„Inflationssorgen speisen Rezessionssorgen“
„Trumpcession“: Vier Billionen Dollar gehen verloren – Erstickt Trump die US-Wirtschaft?
Die Angst vor einer „Trumpcession“ breitet sich aus. In den USA weisen die Indikatoren auf ein negatives Wachstum hin. Dies hat auch Auswirkungen auf die Technologie-Giganten.
Washington – Mitte Februar standen die Zeichen noch auf Hoffnung. Die Börsenkurse in den USA stiegen auf bislang ungekannte Höhen. Noch im Wahlkampf hatte US-Präsident Donald Trump einen „Boom, wie wir ihn noch nie erlebt haben“ angekündigt. Sein festes Versprechen an die Wähler: Die Mittelschicht und der Arbeitsmarkt sollen kräftig wachsen, sobald er im Amt ist. Jetzt kam eine drastische Kehrtwende.
„Trumpcession“ in den USA – auch Trump scheint besorgt um US-Wirtschaft zu sein
Ökonomen warnen vor einem Negativwachstum in den USA. In den sozialen und traditionellen Medien geht der Begriff „Trumpcession“ um, eine Mischung aus Trump und dem englischen Wort für Rezession.
Trump selbst scheint auch nicht mehr an einen durchgehenden Aufschwung zu glauben. Zwar veröffentlichte das Weiße Haus erst am 9. März eine Mitteilung, die das „Goldene Zeitalter für Amerika“ ankündigte, aber am selben Wochenende fragten Reporter den US-Präsidenten, ob er eine Rezession kommen sehe. „Ich hasse es, diese Dinge vorherzusagen“, entgegnete er. „Wir befinden uns in einer Übergangsphase, denn das, was wir tun, ist enorm. Wir holen den Wohlstand zurück nach Amerika.“
Die regionale Notenbank FED Atlanta hatte hier mit einer mahnenden Prognose Aufsehen erregt. Für das erste Quartal rechnet die Bank mit einem aufs Jahr gerechneten Quartalswachstum von minus 2,8 Prozent, was einen drastischen Einbruch bedeuten würde. Vorher, so berichtete die Tagesschau, hatte die vorige Prognose noch ein Wachstum von 2,3 Prozent vorausgesehen.
Börsenboom ist vorüber – „Inflationssorgen speisen Rezessionssorgen“
An der Börse war innerhalb der letzten Wochen ein deutlicher Verfall zu erkennen. Der Börsenindex S&P habe seinen schlechtesten Tag seit 2022 gehabt, erklärte der US-Analyst Frank Holland am 11. März gegenüber dem US-Nachrichtensender MSNBC. Gegenüber dem letzten Allzeithoch am 19. Februar habe die Börse rund vier Billionen US-Dollar an Marktwert verloren. Der Technologieindex Nasdaq 100 stürzte innerhalb kürzester Zeit um rund zwölf Prozent ab. Vor allem traf es hier die Tech-Riesen Tesla und Nvidia. Die „Magnificent Seven“ – die sieben größten Tech-Unternehmen der USA – hatten teilweise etwa 35 Prozent des S&P 500 ausgemacht. Ihr Boom hatte die Preise getrieben, doch das sei vorübergehend vorbei.
Neben den Turbulenzen an der Börse sah Holland verstärkt Sorgen gegenüber der Wirtschaftsleistung in den USA. „Inflationssorgen speisen Rezessionssorgen – wie eine Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt.“ Die Konsumlaune verschlechtere sich. Das sei sowohl in der Touristik als auch im Einzelhandel zu beobachten.
Zölle als Auslöser für Trumpcession – Gegenzölle aus Kanada und Europa könnten US-Wirtschaft belasten
Hintergrund des Ganzen ist eine bestenfalls erratische Politik des US-Präsidenten in Kombination mit teils drastischen Umbrüchen im amerikanischen Regierungskomplex. Ein Beispiel dafür ist die Ernennung von Elon Musk, einem der reichsten Menschen der Welt und enger Trump-Vertrauter, zum Chef des neuen Departments of Government Efficiency (DOGE). Diese Behörde hatte kurz nach Trumps Amtsantritt damit begonnen, unter dem Schutzmantel von Entbürokratisierung wichtige US-Institutionen zu entkernen und massenhaft Mitarbeiter zu entlassen. Das sorgt auf beiden Seiten des Atlantiks für ernste Bedenken.
Daneben hatte Trump mit wiederholten Meinungsänderungen bei Sanktionen für Unruhe an den Märkten gesorgt. Teils lagen nur Stunden zwischen seinen Stimmungsschwankungen – und damit zwischen den Entscheidungen, ob Kanada und Mexiko nun Strafzölle erleiden müssten oder nicht. Im Falle von Kanada zeigte sich, dass die US-Handelspartner keine Geduld für solche Spielchen haben: Das Land reagierte schnell und hielt auch dann an seinen Zöllen fest, als Trump schon wieder einen Aufschub gewährt hatte. Der US-Präsident musste erkennen, dass andere Länder nicht derartig schnell umschwenken wie er.
Mittlerweile stehen für die USA jede Menge eigene Zollerhöhungen bevor. Die Europäische Union hatte angekündigt, Zölle auf bestimmte US-Waren wie Jeans, Whiskey oder Stahlerzeugnisse legen zu wollen. Kanada und China hatten ihrerseits mit Zollerhöhungen auf die Politik aus Washington reagiert.
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