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Foreign Policy

„Informationskrieg“ ist Putins mächtige Waffe – der Westen scheint ahnungslos

Putin führt Informationskrieg gegen den Westen. Das hat auch Folgen für den Krieg in der Ukraine. Westlichen Regierungen müssen dringend handeln.

  • Schon seit Russlands Annexion der Krim 2014 führt der Kreml nicht nur militärisch Krieg gegen die Ukraine, sondern auch einen Informationskrieg gegen den Westen.
  • Die polarisierte westliche Öffentlichkeit und Social-Media-Plattformen wie X und TikTok befördern Putins hybriden Krieg.
  • Die politischen Entscheidungsträger im Westen müssen handeln – vom Vorgehen der Ukraine im Kampf gegen russische Desinformation können sie lernen, meint der Historiker Ian Garner in diesem Essay.
  • Dieser Artikel liegt erstmals in deutscher Sprache vor – zuerst veröffentlicht hatte ihn am 9. März 2024 das Magazin Foreign Policy.

Moskau – Vor einigen Wochen wandte sich ein russischer Autokrat mit einer Propagandaveranstaltung an Millionen westlicher Bürger. Vor einer Generation wäre das noch undenkbar gewesen. Heute ist die Veranstaltung so normal, dass sie kaum noch auffällt. Das Interview von Tucker Carlson mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin wurde inzwischen mehr als 120 Millionen Mal auf YouTube und X aufgerufen.

Trotz der Langweiligkeit von Putins zweistündigem Vortrag über eine imaginäre russische und ukrainische Geschichte ist das Streaming und die Verbreitung des Interviews durch westliche Plattformen nur der jüngste erfolgreiche Vorstoß in Russlands Informationskrieg gegen den Westen. Einen Informationskrieg, den Moskau offensichtlich zu gewinnen scheint. Und in diesem Krieg setzt der Kreml nicht nur auf soziale Medien, sondern auch auf die Menschen im Westen selbst, um seine Botschaften weit und breit zu verbreiten.

Putins Informationskrieg: Politische Entscheidungsträger und Unternehmen bleiben untätig

Ein Jahrzehnt nach dem Beginn von Russlands Informationskrieg scheinen die Social-Media-Unternehmen ihre Versprechen vergessen zu haben. Nach dem Skandal um die Einmischung in die US-Präsidentschaftswahlen 2016, als von Russland gesponserte Beiträge allein auf Facebook 126 Millionen Amerikaner erreichten, versprachen die Unternehmen zu handeln. Die politischen Entscheidungsträger scheinen nicht nur das ganze Ausmaß des russischen Informationskriegs nicht zu kennen. Auch die Angst, die Meinungsfreiheit zu unterdrücken und zur politischen Polarisierung beizutragen, hat sie und die sozialen Medienunternehmen dazu veranlasst, weitgehend von Maßnahmen abzusehen, um Russlands laufende Kampagne zu stoppen.

Diese Untätigkeit erfolgt inmitten zunehmender Anzeichen für russische Einflussnahme, die tief in die westliche Politik und Gesellschaft eingedrungen ist. Dutzende – wenn nicht Hunderte oder mehr – russischer Agenten wurden überall beobachtet, von englischen Städten bis hin zu kanadischen Universitäten. Viele dieser Agenten sind unbedeutend und scheinen individuell wenig zu erreichen, aber gelegentlich dringen sie in Institutionen, Unternehmen und Regierungen ein.

Putin steckt hunderte Millionen Dollar in Beeinflussung von Wahlen

In der Zwischenzeit unterstützt eine Flut von Geld Moskaus Ambitionen. Darunter Hunderte von Millionen Dollar, die der Kreml in die Beeinflussung von Wahlen steckt, wobei ein Teil dieses Geldes verdeckt (und offen) an politische Parteien und einzelne Politiker fließt. Seit vielen Jahrzehnten werden die westlichen Gesellschaften mit jeder nur erdenklichen Art von Einflussnahme überschwemmt.

Zwar hat es seit Beginn des jüngsten russischen Krieges einige Gegenmaßnahmen gegeben – darunter die Sperrung des Zugangs zu russischen Mediennetzwerken wie RT und Sputnik durch die Vereinigten Staaten und die Europäische Union Anfang 2022 –, doch diese kleinen, unwirksamen Schritte sind das Äquivalent zu den Tugendsignalen des Informationskriegs. Sie ändern nichts daran, dass westliche Regierungen keinen kohärenten Ansatz gegen die vielen Vektoren der russischen Desinformation und hybriden Kriegsführung haben.

Genau zu dem Zeitpunkt, an dem die Kreml-Narrative in den sozialen Medien beginnen, die Unterstützung für die Ukraine ernsthaft zu untergraben, scheint der Umgang der westlichen Regierungen mit der Desinformationskrise von Tag zu Tag schwächer zu werden.

