Starbulls-Neuzugang im Exklusiv-Interview
Rosenheims neuer Verteidiger Denis Shevyrin verrät: „Auf diesen Spieler freue ich mich sehr“
Bei seinem Antrittsbesuch in Rosenheim traf die OVB-Sportredaktion Neuzugang Denis Shevyrin und nutzte die Gelegenheit für ein Gespräch mit dem Verteidiger. Der 28-jährige Deutsch-Russe erklärte auch, warum er möglicherweise nicht mit seiner Lieblingsnummer in Rosenheim spielen kann.
Herr Shevyrin, es gibt ja bereits einige Verbindungen zu Rosenheim. Mit dem Trainerteam Jari Pasanen/Jamie Bartman haben sie schon in jungen Jahren in Iserlohn zusammengearbeitet. Wie war die Zeit?
Denis Shevyrin: Ich war damals super froh und dankbar, dass ich mit 20 Jahren die Chance bekommen habe, obwohl es nur wenig Geld gab, in der DEL zu spielen. Ich kam ja aus Amerika und keiner hat mich vorher gesehen. Man wusste nicht – schafft er es oder schafft er es nicht. Da trotzdem einen Vertrag und die Chance zu bekommen sich zu beweisen war schon großartig.
Trotzdem verlief der Start für den jungen Denis Shevyrin nicht nach Wunsch.
Shevyrin: Im ersten Jahr habe ich viel trainiert, aber spielen durfte ich nicht. Gut war für mich, dass ich meine ersten Schritte in der Oberliga bei Herne und anschließend n der DEL2 bei Bietigheim machen konnte. Das hat mir schon geholfen. Ich blicke auf diese Zeit trotzdem gerne zurück. Das waren für mich Schritte, die für meine Entwicklung sehr, sehr wichtig waren.
Das heißt, Sie haben unter ihrem alten und jetzt wieder neuen Trainer Jari Pasanen anfangs nicht so oft gespielt. Keine guten Erinnerungen, oder?
Shevyrin: Wenn ich das negativ in Erinnerung hätte, dann wäre ich sicher nicht nach Rosenheim gekommen. Ich wusste ja, dass Jari und Jamie hier in Rosenheim Trainer sind. Es ist ja jetzt auch eine ganz andere Zeit und ich habe mich als Spieler und als Person weiterentwickelt. Natürlich wollte ich auch damals spielen und das hat für einen jungen Spieler immer einen bitteren Beigeschmack, wenn man dann nicht auf dem Eis steht, obwohl man alles dafür getan hat. Aber ich habe damals schon gesagt, dass das beide Trainer nicht nur fachlich, sondern auch menschlich sehr gut sind. Sie wissen wie man eine Mannschaft führt und wie man ein Team zusammenstellt.
Das gelang Pasanen und Bartman auch in Rosenheim. In diesem Team steht auch ein Spieler, mit dem Sie schon in anderen Mannschaften zusammengespielt haben.
Shevyrin: (lacht). Das stimmt. Das ist Lukas Laub, der mittlerweile ein sehr guter Freund ist. Mit ihm spiele ich jetzt dann tatsächlich im dritten Team miteinander. Ich habe an unsere gemeinsame Zeit sehr positive Erinnerungen und ich war auch schon öfter bei ihm, wenn ich hier auf der Durchreise war. Wir haben auch schon mehrmals ein Sommer-Camp in Österreich zusammen gemacht.
Lukas Laub schwärmt auch von der ersten gemeinsamen Station in Amerika bei den Minnesota Magicans. Warum?
Shevyrin: Wir waren damals in Amerika ein Trio. Im ersten Jahr war ich noch alleine und 2014/2015 kamen Luki und Marc Michaelis mit dazu. Das war echt eine super witzige Zeit. Wir waren jung, 19 Jahre alt, und haben das Leben und das Eishockey in Amerika genossen. Das war eine tolle Erfahrung und das konnte man eben mit den anderen beiden teilen und man hat sich da nicht allein gefühlt. Und in Kassel das war etwas anderes, man ist älter, es sind andere Erwartungen da und wir sind als Spieler gewachsen. Luki ist einfach ein super netter Typ und ich freue mich natürlich riesig, dass ich hier in Rosenheim wieder mit ihm zusammen spielen darf.
Sie kennen auch andere Starbulls-Spieler wie zum Beispiel Maxi Vollmayer.
Shevyrin: Das stimmt, ich habe mit Maxi in verschiedenen U-Nationalmannschaften gespielt.
Und da war auch ein gewisser Leon Draisaitl im Team.
Shevyrin: Richtig, der war auch unser Jahrgang.
Hat man damals schon gewusst, dass er ein so außergewöhnlicher Spieler wird.
Shevyrin: Er hat es definitiv gewusst und das hat vielleicht auch dazu geführt, dass er es letztendlich so weit geschafft hat. Da spielt auch das Mentale eine große Rolle und er hatte von klein auf dieses Selbstbewusstsein und das klare Ziel. Da ist dann auch die Wahrscheinlichkeit höher, dass man es schafft, wobei natürlich viele Faktoren eine Rolle spielen.
Bei den European Youth Olympic Winter Festival 2011/12 waren in der U17-Nationalmannschaft noch mehr aktuelle Nationalspieler mit dabei. Warum haben Sie und Maxi das nicht geschafft?
