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Foreign Policy

Xi Jinping am Zug: China bleibt in Trumps Handelskrieg standhaft

Trump bricht sein Zollexperiment ab, mit Ausnahme Chinas. Doch Chinas Eliten haben Vertrauen in ihr eigenes System. Xi scheint standhaft zu bleiben.

  • Donald Trump hat seine massiven Zölle zurückgezogen, mit Ausnahme Chinas. Dort muss sich auf einen weitergehenden Handelskrieg mit den USA gewappnet werden.
  • In China herrscht zunehmend Unverständnis für Trumps Wirtschaftspolitik. Ein brisanter historischer Vergleich zur chinesischen Geschichte wird genannt.
  • Wie es in Trumps Handelskrieg weiter geht, ist ungewiss – doch es gibt Tendenzen. Für China sind die USA ein Spiegel von Vergangenheit und einer möglichen Zukunft.
  • Dieser Artikel liegt erstmals in deutscher Sprache vor – zuerst veröffentlicht hatte ihn am 10. April 2025 das Magazin Foreign Policy.

Peking – Dies könnte die kürzeste Revolution der Geschichte sein. Nur eine Woche nachdem US-Präsident Präsident Donald Trump im Rahmen eines Plans, ein globales Handelssystem, das auf dem Meistbegünstigungsstatus und der Inländerbehandlung basiert, durch individuell ausgehandelte bilaterale Vereinbarungen zu ersetzen, der Welt sogenannte reziproke Zölle auferlegte, hat er das Experiment praktisch abgebrochen. Ja, es gibt immer noch Zölle in Höhe von 10 Prozent, die für fast alle gelten, sowie höhere Zölle auf Autos, Stahl und Aluminium, aber dies sind wahrscheinlich Obergrenzen, und die einzige Richtung, in die sich diese Barrieren bewegen können, ist nach unten.

Die einzige Ausnahme ist natürlich China, das – das müssen wir jetzt immer betonen – mit US-Zöllen von etwa 150 Prozent konfrontiert ist, wenn man die Standardzölle auf Handelspartner, die Strafzölle, die während der ersten Amtszeit von Trump verhängt und von Präsident Joe Biden beibehalten wurden, die 20 Prozent auf Fentanyl-bezogene Waren und die am 9. April angekündigten Zölle einbezieht.

Neues Selbstbewusstsein: Xi bleibt angesichts Trumps Handelskrieg standhaft (Archivbild).

Chinas Schicksal liegt in Trumps Händen: US-Zölle könnten großen Schaden zufügen

Trumps Fans sagen, dies sei ein gut getarnter Plan, um sich auf Peking zu konzentrieren; andere sehen in der Verlagerung vielleicht eine Möglichkeit, einen Rückzug nach dem Zusammenbruch der Märkte und dem Schockzustand der Unternehmen gesichtswahrend neu zu gestalten. So oder so scheint es für China schwierig zu sein, ungeschoren davonzukommen, es sei denn, Trump macht sehr bald eine weitere plötzliche Kehrtwende.

Die Vereinigten Staaten können noch viel mehr Schmerz zufügen, wenn auch zu erheblichen Kosten für sich selbst, einschließlich finanzieller Sanktionen und eines Verbots von Austauschstudenten oder Reisen insgesamt, und sie können anderen Handelspartnern, die sich der Kampagne zur Isolierung Chinas anschließen, Vorteile bieten. Ein von der Weltwirtschaft und -gesellschaft abgeschnittenes China würde mit enormen wirtschaftlichen, politischen und geostrategischen Problemen konfrontiert sein.

China bleibt standhaft: Techniksektor soll Wirtschaft nach Covid-Loch retten

Trotz dieser Gefahr habe ich den Eindruck, dass die chinesische Regierung glaubt, keine andere Wahl zu haben, als standhaft zu bleiben, und dass ihre Führungsspitze sich nicht auf Verhandlungen einlassen wird, bei denen nur sie Zugeständnisse machen soll. Darüber hinaus zeigen meine jüngsten Reisen nach China und in andere Länder, dass die chinesische und internationale Öffentlichkeit die Widerstandsfähigkeit und Stärken des chinesischen Systems umfassender und etwas positiver einschätzen.

Chinas Staats- und Parteichef: So stieg Xi Jinping zum mächtigsten Mann der Welt auf