Russlands Botschaften haben immense Reichweite: Tucker Carlson hat sich zu Putins Helfer gemacht

Für Putins Russland zielt die „informationspsychologische Kriegsführung“ – wie sie in einem russischen Militärlehrbuch genannt wird – darauf ab, „die Moral und den psychologischen Geist“ einer gegnerischen Bevölkerung zu untergraben. Er ist ein zentraler Aspekt eines umfassenderen Krieges gegen den Westen und wird online durch eine unerbittliche Flut von gefälschten, echten und falsch dargestellten Nachrichten sowie durch ein kultiviertes Netzwerk von wissenden und unwissenden Helfern wie Carlson geführt.

Nutzt die Chance, um seine Botschaften anzubringen: Für Wladimir Putin (r.) kam das Interview von Tucker Carlson wie gerufen.

Die Botschaften des Kremls haben eine außerordentliche Reichweite: Allein im ersten Jahr des Ukraine-Krieges wurden Beiträge von Kreml-nahen Konten mindestens 16 Milliarden Mal von westlichen Bürgern aufgerufen. Jeder dieser Aufrufe ist Teil eines umfassenden Angriffs auf den Westen, der nicht nur darauf abzielt, die Unterstützung für die Ukraine zu untergraben, sondern die westlichen demokratischen Systeme aktiv zu schädigen.

Russlands strategischer Informationskrieg hat Tradition

Moskau startet seine Angriffe nach einem Schema, das jeder kennt, der die Desinformationskampagnen im Zusammenhang mit der Invasion der Krim 2014 und der US-Präsidentschaftswahl 2016 verfolgt hat. Bots, Trolle, gezielte Werbekampagnen, gefälschte Nachrichtenorganisationen und Doppelgänger-Konten echter westlicher Politiker und Experten verbreiten Geschichten. Sie wurden in Moskau oder in St. Petersburg ausgeheckt, wo der damalige Anführer der Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, eine Armee von Trollen leitete, die in westlichen sozialen Medien posten. Auch wenn die spezifischen Technologien neu sind, ist Russlands Strategie der Informationskriegsführung nicht neu.

Während des Zweiten Weltkriegs beschrieb der sowjetische Propagandist Ilja Ehrenburg die Feder als „eine Waffe, die nicht für Anthologien, sondern für den Krieg gemacht ist“. Von den Anfängen der bolschewistischen Ära bis zum Ende des Kalten Krieges verbreiteten seine Kollegen jahrzehntelang Desinformationen im Ausland, in der Hoffnung, dass die von Russland angegriffenen Länder nicht in der Lage sein würden, „sich selbst, ihre Familie, ihre Gemeinschaft und ihr Land zu verteidigen“, wie es der zum Überläufer gewordene sowjetische Journalist Juri Bezmenow ausdrückte.

Westliche Öffentlichkeit als Waffe in Russlands Informationskrieg

Was zweifellos neu ist, ist der Enthusiasmus einer polarisierten westlichen Öffentlichkeit, ihre eigene Identität um Moskaus Narrative herum neu zu zentrieren – und damit unwissentlich zu einer Waffe im Informationskrieg zu werden. Nehmen wir zum Beispiel die QAnon-Bewegung, deren Anhänger seit langem kritische Energie aus den von Moskau über die sozialen Medien bereitgestellten und verbreiteten Argumenten schöpfen. Die QAnon-Anhänger propagieren eine Reihe von Missständen, die aus der russischen Propaganda bekannt sind: Anti-LGBTQ+, antiliberale und insbesondere ukrainiefeindliche Einstellungen. QAnon-Kanäle auf der Messaging-App Telegram zum Beispiel wurden schnell zu Foren für anti-ukrainische und kriegsbefürwortende Stimmungen.

Während normale Nutzer sicher sind, dass sie nur ihre Meinung sagen, hat sich ein innenpolitisches Thema letztlich in ein Vehikel für Moskau verwandelt, um Einfluss auf nationale Sicherheitsentscheidungen auszuüben. Die Unterstützung von QAnon hat sich von den Vereinigten Staaten auf Länder im gesamten Westen ausgebreitet – und jede Gruppe von Anhängern scheint unabhängig von ihrem Standort und ihrer Plattform dieselben Pro-Putin-Stimmungen und dieselbe Skepsis gegenüber der Unterstützung der Ukraine zu vertreten.

Solche Phänomene sind nur allzu bekannt, sei es im Zusammenhang mit dem Skandal um die Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahlen, mit der ständigen Wiederholung der Moskauer Argumente zur NATO oder mit dem Netz nützlicher Idioten – von Quasi-Journalisten bis hin zu Rappern –, die als Sprachrohr für den Kreml zu fungieren scheinen, indem sie unter dem Deckmantel, Fragen zu stellen oder zwei Seiten einer Geschichte darzustellen, durchweg positive Erzählungen verbreiten.

