„Ein kleines Himmelfahrtskommando“
Trainer Weber kündigt Abschied beim TSV Haag an – und das mitten im Abstiegskampf
Christian Weber kündigt seinen Abschied beim TSV Haag an – ausgerechnet in der brenzligsten Phase der Saison. Warum der Trainer jetzt seine Entscheidung öffentlich macht, was er der Mannschaft noch mit auf den Weg gibt – und wie er auf seine Zeit beim Verein zurückblickt.
Haag in Oberbayern – Diese Nachricht sitzt wie ein Tritt in die Magengrube: Christian Weber (42) verlässt den TSV Haag zum Saisonende. Aber ausgerechnet jetzt, drei Spieltage vor dem Saisonende, mitten im Überlebenskampf der A-Klasse 3, wird es publik gemacht. Eine Entscheidung, die aufhorchen lässt, denn der Zeitpunkt könnte brisanter kaum sein.
„Ich glaube, der Zeitpunkt ist nie gut“, erklärt Weber nüchtern. Dennoch wollte er „die Mannschaft nicht durcheinanderbringen“, hatte seine Entscheidung intern bereits vor dem wichtigen Sechs-Punkte-Spiel am vergangenen Sonntag (4. Mai) gegen TSV Babensham II, welches mit einem irren 4:4 endete, kommuniziert. Öffentlich wurde sie jetzt. Die Begründung: Ruhe im Team bewahren – so lange wie möglich. Doch ausgerechnet vor dem nächsten Abstiegs-Endspiel am Samstag (10. Mai) gegen Schlusslicht SV Waldhausen ist die Bombe geplatzt.
Haag in Oberbayern: TSV-Trainer Christian Weber kündigt Abschied an
Weber bleibt bis Saisonende an Bord. Und er hat noch einen großen Wunsch: „Ich will ein Zeichen setzen, dass die Jungs das noch einmal für mich machen. Und nicht nur für mich, für uns alle.“ Der Trainer träumt von einem persönlichen wie sportlichen Abschiedsgeschenk: Klassenerhalt zum 43. Geburtstag, den er am 23. Mai feiert. Der TSV Haag steht derzeit mit zwölf Punkten auf dem vorletzten Platz, punktgleich mit Babensham II – nur das Torverhältnis trennt die Teams. Dahinter lauert der SV Waldhausen, mit nur zwei Zählern weniger – aber einem Spiel in der Hinterhand, wie auch die Babenshamer Reserve. Weber kam im Januar 2023 nach Haag. In seiner ersten Rückrunde gelang der Coup: Meister der B-Klasse 3, Aufstieg in die A-Klasse. Ein Auftakt nach Maß.
Doch schon im ersten Jahr in der höheren Liga wurde es eng: Mit nur sechs Punkten Vorsprung hielt man die Klasse. Heuer droht der freie Fall. „Wir kämpfen natürlich bis zum Schluss“, sagt Weber. „Ich glaube zu 100 Prozent, dass wir das noch schaffen. Ausrufezeichen!“ Die Bilanz der Saison liest sich düster: Zwölf Punkte aus 21 Spielen. Nur drei Siege. Dazu die Schlagzeilen abseits des Platzes unter anderem mit dem zwischenzeitlichen Vorstandschaos. Jetzt soll der Trainerwechsel im Sommer Klarheit schaffen. Oder neue Unruhe?
Bekommt TSV Haag-Coach Christian Weber einen Happy End-Abschied?
Weber spricht offen über die Herausforderungen. Die Zeit in Haag? „Ein kleines Himmelfahrtskommando“, wie er sagt. Nicht wegen fehlender Qualität – sondern fehlender Prioritäten. „Ganz, ganz viel geht gar nicht um Fußball“, kritisiert er. Bei einigen Spielern habe Fußball schlicht nicht die oberste Bedeutung. Und genau das habe sich durch die gesamte Zeit gezogen.
Dennoch betont er: „Ich habe viele Leute kennengelernt. Wir haben Derbys gewonnen, Ausflüge gemacht, es ist was passiert.“ In den letzten Monaten habe sich im Team spürbar etwas bewegt. Zusammenhalt sei gewachsen. Nur – möglicherweise zu spät. Wie geht es weiter für Christian Weber? Noch ist nichts fix. Eine Auszeit vom Fußball? „Ich kann mir den Sommer auch ohne vorstellen“, sagt er. Aber er lässt sich alle Türen offen. Fest steht nur: Seine Zeit in Haag endet. Nicht im Groll, sondern mit Dankbarkeit. „Der Verein hat immer hinter mir gestanden. Das war ein tolles Erlebnis.“
Weber verabschiedet sich leise, aber mit Haltung. Und mit einer klaren Botschaft an seine Spieler: Jetzt erst recht! Noch ist nichts verloren. Drei Spiele bleiben, um das Ruder herumzureißen. Und vielleicht, ganz vielleicht, gibt es in Haag dann doch noch eine Geschichte mit Happy End – zum 43. Geburtstag. Abschied unter Applaus – oder unter Tränen? Das liegt jetzt an seinen Jungs. Weber hat geliefert. Zweieinhalb Jahre Einsatz, ein Aufstieg, eine Rettung. Jetzt braucht er sie – für den letzten Akt. (mck)