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Mit Sex-Appeal zum Heimspiel?

Diese Videos gehen durch die Decke: Wie Amateur-Clubs aus der Region mit provokanten Clips werben

Videos von Amateurclubs.
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Videos von Amateurclubs aus der Region.

Mit Humor, Augenzwinkern – und knapp bekleideten Frauen – bewerben immer mehr Amateur-Clubs ihre Heimspiele auf Instagram. Die Reels sorgen für Klicks, Lacher und volle Plätze. Doch es regt sich auch Kritik: Sind die Clips nur spaßige Satire – oder bedienen sie längst überholte Rollenklischees?

Landkreise - Erst kommt die Frau, dann das Fußballspiel: In vielen Instagram-Reels, mit denen Amateurvereine aktuell ihre Heimspiele bewerben, folgt diese Dramaturgie einer klaren Choreografie. Eine knapp bekleidete Frau – meist sogar prominent – tritt ins Bild, macht eindeutige Andeutungen, versprüht Sex-Appeal und bringt damit die Männerwelt aus dem Gleichgewicht. Schnitt. Der Fokus liegt plötzlich auf dem nächsten Spiel der 1. Herren-Fußballmannschaft. Die Message: Fußball ist geiler als alles andere.

Kreative Werbung für den Amateurfußball

Clubs wie der SV Haiming, TuS Bad Aibling oder der SV Höslwang aus unserer Region greifen diese virale Video-Idee inzwischen ebenso auf wie Vereine aus ganz Deutschland. Die Clips sind professionell gemacht, kreativ, witzig – und auf den ersten Blick einfach unterhaltsam. Kommentatoren feiern den Humor, den Mut zur Selbstdarstellung und das Spiel mit den Erwartungen: „Endlich mal wieder was anderes als ein liebloses Heimspiel-Plakat!“ Viele Zuschauer feiern die Clips für ihren Witz, die Selbstironie und das augenzwinkernde Spiel mit Macho-Klischees. „Endlich mal kreative Werbung für den Amateurfußball“, kommentieren Nutzer.

Es gibt auch Kritik: Sexistisch, Frauenfeindlich

Doch so viel Aufmerksamkeit ruft auch Kritiker auf den Plan. Der Vorwurf: Die Videos seien sexistisch – weil Frauen darin häufig auf ihre optische Wirkung reduziert würden. Sie tauchen meist nur in der „Einleitung“ auf, als Lustobjekt oder flirty Ablenkung, und verschwinden, sobald die Männer auf dem Rasen übernehmen.

Brisant ebenfalls: Die gezeigten Frauen wirken zwar wie Teil des Clips – doch in Wahrheit stammen die Aufnahmen aus völlig anderen Videos, oft aus dem Netz zusammengeschnitten. Die Frauen spielen also nicht freiwillig mit, sondern werden ohne Kontext in einen neuen, oft sexualisierten Rahmen gesetzt.

Wichtig dabei ist vor allem die Frage nach der Intention. Denn klar ist: Die meisten Videos sind mit einem dicken Augenzwinkern produziert. Die überzeichneten Rollenbilder, die klischeehafte Männlichkeit, die betont dramatischen Schnitte – all das soll provozieren und parodieren, nicht ernst genommen werden.

Spieler nehmen sich selbst auf die Schippe

Denn auch die Spieler, die in den Videos mitwirken, nehmen sich selbst keineswegs zu ernst. Ob mit Sonnenbrille in der Eistonne, blanker Bierplautze, übertriebenem Macho-Gehabe oder dramatischen Blicken in die Kamera – die Kicker spielen mit den Klischees und karikieren sich dabei selbst. Es ist genau diese Selbstironie, die viele Zuschauer an den Clips so feiern – und die den Unterschied zwischen plumpem Marketing und charmantem Lokalkult ausmacht.

Trotzdem bleibt ein gewisses Unbehagen. Denn Satire erkennt man – aber eben nur, wenn man sie erkennt. Und so verschwimmt die Grenze zwischen Ironie und echter Stereotypisierung schnell, besonders auf Plattformen, die auf schnelle Reize setzen.

Am Ende bleibt festzuhalten: Die Clips sind ein Spiegel unserer Zeit. Sie zeigen, wie sich Amateurfußball medial inszeniert, wie Vereine um Aufmerksamkeit ringen – und wo die Grenzen des guten Geschmacks verlaufen können. Wer damit umgehen kann, darf schmunzeln. Wer hinterfragt, darf das genauso. Hauptsache, alle kommen am Wochenende ins Stadion. (mz)

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