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Batterie-Recycling: Zwei Unternehmen wollen Akkuschrott nahezu vollständig wiederverwerten
Redwood und Li-Cycle wollen das Recycling von Batterien revolutionieren. Dazu entwickelten die Start-ups neue Methoden und eigene Anlagen.
München - Zwei Start-ups aus Nordamerika wollen aus der Energiewende und der damit verbundenen Transformation zu E-Autos Kapital schlagen. Li-Cycle aus Kanada und Redwood aus den USA haben es auf Batterie-Recycling abgesehen und investieren kräftig - auch in Deutschland.
Recycling-Start-ups wollen Batterieschrott zu 95 Prozent wiederverwerten
Die Unternehmen wollen eine Recyclingquote von 95 Prozent schaffen, wovon man bislang weit entfernt ist, berichtet das Handelsblatt. Bei herkömmlichen Recycling-Methoden von Lithium-Ionen-Batterien lässt sich etwa das wertvolle Lithium nicht wiedergewinnen. Es landet in der unbrauchbaren Schlacke. Dabei ist Lithium der Grundstoff für die Akkus, die in alltäglichen Geräten wie Smartphones und Notebooks, aber auch in E-Autos verbaut sind.
Li-Cycle und Redwood wollen es als Rohstoff wiederaufbereiten. Ebenso wie andere kritische Metalle der „Schwarzen Masse“, etwa Nickel, Kobalt oder Kupfer. Dazu arbeiten sie an neuen Recycling-Methoden, womit sich Lithium-Ionen-Akkus nahezu vollständig wiederverwerten lassen. Die Verfahren sind ähnlich: Akkuschrott wird zunächst zerkleinert. Anschließend wird die Schwarze Masse von anderen Metallteilen isoliert. Im letzten Schritt - das ist das Besondere - werden die wertvollen Metalle in einem hydrometallurgischen Verfahren mittels Säure voneinander getrennt. Ein Forschungsteam aus Saarbrücken entwickelte ein Verfahren, um Lithium aus Meerwasser zu gewinnen.
Li-Cycle und Redwood arbeiten in Magdeburg und Bremerhaven
Eine erste von drei geplanten Fertigungsstraßen der von Li-Cycle selbst entwickelten Anlage ist seit Anfang Oktober in Magdeburg im Regelbetrieb. „Wir können die alten Batterien in jeder Form und Größe verarbeiten, und zwar in geladenem Zustand und ohne Demontage der Batterien. Das verschafft uns einen Wettbewerbsvorteil“, sagte Manager Udo Schleif dem Handelsblatt. Derzeit können 10.000 Tonnen Batterieschrott zu mehreren Tausend Tonnen Schwarzer Masse verarbeitet werden. Perspektivisch sollen es 30.000 Tonnen werden.
Redwood, das vom früheren Tesla-Manager Jeffrey Brian Straubel 2018 gegründet wurde, betreibt seit Kurzem ein Werk in Bremerhaven. Auch dort können jährlich bereits 10.000 Tonnen Batterieschrott verarbeitet werden. Straubel zufolge entspricht das der Menge von rund 20.000 Lithium-Ionen-Batterien von Elektroautos. In Baden-Württemberg ist kürzlich eine Anlage zum klimaneutralen Abbau von Lithium in Betrieb gegangen.
Experten erwarten 2040 knapp sechs Millionen Tonnen Lithium-Ionen-Schrott
„Es ist absehbar, dass die Nachfrage nach Recyclingkapazität deutlich steigen wird“, sagte Alexander Franke, Partner und Experte für Energie und Rohstoffhandel bei der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman, dem Handelsblatt. Schon jetzt wird um die Rohstoffe mit harten Bandagen gekämpft. Nachdem die USA die Vorgaben für die Ausfuhr bestimmter Halbleiter nach China verschärft hatten, antwortete Peking mit Exportbeschränkungen für wichtige Materialien zur Herstellung von E-Auto-Batterien wie Grafit.
Experten erwarten, dass zwischen 2030 und 2040 die Zahl der Altakkus von E-Autos massiv ansteigen wird. Eine Studie der RWTH Aachen und der Beratungsgesellschaft Strategy& errechnete, dass bis zu sechs Millionen Tonnen Lithium-Ionen-Schrott anfallen dürfte. Einen ganz anderen Weg geht ein Münchner Start-up. Es will Batterien herstellen, die nicht auf Lithium basieren. (mt)