Um Ihnen ein besseres Nutzererlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Durch Nutzung unserer Dienste stimmen Sie unserer Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen
Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.
Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für
. Danach können Sie gratis weiterlesen.
Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
Beim 25-jährigen Jubiläum des Fußballfördervereins SV DJK Emmerting waren unter anderem (v.l.n.r.) Michael Wiesinger, Hanna Kallmaier, Simon Vitzthum und Andy Proksch zu Gast an alter Wirkungsstätte.
Seit über 25 Jahren sorgt die Emmertinger „Starfabrik“ für Furore – mit unter anderem den (Ex-)Profis Michael Wiesinger, Hannah Kallmaier und Julian Pollersbeck, die den ganz großen Sprung ins Fußball-Rampenlicht geschafft haben. Jetzt feiert die Talentschmiede nicht nur ihr Jubiläum, sondern stellt auch einen neuen Hoffnungsträger vor, der das Potenzial hat, in ihre Fußstapfen zu treten.
von Rudi Mayer
Emmerting – Am Sonntag (12. Januar) war es soweit, viele „Grauköpfe“ mussten sich schon wieder eingestehen, dass ein weiteres Vierteljahrhundert an ihnen vorbeigegangen war! Der 1999 gegründete Fußballförderverein des SV DJK Emmerting feierte sein 25-jähriges Jubiläum mit all seinen hervorgebrachten, international bekannten Fußballstars wie Michael Wiesinger (unter anderem FC Bayern München), Hanna Kallmaier (u.a. Valur Reykjavik), JulianPollersbeck (u.a. SSV Jahn Regensburg), Andy Proksch (u.a. FC Starnberg), sowie einem neuen aufgehenden Stern am Himmel der „Starfabrik“ in Person von Simon Vitzthum, der jetzt schon als U15-Spieler von Wacker Burghausen unter Vertrag genommen wurde!
Emmerting: 25 Jahre Starfabrik mit Wiesinger, Kallmaier und Pollersbeck
Hubert Killinger, der als 1. Vorsitzender und gleichzeitig Gründungsinitiator zusammen mit Andy Proksch den FFVE (Fußballförderverein Emmerting) 1999 ins Leben gerufen hatte, eröffnete die Laudatio vor über 100 geladenen Gästen mit einer aufwändig erstellten Bilderdokumentation zu den oben genannten Ausnahmefußballern. Begeistert beklatscht und mit vielen herzlichen Lachanfällen versehen, konnten hier an diesem wunderschönen Nachmittag die ganz Kleinen des Vereins ihre Vorbilder als E- und D-Jugendliche an die Wand projektiert bestaunen. Was sind das für Menschen, die ehrenamtlich sowas für die Kinder organisieren und unter größten Einbußen an Freizeit, als auch Familienleben, Opfer hinnehmen, um eine Veranstaltung dieser Art auf die Beine zu stellen? Wir von beinschuss.de wollten es natürlich etwas genauer wissen und haben exklusiv für unsere Leser jeden einzelnen dieser VIP’s dazu interviewt:
Hanna Kallmaier (deutsche U17-Nationalspielerin und derzeit Profi bei Valu Reykjavik in Island) im Interview:
Hanna, heute in heimatlichen Gefilden, was geht dir so alles durch den Kopf, wenn man wieder einmal in der Wiege seiner Karriere zu Besuch ist?
„Tolle Frage! Es ist alles sehr emotional, aber auch teils sentimental, wenn die ganzen Erinnerungen wieder hochkommen, da muss man schon die eine oder andere Träne verbergen. Als Mädel hab ich es ja zu Beginn überhaupt nicht einfach gehabt, ganz im Gegenteil, ich musste mich jeden Tag aufs Neue bei den Jungs durchkämpfen und durchsetzen.“
2012 bist du mit 18 Jahren in die USA nach Kansas City für ein Sportstipendium ausgewandert und hast dadurch die fortgeschrittenen Planungen des FC Bayern München für deine Bundesliga-Karriere über den Haufen geworfen. Wie stehst du heute zu deiner weitreichenden Entscheidung?
