Strafenkönig oder zuverlässiger Arbeiter?
Stürmer mit DEL-Erfahrung: Starbulls-Neuzugang lässt auch mal Fäuste sprechen
Von der NHL-Franchise Edmonton Oilers wurde der neue in den Reihen der Starbulls Rosenheim einst gedraftet, spielte unter anderem in Nordamerika und der DEL. Doch wird er der Strafenkönig oder ein zuverlässiger Arbeiter für die DEL2-Mannschaft?
Rosenheim – Der Name waberte als Gerücht schon länger durchs Eisstadion, nun haben die Starbulls Rosenheim auch offiziell bestätigt, was diverse Foren und Blogs schon vermeldet hatten: Mit Travis Ewanyk schließt sich ein erfahrener Mittelstürmer dem Eishockeyteam aus der zweithöchsten deutschen Spielklasse (DEL2) an. Der 31-jährige Deutsch-Kanadier spielte zuletzt in Ungarn.
Von den Edmonton Oilers gedraftet
Ewanyk hat bereits fünf Spielzeiten in Deutschland absolviert, drei davon in der höchsten Spielklasse für die Iserlohn Roosters (Saison 2021/22) und die Krefeld Pinguine (von 2018 bis 2020). Hinzu kamen Engagements bei den Eispiraten Crimmitschau (2020/21) und den Bayreuth Tigers (2022/23) in der DEL2. In der ersten Liga erzielte er vier Tore und hatte 13 Assists, in der DEL2 kam er auf 35 Treffer und 23 Vorlagen.
Ewanyk kam dabei mit durchaus guten Referenzen nach Deutschland. So wurde er im Jahr 2011 in der dritten Runde des NHL-Drafts an Position 74 von den Edmonton Oilers gedraftet. Zwei weitere Oilers-Picks in diesem Draft waren Ryan Nugent-Hopkins an Nummer eins und der Neu-Münchner Tobias Rieder an Position 114. Übrigens auch 2011 gedraftet: Ex-Starbull Zack Phillips an Rang 28 (von Minnesota). Der Sprung in die nordamerikanische Profiliga NHL ist Ewanyk nie gelungen, dennoch hat der 1,86 Meter große Center in der zweitklassigen American Hockey League (AHL) insgesamt 207 Spiele absolviert – unter anderem bei den Oklahoma City Barons mit C.J. Stretch, den er nun in Rosenheim wieder trifft.
"Er hat das Herz am rechten Fleck"
Dabei ist Ewanyk „vor allem über seine Härte ins Spiel gekommen“, wie die Starbulls in ihrer Pressemitteilung verlautbaren. In der Tat, denn in den 207 Partien brachte es der Mittelstürmer auf satte 353 Strafminuten. Den Vogel schoss er bei seiner Leihe zu den Texas Stars ab: Ein Spiel, 19 Strafminuten! Und auch in der East Coast Hockey League (ECHL), die von der Leistungsstärke unter der AHL angesiedelt ist, schlug Ewanyk zu: 192 Minuten in 146 Partien. In der DEL waren es 170 Minuten in 135 Begegnungen, in der DEL2 130 Minuten in 92 Matches. Da stellt sich die Frage, was Ewanyk auf dem Eis darstellt: Einen Raufbold oder einen Polizisten, der für sein Team und seine Mannschaftskollegen einsteht und auch mal die Drecksarbeit übernimmt? Starbulls-Coach Jari Pasanen plädiert für Letzteres, wenn er sagt: „Als Typ ist er super, mit dem Herz am rechten Fleck. Das sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass er auf dem Eis richtig tough sein kann. Da bringt er AHL-Erfahrung mit, die man lieber im eigenen Team haben will als beim Gegner.“
Pasanen freut sich auf Gesamtpaket
Und der Rosenheimer Trainer weiß auch über die anderen Qualitäten von Ewanyks Spiel: „Travis ist ein Typ Spieler, der deswegen wertvoll ist, weil er eine ganze Reihe von Dingen abseits von Punkten mitbringt, die eine Mannschaft braucht, um erfolgreich zu sein. Er ist nicht nur bullystark, sondern besitzt auch einen satten Schuss aus kurzer Distanz. Der Wert von Travis liegt definitiv in seinem Gesamtpaket und da freue ich mich riesig drauf, das heuer zu sehen.“
In der abgelaufenen Saison war der 31-Jährige für UTE in Budapest im Einsatz, absolvierte aber nur 16 Spiele – mit zehn Toren und vier Vorlagen und lediglich 16 Strafminuten! „Mit Rosenheim war ich in der Vergangenheit immer wieder in Kontakt. Leider hat es bis dato nicht geklappt. Umso schöner. dass es nun funktioniert hat“, verrät der Deutsch-Kanadier, dass die Starbulls schon länger Interesse an ihm hatten. Der Center, der 2011 für Kanadas U18 bei der Junioren-Weltmeisterschaft am Start war, freut sich auf sein Engagement an der Mangfall: „Vom Standort hört man nur Positives – insbesondere die Entwicklung der letzten Jahre. Ich freue mich, Teil dieser Organisation zu sein, und bin schon gespannt, das erste Mal vor voller Hütte zu spielen.“
Mit Ewanyk haben die Starbulls nach Stretch und Charlie Sarault den dritten fixen Mittelstürmer. Dazu gibt es weitere flexible Akteure, die auch als Center auflaufen können. Rechnet man die noch nicht offiziell verkündeten, aber als sicher geltenden Ville Järveläinen und Kevin Handschuh hinzu, dann haben die Rosenheimer bereits elf Stürmer fest eingeplant.

