„Noch ist nichts entschieden“
2400 Fans feiern Erlbach in der Regionalliga-Relegation – doch das „2:0“ soll in Hankofen folgen
Trotz bitterem 0:1 im Hinspiel der Regionalliga-Relegation zeigte der SV Erlbach vor Rekordkulisse, das mehr drin ist, wenn man doch nur das Schießpulver nicht in der Kabine vergessen hätte. In Hankofen soll nun der große Traum von der höchsten deutschen Amateurklasse Wirklichkeit werden.
von Rudi Mayer
Erlbach – Am Freitagabend (23. Mai) stand im Rahmen der Relegationsrunde zum Aufstieg in die Regionalliga Bayern die Begegnung SV Erlbach gegen die SpVgg Hankofen-Hailing in der heimischen Holzbau Grübl Arena an. 2430 (!) angereiste Zuschauer pulverisierten den erst vor zwei Wochen gegen den FC Pipinsried aufgestellten Zuschauerrekord von 1700 Menschen in galaktische Dimensionen, wie sie dieses Stadion noch nie erlebt hat. Alles, aber auch wirklich alles bis ins kleinste Detail war perfekt durchorganisiert, wie auch beinschuss.de im Vorfeld berichtet hatte! Diese Leistung, erbracht von einer Hundertschaft von Planern, Ordnern, bis hin zum Parkplatzeinweiser, kann man gar nicht hoch genug loben und anerkennen – Leute, das war Spitze!
Pünktlich um 19 Uhr pfiff Schiedsrichter Maximilian Ziegler diese hochbrisante Partie an! Die ganz in schwarz gekleideten Gäste aus Hankofen wurden nach einer relativ kurzen, gegenseitigen Abtastphase von den Erlbachern gehörig unter Druck gesetzt. Die ganz in Rot gekleidete Heimmannschaft versteckte sich keinesfalls hinter dem klassenhöheren Team aus der niederbayrischen Gemeinde, sondern attackierte von vornherein die dicht gestaffelte Abwehr der Gäste. Schon da war abzusehen – hier liegt was in der Luft.
Erlbach: 2400 Fans feiern Regionalliga-Relegation gegen Hankofen
Aber wie so oft im Fußball, geht Fortuna manchmal nicht nachvollziehbare Wege – und genau das mussten die vielen Fans auch an diesem Abend wieder schmerzlich erfahren, als in der 18. Spielminute durch einen katastrophalen Abwehrfehler Gästestürmer Andreas Wagner mit einem gekonnten Heber über Torwart Andreas Steer zum 1:0 einnetzte und damit die Vorzeichen des Spiels zu Ungunsten der Heimmannschaft veränderte. Bis zum bitteren Ende dieser Partie gab der SV Erlbach nie auf, erkämpfte sich Ball für Ball im Mittelfeld, stürmte eins ums andere Mal gegen das Tor von Hankofen, aber immer wieder fehlte das Glück, fehlte Fortuna und auch das Schießpulver, das hatte man anscheinend in der Kabine liegen gelassen. Endstand 0:1!
Sichtlich angefressen war auch Erlbachs Sportchef Ralf Peiss, dem wir folgende Worte entlocken konnten: „Wennst du dir keine Torchancen erarbeitest, gehst du meistens als Verlierer vom Platz. Hankofen hat das richtig gut gemacht, die haben sich 70 Minuten hinten reingestellt und verteidigt.“ Natürlich wollten wir wissen, mit welcher Zuversicht der SV Erlbach nach Hankofen reisen wird: „Das wird genauso schwer wie heute. Hankofen muss nicht, wir müssen kommen, man darf gespannt sein, wie das Rennen ausgeht. Aufgeben kommt für uns nie und nimmer in Frage!“
Auch Torwarttrainer Welder de Souza Lima, der sich in 90 Minuten Spielzeit an der Seitenauslinie genauso verausgabt hat, wie seine Spieler auf dem Rasen hatte folgende Meinung: „In beiden Halbzeiten waren wir besser, das konnte auch jeder sehen, dementsprechend zuversichtlich fahren wir auch zum Rückspiel nach Hankofen. Bei dem Gegentreffer haben wir viel Pech gehabt, als zwei unserer Spieler ausgerutscht waren, deshalb sage ich ganz klar, noch ist nichts entschieden. Wir werden nochmal richtig gut trainieren und fahren anschließend für den Regionalliga-Aufstieg nach Niederbayern“. Dein Tipp? „2:0 für Erlbach!“
Erlbach träumt dennoch von der Regionalliga Bayern
Auch unsere inzwischen liebgewonnene Fotografenkollegin Gabi Osterkamp gab uns zu diesem Spiel ein knallhartes Statement: „Also für mich war Erlbach die klar bessere Mannschaft, dass der Steer Andreas ausgerechnet beim Rauslaufen ausrutschen muss, mei, des kann jedem passieren. Es war ein sehr schnelles Spiel, ein sehr kampfbetontes und man hat doch schon zweifelsfrei erkennen können, dass den Hankofer nach hinten raus die Luft ausgegangen ist.“ Wir wollten noch ganz schnell wissen, woher sie ihre enormen Fußball-Kenntnisse hat: „Ja, das ist richtig, meine drei Brüder haben auch Fußball gespielt und mein Papa war Schiedsrichter“.
Volles Haus, bittere Pleite: Erlbach verliert Relegations-Hinspiel gegen Hankofen




Gästetrainer Tobias Beck meinte nach dem Spiel: „Zuerst einmal einen Riesenrespekt an die Erlbacher sowas auf die Beine zu stellen. Wenn man Relegation spielt, dann ist der Kopf nie ganz frei, es herrscht immer Druck. Es war nicht geplant über 90 Minuten hier zu verteidigen, aber so ist es nunmal, der Fußball ist ergebnisorientiert und das heutige erste Ergebnis spricht für uns“! Heimtrainer Lukas Lechner: „Ich muss meiner Mannschaft ein ganz großes Lob aussprechen! Nach einem Rückstand gegen einen Regionalligisten nochmal so aufzustehen, Paroli zu bieten und das Spiel zu dominieren, ich glaube, das ist aller Ehren wert. Wir haben ein TOP-Spiel abgeliefert, wir haben gegen einen starken Gegner gezeigt, was in uns steckt und so fahren wir mit einem guten Gefühl zum Rückspiel nach Hankofen!“
Auch von einem anwesenden Polizeibeamten wollten wir gerne ein Statement zum Spiel haben: „Da sag’ ich besser nichts dazu, ich bin Sechziger-Fan und wenn ich jetzt was sage, red’ ich mich um Kopf und Kragen!“ Last but not least: Wir haben heute eine sehr starke Vorstellung des SV Erlbach sehen dürfen, die an Kampfgeist, Einsatz und Kraft einem höherklassigen Verein mehr als nur ebenbürtig war. Wenn sich die Mannschaft wieder darauf besinnt, dass man Tore nur erzielen kann, wenn man auf das Tor auch schießt, sind wir aus tiefster Überzeugung heraus der Meinung, dass die Fahrt zum Rückspiel in Hankofen von Erfolg gekrönt werden kann! Jungs, Kopf hoch, ihr schafft das! (rm)