Spionageoperation
Ermittler: Ex-Wirecard-Vorstand Marsalek in russische Spionage verwickelt
Neue Wendung im Wirecard-Fall: Britische Ermittler verdächtigen den flüchtigen früheren Wirecard-Manager Jan Marsalek einem Bericht zufolge, in eine russische Spionageoperation verwickelt zu sein.
London – Der Wirecard-Skandal entwickelt sich immer mehr zum Agenten-Thriller: Der frühere Wirecard-Manager und Justizflüchtige Jan Marsalek wird von britischen Ermittlern verdächtigt, Teil eines Spionagenetzwerks für Russland gewesen zu sein. Das geht aus einer Mitteilung der britischen Staatsanwaltschaft vom Dienstag hervor. Zuvor hatte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel über die Vorwürfe berichtet.
Marsalek soll zentrale Rolle als Vermittler zwischen Moskau und einer Gruppe von Bulgaren gespielt haben
Wie das Magazin aus dem Gerichtsdokument zitiert, habe Marsalek sich zwischen dem 30. August 2020 und dem 8. Februar 2023 „verschworen, um Informationen zu sammeln, die direkt oder indirekt nützlich für einen Feind sind und damit dem Interesse und der Sicherheit des Staates schaden“. Die Taten hätten demnach ebenso außerhalb Englands und Wales stattgefunden.
Konkret soll Marsalek eine zentrale Rolle als Vermittler zwischen Moskau und einer Gruppe von Bulgaren gespielt haben, die sich gerade als mutmaßliche russische Spione in London vor Gericht verantworten müssen. Eine erste Anhörung dazu sollte am Dienstag am Westminster Crown Court in London stattfinden.
Marsalek gilt als Hauptverdächtiger im Wirecard-Skandal
Marsalek war früher Vertriebsvorstand des Finanzdienstleisters Wirecard, ist seit Längerem abgetaucht und wird in Russland vermutet. Er wurde zu Wirecard-Zeiten von russischen Geheimdiensten als Informant angeworben, so der Verdacht, und gilt als Hauptverdächtiger im Skandal um das Unternehmen.
Marsalek verantwortete das Geschäft mit sogenannten Drittpartnerfirmen – externen Zahlungsdienstleistern, die im Wirecard-Auftrag Kreditkartenzahlungen überwiegend in Asien abwickelten oder abgewickelt haben sollen. Im Sommer 2020 war der einstige Dax-Konzern zusammengebrochen, weil 1,9 Milliarden Euro angeblicher Erlöse aus diesem Drittpartnergeschäft nicht auffindbar waren. Marsalek hatte sich daraufhin ins Ausland abgesetzt, als sich der Kollaps des Konzerns abzeichnete. (lm/dpa)