Chinas heutiger Staatschef Xi Jinping (2. von links) mit anderen Jugendlichen im Mao-Anzug
Xi Jinping wurde am 15. Juni 1953 in Peking geboren. Als Sohn eines Vize-Ministerpräsidenten wuchs er sehr privilegiert auf. Doch in der Kulturrevolution wurde er wie alle Jugendlichen zur Landarbeit aufs Dorf geschickt. Das Foto zeigt ihn (zweiter von links) 1973 mit anderen jungen Männer in Yanchuan in der nordwestlichen Provinz Shaanxi. Dort soll Xi zeitweise wie die Einheimischen in einer Wohnhöhle gelebt haben. © imago stock&people
Xi Jinping steht vor der Golden Gate Bridge in San Francisco
Xi Jinping 1985 vor der Golden Gate Bridge in San Francisco: Damals war er als junger Parteichef des Landkreises Zhengding in der nordchinesischen Agrarprovinz Hebei Delegationsleiter einer landwirtschaftlichen Studienreise nach Muscatine im US-Bundesstaat Iowa. Dort nahm die Gruppe nach offiziellen Berichten „jeden Aspekt der modernen Landwirtschaft unter die Lupe“. Anschließend reiste Xi weiter nach Kalifornien. Es war sein erster USA-Besuch. © imago stock&people
Xi Jingping und Peng Liyuan
Zweites Eheglück: Xi Jinping und seine heutige Ehefrau, die Sängerin Peng Liyuan, Anfang 1989. Zu dieser Zeit war Xi Vizebürgermeister der ostchinesischen Hafenstadt Xiamen. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter. Xis erste Ehe war nach nur drei Jahren an unterschiedlichen Lebenszielen gescheitert. Seine erste Frau, die Diplomatentochter Ke Lingling, zog in den 1980er-Jahren nach Großbritannien. © imago
Xi Jinping gräbt mit Parteikollegen an einem Damm zur Verstärkung eines Deiches in Fujian
Aufstieg über die wirtschaftlich boomenden Küstenregionen: 1995 war Xi Jinping bereits stellvertretender Parteichef der Taiwan gegenüberliegenden Provinz Fujian – und noch ganz volksnah. Im Dezember 1995 arbeitet er mit an der Verstärkung eines Deiches am Minjiang-Fluss. © Imago/Xinhua
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt Chinas Vizepräsident Xi Jinping das Regierungsviertel in Berlin
Vizepräsident Xi Jinping 2009 im Kanzleramt bei Angela Merkel: Die deutsch-chinesischen Beziehungen waren unter Merkel relativ eng und von wirtschaftlicher Zusammenarbeit geprägt. Merkel und Xi reisten aus Berlin weiter nach Frankfurt, um die dortige Buchmesse zu eröffnen. China war als Ehrengast geladen. © GUIDO BERGMANN/Pool/Bundesregierung/AFP
Die Vizepräsidenten Xi Jinping aus China und Joe Biden aus den USA halten T-Shirts mit einer Freundschaftsbekundung in die Kamera
Ein Bild aus besseren Zeiten: Aus ihrer jeweiligen Zeit als Vizepräsidenten kamen Joe Biden und Xi Jinping mehrmals zusammen. Im Februar 2012 demonstrierten sie bei einer Reise Xis nach Los Angeles in einer Schule „guten Willen“ zur Freundschaft mit T-Shirts, die ihnen die Schüler überreicht hatten. Damals fehlten Xi nur noch wenige Monate, um ganz an die Spitze der Kommunistischen Partei aufzusteigen. © FREDERIC J. BROWN/AFP
Ein alter Mann in Shanghai schaut auf Xi bei seiner ersten Rede als Parteichef im Fernseher.
Xi Jinping hat es geschafft: Zum Ende des 18. Parteitags am 15. November 2012 wurde Xi als neuer Generalsekretär der Kommunisten präsentiert – und ganz China schaute zu. Xi gelobte in seiner ersten kurzen Rede als Parteichef, die Korruption zu bekämpfen und ein „besseres Leben“ für die damals 1,3 Milliarden Menschen des Landes aufzubauen.  © PETER PARKS/AFP
Der neue Staatschef Xi Jinping geht hinter seinem Vorgänger Hu Jintao zu seinem Platz in der Großen Halle des Volkes in Peking.
Übernahme auch des obersten Staatsamtes: Xi Jinping wurde auf dem Nationalen Volkskongress im März 2013 Präsident und schloß damit den Übergang von seinem Vorgänger Hu Jintao (vorn im Bild) zur Xi-Ära ab. © GOH CHAI HIN/AFP
Chinas Präsident und seine Ehefrau Peng Liyuan gehen über den Flughafen Orly in Paris.
Xi Jinpings Ehefrau Peng Liyuan ist die erste First Lady Chinas, die auch öffentlich in Erscheinung tritt. Hier kommt das Ehepaar zu einem Staatsbesuch in Frankreich an. Die Gattinnen von Xis Vorgängern hatten sich nie ins Rampenlicht gedrängt. Vielleicht auch, weil Maos politisch aktive dritte Ehefrau Jiang Qing nach dem Tod des „Großen Vorsitzenden“ als Radikale verurteilt worden war. © YOAN VALAT/Pool/AFP
Funktionäre der Kommunistischen Partei Chinas auf dem Weg zum Parteitag in Peking
So sehen KP-Funktionäre aus: Delegierte des 19. Parteitags auf dem Weg zur Großen Halle des Volkes in Peking im Oktober 2017. Auf diesem Parteitag gelang es dem Staats- und Parteichef, seine „Xi Jinping-Gedanken zum Sozialismus Chinesischer Prägung in der Neuen Ära“ in die Parteiverfassung aufzunehmen. Er war der erste nach Mao, der zu Lebzeiten in der Verfassung eine Theorie mit seinem Namen platzieren konnte. Einen Kronprinzen präsentierte Xi auf dem Parteitag nicht – entgegen den normalen Gepflogenheiten. © GREG BAKER/AFP
Xi Jinping nimmt in einer Staatslimousine „Rote Fahne“ die Parade zum 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China ab.
70 Jahre Volksrepublik China: Staatschef Xi Jinping nahm 2019 in einer offenen Staatslimousine Marke „Rote Fahne“ die Militärparade in Peking zum Jahrestag der Staatsgründung ab. © GREG BAKER/AFP
Wirtschaftsforum in Wladiwostok
Xi Jinping pflegt eine offene Freundschaft zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin – bis heute, trotz des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Putin und Xi teilen die Abneigung gegen die von den USA dominierte Weltordnung. Hier stoßen sie 2018 bei einem gemeinsamen Essen auf dem Wirtschaftsforum von Wladiwostok, auf dem sich Russland als Handelspartner und Investitionsziel im asiatischen Raum präsentierte, miteinander an. © Sergei Bobylev/POOL TASS Host Photo Agency/dpa
Xi Jinping besucht im weißen Kittel ein Labor und lässt sich die Impfstoffentwicklung erklären
Ende 2019 brach in China die Corona-Pandemie aus. Im April 2020 informierte sich Xi Jinping in einem Labor in Peking über die Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung. Xi ist bis heute überzeugt, dass China die Pandemie besser im Griff hat als der Rest der Welt. Seine Null-Covid-Politik beendet er nicht, wohl auch wegen der viel zu niedrigen Impfquote unter alten Menschen. © Ding Haitao/Imago/Xinhua
Xi Jinpings Konterfei lächelt von einem Teller mit rotem Hintergrund
Auf dem 20. Parteitag im Oktober 2022 ließ sich Xi Jinping zum dritten Mal zum Generalsekretär der Kommunisten ernennen. Damit ist er der mächtigste Parteichef seit Mao Zedong. © Artur Widak/Imago

Bei meinen Reisen nach China von Ende 2022 bis Ende 2024 habe ich ein Land vorgefunden, das in fast jeder Hinsicht mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Die letzten Monate der COVID-19-Pandemie waren verheerend, da die Bewohner vieler Städte mit erdrückenden Ausgangssperren konfrontiert waren und Hunderttausende, wenn nicht Millionen Menschen schwer erkrankten oder starben.

Die wirtschaftliche Erholung, die nach dem Ende der Null-COVID-Politik der Regierung eintreten sollte, verflüchtigte sich schnell. In dem Bestreben, das Wachstum anzukurbeln, wurden Berge von Kapital in neue Produktionsanlagen für Elektrofahrzeuge, Batterien, medizinische Geräte, Robotik und andere Sektoren gesteckt; der Inlandsverbrauch stieg jedoch nicht entsprechend an, sodass eine große Lücke zwischen Angebot und Nachfrage und eine starke Deflation an den Werkstoren entstand.

