Spekulation über Zoll-Pläne
Befürchtungen wegen Trumps China-Politik: „In Wahrheit längst den Wirtschaftskrieg erklärt“
Die Zollpläne von Trump lösten Befürchtungen eines Handelskriegs aus. Seine bisherige Zurückhaltung gegenüber China ist daher umso erstaunlicher. Verbirgt sich dahinter eine Strategie?
Washington D.C. – In China rechnete man nach der Rückkehr von Donald Trump als US-Präsident mit harten Zoll-Plänen. Noch während des Wahlkampfes hatte Trump angekündigt, China gleich nach seinem Amtseintritt mit Zöllen in Höhe von 60 Prozent zu belegen. Das hätte eine neue Runde im Handelskrieg zwischen China und den USA bedeutet. Seine ersten Schritte gegenüber China erschienen weniger drastisch. Dennoch darf China nicht zu früh optimistisch sein.
Trump droht mit Zöllen – und überrascht mit Ankündigung
Trump ordnete zunächst eine Untersuchung des Handels zwischen den USA und China an, bevor er am Dienstag (21. Januar 2025) die Drohung eines zehn-prozentigen Zolls auf das tödliche Opioid Fentanyl bekräftigte. Hingegen kündigte er für Kanada und Mexiko 25-prozentige Zölle an. Ab dem 1. Februar 2025 könnten die USA dann zehn Prozent Zölle auf chinesische Importe erheben, wenn auch die Zölle für Kanada und Mexiko eingeführt werden.
Nach dem Aufschub von Trumps ursprünglichen Zoll-Plänen gibt es Spekulationen über die Hintergründe. Auch die Möglichkeit eines Verhandlungsraums schließen Experten nicht aus. „Trump wird mit lauten Tönen Druck aufbauen, um eine gute Ausgangsposition für Verhandlungen zu schaffen, und am Ende mit Getöse seinen großen Deal verkünden“, sagte China-Experte Jörg Wuttke gegenüber dem Handelsblatt.
Spekuliert wird sogar über einen Richtungswechsel, um einen weiteren Handelskrieg mit China zu vermeiden. „Es gibt jetzt Hoffnung, dass Trump die Beziehungen [zu China] auf einen neuen Kurs bringen kann“, zitiert die japanische Nachrichtenagentur Nikkei den Gründer der in Shanghai ansässigen Beratungsfirma China Crossroads, Frank Tsai.
Hat Trump bestimmte China-Absichten? Zoll-Ankündigungen befeuern Spekulation
Ökonomen warnen jedoch davor, dass es zu früh sei, davon auszugehen, dass ein Handelskonflikt zwischen den USA und China abgewendet werden kann. Es sei zwar ermutigend, dass es nicht zu einer sofortigen Erhöhung der Zölle gekommen ist. Es sei aber die „falsche Schlussfolgerung zu sagen, dass China völlig aus dem Schneider ist“, sagte Fred Neumann, Chefvolkswirt für Asien bei HSBC, gegenüber der FT.
Experten sind sich einig, dass China vor einem Scheitern der Handelsbeziehungen gewappnet sein müsste. Selbst wenn die USA zunächst nur geringe Zollerhöhungen vornehmen würden, könnte dies das Vertrauen der Investoren in China untergraben. „Wenn Zölle eingeführt werden, sollte China dagegen ankämpfen“, Wang Chong, ein Außenpolitikexperte der Zhejiang International Studies University zur FT.
Noch bleibt also unklar, welche China-Politik Trump künftig betreiben will. Politologe und US-Politikberater Josef Braml hat eine klare Meinung, was Trumps China-Absichten unter seiner Handelspolitik sein könnten. In Wahrheit hätten die USA China längst den Wirtschaftskrieg erklärt – „und in Europa kriegt es keiner mit“, zitierte der Focus Braml bei einer Veranstaltung in München noch vor Trumps Amsteinführung.
Erhebung der Zölle würde der Wirtschaft schaden – Trump droht nun auch der EU
Trotz Aufschiebung ist ersichtlich, wie wichtig Trump die Einführung der Zölle sind. Ökonomen warnen nahezu einstimmig vor den Folgen für die Wirtschaft. Auch wenn unklar bleibt, welche dieser Drohungen tatsächlich umgesetzt werden, könnte das Ausmaß der Störungen erheblich sein. „Die Unsicherheit darüber, welche dieser Maßnahmen umgesetzt werden, stellt eine Herausforderung für Unternehmen und politische Entscheidungsträger dar und unterstreicht die Notwendigkeit einer proaktiven Planung“, sagt Prof. Dr. Julian Hinz, Forschungsdirektor für Handelspolitik am IfW Kiel. Die wirtschaftlichen Folgen der Zölle für Mexiko und Kanada wären für Nordamerika gravierend „und könnten bedeutende Effekte auf Wachstum und Handelsbeziehungen haben.“
Nach seinem Einzug ins Weiße Haus hat US-Präsident Donald Trump zudem seine Zoll-Drohung gegen die Europäische Union erneuert. Die Europäer behandelten die USA „sehr, sehr schlecht“, kritisierte der Republikaner am Dienstag (Ortszeit) in Washington. „Also werden sie mit Zöllen belegt.“ Die angedrohten Aufschläge von zehn bis zu 20 Prozent auf Autos oder Agrarprodukte würden insbesondere die deutsche Wirtschaft hart treffen. (bohy)
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