tesla, BYD und weitere Hersteller früh auf Elektromobilität setzten, investieren VW, BMW und Mercedes noch Milliarden von Euro in Diesel und Benziner. Und werden das dem Anschein nach weiter tun. Nach Ansicht der Allianz Trade rächt sich diese Strategie, da die neuen CO₂-Vorgaben der EU weiterhin Bestand haben, während die Nachfrage nach E-Autos schwächelt.

Laut der Studie ist in den Chefetagen von Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW ein Umdenken nötig. Beispielsweise wäre eine Verschlankung der Modellpalette ratsam: „Eine Reduktion auf fünf bis sechs Modelle, die sowohl in Hybrid- als auch in Elektroversionen angeboten werden, könnte helfen, Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern“, schlägt Dejean vor.

VW Tiguan als Hybrid-SUV: Würden deutsche Autobauer mit einem schlankeren Modellangebot besser dastehen?

Autoindustrie Deutschland zu abhängig vom chinesischen Markt

Zudem sollte die Abhängigkeit vom chinesischen Markt reduziert werden. Hierfür bieten sich neue Absatzmärkte wie Indien, Vietnam und Südamerika an, wo der internationale Wettbewerb noch nicht so stark ausgeprägt ist. Doch dieser Schritt erfordert hohe Investitionen in anderen Regionen – eine Herausforderung in wirtschaftlich angespannten Zeiten.

Neben internen Reformen braucht die deutsche Autoindustrie auch politische Unterstützung. Eine Möglichkeit wäre die Einführung von Zöllen auf Autos mit einem europäischen Produktionsanteil unter 75 Prozent, um die lokale Fertigung zu stärken. Gleichzeitig sollte Europa die eigene Batterieproduktion und das Recycling der Stromspeicher ausbauen, für mehr Eigenständigkeit.

Mehrere Lösungsansätze für die Zukunft der deutschen Autoindustrie

Wichtig sind dem Kreditversicherer zufolge zudem staatliche Anreize für Elektrofahrzeuge und ein schneller Ausbau der Ladeinfrastruktur, insbesondere im ländlichen Raum. „Durch eine verstärkte Zusammenarbeit innerhalb der Branche und den Schulterschluss mit politischen Entscheidungsträgern können Skaleneffekte erzielt, eine Lernkurve gefördert und faire Handelsbedingungen verbessert werden“, erklärt Dejean.

Tschüss Auto-Zwerge: Zehn kleine Fahrzeuge, die aus Städten verschwinden

Ein Ford Ka
Ford Ka: Mit dem Ka versuchte sich Ford ab dem Jahr 1996 in der Klasse der Kleinstwagen. 2009 kam in Deutschland die zweite Generation auf den Markt – und die war gleichzeitig auch die letzte. Im April 2016 endete die Produktion. © Ford
Ein Audi A1
Audi A1: Die zweite Generation des Audi A1 kam deutlich bulliger daher als die erste, die ab dem Jahr 2010 auf Kundenfang ging – dennoch zogen die Ingolstädter inzwischen einen Schlussstrich. Der Kleinwagen soll wie der Q2 keinen Nachfolger mehr bekommen und läuft voraussichtlich im Jahr 2025 aus. © Audi
Ein BMW i3
BMW i3: Den BMW i3 gab es in zwei Varianten: Als reines Elektroauto und in einer Version mit Range Extender. Auch für den Münchner Kleinwagen, bei dem viel teures Carbon zum Einsatz kam, blieb es bei einer Generation: Im Sommer 2022 wurde die Produktion eingestellt. © BMW
Ein Citroën C1
Citroën C1: Im Jahr 2005 kam die erste Generation des Citroën C1 auf den Markt, die baugleich mit dem Toyota Aygo und dem Peugeot 107 war. Der Nachfolger des Kleinstwagens startete 2014 – doch wie für so viele andere Kleine war ebenfalls im Jahr 2022 Schluss. © Citroën
Ein Opel Karl
Opel Karl: Benannt nach Carl von Opel (einem Sohn des Firmengründers Adam Opel), war der Kleinstwagen vor allem durch seinen günstigen Basispreis von rund 9.500 Euro zum Marktstart 2015 attraktiv. Erhältlich war der Karl lediglich mit einem 75 PS starken 1,0-Liter-Dreizylinder. Doch auch für ihn war schon 2019 wieder Schluss: Ein Grund dafür waren angeblich die immer strenger werdenden Abgasvorschriften. © Opel
Ein Suzuki Celerio
Suzuki Celerio: Dem Suzuki Celerio war in Deutschland nur eine kurze Karriere gegönnt: Ab 2014 war der Kleinstwagen hierzulande erhältlich. Bereits fünf Jahre später war Feierabend: Die Japaner nahmen den Kleinen in der Bundesrepublik vom Markt. In asiatischen und afrikanischen Märkten ist der Celerio jedoch weiterhin erhältlich. © Suzuki
Ein Smart Fortwo
Smart Fortwo: Als praktisches Stadtauto fuhr sich der Smart Fortwo ab dem Jahr 1998 in die Herzen vieler Autobesitzer. Inzwischen ist die dritte Generation des Zweitürers auf dem Markt – doch 2024 soll die Produktion eingestellt werden. Einen Smart wird es aber weiterhin geben: Der #1 wird ist ein viertüriges Elektro-SUV, das in China gebaut wird. © Smart
EIn Peugeot 108
Peugeot 108: Das Schwestermodell des Toyota Aygo und des Citroën C1 ging im Jahr 2014 an den Start. Es blieb bei nur einer Generation: Im Jahr 2022 lief die Produktion des Kleinstwagens in Tschechien aus.  © Peugeot
Ein Ford Fiesta
Ford Fiesta: Der Ford Fiesta bewegte ganze Generationen von Fahranfängern – im Jahr 1976 kam er erstmals auf den Markt. Inzwischen rollt die achte Generation des Kleinwagens vom Band, doch es wird die Letzte sein: Im Sommer 2023 wird die Produktion des Ford Fiesta eingestellt. © Ford
Ein Opel Adam
Opel Adam: Der Zwerg aus Rüsselsheim war durchaus beliebt bei den Kunden – trotzdem war im Jahr 2019 für den Adam (benannt nach dem Firmengründer Adam Opel) Schluss. Grund war angeblich der Wechsel der Marke Opel von GM in den heutigen Stellantis-Konzern. © Opel

Trotz der aktuellen Krise werden für die deutschen Hersteller Chancen benannt: Mit richtigen Investitionen, klugen Strategien und politischer Unterstützung können sie sich neu aufstellen und in der globalen Mobilitätswende eine führende Rolle übernehmen. Auch die Förderung grüner Innovationen spiele eine Rolle, beispielsweise Projekten im Bereich Batterien, autonomes Fahren und Recycling. „Die deutsche Automobilindustrie steht vor einer Herkulesaufgabe“, sagt Dejean. (PF)

Rubriklistenbild: © Sven Simon/Imago

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