Chinas Gesellschaft passt sich an Wirtschaftsloch an – Fortschritt soll Land retten

Die Unsicherheit aufgrund der Pandemie, der Zusammenbruch des Immobilienmarktes und ein schwaches soziales Sicherheitsnetz führten dazu, dass Haushalte ihre Vorsorgesparungen erhöhten und junge Paare auf Kinder verzichteten, was das demografische Problem verschärfte. Die allgemeine politische Verschärfung und die Betonung der Staatssicherheit wirkten sich ebenfalls negativ auf die Stimmung in der Bevölkerung aus. Die Indikatoren für das Verbrauchervertrauen fielen Anfang 2022 wie ein Stein und haben sich kaum verändert.

Infolgedessen drehten sich viele Gespräche unter Chinesen in dieser Zeit darum, warum die chinesische Führung offenbar nicht bereit war, das Ausmaß des Problems einzugestehen und die notwendigen Schritte zur Ankurbelung des Wachstums zu unternehmen. Zu den Hypothesen gehörten ein Mangel an genauen Informationen über die Schwierigkeiten des Landes, die es an die Spitze gebracht haben, ein schwaches Team ohne einen klugen Regierungsplan, die Priorisierung der Sicherheit vor der Wirtschaft oder eine Führung, die sich inbrünstig auf fortschrittliche Technologie (was Propagandisten als „neue Produktivkräfte“ bezeichnen) als wichtigsten Wachstumstreiber des Landes konzentriert.

