„Balsam für die Seele“
Traumtor, Zeitstrafe, Rot: Abstiegsfight Bad Aibling gegen Brannenburg eskaliert in 14 Minuten
Abstiegskracher in der Fußball-Kreisliga 1, mit allem drin: Innerhalb von nur 14 Minuten flogen am Freitagabend (25. April) bei TuS Bad Aibling und TSV Brannenburg Traumtor, Zeitstrafe und Rot – am Ende durfte eine Seite endlich wieder jubeln.
von Benedict Schweiger
Bad Aibling – Abstiegskampf pur – das versprach die Begegnung am Freitagabend (25. April) zwischen dem TuS Bad Aibling und dem Tabellenletzten TSV Brannenburg. Für beide Mannschaften ging es wenige Spieltage vor Saisonende um alles. Während die Aiblinger zuletzt vier Spiele in Folge verloren hatten, konnten auch die Gäste aus Brannenburg nur einen einzigen Sieg in diesem Zeitraum einfahren. Ein echtes Kellerduell also – mit richtungsweisender Bedeutung.
Der Aiblinger Top-Torjäger Mark Arnold schilderte im Gespräch mit beinschuss.de die Spielvorbereitung: „Wir sind wie an jedes Spiel rangegangen. Wir hatten in der Vergangenheit schon einige Sechs-Punkte-Spiele, die wir leider verloren haben. Uns war klar, dass das eines der letzten Sechs-Punkte-Spiele ist – und besonders wichtig. Wir wollten im Heimspiel zeigen, was wir auf dem Kasten haben. Heute war es umso knackiger. Wir müssen irgendwann unten anschreiben, sonst wird’s schwierig. Und wir haben von Anfang an gemerkt: Heute ist ein Flow drin.“
Bad Aibling: Kreisliga-Abstiegsfight gegen Brannenburg eskaliert
Und der besagte Flow war sofort zu spüren: Direkt nach dem Anpfiff übernahmen die Kleeblätter die Kontrolle. Das Rezept: Hohe Steilpässe auf die schnellen Außenspieler. In der 14. Minute führte genau dieses Mittel zum Erfolg: Kapitän Michael Hartl schickte Constantin Brüns mit einem weiten Ball steil. Im Eins-gegen-Eins gegen Lucas Wolf hatte Brüns den Tempovorteil, doch Wolf rutschte im Strafraum unglücklich aus, fiel und berührte den Ball mit der Hand. Schiedsrichter Karl Scheitzeneder zeigte ohne Zögern auf den Punkt. Fabian Troffer trat an und verwandelte sicher unten rechts – das frühe 1:0 für die Hausherren.
Doch die Aiblinger wollten mehr. Immer wieder erspielten sie sich beste Möglichkeiten, ließen diese jedoch ungenutzt. Von Brannenburg kam in der ersten Halbzeit zu wenig, um wirklich für Gefahr zu sorgen. Auch in Hälfte zwei erwischte Bad Aibling den besseren Start. Eine große Gelegenheit in der 54. Minute ließ Brannenburg nochmals hoffen – doch die aufkommende Druckphase wurde von den Aiblingern eiskalt gekontert: Ein Befreiungsschlag wurde zur perfekten Vorlage für Mark Arnold. Der 23-Jährige setzte sich im Zweikampf durch und hämmerte den Ball unhaltbar unter die Latte – 2:0. Der Jubel war riesig, die Erleichterung spürbar bei den Grün-Weißen, die nach einer Schock-Diagnose in der Hinrunde ihren Publikumsliebling verloren.
„In der Lage, in der wir uns befinden, schwebt immer mehr Druck mit, als wenn man jetzt oben oder im Mittelfeld ist“, so Arnold. „Da fällt natürlich immer ein gewisser Frust ab. Wenn es dann so wuchtig passiert, ist es umso geiler – dann kommen ein, zwei Prozent mehr Emotionen hoch.“ Die Schlussphase wurde turbulent: In der 74. Minute musste Brannenburgs Maurizio Klapan, der bereits Gelb gesehen hatte, für ein Foulspiel zehn Minuten vom Platz. Nur vier Minuten später nutzte Bad Aibling die Überzahl eiskalt aus. Der gerade erst eingewechselte Stefan Feicht verlor als letzter Mann den Ball an Luis Zollner, der auf 3:0 stellte. Die Gäste brachen in der Folge völlig ein. Kaum war Klapan zurück auf dem Platz, sah er nach einem unnötigen Foulspiel die Gelb-Rote Karte.
Aiblings Arnold glänzt mit Doppelpack – Brannenburg will sich nicht aufgeben
Nach dem Spiel zeigte sich der 32-Jährige des Feldes verwiesene selbstkritisch, aber kämpferisch: „Schade! Wir haben gekämpft, sind gut gestanden und dann die Buden vorne nicht gemacht. Und dann in der ersten Halbzeit das Tor durch einen blöden Handelfmeter bekommen. Wir mussten uns wachrütteln und haben gekämpft. Dann wieder Buden nicht gemacht und das zweite Gegentor kassiert. Natürlich auch blöd von mir, dass ich Gelb bekommen habe und dann zehn Minuten rausmusste. Einfach nicht überlegt. Dann die Gelb-Rote. Aber Glückwunsch an die Heimmannschaft.“
Trotz allem bleibt er optimistisch: „Jetzt wird es ein Kampf. Wir werden nicht aufgeben. Aber es ist schon bitter. Im Vergleich zur Hinrunde haben wir uns verbessert und sind stärker geworden. Wir sind positiv. Der Klassenerhalt oder die Relegation sind das Ziel. Wir werden alles dafür tun und das Beste daraus machen.“ Das letzte Wort hatte erneut der Mann des Abends: Mark Arnold. Nach seiner Rückeinwechslung nahm er sich in der Schlussminute ein Herz und schweißte den Ball aus gut 20 Metern unter die Latte. In der Instagram-Story von TuS Bad Aibling wurde er passenderweise „Kreuzeckmark“ genannt. 4:0 – der Endstand in einem echten Abstiegskracher, der die über 125 Zuschauer bei regnerischen Verhältnissen nicht enttäuschte.
Der Doppeltorschütze Arnold blickte nach der Partie bereits auf die kommenden Wochen: „Der Sieg war ultra wichtig. Wir hatten phasenweise in den letzten Spielen schon gute Ansätze. Wir konnten die Leistung aus dem Training aber nie auf dem Platz abrufen und uns belohnen. Da tut das heute so gut – Balsam für die Seele. Dass wir auch mal wieder wissen: Wir können es noch. Wir können punkten. Da müssen wir jetzt ansetzen und weitermachen.“ Persönliche Ambitionen hat Arnold, der inzwischen mit 15 Treffern sich als Verfolger hinter Sportbund Rosenheims Fikret Jahic (20 Tore) und Emmerings Simon Wimmer (16 Tore) positioniert hat, dabei klar hinten angestellt, wie schon im Interview zu Beginn der Saison: „Im Grunde sind die persönlichen Ziele genauso wie die der Mannschaft. Es geht einfach nur darum, die Klasse zu halten – und am Ende über dem Strich zu stehen. Alles andere ist zweitrangig.“ (sb)