Kritiker des Besseren belehrt
„Glaube war immer da“: Siegsdorfer Relegations-Wunder in Bad Endorf – dank Furch-Doppelpack
Der Fußball schreibt die verrücktesten Geschichten, das ist definitiv eine davon: Der TSV Siegsdorf hat den Klassenerhalt in der Bezirksliga geschafft! Fabian Furch war der Held, der seine Mannschaft zum Sieg gegen Bad Endorf schoss.
Bad Endorf – Geht das schon in Richtung Fußball-Wunder? Als Tabellenvorletzter der Bezirksliga Ost hat sich der TSV Siegsdorf in die Relegation gegen den Abstieg geschleppt, dort die erste Runde gegen Attaching im Elfmeterschießen überstanden und dann mit einem 2:0-Erfolg in Bad Endorf die 1:2-Hinspielniederlage gedreht. „Die sind alle über sich hinausgewachsen“, schwärmt Trainer Willi Aigner. Seinen Doppel-Torschützen lobt und tadelt der Retter.
Relegation: Fabian Furch schießt Siegsdorf zum Klassenerhalt
Gemeint ist Angreifer Fabian Furch. Der erzielte nach einer knappen Viertelstunde mit einem wuchtigen Schuss von außerhalb des Strafraums die Führung. „In der Saison hat er eigentlich zu wenig aus seinen Möglichkeiten gemacht“, stellte Aigner fest. Darauf angesprochen, ob der einstige Klassestürmer Aigner seine Finger angesichts der Treffsicherheit drin hatte, meinte der Coach lachend: „Vielleicht hat er was gelernt von mir.“ Furch selbst hatte die Kritik schon vernommen: „Mir ist zuletzt oft gesagt worden, dass ich nicht immer den letzten Pass spielen, sondern öfters mal abziehen soll. Das habe ich mir gleich zu Herzen genommen und dann hat‘s auch gleich hingehauen!“
Den endgültigen „Spieler-des-Spiels“-Status setzte sich Furch dann fünf Minuten nach Wiederbeginn auf, als er nach einem weiten Diagonalball von Felix Schrobenhauser frei vor dem Endorfer Gehäuse auftauchte und das 2:0 markierte. „Der ,Schrobo‘ spielt mir einen super Ball rein und ich muss nur noch den Fuß hinheben“, meinte Furch. War es denn wirklich so einfach? „Der Ball kommt daher, der Torwart kommt raus – irgendwie vorbeilegen, und dann is er scho drin!“
Siegsdorf bleibt in der Bezirksliga – Bad Endorf muss zurück in die Kreisliga




Grizelj: „Siegsdorf hat verdient gewonnen“
Damit war das Hinspiel gedreht und Siegsdorf im Vorteil. Zu diesem Zeitpunkt völlig verdient, weil Bad Endorf keinen Fuß auf den Boden brachte. Das Defensivverhalten bei den Gegentoren grauenhaft, das Mittelfeld immer einen Schritt zu spät und der Angriff dadurch völlig in der Luft – kein Wunder, dass man einem Rückstand hinterherlaufen musste! „Irgendwie war der Stecker gezogen“, rätselte Trainer Nenad Grizelj, der sportlich-fair anerkannte: „Siegsdorf hat in der Summe der beiden Spiele verdient gewonnen.“
Der große Unterschied im Rückspiel: Die Gäste hatten sehr oft die zweiten Bälle. „Die Crux war: Wir konnten vorne die langen Bälle nicht unterbinden und die zweiten Bälle sind immer an den Gegner gegangen“, wusste Grizelj. So konnte man natürlich auch keine gefährlichen Aktionen nach vorne aufbauen, während Schrobenhauser & Co. das Geschehen weitgehend im Griff hatten. Den Endorfern fehlte Anel Salibasic an allen Ecken und Enden – er ist eigentlich der Mann, der in den Räumen die zweiten Bälle verwertet.
Fabian König hält den Sieg fest
Natürlich gab es noch Gelegenheiten, um zumindest eine Verlängerung zu ergattern. Die beste hatte Jakob Trebesius, der seinen Kopfball aber genau in die Arme von Torwart Fabian König platzierte. Der Siegsdorfer Schlussmann war ein weiterer Erfolgsgarant, überzeugte vor allem in der langen Nachspielzeit dadurch, dass er sämtliche Hereingaben sicher hatte und Endorfer Hoffnungen erst gar nicht aufkommen ließ. Er konnte sich natürlich auf seine Vorderleute verlassen. „Wir haben alles reingeworfen“, meinte Furch, „das repräsentiert Siegsdorf schon seit einigen Jahren, dass wir alles raushauen“. Das hat auch die große mitgereiste Fangemeinde, sodass am Ende ein grünes Freudenmeer auf dem Rasen feierte.
Und war es nun ein Fußball-Wunder? Für Willi Aigner nicht: „Aufgrund unserer guten Leistung in der ersten Halbzeit im Hinspiel war der Glaube immer da.“ Und außerdem: „Da bin ich schon lange genug im Geschäft. Ich weiß, wie diese Spiele laufen können.“ Sprach der Retter.
TSV Bad Endorf: Pappenberger, Riepertinger, Knauer, Labermaier (67. Alexander Brandl), Sebastian Brandl (74. Lorik Vokrri), Saburovic, Heinl, Kaiser, Trebesius (90. + 5 Pull), Ganserer (82. Ressel), Ass (55. Akdag).
TSV Siegsdorf: König, Josef Wittmann (38. Schlesak), Schrobenhauser (88. Kohlmaier), Maximilian Huber, Glassl, Maaßen, Mayer, Tobias Huber (83. Wendlinger), Grill, Furch (90. + 6 Hunglinger), Galanek (72. Paul Wittmann).
Schiedsrichter: Kempf (FC Bayern München).
Zuschauer: 332.
Tore: 0:1 Furch (14.), 0:2 Furch (50.).