Russische Desinformation: TikTok spielt für Kreml eine entscheidende Rolle

Moskau nutzt auch nicht-westliche Netzwerke wie Telegram und TikTok zu seinem eigenen Vorteil aus. Heute konsumieren 14 Prozent der erwachsenen Amerikaner regelmäßig Nachrichten auf dem in chinesischem Besitz befindlichen TikTok, wo Tausende von gefälschten Accounts russische Argumente verbreiten - und wo russische Propagandisten Hunderttausende von Anhängern zählen können. TikTok hat gelegentlich russische Bot-Netzwerke aufgedeckt, aber seine Bemühungen, die Verbreitung von Inhalten, die mit dem Kreml übereinstimmen, zu stoppen, waren glanzlos und ineffektiv.

Millionen von Amerikanern saugen das von Moskaus Propagandisten erstellte Material auf, verbinden sich mit Influencern und anderen Nutzern, die dieses Material ebenfalls teilen, und verbreiten ständig Moskaus Standpunkt zur Ukraine. Die mangelnde Bereitschaft von TikTok, bei der Bekämpfung solcher Desinformationen mitzuwirken, hat den US-Gesetzgebern kaum eine andere Wahl gelassen, als über ein vollständiges Verbot des Netzwerks nachzudenken. Selbst dann wäre dies jedoch größtenteils auf Bedenken im Zusammenhang mit China zurückzuführen und nicht darauf, dass die Gesetzgeber die entscheidende Rolle von TikTok für den Kreml erkennen.

Musks Twitter–Übernahme hat Reichweite für Russlands Propagandisten erweitert

Selbst dort, wo sie angeblich mehr Kontrolle haben, waren die US-Politiker nicht bereit, viel zu tun, um die Flut der pro-russischen Propaganda einzudämmen. Seit Elon Musk Twitter übernommen und in X umbenannt hat, heißt das Netzwerk russische Beeinflussungskampagnen auf seinen Servern geradezu offen willkommen. Die Plattform beherbergt sogar mit dem Kreml verbündete Neofaschisten wie Alexander Dugin, der sie nutzt, um seine apokalyptische Vision des Krieges in der Ukraine an seine 180.000 Anhänger zu verbreiten, auch über englischsprachige Diskussionsforen. Hunderte von Konten – viele davon gehören ganz normalen Menschen aus dem Westen – erhöhen die Reichweite von Dugin (und ähnlichen Figuren), indem sie ihm folgen und Beiträge liken oder kommentieren.

Das Streaming und die Werbung für das Carlson-Interview durch X und die Übernahme russischer Argumente durch Musk selbst – wie etwa sehr spezifische Behauptungen über die Ukraine unter Verwendung von Formulierungen, die normalerweise nur von russischen Beamten verwendet werden – wurden heftig kritisiert. Aber ebenso schädlich sind die kleineren Gemeinschaften, die um Persönlichkeiten wie Dugin entstanden sind und in denen westliche Nutzer viel zur Verbreitung einer ukrainiefeindlichen Botschaft beitragen.

Russlands Krieg um westliche Meinung schwächt die Ukraine

Zu Beginn des dritten Jahres, in dem Russland versucht, die Ukraine zu erobern, ist deutlich geworden, dass der Informationskrieg des Kremls vollständig in den militärischen Krieg integriert ist. Ein Teil davon richtet sich gegen die Ukraine, wobei die russischen Desinformationskampagnen versuchen, Misstrauen in die politische und militärische Führung des Landes zu säen.

Aber für den Kreml ist der Informationskrieg gegen den Westen der Schlüssel. Das liegt daran, dass Putins Theorie vom Sieg in der Ukraine auch die westlichen Hauptstädte betrifft: Wenn es gelingt, die Unterstützung des Westens im Laufe der Zeit zu untergraben, wird Kiew die Waffen und Ressourcen fehlen, um weiter zu kämpfen. Der Krieg um die westliche Meinung ist daher für Putin mindestens ebenso existenziell wie der Kampf vor Ort in der Ukraine.

Doch trotz zahlreicher Beispiele für russische Narrative, die in westlichen Debatten auftauchen, gibt es fast keine ernsthafte Diskussion innerhalb der Regierungen oder in der Öffentlichkeit darüber, wie Russlands Informationskrieg gegen den Westen beendet werden kann. Viele im Westen befürchten, dass die Einmischung in das Online-Geschehen sie auf die schiefe Bahn der Unterdrückung der freien Meinungsäußerung führt. Vielleicht können sie die konzeptionelle Verbindung zwischen Informationskrieg und militärischem Krieg nicht erkennen - und weigern sich anzuerkennen, dass sich der Westen bereits im Krieg mit Russland befindet, auch wenn dieser Krieg kein militärischer ist.

Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland

Menschen in Kiews feiern die Unabhängigkeit der Ukraine von der Sowjetunion
Alles begann mit dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989. Die Öffnung der Grenzen zunächst in Ungarn leitete das Ende der Sowjetunion ein. Der riesige Vielvölkerstaat zerfiel in seine Einzelteile. Am 25. August 1991 erreichte der Prozess die Ukraine. In Kiew feierten die Menschen das Ergebnis eines Referendums, in dem sich die Bevölkerung mit der klaren Mehrheit von 90 Prozent für die Unabhängigkeit von Moskau ausgesprochen hatte. Im Dezember desselben Jahres erklärte sich die Ukraine zum unabhängigen Staat. Seitdem schwelt der Konflikt mit Russland. © Anatoly Sapronenkov/afp
Budapester Memorandum
Doch Anfang der 1990er Jahre sah es nicht danach aus, als ob sich die neuen Staaten Russland und Ukraine rund 30 Jahre später auf dem Schlachtfeld wiederfinden würden. Ganz im Gegenteil. Im Jahr 1994 unterzeichneten Russland, das Vereinigte Königreich und die USA in Ungarn das „Budapester Memorandum“ – eine Vereinbarung, in der sie den neu gegründeten Staaten Kasachstan, Belarus und der Ukraine Sicherheitsgarantien gaben.  © Aleksander V. Chernykh/Imago
Ukrainedemo, München
Als Gegenleistung traten die drei Staaten dem Atomwaffensperrvertrag bei und beseitigten alle Nuklearwaffen von ihrem Territorium. Es sah danach aus, als ob der Ostblock tatsächlich einen Übergang zu einer friedlichen Koexistenz vieler Staaten schaffen würde. Nach Beginn des Ukraine-Kriegs erinnern auch heute noch viele Menschen an das Budapester Memorandum von 1994. Ein Beispiel: Die Demonstration im Februar 2025 in München.  © Imago
Orangene Revolution in der Ukraine
Bereits 2004 wurde deutlich, dass der Wandel nicht ohne Konflikte vonstattengehen würde. In der Ukraine lösten Vorwürfe des Wahlbetrugs gegen den Russland-treuen Präsidenten Wiktor Janukowytsch Proteste  © Mladen Antonov/afp
Ukraine proteste
Die Menschen der Ukraine erreichten vorübergehend ihr Ziel. Der Wahlsieg Janukowytschs wurde von einem Gericht für ungültig erklärt, bei der Wiederholung der Stichwahl setzte sich Wiktor Juschtschenko durch und wurde neuer Präsident der Ukraine. Die Revolution blieb friedlich und die Abspaltung von Russland schien endgültig gelungen. © Joe Klamar/AFP
Wiktor Juschtschenko ,Präsident der Ukraine
Als der Moskau kritisch gegenüberstehende Wiktor Juschtschenko im Januar 2005 Präsident der Ukraine wurde, hatte er bereits einen Giftanschlag mit einer Dioxinvariante überlebt, die nur in wenigen Ländern produziert wird – darunter Russland. Juschtschenko überlebte dank einer Behandlung in einem Wiener Krankenhaus.  © Mladen Antonov/afp
Tymoschenko Putin
In den folgenden Jahren nach der Amtsübernahme hatte Juschtschenko vor allem mit Konflikten innerhalb des politischen Bündnisses zu kämpfen, das zuvor die demokratische Wahl in dem Land erzwungen hatte. Seine Partei „Unsere Ukraine“ zerstritt sich mit dem von Julija Tymoschenko geführten Parteienblock. Als Ministerpräsidentin der Ukraine hatte sie auch viel mit Wladimir Putin zu tun, so auch im April 2009 in Moskau. © Imago
Das Bündnis zerbrach und Wiktor Janukowitsch nutzte bei der Präsidentschaftswahl 2010 seine Chance.
Das Bündnis zerbrach und Wiktor Janukowytsch nutzte bei der Präsidentschaftswahl 2010 seine Chance. Er gewann die Wahl mit knappem Vorsprung vor Julija Tymoschenko. Amtsinhaber Wiktor Juschtschenko erhielt gerade mal fünf Prozent der abgegebenen Stimmen.  © Yaroslav Debely/afp
Proteste auf dem Maidan-Platz in Kiew, Ukraine, 2014
Präsident Wiktor Janukowytsch wollte die Ukraine wieder näher an Russland führen – auch aufgrund des wirtschaftlichen Drucks, den Russlands Präsident Wladimir Putin auf das Nachbarland ausüben ließ. Um die Ukraine wieder in den Einflussbereich Moskaus zu führen, setzte Janukowytsch im November 2013 das ein Jahr zuvor verhandelte Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union aus.  © Sergey Dolzhenko/dpa
Maidan-Proteste Ukraine
Es folgten monatelange Massenproteste in vielen Teilen des Landes, deren Zentrum der Maidan-Platz in Kiew war. Organisiert wurden die Proteste von einem breiten Oppositionsbündnis, an dem neben Julija Tymoschenko auch die Partei des ehemaligen Boxweltmeisters und späteren Bürgermeisters von Kiew, Vitali Klitschko, beteiligt waren. © Sandro Maddalena/AFP
Proteste auf dem Maidan-Platz in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine
