„Hat richtig eingeschlagen“
1860 holt einen Djokovic-Bezwinger: Rosenheimer Kader für die Tennis-Bundesliga ist fast komplett
Nur noch wenige Woche und die gelbe Filzkugel fliegt wieder in der Tennis-Bundesliga. Nur knapp hat der TSV 1860 Rosenheim im vergangenen Jahr den kürzeren im Titelrennen gezogen und hat für dieses Jahr den Kader schon fast komplett.
Rosenheim – Vier Monate vor dem Saisonstart in der Tennis-Bundesliga haben die Verantwortlichen beim TC 1860 Rosenheim ihren Kader fast beisammen. Erneut werden Weltklasse-Spieler an der Pürstlingstraße aufschlagen – und vielleicht für den nächsten Sprung der Sechziger sorgen. Im Vorjahr fehlte nicht viel, um erstmals den deutschen Meistertitel zu erringen.
Am Ende belegten die Rosenheimer den vierten Rang in der Tabelle, punktgleich mit dem Vizemeister und nur einen Zähler hinter dem Meister TC Großhesselohe. Für die neue Saison verspricht Thomas Detterbeck, Vorstand Bundesliga bei den Sechzigern: „Unser Kader ist nicht schlechter.“ Und obwohl mit Blau-Weiß Neuss und dem Kölner THC Rot-Weiß starke Aufsteiger ins Oberhaus zurückgekehrt sind, machen die Rosenheimer keinen Hehl aus ihren Ambitionen: Klassenerhalt ja, aber es darf ruhig auch mehr sein. „Unter die ersten Vier“, erklärt Abteilungsleiter Dieter Dörfler die neue Zielsetzung, „was dann passiert, ist offen“.
„Hat richtig eingeschlagen“
Der Optimismus ist vor allem darin begründet, dass die Rosenheimer ihren erfolgreichen Stamm aus der Vorsaison halten konnten. Ganze elf Spieler aus dem 16er-Kader von 2024 stehen auch künftig wieder im Sechziger-Aufgebot. Dazu gehören unter anderem drei Franzosen: Alexandre Muller ist aktuell als 44. der Weltrangliste am besten positioniert. Im Vorjahr war er nicht im Einsatz, was die 1860-Bosse enttäuscht hatte. Es überwiegt aber die Erinnerung an die Auftritte 2023. „Wenn er für uns gespielt hat, dann war er richtig gut“, so Detterbeck. Auch Manuel Guinard (Nummer 66 der Doppel-Weltrangliste) und Ugo Blanchet (Nummer 161 der Welt) schlagen wieder für Rosenheim auf. Blanchet war 2024 neu hinzugekommen und „hat richtig eingeschlagen“, so Detterbeck.
Weiterhin mit an Bord sind der Portugiese Gastao Elias, der Georgier Nikoloz Basilashvili – ehemals Nummer 16 der Welt – sowie die beiden Brasilianer Thiago Monteiro (Nummer 105, Olympia-Teilnehmer in Paris) und Felipe Meligeni. Und dann gibt es da noch die absoluten Publikumslieblinge: Der Italiener Lorenzo Giustino „lebt 1860 Rosenheim“, wie es Dörfler beschreibt. „Es ist unfassbar, was der in der Bundesliga für Ergebnisse abliefert.“ Der Österreicher Sebastian Ofner ist quasi der Lokalmatador im Rosenheimer Team. „Er ist nach seiner Fersen-OP wieder im Kommen und braucht Spielpraxis. Wir hoffen, dass er öfter als im Vorjahr mitwirken kann“, so Dörfler. Mittlerweile steht Ofner auf Nummer 127 der Rangliste. Und da ist dann noch das tschechische Doppel Petr Nouza und Roman Jebavy, das auch heuer wieder an der Pürstlingstraße aufschlagen wird. „Das ist das beste Doppel der Liga“, ist sich Detterbeck sicher. Gerade die erlangte Doppelstärke war es, die den Sechzigern im Vorjahr den Höhenflug beschert hatte. „Wir haben es mittlerweile gecheckt, dass die Doppel sehr wichtig sind“, sagt Dörfler.
„Ich glaube, dass er für die Bundesliga richtig gut ist“
Das zeigt sich auch bei den Neuzugängen. Der Tscheche Jiri Vesely sei „ein richtig guter Doppelspieler“, meint Detterbeck. Im Einzel kann es der 31-Jährige, der teilweise in Niedersachsen aufgewachsen ist, aber auch: Immerhin war er schon Nummer 35 der Welt und hat eine 2:0-Bilanz gegen Weltstar Novak Djokovic. Der Tscheche Andrew Paulson hat bereits mit Petr Nouza Doppel gespielt und ist im Einzel sowie im Doppel einsetzbar. Der 23-Jährige stand im Vorjahr beim Absteiger TC Siebentisch Augsburg im Aufgebot und war maßgeblich am einzigen Saisonsieg der Fuggerstädter in Mannheim beteiligt, als er deren Spitzenspieler Pedro Martinez Portero bezwang. Auch der Italiener Stefano Napolitano kann kann auch im Doppel eingesetzt werden. Im Einzel ist der 29-Jährige durch eine Verletzung auf Rang 249 der Weltrangliste zurückgefallen, war aber im Vorjahr schon auf 121 platziert. Der vierte bereits feststehende Neuzugang ist der Russe Pavel Kotov. „Eine Naturgewalt“, urteilt Detterbeck über den 26-Jährigen, der momentan 102 der Welt ist, aber auch schon an Nummer 50 registriert war. „Ich glaube, dass er für die Bundesliga richtig gut ist“, so Dörfler.
Nicht mehr im Rosenheimer Aufgebot stehen der Franzose Artur Rinderknech und der Argentinier Francesco Comesana, die beide im Vorjahr nicht im Einsatz waren, der Ungar Mate Valkusz und der Argentinier Thiago Tirante. „Ihn wollten wir schon, aber den hat uns Großhesselohe weggeholt“, meinte Dörfler. Urgestein Lukas Jastraunig, der in der vergangenen Saison noch einige Einsätze hatte, wird künftig nur noch als Teamchef fungieren. Also haben die Sechziger noch eine Position im Kader offen. „Wir stehen in Verhandlungen“, erklärte Detterbeck, die Wechselfrist endet am 15. März.
Den großen Wunsch nach einem deutschen Spieler im Aufgebot hat sich indes noch nicht erfüllt. „Wir haben mit etlichen deutschen Spielern verhandelt“, verriet Detterbeck. Und Dörfler nennt sogar einen prominenten Namen. Denn beinahe wäre Philipp Kohlschreiber zu den Sechzigern gewechselt. „Wir haben lange überlegt, denn das war wirklich interessant“, sagt der Rosenheimer Abteilungsleiter über ein Engagement des 41-Jährigen. Warum es nicht klappte? „Wir sind auf dieser Position schon doppelt besetzt“, klärt Dörfler auf.