„Alles richtig gemacht! Ich habe das Bayern-Angebot ganz bewusst aus finanziellen Gründen abgelehnt, denn ich hätte dafür extra nach München umziehen und eine Wohnung suchen müssen, was ich mir zum damaligen Zeitpunkt mit meinen vertraglich gebotenen 500 Euro im Monat hätte gar nicht leisten können. Die in den USA praktizierten Trainingsgrundlagen, sprich Trainingsgerätschaften als auch ärztliche Betreuung in Verbindung mit wissenschaftlichen Auswertungen, ist mit denen in Deutschland überhaupt nicht vergleichbar. Es hat sich mittlerweile in Germany viel gebessert, dennoch bezeichne ich diesbezüglich unseren heimatlichen Frauenfußball immer noch als entwicklungswürdig“.
25-jähriges Jubiläum des Fußballfördervereins SV DJK Emmerting
2023 bist du mit Valur Reykjavik isländischer Meister geworden. Ist Island für dich inzwischen zur zweiten Heimat geworden?
„Ja, definitiv! Ich bin ein absoluter Naturmensch und liebe es über alles draußen in der Wildnis sein zu können. Island bietet mir das mit seiner fast unberührten Natur, die Menschen sind dort um ein Vielfaches unbekümmerter und entspannter, ich lebe dort als Stiefmutter mit meiner Lebenspartnerin und einem sechsjährigen Kind in einer kleinen Wohnung von Reykjavik – und wir sind zusammen sehr glücklich.“
Was für eine Lebensplanung hat Hanna Kallmaier für die nächsten zehn Jahre bezüglich Sport, Beruf und Familie?
„Oh ja, ich möchte unbedingt noch 2-5 Jahre aktiv Fußball spielen, nachdem ich 2023 eine böse Verletzung (Kreuzband-, Innenband- u. Meniskusriss!) hinnehmen musste, ist nun dieses Jahr mein großes Comeback in Reykjavik geplant. Beruflich gesehen lege ich gerade meine zweite Master-Prüfung ab und die kann ich wunderbar in unserem kleinen Business verwenden, denn zusammen mit meiner Lebenspartnerin haben wir auf Island eine Agentur gegründet, die sich schwerpunktmäßig auf die Vermittlung von Sportstipendiums in den USA konzentriert, was bis heute sehr gut angenommen wird. Familiär bezogen wünschen wir uns noch unbedingt eins, oder besser gesagt zwei Kinder zusätzlich, dann kommt da auch richtig Leben in die Bude“!
Andy Proksch (ehemaliger Bayernliga-Torhüter beim FC Starnberg und Mitbegründer des Fußballfördervereins SV DJK Emmerting) im Interview:
Andi, du bist Jahrgang 1973 und hast bei deinem ersten Verein, dem SV DJK Emmerting, mit Fußball spielen begonnen. Was dürfen wir denn unseren Lesern schreiben, wenn wir über das Thema „Dankbarkeit an den Verein“ berichten?
„Also ich kann da wirklich nur mit allergrößtem Respekt und viel Dankbarkeit auf die ganzen Ehrenamtlichen im Verein zurückblicken, die uns damals als Nachwuchsspieler unter persönlichem Verzicht auf Freizeit, Familie und Finanzen es ermöglichten, dieser wunderschönen Sportart Fußball nachgehen zu können. Hier bei uns wird das Ehrenamt schon über viele Jahrzehnte sorgfältigst gepflegt, ja es ist eigentlich schon eine Auszeichnung für jede beteiligte Person, die sich im Verein für andere Menschen hergeben.“
Der SV DJK Emmerting hat in der Vergangenheit, im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen, immer wieder sehr bekannte und gestandene Ausnahmefußballer hervorgebracht. Was denkst du darüber und vor allem, hast du dafür eine Erklärung?
„Oh weh, das ist eine sehr gute Frage! Ich versuch’ es einmal zu erklären: Talente werden geboren, nicht beim FC Bayern München oder sonst einem anderen Bundesliga-Klub, sondern hier bei uns auf dem Land in den Dörfern. Dann kommt es immer wieder darauf an, ob diese gefördert, bzw. auch richtig gefördert werden – das ist ein kleiner Unterschied! Bei uns ist es halt so, dass diesen Talenten nicht von vornherein der Wechsel zu einem Proficlub, die natürlich mit ganz anderen Trainingsmöglichkeiten ausgestattet sind, verwehrt wird. Ganz im Gegenteil, wir freuen uns jedes Mal aufs Neue, wenn wir, wie z. B. gerade der aktuelle Fall Simon Vitzthum, den Wechsel nach Wacker Burghausen unterstützen und damit vielleicht eine spätere Profi-Karriere ermöglicht haben. Das verstehen wir hier in Emmerting als Jugendförderung!“
Andy, du bist auch heute immer noch im Jugendbereich tätig und hast es deshalb mit heranwachsenden Menschen zu tun. Womit kann man Andy Proksch aus der Fassung bringen?
