Weihnachtsplätzchen teuer wie nie?
Preisschock bei Butter: Welche Lebensmittel jetzt richtig teuer sind – und welche nicht
In der Weihnachtsbäckerei könnten dieses Jahr die Öfen aus bleiben: Ausgerechnet zur Zeit von Plätzchen und Stollen explodieren die Butterpreise. Welche Lebensmittel besonders teuer geworden sind, welche aber auch gesunken sind, erfahrt Ihr hier.
Manch Kunde im Supermarkt wird in den nächsten Wochen seinen Augen nicht trauen: Der Butterpreis klettert rasant nach oben, regulär gibt es kaum Marken, die unter 2 Euro pro Packung kosten. Die Gründe dafür sind unterschiedlich:
- Ein Hauptgrund für den Preisanstieg ist die geringe Verfügbarkeit von Milchfett: Die an Molkereien gelieferte Milch hat einen geringeren Fettanteil als üblich. Seit Februar 2024 liegt der Fettgehalt der Milch durchgehend unter den Vorjahreswerten, was als „atypisch“ bezeichnet wird.
- Der niedrigere Fettgehalt bedeutet, dass mehr Milch für die gleiche Menge Butter benötigt wird
- Die Zahl der Milchkühe sinkt seit Jahren kontinuierlich. 2023 gab es einen Rückgang um 96.900 Tiere auf nur noch 3,7 Millionen Milchkühe. Auch die Zahl der Milchviehbetriebe ist rückläufig und sank 2023 um 4,4% auf 50.581 Betriebe
- Die Nachfrage nach Butter ist global gestiegen, vor allem in Indien und China
- Futtermittel und Energiekosten sind insgesamt gestiegen
- Die Befürchtungen: Markenbutter könnten pro 250g-Packung demnächst rund 4 Euro kosten.
Tipp: Wer Weihnachten für seine Plätzchenproduktion viel Butter braucht, kann sie bereits jetzt im Angebot kaufen und einfrieren. So hält sie sich rund 9 Monate.
Weitere Preisexplosionen bei Lebensmittel seit 2020:
- Olivenöl (+112,6 Prozent)
Im Juli mussten Verbraucher für eine Flasche Olivenöl mehr als doppelt so viel bezahlen wie vor vier Jahren. „Wichtigster Grund ist der Einbruch der Produktion im wichtigsten Erzeugerland Spanien im Wirtschaftsjahr 2022/23“, erklärt Thomas Els, Bereichsleiter Verbraucherforschung bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Auch in der aktuellen Erntesaison gab es nur eine geringe Verbesserung. Ursache sind schlechte Ernten infolge von Dürren. - Zucker (+83,3 Prozent)
Auch Zucker ist erheblich teurer als noch im Jahr 2020. Laut Els sei die Preisentwicklung auf weltweite Angebotsengpässe zurückzuführen, die auch die Preise in Deutschland beeinflusst haben. „Bereits 2022 erreichten die Preise ein Rekordniveau, und 2023 setzte sich der Aufwärtstrend fort. Ein weiterer Faktor ist der geringere Zuckergehalt in Zuckerrüben durch das nasse Wetter“, erläutert Jana Fischer, Lebensmittel-Expertin der Verbraucherzentrale Hamburg. - Kekse (+77,4 Prozent)
Schlechte Nachrichten für Naschkatzen: Aufgrund steigender Kosten für Rohstoffe wie Zucker, Mehl und Fette sind Kekse deutlich teurer geworden. „Die Weizenernte war aufgrund der nassen Witterung sowohl im letzten als auch in diesem Jahr in Deutschland geringer“, sagt Fischer. Der Preis für Weizenmehl war im Juli 2024 daher deutlich höher (+61,5 Prozent) als vier Jahre zuvor. Ein weiterer Grund für den Preisanstieg ist der Krieg in der Ukraine. Russland und die Ukraine gehören zu den wichtigsten Getreideexporteuren der Welt, und diese Entwicklungen haben auch die Preise für Knäckebrot und Zwieback beeinflusst (+66,4 Prozent). - Quark (+72,6 Prozent)
Die Preise für Milchprodukte wie Quark sind deutlich gestiegen. Kleinere Milchmengen als in den Vorjahren und ein niedrigerer Fettgehalt in der Rohmilch führten 2021/2022 zu höheren Erzeugerpreisen, die dann wieder etwas sanken. Seit Anfang 2024 sind die Preise jedoch erneut gestiegen. Im Juli 2024 war Quark über 70 Prozent teurer als vier Jahre zuvor. Auch andere Milchprodukte wie Kondensmilch (+61,5 Prozent), Sahne (+48,7 Prozent), Schnittkäse (+45,8 Prozent) und Butter (+39,4 Prozent) verzeichneten Preissteigerungen. Warum der Quarkpreis besonders stark gestiegen ist? „Die Herstellung ist am aufwendigsten“, erklärt Hans Foldenauer, Sprecher des Bundesverbands deutscher Milchviehhalter. - Tomatenketchup oder Gewürzketchup (+64,9 Prozent)
Auch für Tomaten- und Gewürzketchup müssen Verbraucher deutlich mehr bezahlen. Der Lebensmittelverband Kulinaria führt dies auf stark gestiegene Kosten für wichtige Zutaten wie Tomatenmark, Essig und Stärke zurück. Zudem seien auch die Preise für Energie und Verpackungen gestiegen. - Stangenspargel- oder andere Gemüsekonserven (+64,5 Prozent)
Bei Konserven, wie Spargel oder gemischtem Gemüse (+64,5 Prozent), Erbsen (+62,5 Prozent) und Sauerkraut (+60,9 Prozent), gab es Preiserhöhungen. „2022 war europaweit ein besonders schlechtes Erntejahr für Gemüse“, erklärt Christoph Freitag, Geschäftsführer des Bundesverbands der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie. Auch 2023 fiel die Ernte nicht wesentlich besser aus. Hinzu kommen gestiegene Materialkosten, da die hohe Nachfrage nach Konserven während der Pandemie die Preise für Weißblech in die Höhe trieb. Weitere Faktoren waren höhere Kosten für Personal, Energie und Logistik, so Freitag. - Sonnenblumenöl, Rapsöl oder Ähnliches (+63,4 Prozent)
Auch Speiseöle gehören zu den Produkten mit den größten Preisanstiegen. Bereits 2021 zogen die Großhandelspreise für Raps- und Sonnenblumenöl-Raffinat von einem niedrigen Ausgangsniveau 2020 stark an, berichtet Experte Thomas Els. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine explodierten die Preise. Die Ukraine war vor dem Krieg der weltgrößte Exporteur, von dem die EU einen Großteil ihrer Einfuhren bezog. Im Frühjahr 2022 waren Sonnenblumenöl und ähnliche Produkte über Wochen hinweg kaum in den Supermärkten erhältlich, da die Regale leergeräumt waren. Inzwischen sind die Verbraucherpreise für Öl wieder etwas gesunken.
Quelle: dpa
Nur ein Lebensmittel günstiger als 2020
Ein Lebensmittel ist laut Statistischem Bundesamt rund 2 Prozent billiger als noch vor vier Jahren: Zitrusfrüchte. Gerade bei Zitronen ist die Ernte in Spanien deutlich besser ausgefallen als erwartet. Auch Orangen, Mandarinen, Grapefruit und Clementinen sind günstiger als in den Vergleichjahren.
Fazit: Zuletzt sind die Lebensmittelpreise nur noch langsam angestiegen. Manche sind sogar leicht gesunken, dennoch sind die Produkte insgesamt teilweise deutlich teurer als noch 2020. (si/dpa)