Die Forderung der Menschen war eindeutig: Rücktritt der Regierung Janukowiysch und vorgezogene Neuwahlen um das Präsidentenamt. „Heute ist die ganze Ukraine gegen die Regierung aufgestanden, und wir werden bis zum Ende stehen“, so Vitali Klitschko damals. Die Protestbewegung errichtete mitten auf dem Maidan-Platz in Kiew ihr Lager. Janukowytsch schickte die Polizei, unterstützt von der gefürchteten Berkut-Spezialeinheit. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, die über mehrere Monate andauerten. © Sergey Dolzhenko/dpa
Der Platz Euromaidan in Kiew, Hauptstadt der Ukraine, ist nach den Protesten verwüstet.
Die monatelangen Straßenkämpfe rund um den Maidan-Platz in Kiew forderten mehr als 100 Todesopfer. Etwa 300 weitere Personen wurden teils schwer verletzt. Berichte über den Einsatz von Scharfschützen machten die Runde, die sowohl auf die Protestierenden als auch auf die Polizei gefeuert haben sollen. Wer sie schickte, ist bis heute nicht geklärt. Petro Poroschenko, Präsident der Ukraine von 2014 bis 2019, vertrat die These, Russland habe die Scharfschützen entsendet, um die Lage im Nachbarland weiter zu destabilisieren. Spricht man heute in der Ukraine über die Opfer des Maidan-Protests, nennt man sie ehrfürchtig „die Himmlischen Hundert“. © Sergey Dolzhenko/dpa
Demonstranten posieren in der Villa von Viktor Janukowitsch, ehemaliger Präsident der Ukraine
Nach rund drei Monaten erbittert geführter Kämpfe gelang dem Widerstand das kaum für möglich Gehaltene: Die Amtsenthebung Wiktor Janukowytschs. Der verhasste Präsident hatte zu diesem Zeitpunkt die UKraine bereits verlassen und war nach Russland geflohen. Die Menschen nutzten die Gelegenheit, um in der prunkvollen Residenz des Präsidenten für Erinnerungsfotos zu posieren. Am 26. Februar 2014 einigte sich der „Maidan-Rat“ auf eigene Kandidaten für ein Regierungskabinett. Präsidentschaftswahlen wurden für den 25. Mai anberaumt. Die Ukraine habe es geschafft, eine Diktatur zu stürzen, beschrieb zu diesem Zeitpunkt aus der Haft entlassene Julija Tymoschenko die historischen Ereignisse.  © Sergey Dolzhenko/dpa
Ein Mann stellt sich in Sewastopol, eine Stadt im Süden der Krim-Halbinsel, den Truppen Russlands entgegen.
Doch der mutmaßliche Frieden hielt nicht lange. Vor allem im Osten der Ukraine blieb der Jubel über die Absetzung Janukowytschs aus. Gouverneure und Regionalabgeordnete im Donbass stellten die Autorität des Nationalparlaments in Kiew infrage. Wladimir Putin nannte den Umsturz „gut vorbereitet aus dem Ausland“. Am 1. März schickte Russlands Präsident dann seine Truppen in den Nachbarstaat. Wie Putin behauptete, um die russischstämmige Bevölkerung wie die auf der Krim stationierten eigenen Truppen zu schützen. In Sewastopol, ganz im Süden der Halbinsel gelegen, stellte sich ein unbewaffneter Mann den russischen Truppen entgegen. Aufhalten konnte er sie nicht. © Viktor Drachev/afp
Bürgerkrieg in Donezk, eine Stadt im Donbas, dem Osten der Ukraine
Am 18. März 2014 annektierte Russland die Halbinsel Krim. Kurz darauf brach im Donbass der Bürgerkrieg aus. Mit Russland verbündete und von Moskau ausgerüstete Separatisten kämpften gegen die Armee und Nationalgarde Kiews. Schauplatz der Schlachten waren vor allem die Großstädte im Osten der Ukraine wie Donezk (im Bild), Mariupol und Luhansk. © Chernyshev Aleksey/apf
Prorussische Separatisten kämpfen im Donbas gegen Einheiten der Ukraine
Der Bürgerkrieg erfasste nach und nach immer mehr Gebiete im Osten der Ukraine. Keine der Parteien konnte einen nachhaltigen Sieg erringen. Prorussische Separatisten errichteten Schützengräben, zum Beispiel nahe der Stadt Slawjansk. Bis November 2015 fielen den Kämpfen laut Zahlen der Vereinten Nationen 9100 Menschen zum Opfer, mehr als 20.000 wurden verletzt. Von 2016 an kamen internationalen Schätzungen zufolge jährlich bis zu 600 weitere Todesopfer dazu. © Michael Bunel/Imago
Trümmer von Flug 17 Malaysian Airlines nach dem Abschuss nahe Donezk im Osten der Ukraine
Aufmerksam auf den Bürgerkrieg im Osten der Ukraine wurde die internationale Staatengemeinschaft vor allem am 17. Juli 2014, als ein ziviles Passagierflugzeug über einem Dorf nahe Donezk abstürzte. Alle 298 Insassen kamen ums Leben. Die Maschine der Fluggesellschaft Malaysian Airlines war von einer Boden-Luft-Rakete getroffen worden. Abgefeuert hatte die Rakete laut internationalen Untersuchungen die 53. Flugabwehrbrigade der Russischen Föderation. In den Tagen zuvor waren bereits zwei Flugzeuge der ukrainischen Luftwaffe in der Region abgeschossen worden. © ITAR-TASS/Imago
