Zwischen Elfmeter und Notarzt
Nach A-Klassen-Spielabbrüchen in Vogtareuth und Surberg: So urteilt das Sportgericht
Zwei Partien in der Region sorgen für Aufsehen: Die Spiele von SV Surberg gegen DJK Traunstein und SV Vogtareuth gegen SV Prutting wurden abgebrochen. Nun hat das Sportgericht im Kreis Inn/Salzach entschieden – und die Urteile könnten unterschiedlicher kaum sein.
Vogtareuth/Surberg – Im Amateurfußball im Kreis Inn/Salzach sorgt das Kreissportgericht mit zwei Urteilen für Gesprächsstoff. Gleich zwei Partien mussten zuletzt abgebrochen werden – doch die Entscheidungen könnten unterschiedlicher kaum ausfallen. Während der SV Surberg das abgebrochene Derby gegen die DJK Traunstein am grünen Tisch zugesprochen bekam, muss der SV Vogtareuth sein Spiel gegen den SV Prutting wiederholen.
Die A-Klasse-6-Begegnung zwischen Surberg und Traunstein stand in der 92. Minute auf Messers Schneide. 1:1, und die Hausherren bekamen kurz vor Abpfiff einen Elfmeter zugesprochen. Doch dann eskalierte die Situation. Der Schiedsrichter, der nach eigener Aussage bereits zuvor das Gefühl hatte, die Gäste seien mit seinen Entscheidungen unzufrieden, berichtete, dass der DJK-Trainer seine Mannschaft vom Platz holte. Damit sei der Abbruch von ihm nur noch formell ausgesprochen worden.
Vogtareuth/Surberg: So urteilt das Sportgericht nach den Spielabbrüchen
Die DJK sieht das anders. Laut Darstellung des Vereins habe der Referee selbst voreilig und ohne weitere Rücksprache die Partie beendet. Wie auch immer die Details waren, über die beinschuss.de ausführlich berichtete – die Sportrichter entschieden klar: Surberg erhält die Punkte, das Ergebnis wurde mit 2:0 gewertet. Für Traunstein ein herber Schlag, nicht nur sportlich, sondern auch im Hinblick auf das Image.
Anders bewertete das Gericht den Fall aus der A-Klasse 2. Dort führte Vogtareuth 3:0 gegen Prutting, als sich der Kapitän der Gastgeber schwer am Arm verletzte. Sanitäter und Notarzt mussten auf den Platz, der Schiedsrichter brach das Spiel daraufhin ab. Das Kuriose: Beide Mannschaften erklärten sich bereit, nach der Versorgung weiterzuspielen. Doch der Unparteiische beendete die Partie. Laut Urteil war das nicht gerechtfertigt. Eine Verletzung allein rechtfertige keinen Abbruch, solange das Spiel regulär hätte fortgesetzt werden können. Konsequenz: Die Partie wird wiederholt. Am 22. Oktober in Prutting sollen die Karten neu gemischt werden – diesmal hoffentlich ohne medizinische Zwischenfälle.
Fußball-Spielabbruch: Sportgericht sorgt für Klarheit in den A-Klassen
Die beiden Entscheidungen zeigen, wie unterschiedlich die Maßstäbe im Amateurfußball ausgelegt werden können. Während im einen Fall das Verhalten eines Trainers als Grund für eine klare Wertung herhalten musste, war es im anderen Fall der übervorsichtige Schiedsrichter, dessen Entscheidung revidiert wurde.
Für die Spieler, Fans und Verantwortlichen bedeutet das: Nach Abpfiff ist nicht immer alles entschieden. Besonders in unteren Ligen, wo Emotionen hochkochen und die Rahmenbedingungen nicht so professionell sind wie in den oberen Spielklassen, bleibt das Sportgericht oft letzte Instanz. Für Surberg ein Sieg ohne Jubel, für Traunstein ein bitteres Nachspiel. Für Vogtareuth und Prutting immerhin die Chance, es sportlich auf dem Rasen zu regeln. Eines wird deutlich: Auch im Amateurfußball können Entscheidungen der Sportrichter große Wellen schlagen – manchmal sogar mehr als die Spiele selbst. (mck/ah)
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