„Da gibt es sogar aktuell einen Fall, der mich völlig aus der Fassung gebracht hat. Es handelt sich hierbei um einen Jungen, der im Training und Spiel völlig teilnahmslos auf dem Sportplatz „abhängt“, dass ich ihn mal gefragt hab, was er denn bei uns möchte. Da bekam ich zur Antwort, dass ihn die Mutter geschickt hat, er aber überhaupt kein Interesse an sportlichen Aktivitäten hat. Sowas geht mir dann schon über meine Kragenweite.“
Eine letzte Frage, die dein Leben betrifft: Welche Lebensplanungen hat noch Andy Proksch bezüglich Sport, Beruf und Familie?
„Mei, ich bin stolzer Vater einer gesunden Tochter, die auch hier Fußball spielt, beruflich hab ich in Burghausen meine eigene Physiotherapie-Praxis. Beim Sport sieht es da schon ein wenig anders aus, denn wir haben in Zukunft für den SV DJK Emmerting noch allerhand zu erledigen. Da fällt mir jetzt spontan die automatische Bewässerungs- und die LED-Flutlichtanlage für alle drei (!) Plätze ein, sowie die mittel- bis langfristig Planung eines Kunststoffrasenplatzes, als auch der Bau einer Mehrzweckhalle für den Winterbetrieb ein. Wir haben noch viel vor!“
Michael Wiesinger (Champions League-Sieger mit Bayern München und derzeit Leiter Nachwuchsleistungszentrum 1. FC Nürnberg) im Interview:
Michael, die Heimat hat gerufen und du hast es Dir nicht nehmen lassen, der Einladung deines Vereins für das heutige Jubiläum Folge zu leisten. Wie denkst du darüber, wieder einmal „zu Hause“ zu sein?
„Für mich ist es eine Ehre, wieder zurück zu meinen Wurzeln zu kommen. Es ist einfach ein wunderschöner Tag, wenn man seine alten Kumpels wieder trifft, mit denen man im Verein aufgewachsen ist. Selbst die lange An- u. Abreise von und nach Nürnberg hält mich nicht davon ab – es ist im Leben immer wichtig, dass man weiß, wo man herkommt“.
Du hast hier mit 4 (!) Jahren 1976 beim SV DJK Emmerting angefangen Fußball zu spielen. Wie war das für dich?
„Oh mei, eigentlich war ich zu der Zeit viel zu jung, ich hab dann bei den „Älteren“ in der E-Jugend, d.h. bei den 9-10-jährigen, mitgekickt. Gott sei Dank haben sie das so weiterlaufen lassen, wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre (lautes Lachen im Aufnahmestudio). Mein Onkel, der Kammergruber, war damals Jugendleiter im Verein, die alle haben sich dafür eingesetzt, dass ich meiner Leidenschaft Fußball nachkommen konnte.“
Nach deinen ganzen erfolgreichen Spieler- und Trainerstationen bist du 2019 zum 1. FC Nürnberg zurückgekehrt und hast als Leiter das dortige NLZ (Nachwuchsleistungszentrum) übernommen. Ist das eine Aufgabe, die dich zufriedenstellt, oder würdest du dir deiner Qualifikation entsprechend ein etwas höher angesiedeltes Projekt vorstellen wollen?
„Kompliment, sehr gut verpackte Frage! Nach der Ära Bayern München hat sich für mich in Nürnberg der Kreis geschlossen, denn ich wollte auf jeden Fall wieder zurück zum Club. Dort im NLZ was zu bewegen ist für mich eine sehr interessante Aufgabe, die ich mit Herzen ausführe. Der Club hat das die letzten Jahre mehr gezwungenermaßen umgesetzt oder besser gesagt umsetzen müssen, weil einfach die finanziellen Mittel für teure Spielereinkäufe nicht mehr da sind. Das direkte Rampenlicht, wie du es mir nahe legst, das brauche ich nicht unbedingt, ich habe auch so immer meine Wertschätzung von all den Menschen, mit denen ich Tag für Tag arbeite und lebe. Meine ganze Leidenschaft gilt dem Club und der Jugendarbeit, da kann ich alles zurückgeben, was ich damals in meiner Entwicklungszeit dem Verein zu verdanken habe.“
Mir passiert es, je älter ich werde, immer öfter, dass ich abends vor dem Fernseher an meine vergangenen und erfolgreichen Zeiten im Fußball wehleidig nachdenke. Es ist ja eine wunderschöne Zeit gewesen, die nie mehr wieder zurückkommt. Ist das bei dir als Champions League-Sieger mit Bayern München auch so?
