Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

OVB-Exklusiv-Interview

DEL2-Chef Rene Rudorisch in Rosenheim: „Wir freuen uns auf die Starbulls“

Vorfreude auf die neue Spielzeit: Karl Aicher, Frank Kottmann und René Rudorisch (von links) sind Teil des DEL2-Aufsichtsrats.
+
Vorfreude auf die neue Spielzeit: Karl Aicher, Frank Kottmann und René Rudorisch (von links) sind Teil des DEL2-Aufsichtsrats.

Der Aufsichtsrat der Deutschen Eishockey-Liga 2 (DEL2) hat in Rosenheim getagt. Dies lag nicht am Aufstieg der Starbulls in die DEL2, sondern an einem früheren Rosenheimer Vorstand, der Mitglied des Aufsichtsrats ist. OVB-Redakteur Thomas Neumaier hat mit der DEL2-Führung gesprochen.

Rosenheim – „Wir wechseln immer zwischen den Heimatorten der Teilnehmer, und diesmal war ich mit Rosenheim dran“, verriet Karl Aicher, der von der Gründung im Jahr 2000 mehr als ein Jahrzehnt im Vorstand der Starbulls war und schon damals einen Aufstieg in die zweithöchste deutsche Spielklasse erlebt hat. Die OVB-Sportredaktion hat sich am Rande der Tagung mit DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch, dem Aufsichtsratsvorsitzenden Frank Kottmann, zugleich Geschäftsführer in Ravensburg, und Karl Aicher unterhalten.

Wie haben Sie die Rückkehr von Rosenheim in die DEL2 vernommen?

Rudorisch: Wir freuen uns auf Rosenheim, das nicht nur in den letzten Jahren in der Oberliga, sondern schon auch davor in der DEL2 bewiesen hat, dass es hier eine große Tradition gibt. Die Euphorie speziell in den Endspielen der Oberliga war sensationell und hat uns auch erreicht. Es ist ein toller Eishockey-Standort, der in die DEL2 passt.

Herr Aicher, wie groß ist die Genugtuung, dass die Starbulls da wieder mitmischen?

Aicher: Ich habe mich wahnsinnig gefreut. Wir haben alle vor uns platzierten Teams rausgekegelt, beide Meister geschlagen. Und wenn man das schafft, dann ist man verdient aufgestiegen.

„Das zeigt die Qualität der Oberliga“

Sie sind im Aufsichtsrat der DEL2, obgleich Ihr Verein seit Jahren nicht mehr dabei war. Wie kam es dazu?

Aicher: Bei der Gründung der DEL2 waren Willi Graue, Richard Diebald und ich mit federführend. Dann sind wir zwar als Vorstand ausgeschieden, ich war aber weiterhin der Steuerberater der Eishockeyspielbetriebsgesellschaft (ESBG), die den Betrieb der DEL2 leitet. Und nachdem Dr. Peter Merten zum DEB-Präsident aufgestiegen ist, hat mir Rene Rudorisch das Amt angeboten. Das war für mich schon eine Ehre und ich habe mich riesig gefreut, als ich gewählt wurde.

Das deutsche Eishockey hat gerade mit WM-Silber auf sich aufmerksam gemacht, es war eine spannende DEL2-Saison, ein Traditionsstandort kehrt zurück, prominente Spieler wie Ehrhoff und Hördler ebenso – ist die DEL2 der große Schrei?

Kottmann: Absolut, gerade wegen der Ausgeglichenheit. Vor allem, wenn man sieht, wie sich die DEL2 in den letzten Jahren entwickelt hat – von der Qualität ist das hervorragend. Das sieht man übrigens auch an den Aufsteigern: Wenn man sieht, was Frankfurt in der DEL für eine Rolle gespielt hat, auch Bietigheim hat in der ersten Saison gut mitgehalten. Ich glaube, dass wir da einen guten Job gemacht haben, um die Liga weiter zu entwickeln. Dass vor allem aber die Vereine einen guten Job gemacht haben. Gerade jetzt bei den Lizenzierungen fällt auf, dass die Vereine wirtschaftlich immer stabiler werden. Es gibt immer weniger, bei denen wir am Ende noch nachhaken müssen.

Auch in der Nach-Corona-Zeit?

Kottmann: Auch jetzt. Die Vereine haben alle ihre Hausaufgaben gemacht. Man muss sicher noch abwarten, was aus dem ganzen Thema mit Rückzahlungen der Corona-Hilfen wird, aber das betrifft ja nicht nur die DEL2, sondern den gesamten Sport. Aber die Liga wird super spannend werden. Der Letzte steigt gleich ab, und da kann es bei der Ausgeglichenheit auch einen größeren Verein erwischen.

