Nach Pisa-Debakel
Pisa-Chef rechnet mit deutschen Lehrkräften ab: „Nicht im 21. Jahrhundert angekommen“
Nach dem Pisa-Debakel fordert Andreas Schleicher eine Neuausrichtung des Lehrerberufs. Seine Kritik an den Lehrkräften ist scharf.
Frankfurt – Die Pisa-Ergebnisse haben in Deutschland für eine tiefe Bestürzung gesorgt. Die Leistungen der deutschen Schülerinnen und Schüler in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften sind auf einem historischen Tiefpunkt. Wie sieht die Zukunft des deutschen Bildungssystems aus? Andreas Schleicher, der Leiter der Pisa-Studie, übt scharfe Kritik an den Lehrkräften.
Für den Bildungsdirektor der OECD ist das schlechte Abschneiden Deutschlands jedoch keine Überraschung. Er bezeichnete es in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung als „Trend, der sich seit Jahrzehnten abzeichnet“. Er sieht die Verantwortung vor allem bei den Lehrkräften: „Deutschland ist beim Lehrerberuf noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen. Zu viele Lehrer sehen sich in erster Linie als Befehlsempfänger, die im Klassenzimmer statisch einen Lehrplan abarbeiten müssen.“
| Platz | Land (Punkte) |
|---|---|
| 1. | Japan (536) |
| 2. | Korea (527) |
| 3. | Estland (510) |
| 4. | Schweiz (508) |
| 5. | Kanada (497) |
| ... | |
| 21. | Deutschland (475) |
Schleicher zeigt wenig Verständnis für Lehrer, „die nur darauf pochen, dass sie überlastet seien“. Er fährt fort: „Lehrkräfte können sich nicht einfach darauf zurückziehen, dass sie viel zu tun haben – und dass sie sich deshalb nicht gemeinsam mit Kollegen treffen könnten, um bessere Unterrichtskonzepte zu entwickeln.“ Der Pisa-Leiter kritisiert die Lehrkräfte stark: „Eine solche Haltung würde in keinem anderen Job akzeptiert werden.“
Schock nach Pisa-Ergebnissen: OECD-Bildungsdirektor fordert Veränderung
Es ist jedoch nicht ungewöhnlich, dass Lehrkräfte im Laufe ihrer Karriere oft „ausbrennen“. Laut den Oberberg-Kliniken leiden mehr als 30 Prozent aller im Bildungsbereich Beschäftigten unter psychischen Problemen. Bei der Entstehung von Burnout spielt die Selbstwahrnehmung eigener Ressourcen und Ansprüche eine entscheidende Rolle.
Neben dem Unterricht und der Interaktion mit den Schülern müssen Lehrkräfte auch Unterrichtsvorbereitungen treffen, Klausuren korrigieren und außerschulische Veranstaltungen organisieren. Referendare müssen zusätzlich ihre theoretische Ausbildung absolvieren. Wer als Berufseinsteiger eine Therapie wegen psychischer Probleme in Anspruch nimmt, muss möglicherweise lange auf eine angestrebte Verbeamtung warten. Alles Gründe, warum so viele Lehrer ihren Beruf aufgeben.
Im Interview mit der Stuttgarter Zeitung fordert Schleicher daher eine andere Organisation der Arbeitszeit von Lehrkräften und eine Entlastung von Verwaltungsaufgaben. „Schauen Sie nicht nach oben, sondern im Lehrerzimmer direkt zur Kollegin oder zum Kollegen neben sich. Lehrer können gemeinsam an Schulen viel zum Guten verändern. Dafür braucht es keinen Erlass aus dem Kultusministerium“, betont der Bildungsforscher.
Nach Pisa-Debakel: Schleicher rechnet mit deutschen Lehrkräften ab
Es gibt viele Gründe für das Pisa-Debakel. Daher sei es wichtig, die Gelder künftig anders zu verteilen. Insbesondere Grundschulen haben einen hohen Bedarf. Die Mittel sollten dort eingesetzt werden, „wo die Herausforderungen durch Schüler aus armen Familien und mit Migrationshintergrund besonders groß sind.“ Auch die Eltern sollten ihren Beitrag leisten. Der Bildungserfolg von Kindern ist noch immer „zu eng an die soziale Herkunft gekoppelt“, so Schleicher.
Die Elternräte in Niedersachsen kritisieren jedoch den mangelnden Willen der Bildungspolitiker. Es scheint das Motto „weiter machen wie bisher“ zu gelten, so die Kritik. „Das ist für Schüler und Eltern unerträglich, nicht nachvollziehbar und gesellschaftlich äußerst bedenklich.“. Der Verband der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens (VdEG) fordert daher mehr Engagement in der Bildungspolitik, wie die Förderung von Quereinsteigern im Lehramt und Bekenntnisse zum dreigliedrigen Schulsystem und Leistungsprinzip. Besonders für zugewanderte Lehrkräfte ist der Einstieg oft schwieriger.
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