„Oh ja, jetzt hast du aber was angeschnitten! Dem kann ich nur beipflichten! Auch bei mir ist es so, je älter ich werde, umso mehr denkt man darüber nach über die wunderschönen Zeiten von damals. Ich bin auch tagtäglich durch meine Arbeit als Trainer damit konfrontiert, wenn das Thema Bayern und Champions League auf den Tisch kommt, da kannst du zuschauen wie die Münder der Jugendlichen sich immer mehr öffnen. Aber grundsätzlich bin ich da mit auf deiner Seite!“
Was dürfen wir denn unseren Lesern schreiben, was deine sportlichen Planungen für die nächsten 10 Jahre betrifft?
„Das sehe ich sehr gelassen! Aus dem Trubel des Profi-Fußballs bin ich ja raus und daraus resultierend ein sehr ruhiger und ausgeglichener Mensch geworden. Mich hält die Arbeit als Leiter der NLZ „betriebsbedingt“ jung, es macht mir sehr viel Spaß mit den heranwachsenden Profis von morgen zu arbeiten und ich fühle mich auch von meiner Mentalität her gesehen sehr berufen für diesen Job.“
Eine letzte Frage an Dich: Hast Du für unsere Jugend im Allgemeinen gesehen noch einen Ratschlag für eine mögliche sportliche Laufbahn? Dazu muss ich erwähnen, dass ich vor wenigen Wochen ein sehr interessantes Interview mit einem noch aktiven 71-jährigen Trainer aus Neukirchen hatte (Anm. d. Red. Das Interview ist demnächst auf beinschuss.de zu lesen), der seine Spieler immer mit einem Zitat von Ex-Bayern Co-Trainer Herman Gerland bei Laune hält: „Jungs spielt immer weiter Euren Fußball, das gibt einen knackigen Hintern – und das mögen die Mädels“.
„Das kann ich nur unterstützen! Fußball hat seine eigenen, aber vielfältigen Wege, die zur positiven Gestaltung eines jungen Menschen führen können. Es ist ein ganz wichtiger Baustein im persönlichen Sozialverhalten! Man lernt einfach das Miteinander, man lernt den Respekt voreinander und man lernt sich für andere Menschen mitzufreuen. Ganz prägend, zumindest bei mir war das so, ist die Kabine, die ich immer gerne als heiligen Ort bezeichne, denn was man da alles erlebt hat, in guten aber auch schlechten Zeiten ist für ein gesundes Mannschaftsgefüge, als auch der persönlichen Charakterbildung unerlässlich.“
Hubert Killinger (1. Vorsitzender und Mitbegründer der „Talentschmiede“ Fußballförderverein Emmerting) im Interview:
Hubert, wenn ich mir deine „ehrenamtliche Enzyklopädie“ so anschaue, dann kommt mir das vor, als wenn man das Amazonasgebiet zu Fuß durchquert und jeder einzelne Baum erzählt uns dazu eine Anekdote aus deinem Leben. Bist du dabei in den letzten 30 Jahren nicht auch über deine Grenzen gegangen, was Familie, Freizeit und vor allem Gesundheit betrifft?
„Also dazu muss ich erst einmal sagen, dass mir bisher noch keiner einen so schönen Vergleich unterlegt und mein Ehrenamt so zutreffend beschrieben hat. Auch hat bisher noch nie jemand danach gefragt, wie mir es eigentlich in den vergangenen 30 Jahren dabei ergangen ist. Das wird immer so hingestellt, dass das alles selbstverständlich ist. Damit hast du bei mir punktgenau in eine Kerbe geschlagen, die die meisten Leute nicht sehen, oder sehen wollen, denn selbst meine vielen Auszeichnungen und Ehrungen können nicht darüber hinwegtäuschen, was ich bis zum heutigen Tage für meine Ehrenämter an persönlichen Opfern erbringen musste. Ich hab in der Vergangenheit erhebliche gesundheitliche Probleme bewältigen müssen, die es mir weiß Gott nicht einfach gemacht haben, im Sinne für den SV DJK Emmerting erfolgreich arbeiten zu können. Damit kann ich deine Frage zweifelsfrei mit JA beantworten, in jeder Beziehung, sprich Familie, Freizeit und Gesundheit, bin ich in all den Jahren weit über meine persönlichen Grenzen gegangen.“
Du bist Jahrgang 1961 und hast mit 38 Jahren 1999 zusammen mit Andy Proksch den Fußballförderverein Emmerting auf die Beine gestellt. Was hat euch damals zu diesem Schritt bewogen und welche Zielsetzungen gab es damals?
