Tausende Arbeitsplätze bedroht
Audi in der Krise: VW-Tochter plant angeblich milliardenschwere Personalkürzungen
Audi beabsichtigt laut Medienberichten massive Kosteneinsparungen – darunter auch im Personalbereich. Der Betriebsrat fordert hingegen langfristige Jobgarantien und droht mit Streiks.
Update vom 27. Februar 2025, 13.35 Uhr: Gegenüber IPPEN.MEDIA hat eine Sprecherin nochmals bestätigt, dass die Beschäftigungsgarantie bis 2029 Bestand habe und somit betriebsbedingte Kündigungen „solange ausgeschlossen“ seien. Dennoch spüre auch Audi den „Handlungsdruck in der Branche“ deutlich, wie Audi Verhandlungsführer Jochen Haberland erklärte. Dabei erhöhen unter anderem auch die Zollandrohungen der US-Regierung um Donald Trump die Unsicherheit bei der VW-Tochter.
In den Gesprächen mit den Arbeitnehmervertretungen gehe es aber nun darum, Audi für die Zukunft zu stärken und zukunftssicher aufzustellen: „Ohne Rasenmäher, sondern mit Maß und an den Inhalten ausgerichtet.“ Dazu zähle allerdings auch, den aktuellen Status Quo zu hinterfragen und auch „unbequeme“ Entscheidungen zu treffen. „Audi braucht einen Neustart. Daran führt kein Weg vorbei“, ergänzte Haberland. Zu den Spekulationen über eine künftige Fertigung eines neuen Verbrenner-Modells in Ingolstadt, wollte sich das Unternehmen hingegen nicht äußern – und bestätigte lediglich den aktuellen Stand der Produktion: Derzeit plane man die Fertigung flexibel, was konkret die Herstellung der elektrischen Modelle Audi Q6 e-tron und des Audi A6 e-tron sowie der Verbrenner-Autos Audi A3 und Audi Q2 bedeute.
Auch zum aktuellen Stand der Verhandlungen wollte sich das Unternehmen nicht äußern und verwies auf die Vertraulichkeit der Gespräche zwischen Vorstand und Betriebsrat.
Erstmeldung vom 27. Februar 2025, 10.55 Uhr: Ingolstadt – Die Gerüchteküche bei Audi brodelt weiter: Laut Medienberichten will der Autohersteller die Personalkosten pro Jahr um eine Milliarde Euro senken und dafür Stellen abbauen, Zusatzleistungen streichen sowie Dienstleistungen auslagern. Der harte Sparkurs des Vorstandes der kriselnden VW-Tochter um den Vorsitzenden Gernot Döllner soll laut Handelsblatt zudem eine Reduzierung der Materialkosten um acht Milliarden Euro bis 2030 umfassen.
Audi vor radikalem Sparkurs? VW-Tochter will Milliarden bei Personal und Material einsparen
Bereits seit November halten sich die Gerüchte um Entlassungen hartnäckig. Die Einsparmaßnahmen sind eine Reaktion auf schwache Absatzzahlen in wichtigen Märkten wie China, hohe Energiekosten, steigende Steuern sowie Lieferengpässe bei zentralen Bauteilen wie Motoren. Der Gewinn fiel im Jahr 2024 auf unter fünf Prozent, obwohl Audi bis Ende des Jahres eigentlich wieder auf zweistellige Margen kommen will. Intern wird eine Marge von 14 Prozent jedoch als unrealistisch eingeschätzt. 2024 lieferte der Konzern weltweit rund 1,7 Millionen Fahrzeuge aus – ein Rückgang von etwa zwölf Prozent im Vergleich zu 2023. Mit der strengen Spar-Offensive will Döllner Audi wieder effizienter aufstellen.
Im Hintergrund laufen längst die Verhandlungen mit dem Betriebsrat: Ob und in welchem Umfang Audi in Deutschland Stellen abbauen wird, ist noch unklar – und höchst umstritten. Laut Betriebsrat müssten die bestehenden Tarifverträge ohnehin eingehalten werden. Der Gesamtvorsitzende, Jörg Schlagbauer, hatte bereits die Verlängerung der Beschäftigungssicherung über das Jahr 2029 hinaus als Voraussetzung für eine Einigung auf den künftigen Sparkurs genannt. Die Gewerkschaft IG Metall nannte zuletzt keine konkreten Zahlen, sprach aber von einem großen Personalabbau, der wohl über die Zahl der 9.500 bisher in Deutschland gestrichenen Stellen hinausgehen soll.
IG Metall rechnet mit massivem Stellenabbau – Audi-Vorstand will Zahlen nicht kommentieren
Laut BR könnten rund 9.000 Arbeitsplätze in Deutschland betroffen sein, davon 5.000 in Ingolstadt. Der Konzern gab sich zuletzt zurückhaltend: „Wir bestätigen weder den in den Medien spekulierten Stellenabbau noch die genannten Zahlen“, hatte Audi gegenüber dem BR Ende Januar mitgeteilt.
Seit Längerem hält sich zudem das Gerücht, dass die VW-Tochter die Fertigung eines neuen Verbrenner-Modells in ihrem Hauptwerk in Ingolstadt plant. Eigentlich hatte sich Audi in der Vergangenheit einer strengen Elektromobilitäts-Strategie verschrieben. Ab 2030 sollen demnach keine Fahrzeuge mit Verbrenner-Motoren in Ingolstadt produziert werden. Döllner hatte 2024 noch erklärt, dass Audi sein letztes Verbrenner-Modell 2026 vorstellen werde, ehe 2033 der komplette Ausstieg angepeilt werde. Doch da die EU ihr für 2035 geplantes Verbot neuer Verbrenner-Modelle bis 2026 noch einmal überprüfen wolle, werde man flexibel reagieren, ergänzte Döllner in einer früheren Unternehmensmitteilung.
Mit dieser Flexibilität, so berichtet das Handelsblatt, wolle der Konzern nun mit einer Kurskorrektur auf die „Abflachung der Anlaufkurve bei der Elektromobilität“ reagieren. So wie es aussieht, mit radikalen Einsparungen.
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