Zumal sich die Aufsteiger der letzten Jahre in der Liga gehalten haben. Bayreuth, Landshut, Selb oder Regensburg – alle sind noch da!

Kottmann: Auch das zeigt die Qualität, die man mittlerweile in der Oberliga hat. Wenn man sich die Kader von vielen Oberliga-Vereinen ansieht: Die können ja heute schon DEL2 spielen.

Vergangene Saison war es ja von außen gesehen ein Wettrüsten um den Oberliga-Titel. Wie haben Sie das aus DEL2-Sicht beobachtet?

Kottmann: Für uns ist das negativ, weil das die Preise für die Spieler hochtreibt. Plötzlich bieten da auch noch Oberligisten mit! Am Ende war es sehr spannend. Viele hatten wohl Weiden oder Hannover vorne gesehen, aber in Rosenheim hat man einen hervorragenden Job gemacht. Es wird auch kommende Saison unglaublich spannend. Ob es gesund für die Oberliga ist, wenn es vorne ein Wettrüsten gibt und die anderen Vereine dann chancenlos sind, ist wieder eine andere Sache.

Rudorisch: Es ist schon so, dass wir da auch kritisch darauf blicken. Wenn es finanziell machbar ist, dann ist das fein, keine Frage. Auch wir sind daran interessiert, dass der Unterbau unterhalb der DEL2 wirtschaftlich stabil ist. Aber das muss auch für die Zukunft nachgewiesen werden. Es gibt ja schon erste Tendenzen, dass sich die Oberliga verändern wird. Insofern sind wir schon ein bisschen besorgt, da wir die Oberliga nicht wegbrechen lassen wollen. Wir brauchen sie, auch mit dieser Zahl der Vereine.

Befürchten Sie aufgrund des Direktabstiegs ab Dezember/Januar ein Wettrüsten im DEL2-Tabellenkeller?

Rudorisch: Das wird schon Auswirkungen haben, denn keiner will absteigen. Fakt ist: Direktes Wettrüsten und ein komplettes wirtschaftliches Übernehmen ist immer möglich, aber wir haben ein gewisses Controlling über die Lizenzierung von zusätzlichen Spielern, ob der Club überhaupt das Kapital für deren Gehaltszahlungen hat. Insofern haben unsere Clubs gelernt, dass sie das reine Wettrüsten auf Teufel komm raus nicht machen werden.

Kottmann: Es ja auch die Frage, welche Spieler ich dann auch auf dem Markt habe. Und ich glaube, dass letztlich die Mannschaften gewinnen, die die besten „Teams“ auf dem Eis haben – das hat man in Rosenheim, in Ravensburg oder auch in Nauheim gesehen. Wenn ich noch einmal fünf Spieler einkaufe, wenn es nicht so läuft, funktioniert das nicht immer. Wichtig ist, ein geschlossenes Team auf dem Eis zu haben. In Ravensburg hatten wir in der vergangenen Saison auch einen Trainerwechsel. Wir hatten einen sehr guten Trainer, der das Team hervorragend zusammengestellt und damit auch einen großen Anteil an der Meisterschaft hat. Das Problem war: Er hat das Team auf dem Eis nicht formen können. Unser neuer Coach hat sie dann auch auf dem Eis zu einem Team zusammengebaut und ist damit Meister geworden.

Vereine sind vernünftig

Herr Aicher, Sie haben die Anfangsjahre der DEL2 mitbekommen und sind jetzt auch mittendrin. Wie haben sich die Anforderungen für die Lizenz verändert?

Aicher: Streng und genau waren sie vorher schon, aber es wird viel mehr plausibilisiert. Das ist jetzt hochprofessionell. Früher hätte ich bei diesen Anforderungen schon mehr schwitzen müssen.

Wie groß ist die Vernunft der Vereine, vor allem bezüglich der gestiegenen Energiekosten?

Aicher: Ich glaube schon, dass die Vereine vernünftig sind. Es gibt ja die Mietverträge mit den Städten und Gemeinden, und da stehen die Zahlen ja auch drin.

