„Wenn wir so weiter machen, wird das nichts“
ESV Freilassing lässt SB Chiemgau Traunstein nach Landesliga-Auftaktderby „verärgert“ zurück
Traumtor, Treffer gegen den Ex – und Verspätung auf der A8? Das Auftaktderby in der Fußball-Landesliga Südost zwischen SB Chiemgau Traunstein und ESV Freilassing hatte einiges zu bieten.
Traunstein – Viele dachten sich vielleicht, dass nach der Fußball-EM 2024 die Begeisterung um das runde Leder wieder nachlassen würde. Doch ein Blick nach Traunstein am Freitagabend (19. Juli) belehrte die Zweifler eines Besseren. Rund 1300 Menschen strömten in den Jakob-Schaumeier-Sportpark. Und diese kamen zum Auftakt der neuen Saison in der Landesliga Südost beim Derby zwischen der SB Chiemgau Traunstein und ESV Freilassing voll auf ihre Kosten.
Der Aufsteiger aus Freilassing fand in den ersten 45 Minuten überhaupt nicht ins Spiel. Sie verloren fast jeden Zweikampf und waren immer einen Schritt zu spät, wie auch Coach Albert Deiter nach Spielende gegenüber beinschuss.de ehrlich zugab: „Unser Spielplan ist einfach nicht aufgegangen. Es war ein klares Plus auf Traunsteiner Seite. Das Positive war dann, dass es nur 0:1 gestanden ist. Ich denke aber nicht, dass es am Respekt gelegen hat. Man kennt sich und weiß, was auf einen zukommt. Respekt hat man, aber nicht so, dass es uns in irgendeiner Weise gehemmt hat.“
Fußball-Landesliga: ESV Freilassing lässt SB Chiemgau Traunstein „verärgert“ zurück
Nach einer halben Stunde war es ausgerechnet Kurt Weixler, der gegen seinen Ex-Klub die Führung für den Sportbund Chiemgau Traunstein herbeiführte. Nach genialer Vorarbeit von Maxi Hosp blieb der 23-jährige Stürmer im Eins-gegen-Eins mit Torwart Matej Markovic eiskalt. Entsprechend glücklich war der Rechtsfuß nach seinem ersten Treffer im ersten Saisonspiel: „Ich habe es mir schon über Wochen vorgenommen, dass ich einfach als Erster anschreiben will, wenn wir schon den Auftakt in Traunstein haben. Natürlich war es für mich sehr schön.“
Er sollte aber nicht der einzige auf dem Feld bleiben, der sich einen Treffer im Eröffnungsspiel vorgenommen hatte, aber dazu später mehr. Des einen Freud, des anderen Leid, wie es so schön heißt. Denn: Auf der Gegenseite war es Trainer Robert Gierzinger, der nach dem Schlusspfiff noch mit der Chancenverwertung seiner Schützlinge haderte. „Es hat lange so ausgeschaut, dass wir wenig zugelassen haben. Deswegen tut es auch richtig weh, weil wir uns nicht belohnt haben und die Chancen aufs 2:0 nicht gemacht haben. Das ist leider Fußball“, so der 37-Jährige.
„Wenn wir so weiter machen, wird das nichts“
In der Kabine scheint dann Deiter wiederum die richtigen Worte gefunden zu haben: „Wir haben gesagt: Wenn wir so weitermachen, dann wird das nichts. Wir müssen nochmal die Ärmel hochkrempeln und nochmal Gas geben. Entsprechend haben wir ein bisschen umgestellt und waren dann zum Schluss raus dem Gegner auch überlegen.“ 20 Minuten nach Wiederanpfiff fruchtete das, was sich der Liganeuling beim Pausentee vorgenommen hatte – und wie.
Immer mehr hatten sich die Traunsteiner nämlich in die eigene Hälfte zurückgezogen, weil die Freilassinger mutiger und befreiter aufspielten. „Dann kommt auch die Unsicherheit rein. Auf einmal fällst du tiefer, was unnötig ist. Auf die Vorbereitung schieben wir es aber nicht. Bis auf das letzte Testspiel war, die eigentlich ganz gut gewesen. Wir sind natürlich verärgert. Wir spielen daheim und daheim ist das einfach zu wenig. Das müssen wir uns heute selber ankreiden lassen“, stellt Gierzinger klar.
SB Chiemgau Traunstein gegen ESV Freilassing




Schließlich gab sich Tim Bageritz einen Ruck und hämmerte das Spielgerät aus 18 Metern in den linken Winkel – unhaltbar für Goalie Morit Hutt. „Natürlich malt man sich das aus, im ersten Spiel vielleicht zu treffen und der Mannschaft zu helfen. Ich hatte nicht viele Aktionen in dem Spiel und wusste, eine Aktion kann es sein. Dann stand ich gut und habe einfach nur aufs Tor geschossen. Dass er dann so in den Knick geht, ist natürlich wunderbar. Auch zu dem Zeitpunkt sehr wichtig gewesen für uns. Freue mich auch über meinen ersten Treffer in der Landesliga“, so der 23-jährige Linksfuß.
Unterschiedliche Saisonziele – Verspätung auf der A8?
Die Saisonziele beider Teams, die sich am Ende des Tages mit einem leistungsgerechten 1:1 trennten, sind tatsächlich unterschiedlicher denn je. Deiter und seine Jungs aus der Eisenbahner-Stadt möchten so schnell wie möglich die nötigen Punkte sammeln, um auch nächstes Jahr wieder Landesliga zu planen, dem sich Traumtorschütze Bageritz ohne Wenn und Aber anschloss. Gierzinger und seine Schützlinge aus dem Chiemgau wollen stattdesen so weit wie möglich vorne sein – sogar weiter vorne als in der vergangenen Spielzeit (Anm.d.Red. 5. Platz). Etwas deutlicher formulierte Rechtsfuß Weixler das Saisonziel für den Sportbund: „Aufstieg brauchen wir nicht reden.“
Dann gäbe es im Grunde nur noch eine Sache zu klären. Wieso begann das Spiel mit einer 20-minütigen Verspätung? Im BFV-Liveticker stand zu Beginn, dass das Spiel später starten werde, weil der Schiri noch auf der Autobahn A8 verweile. Soweit so gut denkt man sich, allerdings meinte Referee Xaver Fabisch (SV Seehausen) gegenüber beinschuss.de, dass er mit seinem Team bereits um 18 Uhr vor Ort war und sogar „noch einen Kaffee geschlürft“ habe. Viel mehr war die Eröffnungszeremonie „schuld“, die im Beisein von Spielleiterin Simone Petzke (Surheim), Traunsteins Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer und Landrat Siegfried Walch über die Bühne ging. Hier wurden die Vereine der Landesliga Südost vorgestellt und einige der Vereinsvertreter hatten sich wohl verspätet. (mck)