Rückblick auf die ersten 100 Tage: Trump krempelt die USA um – eine Chronik

Donald Trump
Seit dem 20. Januar 2025 sitzt Donald Trump wieder im Weißen Haus. Es folgen Attacken auf Rechtsstaat, Gewaltenteilung und Menschenrechte. Wie aber kann man die Lage in den USA beschreiben? Der renommierte Faschismusforscher Jason Stanley bringt es Ende März in einem Interview mit „Zeit Online“ auf den Punkt. Auf die Frage, ob er von faschistischen Zuständen im Land sprechen würde, sagt er: „Ja, natürlich. Welche Begriffe sollen wir denn sonst verwenden?“ Faschismus sei nicht einfach nur ein Schimpfwort, sondern ein Konzept, das helfe, die Realität zu verstehen. „Und was wir jetzt sehen – das ist Faschismus.“  © Saul Loeb/AFP
Donald Trump
Gleich zum Amtsantritt demonstriert Trump Tatendrang. Schon am 20. Januar unterzeichnet er Dutzende Dekrete – mit einigen schafft er Fakten, mit anderen setzt er Zeichen. Aber vor allem demontiert er das Vermächtnis seines demokratischen Vorgängers Joe Biden.  © Jim Watson /AFP
Amtseinführung Trump
Eine seiner Anordnungen sorgt für Aufruhr: Trumps Versuch, das verfassungsmäßige Recht auf US-Staatsangehörigkeit durch Geburt zu beschränken, wird umgehend angefochten. Mehrere Gerichte blockieren Trumps Dekret. Im 14. Zusatzartikel zur Verfassung heißt es, dass Personen, die in den USA geboren werden, die Staatsbürgerschaft erhalten. Trump argumentiert, das gelte nicht, wenn die Mutter bei der Geburt widerrechtlich oder nur temporär in den USA gewesen sei. Die Frage der Rechtmäßigkeit wird wohl der Supreme Court klären müssen.  © Kenny Holston/Pool The New York Times/AP/dpa
Grenze zu Mexiko
Um die illegale Migration einzudämmen, verhängt Trump an seinem ersten Arbeitstag den nationalen Notstand an der Südgrenze zu Mexiko. Zugleich erteilt er dem Verteidigungsminister die Befugnis, das Militär zu entsenden, um diesem Notstand zu begegnen und das Heimatschutzministerium zu unterstützen. Niemand soll mehr über die Südgrenze in die USA gelangen, so das erklärte Ziel. Darüber hinaus ordnet Trump den Ausbau von Grenzbefestigungen zu Mexiko an. © Kyle Chan/AFP
Kapitol
Kurz nach Trumps Amtsantritt rückt auch der Sturm auf das Kapitol vom 6. Januar 2021 wieder ins Rampenlicht. Trump begnadigt alle Personen, die deswegen verurteilt worden sind. Es handelt sich um etwa 1500 Menschen, darunter befinden sich auch Mitglieder der rechtsradikalen „Proud Boys“ und „Oath Keepers“. Trumps Erlass zeigt auch Wirkung in Deutschland. Wenn ein Präsident 1500 verurteilte Menschen aus politischen Gründen begnadige, „dann ist das das Ende des Rechtsstaats“, schreibt Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte auf der Plattform X. „Es bedeutet schlicht, dass die Anhänger des Präsidenten über dem Gesetz stehen.“ © Roberto Schmidt/AFP
Elon Musk
Elon Musk gilt seit Trumps Amtsübernahme als so eine Art Schattenpräsident. Bei einer Veranstaltung zur Amtseinführung macht der Tech-Milliardär eine Geste, die viele schockiert. Während seiner Rede hält er seine rechte Hand an sein Herz – und streckt sie dann in einer schnellen Bewegung nach oben raus. Danach wiederholt er die Geste noch einmal in eine andere Richtung. „Musk hat zwei Mal den Hitlergruß gezeigt“, hält USA-Expertin Annika Brockschmidt auf Bluesky nüchtern fest. © Angela Weiss/AFP
Potomac
Kurz nach Trumps Amtsübernahme häufen sich die Flugunfälle in den USA. Die Flugaufsichtsbehörde FAA steht nach dem Rücktritt ihres Chefs am 20. Januar ohne Leitung da. Wenige Tage später kollidiert ein Passagierflugzeug über dem Potomac River in der Hauptstadt mit einem Militärhubschrauber. Alle 67 Menschen an Bord beider Maschinen kommen ums Leben. Trump schockiert danach mit einem zynischen Kommentar. Auf die Frage, ob er die Absturzstelle besuchen werde, antwortet der Präsident: „Soll ich etwa schwimmen gehen?“ © Roberte Schmidt/AFP
USAID
Anfang Februar nehmen Trump und Musk beim Umbau des Staatsapparates die Behörde für internationale Entwicklung USAID ins Visier. Musk startet einen regelrechten Feldzug gegen die Behörde, die er als „Schlangennest von linksradikalen Marxisten, die Amerika hassen“ bezeichnet. Auch Trump wettert regelmäßig gegen die Ausgaben der USA für internationale humanitäre Hilfe. © Tom Williams/Imago
Panama-Proteste
Schon in seiner Antrittsrede macht Trump klar, dass die USA während seiner zweiten Amtszeit ihr Territorium zu erweitern gedenken. So verspricht er seinen Fans, den Panamakanal zurückzuholen. Während des Besuchs von Außenminister Marco Rubio am 2. Februar protestieren Dutzende Menschen auf den Straßen von Panama-Stadt gegen die Ansprüche der US-Regierung. Die für den internationalen Handel wichtige Wasserstraße verbindet den Atlantik mit dem Pazifik. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von den USA gebaut und wird seit 1999 ausschließlich von Panama verwaltet.  © Martin Bernetti/AFP
Pro-Kanada Demo in Ottawa
Zudem erklärt Trump ein ums andere Mal, den weltweit zweitgrößten Flächenstaat Kanada zum 51. Bundesstaat machen zu wollen. Die Menschen in Kanada reagieren entsetzt. Die Feindseligkeit gegenüber den USA wächst. Bei Sportwettkämpfen wird die US-Hymne ausgebuht, auf dem Parliament Hill in Ottawa kommt es zu Protesten. © Justin Tang/dpa
Trump Dekret
Am 5. Februar unterzeichnet Trump ein Dekret, die Transmenschen von der Teilnahme am Frauensport ausschließen soll, vor allem an öffentlichen Schulen und Hochschulen. Damit sei „der Krieg gegen den Frauensport beendet“, erklärt Trump im Weißen Haus und kritisiert wie bereits häufig zuvor die in seinen Augen „militante Transgender-Ideologie“ der „radikalen Linken“. © Andrew Harnik/AFP
Proteste USA
Doch es regt sich auch erster Protest in den USA. Anfang Februar gehen zahlreiche Menschen in den gesamten USA gegen Trump, Musk und das Kabinett auf die Straße. Die 50501-Bewegung – 50 Staaten, 50 Proteste, ein Tag – ruft zu Protesten vor den Kapitolen der einzelnen Bundesstaaten auf. © Fred Greaves/AFP
Golf von Mexiko
Am 11. Februar schließt das Weiße Haus einen Reporter von Associated Press von der Berichterstattung über eine Veranstaltung aus. Die Nachrichtenagentur wehrt sich mit einer Klage. Hintergrund des Konflikts ist die Weigerung der AP, in ihrer Berichterstattung Donald Trumps Neubezeichnung für den Golf von Mexiko zu verwenden. Die Umbenennung der Meeresbucht in „Golf von Amerika“ hat Trump per Exekutivorder verfügt. Der Name „Golf von Mexiko“ für das Randmeer des Atlantiks ist seit dem 16. Jahrhundert gebräuchlich. © Roberte Schmidt/AFP
Trump
Dann greift Trump nach der Kultur: Ihm unliebsame Shows mit Dragqueens soll es im Kennedy-Center nicht mehr geben. Deshalb macht er sich dort selbst zum Boss. In der Geschichte des 1971 eröffneten Zentrums ist das Eingreifen Trumps (hier in der Präsidentenloge zu sehen) ein noch nie dagewesener Vorgang. Im März werden US-Vize JD Vance und seine Ehefrau Usha beim Besuch eines Konzertes ausgebuht. © Jim Watson/AFP
Robert kennedy
Am 13. Februar bestätigt der Senat Robert F. Kennedy Jr. als 26. US-Gesundheitsminister. In den Jahren zuvor hat der Neffe des einstigen US-Präsidenten John F. Kennedy vielfach Zweifel an Impfungen gestreut, Verschwörungsmythen verbreitet und mit schrillen Wortmeldungen von sich reden gemacht. Im März steigt im Süden der USA die Zahl der Masernerkrankungen. Bis auf wenige Ausnahmen waren alle Erkrankten nicht geimpft. Kennedy verweist auf Vitamin A und Lebertran als Heilmittel.  © Win McNamee/dpa
