Europawahl in der Region Rosenheim
Jubel bei der CSU, Klatsche für die Grünen - doch die Populisten trüben ganz klar die Freude
Die CSU kann jubeln, SPD und Grüne erhalten in der Region eine Klatsche. Doch der eigentliche Grund zur Sorge ist der zweite Gewinner der Wahl: die AfD. Der Rechtsruck in der Region ist unübersehbar. Eine Einschätzung des Wahlergebnisses in Stadt und Landkreis Rosenheim von OVB-Chefreporterin Rosi Gantner.
Rosenheim/Landkreis – Deutschland rechnet mit der Ampel ab – und die Region mit. Eine Klatsche setzte es bei der Europawahl 2024 für Rot-Grün-Gelb. Das spiegelt auch das Wahlergebnis in Stadt und Landkreis Rosenheim wider.
Die Grünen mussten im Landkreis einen deutlichen Absturz auf 11 Prozent hinnehmen (-7). Die SPD: ein Trauerspiel. Sie kommt nicht (Landkreis) beziehungsweise nur denkbar knapp an zweistellige Werte heran. Die einzige heimische Spitzenkandidatin Maria Noichl konnte nicht einmal in ihrer Heimatstadt punkten. Und die FDP musste sich gar vom neuen Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW) abhängen lassen.
Starkes Ergebnis der CSU
Allen Grund zum Jubeln hat die CSU, zusammen mit der CDU der klare Gewinner der Europawahl: Sie holt in der Region ein starkes Ergebnis mit über 40 Prozent und kann damit mehr als zufrieden sein. Schließlich liegt sie insbesondere im Umland von Rosenheim um gut zehn Prozentpunkte über dem Bundesergebnis der Union.
AfD-Ergebnis trübt die Freude
Wenngleich der zweite Gewinner des Wahlabends die Freude deutlich trübt: die AfD. Denn der Rechtsruck, der sich quer durch Europa und ebenso durch die Bundesrepublik zieht, macht auch vor der Region nicht halt. Eine bittere Pille. Und es stimmt mehr als nachdenklich. Denn offenbar können selbst die jüngsten, handfesten Skandale der Rechtspopulisten eine Vielzahl von Menschen nicht davon abhalten, ihre Stimme der AfD zu geben. Protest, Frust, Ängste scheinen über jedweder Vernunft zu stehen.
Eine Region ohne Sorgen?
Selbst in einer prosperierenden Region wie Stadt und Landkreis Rosenheim mit kaum Arbeitslosigkeit und vermeintlich keinen größeren Sorgen. Doch auch hier macht es sich bemerkbar, dass die Lebenserhaltungskosten ständig steigen, am Ende des Monats wenig bis nichts mehr im Geldbeutel verbleibt, viele Rentner und Geringverdiener den Gürtel enger schnallen müssen. Für Unverständnis und Verbitterung sorgen mancherorts zudem die geplanten Ansiedlungen von großen Asylunterkünften.
Ein deutlicher Warnschuss
Für die etablierten Parteien wird die Herausforderung damit immer größer, die Menschen wieder zu erreichen. Ihnen die Ängste zu nehmen, ihre Sorgen ernst zu nehmen, Zuversicht zu vermitteln und statt leerer Versprechen zu einer Politik für die Bürger zurückzukehren. Andernfalls werden die extremen Ränder mit der AfD auf der einen Seite und dem nun neuen Senkrechtstarter BSW um Sarah Wagenknecht bei den nächsten Wahlen weiter Boden gutmachen – und damit dem Populismus und der Demokratieverachtung Vorschub leisten. Es bleibt nur zu hoffen, dass dieser mehr als deutliche Warnschuss nun gehört wird und endlich wachrüttelt.
Respekt: eine tolle Wahlbeteiligung
Einziger echter Lichtblick der Europawahl: die erfreulich hohe Wahlbeteiligung. Immerhin zwei Drittel der Landkreisbürger haben von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht und damit ein Zeichen gesetzt: Sie wollen mitgestalten, mitbestimmen, von Politikverdrossenheit keine Spur.
Ein zartes Pflänzchen Hoffnung, das die etablierten Parteien nun hegen und pflegen sollten – um sich gemeinsam mit beherzter Sachpolitik den Populisten in den Weg zu stellen.