Rudorisch: Das ist bei den Clubs im Wesentlichen schon eingepreist. Wir stellen aber immer wieder fest, dass es schon noch Ansätze gibt, dass man erst einmal die Ausgaben für die Mannschaft nimmt und später die Einnahmesituation gestaltet. Das merken wir dann schon in der Plausibilisierung und müssen mit den Clubs sprechen. In erster Linie geht es darum, vernünftig mit den Einnahmen zu planen, dann die Standardkosten zu kalkulieren – und dann erst steht das Budget für die Mannschaft. Das machen viele Clubs schon sehr gut, aber noch nicht alle.

Aicher: Der Sinn der ganzen Sache ist, dass die 14 oder heuer 15 Vereine überleben und dass sie bis zum 30. April 2024 am Spielbetrieb teilnehmen. Wir wollen da keinen rausprüfen, aber es gibt ja 13 oder 14 andere Clubs, die ja auch davon betroffen sind, wenn einer vorzeitig ausscheidet.

Wie schwer ist es, einen Etat mit den Unwägbarkeiten zu kalkulieren?

Kottmann: Wenn ein Club das professionell macht, dann weiß er im Mai, was auf ihn in der kommenden Saison zukommt. Bei uns in Ravensburg verlängern wir die Sponsorenverträge im Januar und Februar, aber definitiv nicht erst im Juli. Das kann man schon ganz gut planen. Die Zuschauer waren nach Corona ein Riesenthema, die anfängliche Zurückhaltung hat sich aber gottseidank zum Ende der Saison wieder gelöst. Eintrittspreise sind auch schwieriger zu kalkulieren, weil sich die Leute immer mehr überlegen, ob sie sich das noch regelmäßig leisten können. Wir haben sehr früh mit dem Dauerkartenverkauf begonnen, um eine gewisse Planungssicherheit zu haben. Ich kann nur jedem Club empfehlen, keine Dummheiten zu machen.

60 Spieltage sind eine große Herausforderung

Wie sind denn die Rahmendaten?

Rudorisch: Wir werten gerade die Lizenzprüfung aus. Zielstellung ist, dass wir da spätestens Anfang Juli durch sind und die Clubs dann auch bestätigen können. Bis Mitte Juli soll dann der Spielplan final erstellt werden, womit dann die Grundlage für den Saisonstart am 15. September gegeben ist.

Stehen für die kommende Saison Neuerungen an?

Rudorisch: Die Konzentration gilt dem vollen Spielplan. 60 Spieltage sind eine große Herausforderung für die Clubs. Darüberhinaus brauchen wir aktuell keine großen Neuerungen, wir wollen nach Corona das stabilisieren, was wir haben.

Aicher: Das größte Problem sind die vielen Dienstagsspiele. Aber bei 15 Vereinen geht es nicht anders.

Wie schluckt man diese als Verein?

Kottmann: Wenn man mit den Spielern spricht, dann gibt es welche, die Dienstagsspiele hassen, und welche, die sie lieben, weil sie lieber spielen als trainieren. Wenn man Pech hat, kommt eine Reisemüdigkeit dazu. Aber es ist halt so. Die Kader sind groß genug, vor allem, wenn man vernünftige Vereinbarungen mit anderen Vereinen bezüglich Förderlizenzen hat.

Wenn man auf die Landkarte blickt, dann ist die Liga sehr süd-lastig.

Rudorisch: Sie wird es zumindest wieder. Eine Zeit lang war es ganz gut verteilt, da hatten wir drei Sachsen, drei Hessen, vier Teams aus Baden-Württemberg. Durch Auf- und Abstieg verändert sich das Bild. Wir sind da auch nicht traurig darüber, weil wir wissen, dass im Süden Eishockey gelebt wird. Auf der anderen Seite wäre es auch schön, wenn wir uns zukünftig auch wieder mehr in Richtung Norden ausbreiten könnten. Allerdings entscheidet das der Sport und ist kein Wunschkonzert für uns!

„Das wollten wir erreichen“

Wie sehr spüren Sie erhöhte Aufmerksamkeit durch den wieder eingeführten Aufstieg in die DEL?