Brown Hegseth
Trump macht auch vor dem Militär nicht halt. Ende Februar feuert er den Generalstabschef der US-Streitkräfte. Charles Q. Brown (links) war erst der zweite Afroamerikaner auf dem Spitzenposten. Trumps Verteidigungsminister Pete Hegseth (rechts) hatte schon kurz nach der eigenen Nominierung davon gesprochen, dass Brown aus seiner Sicht entlassen gehöre – wegen dessen Fokus auf Diversität, Gleichbehandlung und Inklusionsthemen im US-Militär. © Saul Loeb/AFP
Trump Selenskyj Vance
Am 28. Februar kommt es im Oval Office zum Eklat: Ein Gespräch zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, an dem auch JD Vance teilnimmt, läuft völlig aus dem Ruder. Nach einem beispiellosen Streit vor laufenden Kameras wird das Treffen vorzeitig abgebrochen. Eine gemeinsame Pressekonferenz fällt ins Wasser.  © Jim LoScalzo/Imago
US-Präsident Donald Trump (Mitte) gibt dem Leiter der Bundesgerichte und Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten, John Roberts (rechts), die Hand.
Vor allem die Justiz stellt sich den Plänen der US-Regierung entgegen. Deshalb fordert Trump immer wieder, missliebige Richter und Richterinnen einfach abzusetzen. Daraufhin schaltet sich auch der Oberste US-Richter ein. „Seit mehr als zwei Jahrhunderten steht fest, dass ein Amtsenthebungsverfahren keine angemessene Reaktion auf eine Meinungsverschiedenheit über eine gerichtliche Entscheidung ist“, erklärt John Roberts (rechts).  © Win McNamee/imago/Archivbild
US-Heimatschutzministerin Noem besucht Gefängnis in El Salvador
Hintergrund ist ein Streit zwischen den Gerichten und Trump über die Abschiebung mehrerer Hundert mutmaßlicher Mitglieder eines venezolanischen Verbrecherkartells nach El Salvador unter Berufung auf ein Gesetz von 1798. Der Konflikt über die Abschiebungen könnte sich zu einer Verfassungskrise entwickeln. Bei einem Besuch vor Ort droht die Heimatschutzministerin Kristi Noem später allen, die illegal in die USA einreisen und Straftaten begehen, mit einer Unterbringung im Hochsicherheitsgefängnis Cecot.  © Alex Brandon/dpa
Trump vor US-Kongress
Und was machen eigentlich die oppositionellen Demokraten? Sie geben weitgehend ein trauriges Bild ab. Parteistratege James Carville plädiert in der NY Times sogar dafür, sich erst einmal tot zu stellen. Die meisten tun das auch. Al Green sieht das anders. Der 77-Jährige unterbricht Trump bei dessen Rede vor dem Kongress am 4. März mit lauten Zwischenrufen. Deswegen wird der Abgeordnete aus Texas aus dem Saal geführt. Hinterher rügt das Repräsentantenhaus Green wegen seines Protests – auch zehn Parteikollegen stimmen dafür. © Win McNamee/dpa
Schumer
Wenige Tage später kommt es bei der Abstimmung über den Haushalt zum offenen Bruch. Im Raum steht die Frage, ob die Demokraten das Finanzierungsgesetz der Republikaner mittragen oder aus Protest einen Shutdown in Kauf nehmen. Während die Demokraten im Repräsentantenhaus fast geschlossen gegen den Haushalt stimmen, legt Chuck Schumer, der Minderheitsführer der Demokraten im Senat, eine Kehrtwende hin und sorgt dafür, dass der Haushalt mit den Stimmen seiner Partei die Parlamentskammer passierte. Noch Ende Januar hatte Schumer eine drastische Ausgabensperre als „verfassungswidrig“ sowie „gefährlich, zerstörerisch, grausam“ bezeichnet. Jetzt sagt er, kämpfen lohne sich hier nicht, der Preis dafür sei zu hoch.  © Annabelle Gordon/Imago
Alexandria Ocasio-Cortez ''AOC'' und Bernie Sanders
Doch es geht auch anders. Das beweist mal wieder der unabhängige Senator Bernie Sanders, der mit seiner „Kampf gegen die Oligarchie-Tour“ Tausende Linke im Land bei seinen Auftritten um sich schart. Man müsse blind sein, um nicht zu sehen, dass es heute in den USA eine Regierung der Milliardäre, gesteuert von Milliardären und gemacht für Milliardäre gebe, sagt er dem Sender NPR. Der 83-Jährige ist nicht allein: Mehrfach zeigt sich die Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez an seiner Seite. Die 35-Jährige ist die prominenteste Vertreterin des linken Flügels der Demokraten. © Gage Skidmore/Imago
Einwanderungsbeamte verhaften palästinensischen Aktivisten
Die Columbia-Universität ist das Epizentrum der propalästinensischen Gaza-Proteste in den USA. Für großes Aufsehen sorgt seit dem 8. März der Fall des palästinensischen Studenten Machmud Chalil. Die US-Regierung wirft dem an jenem Tag verhafteten Absolventen der New Yorker Universität unter anderem vor, auf dem Campus Flugblätter mit Hamas-Logo verteilt zu haben, und will ihn abschieben. Dabei besitzt der mit einer Amerikanerin verheiratete Student seiner Anwältin zufolge eine Greencard und damit eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung in den USA. © Yuki Iwamura/dpa
Migration in den USA - Studentin inhaftiert
Ebenfalls im März erschüttern die verstörenden Bilder einer Überwachungskamera die USA. An der Tufts Universität bei Boston wird eine türkische Doktorandin auf dem Weg zum Fastenbrechen auf offener Straße in der Nähe ihres Apartments von zivil gekleideten Beamten des Heimatschutzministeriums gestoppt und festgenommen. Die Behörden werfen ihr Unterstützung der Hamas vor. Ihr droht die Abschiebung. © dpa
US-Vizepräsident Vance besucht Grönland
Die Expansionspolitik Trumps betrifft auch Grönland. Schon Anfang Janaur schließt er wirtschaftlichen Zwang und militärische Gewalt nicht aus, um sich die größte Insel der Erde einzuverleiben. Ende März erhöht Vize Vance noch einmal den Druck. Bei einem Besuch mit seiner Ehefrau Usha macht er Dänemark schwere Vorwürfe. „Wenn der Präsident sagt, dass wir Grönland haben müssen, dann sagt er damit, dass diese Insel nicht sicher ist“, erklärt Vance. © Jim Watson/dpa
Polarlichter in Alaska
Trump hat auch Alaska im Blick – nicht aber wegen der Polarlichter. Vielmehr will er dafür sorgen, dass die USA noch mehr Öl und Gas fördern. Schon im Wahlkampf hatte er das Motto „Drill, baby, drill“ ausgegeben. Zudem will er die USA wieder aus dem Pariser Klimaschutzabkommen führen. © Hasan Akbas/dpa
Smithsonian
Trump will auch die Geschichte der USA per Dekret umdeuten lassen. Ende März beauftragt er JD Vance deshalb damit, vor allem in Museen auf Darstellungen im Sinne der neuen Regierung hinzuarbeiten. Als Beispiel nennt Trump die berühmte Smithsonian Institution, die vor allem in der Hauptstadt etliche Museen betreibt. Das Smithsonian sei unter den Einfluss einer spalterischen, auf ethnische Zugehörigkeit ausgerichteten Ideologie geraten, kritisiert Trump.  © Kevin Dietsch/AFP
US-Präsident Trump
US-Präsidenten dürfen laut Verfassung maximal zwei Amtsperioden regieren. Trump sinniert inzwischen öffentlich darüber nach, wie die Regel zu umgehen sei. Auch die oppositionellen Demokraten fürchten, der Republikaner könne versuchen, die Verfassung anders auszulegen, um länger an der Macht zu bleiben. Die juristische Fachwelt hat ebenfalls schon Theorien durchgespielt, wie Trump das versuchen könnte. © dpa
Tesla "Cybertruck"