Stimme aus dem Hintergrund von Maxi Vollmayer: „Nicht antworten, die Frage wird gestrichen.“Shevyrin: Ich beschreibe es mal so: Wir hatten möglicherweise auch das Potenzial, aber manchmal verhindern bestimmte Umstände einen anderen Karriereverlauf.
In einem anderen Interview sagten sie: „Ich mag es, die Scheibe an meinem Schläger zu haben und offensive Parts als Verteidiger zu übernehmen. Das ist das Spiel, das ich spielen möchte“ Weiß das auch Trainer Jari Pasanen?
Shevyrin: Ich denke mal, dass er das schon weiß und er auch verfolgt hat, wie ich mich in den letzten Jahren entwickelt habe. Es sind natürlich zwischen der Zeit in Iserlohn und jetzt ein paar Jahre vergangen. Ich hatte in den letzten vier Jahren eine Führungsposition in Kassel und habe gezeigt, dass ich das durchaus auch spielen kann, wobei ich mich nicht als klassischen Offensivverteidiger sehe. Ich denke, dass ich Qualitäten nach vorne habe, aber es ist nicht so, dass ich unbedingt ein Tor schießen oder Punkte generieren muss. Wichtig ist nur, dass die Mannschaft erfolgreich spielt.
Sie haben in Kassel nicht nur einmal im Sturm ausgeholfen. Woher kommt die Vorliebe für die Offensive?
Shevyrin: Ich habe natürlich auch in der Jugend längere Zeit Mittelstürmer gespielt und habe auch schon bei Jari sehr viel im Sturm ausgeholfen.
Sie sind ein Topathlet? Wie bereiten Sie sich auf die Saison vor?
Shevyrin: Ich bereite mich wie alle anderen vor, aber Eishockey ist natürlich schon ein spezifischer Sport. Am besten trainierst du Eishockey natürlich auf dem Eis. Die Basis für körperliche Fitness wird schon im Nachwuchs gelegt und wenn man da nicht gut trainiert, kann man das später kaum noch aufholen. Der Sommer ist für mich ideal, um kleine Verletzungen und kleinere Sachen, die man aus der abgelaufenen Saison mitgenommen hat, auszukurieren. Und man kann eben auch auf gewisse Schwächen in der Dysbalance der Muskulatur reagieren und versuchen, an den kleinen Schrauben zu drehen.
An großen Schrauben will man in Rosenheim drehen. Was hat Ihnen bei den Gesprächen mit den Starbulls besonders imponiert?
Shevyrin: Die Tatsache, dass sehr viel Potenzial vorhanden ist und die Erwartungen auch als Aufsteiger so sind, dass man nicht einfach nur mitspielen will. Die Starbulls-Verantwortlichen bauen eine vernünftige Mannschaft auf und wollen auch in jedem Spiel um den Sieg mitspielen. Das hat mir sehr imponiert und wurde letztendlich durch die Kaderplanung auch bestätigt. Außerdem ist Rosenheim ein sehr schönes Pflaster, um Eishockey zu spielen. Der zweite wichtige Punkt ist natürlich die außergewöhnliche Stimmung im Rosenheimer Stadion und bei den Fans. Darüber habe ich auch mit Lukas Laub gesprochen, der mir eben auch erzählt hat, dass das hier in Rosenheim ein brutaler Hype ist und alles dafür gemacht wird, um diesen Standort wieder so wie er mal gewesen ist aufzubauen.
Was dürfen sich die Rosenheimer Fans von Ihnen erwarten?
Shevyrin: Ich stehe als Mensch auf alle Fälle für Loyalität und Ehrlichkeit und eishockeytechnisch bringe ich auch die entsprechende Härte mit und werde alles dafür tun, dass die Mannschaft erfolgreich ist – darum geht es letztendlich. Ich bin offen und ehrlich und mit mir kann man reden und das erwarte ich natürlich auch von meinem Gegenüber. Ich möchte nicht, dass irgendwer hinter meinem Rücken etwas erzählt. Wenn es ein Problem gibt, dann kann man mich einfach ansprechen.
Ein Problem könnte sein, dass Ihre Nummer nicht frei ist. Sie spielen normalerweise mit der Nummer 15. Hat das einen besonderen Grund?
Shevyrin: Die Nummer 15 war die erste Nummer, die ich bekommen habe, als ich damals in Russland zu spielen angefangen habe. Da wurden Trikots verteilt und ich wurde, wieso auch immer, zum Kapitän bestimmt. Die Buchstaben waren aufgestickt und das K war eben auf der Nummer 15. Seitdem habe ich die Nummer, wenn es möglich ist die 15 frei war. Hier in Rosenheim muss ich allerdings erst einmal schauen, weil die 15 möglicherweise nicht mehr vergeben wird. Die hat früher der dreifache Rosenheimer Meisterspieler Wacki Kretschmer gehabt. Sollte das so sein, dann respektiere ich das natürlich, denn es gibt im Eishockey ungeschriebene Gesetze und an denen muss auch festgehalten werden.
Das ist Denis Shevyrin
Denis Shevyrin (1,84 Meter/93 Kilogramm) wurde am 29. März 1995 in St. Petersburg (Russland) geboren und kam in jungen Jahren nach Deutschland. Er wurde im Krefelder Nachwuchs ausgebildet, spielte danach zwei Jahre in Minnesota in der NAHL und wechselte anschließend nach Iserlohn. Zuletzt verteidigte er vier Jahre in der DEL2 bei den Kassel Huskies wo er auch zwei Jahre Kapitän des Teams war. Er absolvierte 128 DEL- und 263 DEL2-Spiele