„Einfach ausgedrückt war es der dringend notwendige Bedarf einer Selbstfinanzierung. Zum damaligen Zeitpunkt waren wir im Verein neun Sportsparten, d.h. der ganze Geldtopf musste durch neun geteilt werden, sodass am Ende für unsere Fußballabteilung mit den ganzen Investitionszielen, wie Flutlicht- und Bewässerungsanlagen, Kunstrasenplatz und Mehrzweckgebäude von vornherein nie eine Chance gehabt hätte, sowas in die Tat umzusetzen. Aus diesem Handlungsbedarf heraus haben wir uns alle zusammengesetzt und 1999 den Fußballförderverein Emmerting unter meinem Vorsitz aus der Taufe gehoben. Unser Aufgabengebiet besteht in erster Linie darin, jedem einzelnen Spieler, sei es AH, 1. Mannschaft oder G-Jugend vom Prinzip her immer gleichzubehandeln und mit den erforderlichen Sportausrüstungen auszustatten, die eine gleichmäßige Förderung der Entfaltungsmöglichkeiten, Infrastruktur und geschlossenem Auftreten notwendig macht.“
Wenn man sich einmal eure Vereinsinfrastruktur etwas genauer anschaut, kann man eigentlich nur eines: Neidisch werden! Eine solche Ausstattung ist mir jedenfalls nur von hochklassig spielenden Vereinen bekannt. Wie geht sowas und hast du für andere aufstrebende Vereine einen Tipp, bzw. Ratschlag?
„Das alles ist über all die Jahre und auch Jahrzehnte kontinuierlich gewachsen. In unserem Förderverein haben wir mittlerweile über 300 Mitglieder, die sich auch sponsorenmäßig am Aufbau des Vereins beteiligen. Nicht zu vergessen ist dabei auch unsere wohlgesinnte Gemeinde Emmerting unter Bürgermeister Kammergruber, der sich stets im Verbund mit den verantwortlichen Gemeinderäten für eine Förderung des Breitensports bei uns einsetzt. Als Ratschlag für andere Vereine kann ich nur empfehlen, dass das Geld immer im Verein bleiben sollte und nicht z. B. für Spieler ausgegeben wird. Sobald ich einmal mitbekommen sollte, dass bei uns auch nur ein Spieler einen Euro für seine Dienste erhält, bin ich weg.“
Ich habe mich vor wenigen Wochen sehr intensiv mit dem sportlichen Leiter des SV Erlbach, Ralf Peiß, in einem Exklusiv-Interview ausgetauscht (zum Interview auf beinschuss.de). Er meinte u.a. dass es wichtig wäre, wenn Sponsorengelder breit gefächert auf viele einzelne Geldgeber verteilt sein sollten. Hat man nur einen oder zwei Großsponsoren, würde das immer die Gefahr bergen, dass bei einem möglichen Ausfall des Sponsors der ganze Verein abstürzen könnte. Teilst du diese Meinung mit Ralf Peiß?
„Also diese Meinung von Ralf, die ich als sehr gesund bezeichne, teile ich zu 100 Prozent! Natürlich wäre das schön, wenn da ein Großsponsor auftaucht und einen 6-stelligen Betrag auf den Tisch legt, aber man sollte immer bedenken, welche Risiken man damit eingeht! Wir fahren auch auf der gleichen Schiene wie der SV Erlbach, lieber viele kleine Geldgeber, als zu große Sponsoren, bei denen dann die Gefahr besteht, dass dir dein Verein zusammenbricht wie ein Kartenhaus.“
In deiner „Enzyklopädie“ haben wir den Ausdruck „Menschenfänger“ in positiver Hinsicht gefunden. Was hat es denn damit auf sich?