Unterdessen gehen in den USA immer wieder Tesla-Autos in Flammen auf – aus Protest gegen Firmenchef und Trump-Intimus Elon Musk, der ohne jegliches politisches Mandat einen Kahlschlag im US-amerikanischen Staatsapparat durchsetzt. Bei einem Auftritt im Weißen Haus beklagt sich Trump über „brennende Verkaufsräume“ und Tesla-Autos, „die überall brennen, explodieren“.  © Lindsey Wasson/dpa
Musk Wisconsin
Grund für die Aufregung ist der enorme Einfluss von Elon Musk. Ein Beispiel: Vor der Justizwahl im US-Bundesstaat Wisconsin überreicht der Tech-Milliardär zwei Millionenschecks an Personen, die seinen Angaben zufolge eine Petition gegen „aktivistische Richter“ unterzeichnet haben. Die Demokraten prangern Musks Geldgeschenke als illegalen Stimmenkauf an. Am Ende muss Musk das Geld abschreiben: Der konservative Kandidat Brad Schimel verliert gegen die linksliberale Richterin Susan Crawford. © Robin Legrand/AFP
US-Präsident Trump
Den 2. April erklärt Trump zum „Tag der Befreiung“: Im berühmten Rosengarten des Weißen Hauses kündigt er neue US-Zölle für Handelspartner aus aller Welt an. Die härtesten Strafzölle treffen ein französisches Überseegebiet – die Inselgruppe Saint-Pierre und Miquelon – und den afrikanischen Kleinstaat Lesotho, über den Trump kurz vorher noch gescherzt hatte, niemand habe von dem je gehört. Das Zollpaket ist der bisher aggressivste Baustein seiner rabiaten Handelspolitik. Trump sieht bereits ein „goldenes Zeitalter“ der USA aufziehen – aber sein folgenreicher Schritt dürfte auch US-Verbraucher hart treffen. © Mark Schiefelbein/dpa
US-Präsident Trump
Fünf Millionen Dollar für ein unbegrenztes Aufenthaltsrecht in den USA – diese Pläne einer „Gold Card“ stellt Trump bereits im Februar vor. Anfang April präsentiert er dann seine erste goldene Karte, die er auch als „Trump Card“ bezeichnet. In den USA ist es bereits möglich, im Gegenzug für Investitionen im Land eine sogenannte Green Card zu erhalten – also eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis. Die neue Karte zielt auf wohlhabende Menschen ab. Als mögliche Nutznießer des Programms sieht Trump auch russische Oligarchen.  © dpa
US-Präsident Trump
In den USA fungiert der Präsident als Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Doch Trump zeigt in der Regel nur wenig Interesse an seinen Soldaten. So lässt er sich am 4. April bei einer Militärzeremonie in Delaware von seinem Verteidigungsminister Pete Hegseth vertreten. Anstatt der Rückführung der sterblichen Überreste von vier US-Soldaten beizuwohnen, die im März bei einer Übung in Litauen ihr Leben verloren haben, verbringt Trump seine Zeit lieber in Florida. © Alex Brandon/dpa
Anti-Trump-Proteste
Zehn Wochen nach Trumps Amtsantritt kommt es in zahlreichen Städten in den USA zu lautstarken Protesten. Auf Plakaten fordern sie unter anderem, die Verfassung zu verteidigen, Trump des Amtes zu entheben und das Sozialsystem nicht anzutasten. Auf anderen Schildern steht: „Nicht mein Präsident!“, „Schande über Trump“ und „Der Faschismus ist da“.  © Jim Ruymen/Imago
Pete Hegseth besucht Pearl Harbor
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth (hier mit Admiral Sam Paparo) ist alles, was mit Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) zu tun hat, ein Dorn im Auge. Um den DEI-Richtlinien der Trump-Regierung zu entsprechen, hat die U.S. Naval Academy 381 Bücher aus ihrer Bibliothek entfernt. Darunter ist auch Maya Angelous berühmte Autobiografie „I Know Why the Caged Bird Sings” („Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt“). Zudem wurden viele Bücher zu Themen wie Feminismus, Rassismus oder dem Holocaust verbannt. Ein anderes Buch steht dagegen noch immer in den Regalen: „Mein Kampf“. © Imago
trump und Rubio
Am 11. April sorgt wieder das von Marco Rubio (links) geleitete US-Außenministerium für Aufregung – diesmal aber im Inland. Die Angestellten werden angewiesen, über Kolleginnen und Kollegen zu berichten, die sich „anti-christlich“ benehmen und „Voreingenommenheit“ gegenüber der Religion zeigen. „Politico“ zitiert einen Beamten, der sich an den dystopischen Roman „Der Report der Magd“ von Margaret Atwood über totalitäre Gesellschaften erinnert fühlt.  © Brendan Smialowski/AFP
2025 Coachella Valley Music and Arts Festival in Kalifornien
Auf seinem selbsterklärten Kampfzug gegen die „Oligarchie“ in den USA begeistert Bernie Sanders auch am 12. April mit einem Überraschungsauftritt beim Coachella-Musikfestival in der kalifornischen Wüste das überwiegend junge Publikum. Kurz nach dem letzten Song der britischen Sängerin Charli XCX bringt er mit seiner Botschaft gegen Politikverdrossenheit die Leute zum Jubeln. „Dieses Land steht vor großen Herausforderungen und von eurer Generation hängt ab, was mit Amerika passiert“, sagt Sanders. © Amy Harris/dpa
Kilmar Ábrego García Proteste
Unter Trump schieben die USA immer wieder mutmaßliche Bandenmitglieder nach El Salvador ab. Einige der Männer haben nach Angaben ihrer Anwälte aber nie ein Verbrechen begangen. Für Aufsehen sorgt besonders die irrtümliche Abschiebung des salvadorianischen Einwanderers Kilmar Ábrego García, der mit einer US-Bürgerin verheiratet ist. Der Oberste Gerichtshof der USA weist die Trump-Regierung im April offiziell an, sich für seine Freilassung aus dem Gefängnis in El Salvador und für seine Rückkehr in die USA einzusetzen. Trump interessiert das nicht. Konkrete Maßnahmen zur Rückholung bleiben aus. © Alex Wong/AFP
Trump Bukele
Später zelebrieren Trump und El Salvadors Staatschef Nayib Bukele im Weißen Haus sogar ihre enge Zusammenarbeit bei der Abschiebepolitik. Bukele stellt nüchtern fest, dass er Ábrego García nicht zurück in die USA schicken werde. Und Trump? Der liebäugelt erneut mit der Idee, auch US-Straftäter in El Salvador einsperren zu lassen. US-Historiker Timothy Snyder nennt es hinterher beim Namen: In einem Substack-Beitrag spricht er von „beginnendem Staatsterror“.  © Brendan Smialowski/AFP
Universität Harvard
Auch die Eliteuniversität Harvard gerät in Trumps Visier. Seine Regierung legt Milliardenzuschüsse auf Eis. Trump begründet sein Vorgehen mit einer verfehlten „Ideologie“ der Uni und angeblichem Antisemitismus. Der frühere US-Präsident Barack Obama, der selbst an der Uni studiert hat, hält dagegen: „Harvard hat ein Beispiel für andere Hochschulen gesetzt, indem es einen ungesetzlichen und unbeholfenen Versuch zurückgewiesen hat, die akademische Freiheit zu unterdrücken“, schreibt Obama auf der Plattform X. Er hoffe, dass andere Institutionen folgten. © Charles Krupa/dpa
Als Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren im Vatikan starb, war die Trauer groß. US-Präsident Donald Trump nahm an der Beisetzung des Heiligen Vaters teil: er in blau – ohne rote Krawatte. Melania ganz in Schwarz. Vor dessen Tod befand sich Trump im offenen Widerspruch mit dem Papst: Franziskus hatte Trumps Migrationspolitik offen kritisiert. Seine Massenabschiebung „würde viele Männer und Frauen und ganze Familien“ verletzen.
Als Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren im Vatikan starb, war die Trauer groß. US-Präsident Donald Trump nahm an der Beisetzung des Heiligen Vaters teil: er in blau – ohne rote Krawatte. Melania ganz in Schwarz. Vor dessen Tod befand sich Trump im offenen Widerspruch mit dem Papst: Franziskus hatte Trumps Migrationspolitik offen kritisiert. Seine Massenabschiebung „würde viele Männer und Frauen und ganze Familien“ verletzen.  © IMAGO / NurPhoto