Russlands Präsident Putin (l.), Frankreichs Präsident Francois Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Petro Poroschenko in Minsk
Die Ukraine wollte den Osten des eigenen Landes ebenso wenig aufgeben wie Russland seine Ansprüche darauf. Im September 2014 kamen deshalb auf internationalen Druck Russlands Präsident Putin (l.), Frankreichs Präsident François Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Petro Poroschenko in Minsk zusammen. In der belarussischen Hauptstadt unterzeichneten sie das „Minsker Abkommen“, das einen sofortigen Waffenstillstand und eine schrittweise Demilitarisierung des Donbass vorsah. Die OSZE sollte die Umsetzung überwachen, zudem sollten humanitäre Korridore errichtet werden. Der Waffenstillstand hielt jedoch nicht lange und schon im Januar 2015 wurden aus zahlreichen Gebieten wieder Kämpfe gemeldet. © Mykola Lazarenko/afp
Wolodymyr Selenskyj feiert seinen Sieg bei der Präsidentschaftswahl in der Ukraine 2019
Während die Ukraine im Osten zu zerfallen drohte, ereignete sich in Kiew ein historischer Machtwechsel. Wolodymyr Selenskyj gewann 2019 die Präsidentschaftswahl und löste Petro Poroschenko an der Spitze des Staates ab.  © Genya Savilov/afp
Wolodymyr Selenskyj
Selenskyj hatte sich bis dahin als Schauspieler und Komiker einen Namen gemacht. In der Comedy-Serie „Diener des Volkes“ spielte Selenskyj von 2015 bis 2017 bereits einen Lehrer, der zunächst Youtube-Star und schließlich Präsident der Ukraine wird. Zwei Jahre später wurde die Geschichte real. Selenskyj wurde am 20. Mai 2019 ins Amt eingeführt. Kurz darauf löste der bis dato parteilose Präsident das Parlament auf und kündigte Neuwahlen an. Seine neu gegründete Partei, die er nach seiner Fernsehserie benannte, erzielte die absolute Mehrheit.  © Sergii Kharchenko/Imago
Russische Separatisten in der Ost-Ukraine
Selenskyj wollte nach seinem Wahlsieg die zahlreichen innenpolitischen Probleme der Ukraine angehen: vor allem die Bekämpfung der Korruption und die Entmachtung der Oligarchen. Doch den neuen, russland-kritischen Präsidenten der Ukraine holten die außenpolitischen Konflikte mit dem Nachbarn ein. © Alexander Ryumin/Imago
Ukraine Militär
Im Herbst 2021 begann Russland, seine Truppen in den von Separatisten kontrollierte Regionen in der Ost-Ukraine zu verstärken. Auch an der Grenze im Norden zog Putin immer mehr Militär zusammen. Selenskyj warnte im November 2021 vor einem Staatsstreich, den Moskau in der Ukraine plane. Auch die Nato schätzte die Lage an der Grenze als höchst kritisch ein. In der Ukraine wurden die Militärübungen forciert. © Sergei Supinsky/AFP
Putin
Noch drei Tage bis zum Krieg: Am 21. Februar 2022 unterzeichnet der russische Präsident Wladimir Putin verschiedene Dekrete zur Anerkennung der Unabhängigkeit der Volksrepubliken Donezk und Lugansk. © Alexey Nikolsky/AFP
Explosion in Kiew nach Beginn des Ukraine-Kriegs mit Russland
Am 24. Februar 2022 wurde der Ukraine-Konflikt endgültig zum Krieg. Russische Truppen überfielen das Land entlang der gesamten Grenze. Putins Plan sah eine kurze „militärische Spezialoperation“, wie die Invasion in Russland genannt wurde, vor. Die ukrainischen Streitkräfte sollten mit einem Blitzkrieg in die Knie gezwungen werden. Moskau konzentrierte die Attacken auf Kiew. Innerhalb weniger Tage sollte die Hauptstadt eingenommen und die Regierung Selenskyjs gestürzt werden. Doch der Plan scheiterte und nach Wochen intensiver Kämpfe und hoher Verluste in den eigenen Reihen musste sich die russische Armee aus dem Norden des Landes zurückziehen. Putin konzentrierte die eigene Streitmacht nun auf den Osten der Ukraine. © Ukrainian President‘s Office/Imago
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, bei einer Fernsehansprache aus Kiew
Seit Februar 2022 tobt nun der Ukraine-Krieg. Gesicht des Widerstands gegen Russland wurde Präsident Wolodymyr Selenskyj, der sich zu Beginn des Konflikts weigerte, das Angebot der USA anzunehmen und das Land zu verlassen. „Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit“, sagte Selenskyj. Die sollte er bekommen. Zahlreiche westliche Staaten lieferten Ausrüstung, Waffen und Kriegsgerät in die Ukraine. Hunderttausende Soldaten aus beiden Ländern sollen bereits gefallen sein, ebenso mehr als 10.000 Zivilpersonen. Ein Ende des Kriegs ist nach wie vor nicht in Sicht. © Ukraine Presidency/afp

