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„Wir haben sofort den Notarzt angerufen“

Mitten im Inntal-Derby vom Schicksal erwischt: Wie ein Horror-Unfall zwei Kindheitsfreunde traf

Bereits in der Hinrunde im September kam es in der Begegnung zwischen den beiden Vereinen zu einem Sanka-Einsatz.
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Bereits in der Hinrunde im September kam es in einer Begegnung zwischen den beiden Vereinen zu einem Sanka-Einsatz.

Ein Zweikampf, ein unglücklicher Moment – und plötzlich wird aus einem Fußballspiel ein Schock-Erlebnis. Im Inntal-Derby zwischen ASV Flintsbach und SV Nußdorf kam es am Dienstag (8. April) zu einer mehr als schweren Verletzung. Der tragische Unfall trifft vor allem zwei Freunde, die einst Seite an Seite spielten.

Flintsbach am Inn – Es hätte ein ganz normales Nachholspiel werden sollen. Ein Kampf um Punkte, Ehre und Prestige im Inntal-Derby der B-Klasse 2. Doch am Dienstagabend (8. April) verwandelte sich die Partie zwischen dem ASV Flintsbach II und dem SV Nußdorf II in einen Albtraum, den Spieler und Zuschauer wohl so schnell nicht vergessen werden. Rund 50 Zuschauer hatten sich in der SAV Arena in Flintsbach am Inn eingefunden, als um 19.33 Uhr angepfiffen wurde. Beide Mannschaften schenkten sich wenig, neutralisierten sich über weite Strecken.

Torchancen blieben Mangelware. Bis zur 36. Minute. Dann kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall, der die Partie und alle sportlichen Aspekte in den Schatten stellte. Flintsbachs Außenverteidiger Lorenz Huber war im gegnerischen Strafraum, als Nußdorfs Torwart Matthias Staber aus seinem Kasten stürmte. Ein Laufduell, ein Pressschlag – und dann der Schock. Huber blieb liegen und rührte sich nicht mehr. Sofort war klar: Hier ist etwas Schlimmes passiert. Spieler beider Mannschaften eilten herbei, einige auf dem Platz wandten sich entsetzt ab, andere griffen zum Handy.

Horror-Verletzung im Inntal-Derby zwischen Flintsbach und Nußdorf

Christian Paul, Kapitän der Flintsbacher Reserve, schildert den dramatischen Moment: „Als der Nußdorfer Torwart außerhalb des Strafraums einen Ball klären wollte, ist er mit seinem vollen Körpergewicht auf dem Bein von unserem Außenverteidiger Lorenz Huber gelandet. Alle haben sofort gemerkt, dass dieser Unfall ernster war und wir haben sofort den Notarzt angerufen. Es war einfach extrem unglücklich und das Derby und Spiel waren ab dem Punkt zweitrangig.“ Die Ersthelfer agierten besonnen – der Rettungsdienst war schnell zur Stelle. Die Diagnose, die wenig später bekannt wurde, ist bitter: Schien- und Wadenbeinbruch, dazu ein Riss aller drei Sprunggelenkbänder. Bereits in der Hinrunde kam es im September zwischen den beiden Vereinen – allerdings im Duell der 1. Mannschaften – zu einem Sanka-Einsatz.

Eine Verletzung, die ihn für lange Zeit ans Krankenbett fesseln wird – und vielleicht die sportliche Zukunft verändert. Trotz aller Schmerzen zeigt der Flintsbacher eine bemerkenswerte Größe. Einen Tag nach dem Unfall – am Mittwoch (9. April) – meldete sich der 22-jährige Huber aus dem Krankenhaus: „So weit geht’s gut, ich kann selbstständig mit Krücken ein paar Meter laufen, morgen werd’ ich operiert (Anm.d.Red. Lorenz Huber wurde am Donnerstag (10. April) inzwischen erfolgreich operiert) und es wird mit ein paar Schrauben wieder alles gerade gerichtet. Mit dem Torwart hab ich in der Jugend schon zusammen gespielt, mir kennen uns recht gut, es ist von beiden Seiten blöd gelaufen. Ich bin der Meinung, er ist auch noch weggerutscht und ist dann unglücklich in mich reingefallen. Da kann niemand was dafür und ich hoffe, er macht sich keine argen Vorwürfe.“

Trotz Horror-Verletzung: Reaktion des Flintsbachers überrascht alle

Sätze, die unter die Haut gehen. Kein Groll, kein Schuldvorwurf – nur Verständnis für eine unglückliche Szene, die niemand so wollte. Fairness, Größe und sportlicher Respekt – genau das, was den Amateurfußball ausmacht. Auch wenn das Spiel danach weiterlief, konnte niemand zur Normalität zurückkehren. Das Derby wurde zur Nebensache. Am Ende trennten sich die Teams mit 1:1. Fabian Mader traf für Flintsbach (59.), Mhamed Kazngui glich für Nußdorf aus (66.). Doch selbst diese Tore gerieten zur Randnotiz eines Abends, der von Schock, Sorge und Anteilnahme geprägt war. In der Kabine des ASV Flintsbach war es nach Abpfiff um 21.18 Uhr ungewöhnlich still.

Der Blick ging weniger zur Tabelle, sondern in Richtung Krankenhaus. Auch aus dem Lager der Gäste gab es Genesungswünsche. Die Rivalität wich der Solidarität – ein stilles, aber deutliches Zeichen. Der 27-jährige Kapitän Paul bringt es auf den Punkt: „Ich denke, ich spreche für alle Flintsbacher und Nußdorfer, wenn wir Lorenz eine rasche und vollständige Genesung wünschen.“ Wie lange Huber ausfallen wird, ist offen. Sicher ist: Sein Weg zurück auf den Platz wird lang. Doch sein Mut, seine Haltung und die Unterstützung seines Teams sind gute Voraussetzungen, diesen Weg erfolgreich zu gehen. Im Inntal wird man sich an dieses Derby erinnern. Nicht wegen der Punkte – sondern wegen eines Spielers, der unglaubliche Größe zeigt. Und wegen eines Sports, der im Schmerz wieder einmal bewiesen hat, wie menschlich er sein kann. (mck)

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