Internationale Investoren ohne Glauben an China: Aktionäre zunehmend gen USA orientiert

Diese innenpolitischen Ängste spiegelten sich auch außerhalb Chinas wider. Auf einer Konferenz für Tausende von institutionellen Investoren, die J.P. Morgan Anfang 2023 in Miami veranstaltete, lautete die zentrale Frage: „Ist China investierbar?“ Es gab keine Einigkeit, da einige argumentierten, dass das Ende von Null-COVID neue Möglichkeiten biete, während andere die Schwachstellen in der Lieferkette und das harte Durchgreifen gegen den Privatsektor als Gründe für Zurückhaltung hervorhoben.

Ein Jahr später gab es auf derselben Konferenz eine einhellige Antwort: „Nein.“ Internationale Investoren äußerten eine Vielzahl von Bedenken hinsichtlich des kurzfristigen Umfelds und der langfristigen Entwicklung Chinas. Viele gaben an, ihre Positionen verkauft und ihre Mittel anderweitig umgeschichtet zu haben, insbesondere in den Vereinigten Staaten.

Lichtblick für China: Konjunkturprogramm und Innovationen machen Mut

Im Jahr 2025 hat sich die Stimmung in China – und bei vielen externen Beobachtern – spürbar aufgehellt. Ein Teil der Erklärung liegt in den jüngsten innenpolitischen Entwicklungen. Die erste war das Eingeständnis der Führung im vergangenen September, dass das Land vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen steht, und die anschließende Ankündigung eines umfangreichen Konjunkturprogramms, dessen Einzelheiten im März dieses Jahres bekannt gegeben wurden. Die zweite war die Vorstellung des bahnbrechenden großen Sprachmodells von DeepSeek, das nahelegte, dass chinesische Innovatoren in der Lage waren, Umgehungslösungen für die von den USA angeführten Technologiebeschränkungen zu finden.

In Gesprächen mit Geschäftsführern in China im März 2025 deuteten die Gesprächspartner an, dass der schlimmste Teil des wirtschaftlichen Abschwungs überstanden sei und dass sie erste Anzeichen für ein erneutes Wachstum erkennen könnten. Ein Geschäftsführer eines Automobilherstellers sagte, dass die Nachfrage nach ihren Elektrofahrzeugmodellen viel schneller als erwartet steige und dass sie ihre Pläne zur Eröffnung von Produktionsstätten im Ausland vorziehen würden.

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Ein leitender Angestellter eines von den Vereinigten Staaten sanktionierten Halbleiterunternehmens gab an, dass sie ihre Produktionseffizienz und -qualität verbessert hätten, da es keine Serviceunterstützung von westlichen Ausrüstungslieferanten gebe. Keiner sagte, es sei an der Zeit, erleichtert aufzuatmen, und betonte den Unterschied zwischen der Ankündigung von Richtlinien und der Erzielung von Ergebnissen. Einer betonte den anhaltend höheren Zinssatz, den Privatunternehmen im Vergleich zu staatlichen Unternehmen für Kredite zahlen müssen. Dennoch hatten sich die dunklen Wolken der vergangenen Jahre verzogen.

Trotz Trump-Zöllen Wandel auch international: China wieder auf der Bildfläche für Investitionen

Die gleiche Veränderung war in der internationalen Geschäftswelt zu beobachten. In der ersten Version der J.P. Morgan-Konferenz in Miami im Jahr 2025 (und in ähnlichen Konferenzen anderswo) beschwerten sich die Investoren nicht mehr über die vermeintlichen Fehltritte der chinesischen Führung, sondern stellten stattdessen wiederholt zwei Fragen: „Wie groß wird der Anreiz sein?“ und „Wann wird sich der Anreiz in einem schnelleren Wachstum niederschlagen?“

Auf dem China Development Forum, der Konferenz, die jedes Jahr im März in Peking stattfindet und führende westliche multinationale Unternehmen mit chinesischen Führungskräften zusammenbringt, stellten die Unternehmensleiter ihre Pläne für neue Investitionen in China vor.

Obwohl Veränderungen in der chinesischen Politik und einige technologische Durchbrüche einen Teil des Stimmungsumschwungs erklären, liegt die wichtigste Quelle für das wiederhergestellte Vertrauen 12 Zeitzonen entfernt in Washington. Ob in Peking, Shanghai, New York, Miami oder anderswo, bei jedem Treffen im ersten Quartal 2025 war Trump das Thema Nr. 1. Fast jedes der Gespräche drehte sich um die Verwirrung über eine oder mehrere seiner politischen Maßnahmen.

China warnt mit eigener Geschichte: Trumps USA erinnert an Kulturrevolution

Am beunruhigendsten ist, dass viele Menschen, obwohl der Kontext so unterschiedlich ist, die heutigen Vereinigten Staaten ohne Aufforderung mit China während der Kulturrevolution von 1966-76 verglichen haben, einer Zeit beispielloser Unruhen und Leiden im ganzen Land. Sicherlich ist die Kulturrevolution für die Chinesen die erste Wahl für politische Analogien in schlechten Zeiten, so wie Nazideutschland für einige im Westen. Dennoch haben die Maßnahmen der US-Regierung chinesische Beobachter, von denen einige in den Vereinigten Staaten gearbeitet oder studiert haben, wirklich schockiert.

Viele, mit denen ich in China gesprochen habe, sagten, sie verstünden die Notwendigkeit, die Verschwendung von Regierungsgeldern zu reduzieren und die Korruption zu verringern – beides bekannte Probleme in ihrem eigenen Land. Aber immer wieder waren Beobachter verwundert, warum Elon Musks Ministerium für Regierungseffizienz die Anklage anführte, willkürlich eine Behörde nach der anderen aufzulösen und Zehntausende von Beamten zu entlassen.