Es gibt Anzeichen dafür, dass die Regierungen Russlands Einflusskampagnen heute weniger ernst nehmen als in der Vergangenheit. Die britische Regierung verhinderte zunächst die Veröffentlichung eines vernichtenden Berichts über die russische Einmischung in die britische Politik. Nachdem der Bericht veröffentlicht worden war, unternahm sie wenig, um die Ergebnisse umzusetzen.

In Washington schraubt die Regierung Biden ihre Bemühungen zur Abwehr russischer Desinformation zurück. Das US-Ministerium für Innere Sicherheit wurde durch eine Flut von Kritik, die Bedenken hinsichtlich der Meinungsfreiheit widerspiegelte, verwirrt und schloss im August 2022 sein „Disinformation Governance Board“ (DGB). Das DGB ist eine Behörde, die in den USA zur Bekämpfung von Desinformation eingesetzt wurde. Die Arbeit des DGB wurde eingestellt, obwohl die Amerikaner von einer beispiellosen Welle von Pro-Kriegs- und Anti-Ukraine-Propaganda in den sozialen Medien überrollt wurden. Seitdem sind die spärlichen Mittel des US-Außenministeriums hauptsächlich an kleine Nichtregierungsorganisationen geflossen, die Faktenüberprüfungs- und Desinformationsverfolgungsdienste anbieten - bestenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein.

Der Informationskrieg Russlands wird im Westen mit dem Versuch der Einflussnahme verharmlost

Wenn sich westliche Regierungen mit hybriden Bedrohungen aus dem Ausland befassen, z. B. mit der Cybersicherheit und der Beeinflussung von Wahlen, konzentrieren sie sich zunehmend auf China. Und immer noch bezeichnen sie solche Bedrohungen lediglich als „Einflussnahme“ oder „Einmischung“ und nicht als Teil einer größeren, konzertierten militärischen Aktion. In ihren Reaktionen wird Russlands hybride Kriegsführung daher fälschlicherweise als eine diskrete, begrenzte und gezielte Politik der Störung umschrieben. In Wirklichkeit handelt es sich um ein fortlaufendes, fließendes und umfassendes Phänomen, das zu fortgesetzter Gewalt einlädt.

Jede westliche Vision für einen künftigen Frieden in der Ukraine - und jede Diskussion über eine Rückkehr zur Normalität mit Russland - muss mit einer Einschränkung der russischen Einmischung und des russischen Einflusses auf das tägliche Leben im Westen verbunden sein. Die Ukraine, die im Rahmen ihres Krieges gegen Moskau seit 2014 aktiv gegen den russischen Einfluss kämpft, hat bereits Ansätze entwickelt, von denen der Westen lernen könnte.

Westen kann von Ukraine lernen: Maßnahmen gegen russische Desinformationskampagnen

Erstens hat die Ukraine beherzigt, dass „Informationen eine Waffe sind, die Russland gegen den Westen einsetzt“, wie es Ihor Solowej, Leiter des ukrainischen Zentrums für strategische Kommunikation und Informationssicherheit, gegenüber Foreign Policy ausdrückte. Auch der Westen muss Russlands Desinformationskampagnen und andere Beeinflussungsmaßnahmen in der Sprache des Krieges umschreiben.

In Norwegen und Estland verhaftete Akademiker, westliche Politiker im Dienste Kreml-kontrollierter Unternehmen und gefälschte Facebook-Gruppen sind für Moskau Teil desselben militärischen Spektrums, zu dem auch Soldaten und Panzer gehören. Wenn ein Agent oder eine Beeinflussungsaktion aufgedeckt wird – wie etwa der deutsche Wirecard-Manager, der als russischer Spion entlarvt wurde –, sollten Politiker klar und deutlich sagen, dass der Westen von Russland angegriffen wird.