Rudorisch: Die ist größer geworden und es wäre nicht auszudenken gewesen, wenn wir ein Finale zwischen Kassel und Krefeld gehabt hätten. Da hätten sich die Medien noch mehr draufgestürzt. Das ist genau das, was wir mit der Verzahnung erreichen wollten: Zum einen, dass die Clubs die Vision haben und sich weiterentwickeln können, um hochzugehen, zum anderen, dass wir uns als Liga im Fahrwasser der ersten Liga professionalisieren und Aufmerksamkeit bekommen. Diesmal hat es zwar keinen Aufsteiger gegeben, aber der Mechanismus hat dennoch funktioniert: Es hat ja einen Absteiger gegeben. Wir müssen aber schon noch miteinander in den Austausch gehen, ob es nicht doch im Sinne des Eishockeysports machbar ist, die Prämissen für einen Aufsteiger zu verändern. Die Wirtschaftlichkeit muss vorne dran stehen, keine Frage. Auch die sportliche Qualifikation muss gegeben sein. Ob das Thema Stadiongröße noch das bestimmende Mittel für die Zukunft sein kann, ist aber eine Frage. Ich sag es mal plakativ: Die DEL hatte in der vergangenen Saison acht Clubs, die weniger als 4500 Zuschauer im Schnitt hatten. Im Gegenzug verlangt man von möglichen Aufsteigern aus der DEL2, dass das Stadion aber mindestens 4500 Zuschauer fasst. Das kann man aus unserer Sicht schon noch modifizieren und sich am eigenen unteren Bereich der DEL orientieren, denn auch diese Clubs spielen mit deutlich unter 4500 Zuschauern im Schnitt wirtschaftlich erfolgreich DEL-Eishockey.

Dann wäre die DEL ja auch was für Ravensburg!

Kottmann: Auf jeden Fall. Wir sind ja vor vier Jahren auch Meister geworden. Damals bin ich unten gestanden mit dem Pokal und habe gesagt: „Wäre schön, wenn wir jetzt aufsteigen könnten, aber wir können halt nicht.“ Dieses Mal haben wir dagestanden und gesagt: „Wir könnten jetzt eigentlich aufsteigen, aber unserem Stadion fehlen 1000 Plätze.“ Das muss man den Fans und Sponsoren erst einmal erklären. Man muss definitiv weiter über diese Regularie reden, das ist ja auch im Sinne der DEL.

Rudorisch: Kein Club steigt gerne ab. Aber ein Abstieg bietet den Vereinen wieder eine gewisse Chance, den Standort zu beruhigen, die Fans wieder zu motivieren und die Stellung des Eishockeys in der Region zu beleben, um dann wieder einen Angriff nach oben zu starten. Wenn wir das lernen, dass das ein machbares Szenario ist, dann wird es auch für die DEL einfacher, gewisse Modifikationen stattfinden zu lassen. Wir werden weiter unseren Anteil dazu beitragen, die Liga weiter zu entwickeln und die Vereine anzuschieben, wirtschaftlich stabil zu sein und sportlich die Qualität weiter zu steigern – wobei da in den letzten Jahren am meisten passiert ist.

Was bedeutet die Rückkehr von Koryphäen wie Christian Ehrhoff und Frank Hördler für die DEL2?

Rudorisch: Beide sind absolute Aushängeschilder des deutschen Eishockeys. Sie in der DEL2 zu haben, ist für die Liga, die Clubs und die Fans ein Zugewinn. Man muss schauen, wie es sportlich läuft. Die Qualität ist da, auch wenn Christian vier Jahre nicht mehr aktiv war. Gerade Krefeld hat letztes Jahr mit vielen DEL-Spielern gemerkt: Die DEL2 spielt man nicht mit Fingerschnipsen.

Kottmann: Was gegenüber der Zeit vor sieben, acht Jahren noch dazukommt: Auch die Trainer sind deutlich stärker geworden. Das ist schon ein extrem hohes Niveau mit der Videoanalyse und dem taktischen Reagieren während des Spiels, wirklich hochprofessionell.

Worauf freuen Sie sich in der kommenden Saison?

Kottmann: Ich freue mich, wenn es wieder losgeht. Es ist schade, dass zwischen dem Gewinn einer WM-Silbermedaille und dem Saisonstart eine so große Sommerpause ist. Da könnte man noch mehr Euphorie mitnehmen. Als Ravensburg freue ich mich, dass man als Meister wo hinfährt und jeder uns schlagen will.

Rudorisch: Ich bin gespannt, wie gut die Clubs den Modus umsetzen. Ich finde es interessant, dass wir zwei Absteiger ausspielen müssen. Das wird eine gewisse Anforderung an die Standorte mit sich bringen. Es wird spannend zu sehen, wie die Clubs damit umgehen. Und ich freue mich auf die Besuche in Rosenheim.

Aicher: Ich freue mich für die Fans in Rosenheim, dass sie wieder DEL2-Eishockey und damit auch andere Mannschaften sehen. Die Freude in den Playoff-Spielen war schon etwas ganz Besonderes.

Kommentare