Bei einem Treffen zur Erörterung einer möglichen Zusammenarbeit zwischen den USA und China in den Bereichen Wissenschaft und Technologie fragte ein chinesischer Politikexperte, nachdem er eine Liste von Kürzungen bei US-Regierungsbehörden und Universitäten für die Arbeit in den Bereichen Grundlagenforschung, Klima, Medizin, Raumfahrt und anderen Bereichen gehört hatte, erstaunt: „Glaubt die US-Regierung überhaupt noch an die Wissenschaft?“

Wenig Verständnis für Trumps Politik: USA wird Spiegel für China

Bei zahlreichen Gelegenheiten zeigten sich die Menschen schockiert über die Angriffe auf die Medien, Anwälte und Gerichte. Ein Gesprächspartner sagte, er und seine Freunde gehörten zu den pro-amerikanischsten in China und seien stolz darauf, dort studiert und für US-Unternehmen gearbeitet zu haben. Aber das Land, das sie kannten, schien sich vor ihren Augen zu verändern, und sie konnten nicht mehr in Betracht ziehen, ihre Kinder dorthin zu schicken, um dort zu leben oder zu studieren.

Ebenso verbreitet wie die Ratlosigkeit über die innenpolitischen Maßnahmen der USA war die Verwirrung über die grundlegenden Veränderungen in der Handels- und Außenpolitik der USA. In Diskussionen, die weniger als zwei Wochen vor Trumps selbsternanntem „Tag der Befreiung“, aber nach der Einführung der Fentanyl-Zölle stattfanden, konnten die Chinesen nicht verstehen, warum die Vereinigten Staaten das multilaterale Handelssystem, das in den Vereinigten Staaten und auf der ganzen Welt so viel Wohlstand geschaffen hatte, abbauen wollten.

Die Vorstellung, dass Washington mit Zöllen eine radikale Wiederbelebung der Produktion und Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe herbeiführen könnte, wurde als reine Fantasie angesehen. Und einige fragten sich, warum Washington seine Verbündeten zugunsten von Wladimir Putins Russland im Stich lassen sollte.

Die Bedeutung dieser Kommentare hat wenig damit zu tun, ob sie richtig sind; stattdessen sind die weit verbreiteten Wahrnehmungen dessen, was als Unfähigkeit der Regierung und gesellschaftliche Fragmentierung in den Vereinigten Staaten angesehen wird, zu einem unmerklichen Spiegel geworden, in dem die Chinesen die Gegenwart und Zukunft ihres eigenen Landes neu bewerten.

„China wieder großartig“: Trumps Wirtschaftspolitik reitet die USA selbst in die Falle

In Wirklichkeit sind viele der chinesischen Staats- und Regierungschefs stark ideologisch geprägt, Korruption ist weit verbreitet, es finden immer noch politische Säuberungen statt, Informationen werden kontrolliert, Wissenschaftler (sowohl Natur- als auch Sozialwissenschaftler) sehen sich erheblichen Einschränkungen der intellektuellen Freiheit gegenüber, es gibt zahlreiche unfaire regulatorische Beschränkungen auf den Märkten und die Industriepolitik benachteiligt ausländische Unternehmen deutlich – all dies bedroht die Entwicklungsperspektiven und die Beziehungen Chinas zu anderen Ländern. Aber wenn man das chinesische System durch die Linse der Vereinigten Staaten im Jahr 2025 betrachtet, wird es anders gesehen.

Für regimetreue Nationalisten ist Trump ein Geschenk. Seine illiberale Wende bedeutet, dass die Vereinigten Staaten ihre ideologische Herausforderung des chinesischen politischen Systems aufgegeben haben. Darüber hinaus führt seine Schwächung der Regierungsinstitutionen, der Wirtschaft und der Bündnisbeziehungen der USA dazu, dass „China wieder großartig wird“. Und sein Angriff auf das multilaterale Handelssystem macht es für China viel einfacher, als verantwortungsbewusster Verwalter der Vereinigten Staaten angesehen zu werden.

Viele unpolitische Chinesen sind vom heutigen China und vielen spezifischen politischen Maßnahmen nicht begeistert, aber im Vergleich dazu fühlt sich China relativ stabil und berechenbar an, sodass sie mit dem Leben in ihrem System und einer Welt, die es unterstützt, zumindest zufrieden sind.

Für liberale Chinesen, die die Vereinigten Staaten seit langem bewundern, löst die Trump-Wende in Washington tiefe Trauer aus. Für sie waren die Vereinigten Staaten, wie sie sagten, ein „Licht auf einem Hügel“ und ein „Leuchtfeuer“. Im Jahr 2008, mit der globalen Finanzkrise, untergruben die Vereinigten Staaten das Vertrauen in China in freie Märkte. Im Jahr 2025 diskreditieren die Vereinigten Staaten mit ihren politischen Machtkämpfen ihr politisches System. Die Folge einer solchen Melancholie ist Resignation. Für diese Gruppe von Chinesen muss sich der Tag der Befreiung wie das genaue Gegenteil anfühlen.

Wo geht es in Trumps Handelskrieg weiter? Zukunft von USA und China ungewiss

In den kommenden Wochen und Monaten wird sich der Wettstreit zwischen Peking und Washington auf unvorhersehbare Weise weiterentwickeln, selbst wenn Trump von seiner umfassenden Handelskriegserklärung abrückt. Beide haben wirtschaftliche Stärken und Schwächen, und jeder könnte auf die schwächsten Punkte des anderen abzielen. Sie werden versuchen, den anderen zu überflügeln und zu isolieren, indem sie Länder in Asien, Europa, Afrika und Lateinamerika umwerben. Es wird noch viel Drama zu erleben geben.

Dennoch lassen meine Gespräche in China und anderswo zwei ironische Gewissheiten erkennen. Erstens: Angesichts der erneuten Entschlossenheit Pekings besteht fast keine Chance, dass die Trump-Regierung in den kommenden Monaten weitere Zugeständnisse von China erzwingen kann, die sie nicht bereits am 20. Januar hätte erreichen können. Die Eskalation, das Spiel mit dem Feuer und die Unbeständigkeit werden wahrscheinlich eine monumentale Zeitverschwendung sein.

Und zweitens: Unabhängig davon, wer die Wirtschaft des anderen effektiver schwächen kann oder wer den anderen am Verhandlungstisch überlistet, ist der eigentliche Wettbewerb um den systemischen Wettbewerb zumindest vorerst vorbei. Ob zum Feiern oder zum Trauern, für die meisten Chinesen ist Trumps rote Krawatte eine weiße Flagge.

Zum Autor

Scott Kennedy ist leitender Berater und Vorsitzender des Kuratoriums für chinesische Wirtschaft und Betriebswirtschaft am Center for Strategic and International Studies.

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Dieser Artikel war zuerst am 10. April 2025 in englischer Sprache im Magazin „ForeignPolicy.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

Rubriklistenbild: © IMAGO/Xinhua/Li Xueren

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