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 Boeing 737 Max

Boeing-Abstürze: Angehörige fordern Milliardenstrafe

Boeing steht kurz vor einer Strafverfolgung. Nach Berichten über Schlampereien bei der Produktion werden Strafgelder in Milliardenhöhe gefordert.

Washington – Die beiden Abstürze der Boeing-Maschinen des Typs 737 Max lassen die Hinterbliebenen nicht los. Wie die Nachrichtenagentur Reuters am 19. Juni meldet, fordern die Angehörigen der Toten Strafen in Milliardenhöhe.

Das US-Justizministerium soll der Forderung nach gegen Boeing eine Geldstrafe von 24,78 Milliarden US-Dollar (rund 23 Milliarden Euro) verhängen. Zudem wird verlangt, eine Strafverfolgung gegen alle Führungskräfte des Unternehmens, die zum Zeitpunkt der Abstürze tätig waren, einzuleiten.

Familien in Trauer: „Tödlichstes Unternehmensverbrechen in der Geschichte der USA“

Im Oktober 2018 kamen 189 Menschen bei einem Absturz der Boeing-Maschine 737 Max ums Leben. Der Flug der Lion Air stürzte kurz nach dem Start in Jakarta (Indonesien) ins Meer. Ein weiteres Unglück ereignete sich später im März 2019. Eine Ethiopian Airlines Maschine verunglückte sechs Minuten nach dem Start in Addis Abeba (Äthiopien). Alle der 157 Menschen an Bord des Fluges wurden dabei getötet. Beide Unfälle wurden auf fehlerhafte Flugsteuerungssysteme zurückgeführt, wie der Focus berichtet. Es folgte ein weltweites Flugverbot von 20 Monaten.

„Da es sich bei Boeings Verbrechen um das tödlichste Unternehmensverbrechen in der Geschichte der USA handelt, ist eine Höchststrafe von mehr als 24 Milliarden Dollar rechtlich gerechtfertigt und eindeutig angemessen“, hieß es in einem Schreiben des Anwalts der 15 hinterbliebenen Familien, Paul Cassel.

Die Familien sagten, dass das Justizministerium möglicherweise 14 bis 22 Milliarden Dollar der Geldstrafe aussetzen könnte, „unter der Bedingung, dass Boeing diese ausgesetzten Gelder für einen unabhängigen Unternehmensmonitor und damit verbundene Verbesserungen bei der Einhaltung von Vorschriften und der Sicherheit einsetzt“. 

Das entsprechende Schreiben nimmt auch Bezug auf die am Dienstag vor dem US-Kongress geäußerte Entschuldigung des Boeing-CEOs Dave Calhoun: „Ich entschuldige mich für den Schmerz, den wir verursacht haben“.

Die Hinterbliebenen der Abstürze der Boeing 737 Maschinen wollen Strafen in Milliardenhöhe.

Kritik an Fertigungsverfahren: Boeing gehe bei Produktion technische „Abkürzung“

In der Vergangenheit häufte sich die Kritik an den Produktionsprozessen des zweiterfolgreichste Flugzeugherstellers aus den Vereinigten Staaten. Boeing wurde vorgeworfen, seine Fertigungsprozesse nicht hinreichend zu überprüfen. Nach Aussagen eines ehemaligen Mitarbeiters soll der Konzern Qualitätsprobleme bei der Produktion ignoriert haben. Konkret seien einige Maschinen des Modells 787 „Dreamliner“ eine technische „Abkürzung“ gegangen, um die Produktion zu beschleunigen, schrieb die Tagesschau im April. 

Der frühere Boeing-Ingenieur habe auf die technischen Probleme aufmerksam gemacht, die die strukturelle Integrität der Flugzeuge beeinträchtigten. Zudem soll der US-Flugzeugbauer ein abgekürztes Verfahren verwendet haben, um Engpässe bei der 787-Montage zu verringern. „Anstatt seine Warnungen zu beherzigen, hat Boeing der schnellstmöglichen Markteinführung der Flugzeuge den Vorrang gegeben, trotz der bekannten, gut begründeten Probleme, die er angesprochen hat“, so die Erklärung des Anwalts. Der Konzern wies die Vorwürfe zurück.

Anfang Januar brach kurz nach dem Start im Steigflug ein Rumpf-Fragment einer Boeing 737-9 Max der US-Fluggesellschaft Alaska Airlines ab. Im April war eine weitere Maschine des Typs 737-800 im US-Bundesstaat Texas dazu gezwungen, im Flug umzukehren, da sich die Verkleidung eines Triebwerks während des Starts gelöst und eine Flügelklappe getroffen hatte.

„Überwältigende Beweise“ für Strafverfolgung

Im Mai erklärte das Justizministerium, dass Boeing gegen eine Vereinbarung über den Aufschub der Strafverfolgung aus dem Jahr 2021 verstoßen habe. Diese hat den US-Konzern vor einer strafrechtlichen Anklage wegen Verschwörung zum Betrug im Zusammenhang mit tödlichen Abstürzen in den Jahren 2018 und 2019, bei denen 346 Menschen ums Leben kamen, geschützt.

Vergangene Woche teilte Boeing der Regierung mit, nicht gegen die Vereinbarung verstoßen zu haben. Bis zum 7. Juli können die Bundesstaatsanwälte einen Bundesrichter in Texas über ihre Pläne zur Strafverfolgung informieren. Enthalten könnten auch Verhandlungen über einen Vergleich sein. Boeing und das Justizministerium gaben bislang keine Stellungnahme ab.

„Als ehemaliger Staatsanwalt bin ich der Meinung, dass es nahezu überwältigende Beweise dafür gibt, dass eine strafrechtliche Verfolgung erfolgen sollte“, sagte Senator Richard Blumenthal, der den Vorsitz des ständigen Unterausschusses für Untersuchungen des Senats innehat. (OliKow mit Reuters)

Rubriklistenbild: © Ted S. Warren/AP/dpa

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