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Bekämpfung von Russlands Einmischung: Gemeinsames Handeln westlicher Staaten ist gefragt

Zweitens müssen westliche Politiker gemeinsam handeln – und eine Koalition analog zur Ramstein-Gruppe bilden, die die Militärhilfe für die Ukraine koordiniert –, um Gesetze zu verabschieden und andere Maßnahmen zu ergreifen, die sicherstellen, dass Russland nicht in der Lage ist, seine Informationen über soziale Medien direkt an westliche Bürger weiterzugeben. Auch wenn die Bürger frei sein sollten, über alles zu diskutieren, was ihnen gefällt, sollten feindliche Kämpfer im Westen nicht das Recht auf freie Meinungsäußerung haben. Das bedeutet, dass Figuren wie der Ultranationalist Dugin in den westlichen sozialen Medien nicht willkommen sein sollten. Die Plattformen sollten mit lähmenden Strafen bedroht werden, wenn sie die Verbreitung von Moskaus Propaganda zulassen.

Der kürzlich veröffentlichte Rahmen des US-Außenministeriums für die Bekämpfung von Desinformation greift in dieser Hinsicht viel zu kurz. In einer Zeit, in der Moskau seinen hybriden Krieg bereits tief in den westlichen Gesellschaften führt, ist die Beschränkung des Zugangs Moskaus zu den Portalen der sozialen Medien ein dringender und wesentlicher Akt der nationalen Verteidigung. Die Zeit für vage Pläne, Untersuchungen und Berichte ist vorbei. Es ist an der Zeit, die überlegenen technischen Kapazitäten des Westens zu nutzen, um sicherzustellen, dass keine russischen Bots, Trolle oder Fake-Accounts mehr auf X, Facebook und andere Plattformen zugreifen können.

Aufklärung in westlicher Bevölkerung: Informationskrieg muss benannt werden

Drittens müssen westliche Regierungen über die unwirksame Faktenüberprüfung hinausgehen und ein massives Programm zur staatsbürgerlichen Bildung in Schulen, Universitäten und öffentlicher Werbung auflegen. Ein solches Programm sollte unermüdlich die Bedrohung durch Russlands Einfluss betonen. Diese klar als einen andauernden Krieg bezeichnen und der Öffentlichkeit Werkzeuge an die Hand geben, mit denen sie russische Angriffe in ihren verschiedenen Formen verstehen und ihnen begegnen kann.

Eine kürzlich von der kanadischen Regierung durchgeführte Kampagne war ein guter Anfang, doch sie stellte Desinformation als eine vage Bedrohung dar, die sich „gut versteckt“, anstatt sie als Instrument einer ausländischen Regierung zu entlarven, die westliche Gesellschaften angreift. Das ukrainische Programm zur Aufklärung gegen Desinformation hat sich als robust erwiesen und könnte als Modell dienen.

Natürlich könnten sich einige westliche Bürger immer noch dafür entscheiden, über nicht-westliche Dienste wie Telegram und TikTok auf russische Propaganda zuzugreifen. Eine wirklich mutige Regierung würde auf die russische Bedrohung nicht nur defensiv reagieren, sondern auch in natura – zum Beispiel, indem sie prorussische Kanäle auf Telegram mit westlichen Nachrichten überflutet und andere Kanäle einrichtet, die subtil antirussische Narrative verbreiten.

Der Westen muss handeln, damit Russland den Krieg in der Ukraine nicht gewinnt

Als Russland 2014 auf der Krim einmarschierte, gab der Kreml Millionen von Dollar für Trolle aus, um seine Botschaften online zu verbreiten. Für Putin war das Geld gut angelegt. Seitdem hat Russland seinen Ansatz immer weiter verfeinert und ist tief in Wahlprozesse und öffentliche Debatten eingedrungen – was sich letztlich auf Entscheidungen darüber auswirkt, wie und ob der Ukraine geholfen werden soll. Dennoch lassen sich westliche Politiker immer noch auf dem falschen Fuß erwischen, weil sie sich entweder nicht mit der Realität auseinandersetzen wollen oder können, dass der Kreml einen Krieg gegen den Westen führt, an dem alle Bürger bereits beteiligt sind. Um dieses Problem zu lösen, sind mutige und möglicherweise unpopuläre Maßnahmen erforderlich.

Da künstliche Intelligenz und andere Technologien die Verbreitung von Botschaften an das westliche Publikum immer einfacher machen – und da sich das Blatt auf dem Schlachtfeld in der Ukraine zu Moskaus Gunsten zu wenden scheint –, ist es für westliche Regierungen an der Zeit zu handeln. Andernfalls wird Moskau nicht nur einen militärischen Krieg in der Ukraine gewinnen, sondern einen hybriden Krieg im gesamten Westen.

Zum Autor

Ian Garner ist Historiker und Übersetzer der russischen Kriegspropaganda.

Wir testen zurzeit maschinelle Übersetzungen. Dieser Artikel wurde aus dem Englischen automatisiert ins Deutsche übersetzt.

Dieser Artikel war zuerst am 9. März 2024 in englischer Sprache im Magazin „ForeignPolicy.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

Rubriklistenbild: © IMAGO / ITAR-TASS

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