„Oh ja, da hat sich mal wieder einer was einfallen lassen. Der Ausdruck stammt aus der Tatsache heraus, dass es innerhalb des Vereins auch mal Personalengpässe bezüglich ehrenamtlicher Trainer, Betreuer oder Funktionäre gab. In solchen Situationen ist es mir halt immer ganz gut gelungen, angefallene Engpässe erfolgreich zu überbrücken, indem ich geeignete Leute für solche Aufgaben überreden konnte. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter stehen nicht an jeder Ecke, also muss ich auch mal meinen Hintern bewegen und versuchen, die entstandenen Lücken mit etwas Überredungskunst wieder zu schließen.“
Welche Lebensplanungen, bzw. Wünsche hat Hubert Killinger noch bezüglich Sportverein, Beruf und Familie?
„Da fangen wir mal mit der Familie an! Seit letzten Februar bin ich stolzer Opa einer kleinen Enkelin! Seit 1. Dezember bin ich offiziell Rentner, d.h. die Familie, die Jahrzehnte zu kurz gekommen ist, kann sich jetzt vielversprechende Hoffnungen machen, dass ich nun viel mehr Zeit für sie haben werde. Ich genieße es momentan sehr, mich meiner Familie tagsüber und abends dem Sportverein widmen zu können, das ist ein gewisses Gleichgewicht, was mir momentan sehr viel gibt. Was ich mir wünsche – JA, da gibt es was, was mir sehr am Herzen liegt, denn wir belegen momentan den letzten Platz in der A-Klasse 4 und drohen in die B-Klasse abzusteigen. Für mich wäre das der absolute Super-GAU! Aber wir liegen nicht am Boden, wir haben momentan eine schlechte Phase und ich bin sicher, dass wir bald wieder aufstehen werden.“
Simon Vitzthum (U15-Spieler des SV DJK Emmerting, jetzt Wacker Burghausen – der Neue aus der „Starfabrik“) im Interview:
Simon, du bist 14 Jahre alt und seit 3 Monaten U15-Spieler bei Wacker Burghausen. Wie kam denn das zustande?
„Wir waren bei einem Hallenturnier eingeladen und trafen dort auf die 1. Mannschaft der U15 von Wacker Burghausen. Als das Spiel beendet war, kamen dort zwei Herren auf mich zu und luden mich zu einem Probetraining ein. Meine Leistung wurde an diesem Tag von mehreren Personen, darunter auch der NLZ-Leiter, sehr intensiv und aufmerksam verfolgt. Danach ging alles sehr schnell, nach einer kurzen Intervention mit meinen Eltern zwecks Vertragsunterzeichnung, hat sich dieses Thema in Windeseile zum Guten erledigt. Der Anfang war natürlich nicht unbedingt prickelnd, denn man kommt da völlig neu und als Fremder dahin, aber innerhalb kürzester Zeit konnte ich schon neue Freunde dort gewinnen, die mir den Einstieg wesentlich erleichtert haben.“
Simon – nächstes Jahr legst du deine mittlere Reife ab, was hast du beruflich für Vorstellungen?
„Ich weiß, es hört sich nicht sonderlich gut an, aber dahingehend hab ich mir überhaupt noch keine Gedanken gemacht. Am liebsten wäre es mir aber, wenn ich meinen Beruf mit Fußball ausüben, bzw. Fußball-Profi werden könnte.“
Wie schaut es denn bei dir mit den allgemein bei Jugendlichen üblichen Lastern, wie Disco, Mädels etc., aus?
„Ich bin mir diesbezüglich sehr bewusst darüber, was ich im Fußball erreichen möchte. Dazu gehören Training, Leistung und nochmal Training – da passt auf gar keinen Fall Disco, Alkohol, etc. dazu. Gegen ein Mädel hab ich nichts einzuwenden, aber momentan bin ich Solo!“
Last but not least: Der SV DJK Emmerting ist ein richtig geiler Fußballverein. Die Einstellungen der Verantwortlichen ist sehr bemerkenswert, absolut unüblich und doch im höchsten Maße anerkennenswert. Ich habe selten in meinem Leben so nette Kontakte haben dürfen, wie an diesem einen Nachmittag mit Hanna, Michael, Andi, Hubert und auch Simon. Bleibt mir nur noch zu sagen: Jungs, bitte steigt nicht ab, denn das hat dieser Vorzeigeverein ganz bestimmt nicht verdient! (rm)