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Deutsche Brücken sollten Panzer tragen

Wegen Trump und Putin: EU muss für Verteidigung „klotzen statt kleckern“

Spätestens seit der Münchener Sicherheitskonferenz ist klar: Europa steht vor enormen geopolitischen Herausforderungen. Welche Lösungen sind in Sicht?

Straßburg – Die Rede des US-amerikanischen Vizepräsidenten JD Vance auf der Münchener Sicherheitskonferenz und die Verhandlungen zwischen Russland und den USA über einen Frieden im Ukraine-Krieg haben gezeigt: Europa muss sich zunehmend alleine um seine Sicherheit kümmern. Das transatlantische Verhältnis und die europäische Sicherheitsarchitektur sind gefährdet – wenn nicht sogar zerstört. Wie die EU nun reagieren kann, erklärte Tobias Cremer (SPD) im exklusiven IPPEN.MEDIA-Interview. Der EU-Abgeordnete sitzt unter anderem im Ausschuss für Sicherheit und Verteidigung und ist Mitglied der Delegation für die Beziehungen zur Parlamentarischen Versammlung der Nato.

Vor Kurzem fand ein für die Zukunft der europäischen Verteidigung wichtiger informeller Gipfel statt. Wenn man danach im Internet sucht, finden sich kaum Artikel oder Stellungnahmen von Parteien oder Politikern. Ist dieses geringe Interesse angemessen – mit Blick auf die Bedeutung und die aktuelle Bedrohungslage?
Ich glaube nicht, dass das Interesse gering war. Das Format war als informelles Treffen angelegt, damit die Teilnehmer ohne öffentlichen Druck unter sich freisprechen konnten. Diese Form der Kommunikation ist uns in der Politik und Öffentlichkeit etwas verloren gegangen. Bei sehr wichtigen Themen, die viele Beteiligte besprechen müssen, brauchen wir diese Freiheit. So können Politiker kontroverse Ideen diskutieren, die ohne öffentliches Aufsehen auch mal zurückgenommen werden können. Es geht um einen geschützten Raum für Gedankenspiele. Nun hoffe ich, dass die Anwesenden diese Möglichkeit für gute Idee genutzt haben.

Wegen Putin und Trump: EU ändert Rhetorik

Aus diesem Grund gab es keine öffentliche Abschlusserklärung. Man hört in EU-Diplomatenkreisen, dass sich die Staaten auf mehr Geld für folgenden Bereiche geeinigt hätten: Luft- und Seeverteidigung, militärische Mobilität, Cyberabwehr und einen Fokus auf Drohnenentwicklung und -produktion. Sehen Sie hier auch den größten Investitionsbedarf?
Diese Aussagen sind spekulativ. Wir wissen nicht, worüber tatsächlich gesprochen wurde. Allgemein lässt sich sagen: Diese Prioritäten klingen vernünftig. Gleichzeitig gibt es nach der Münchener Sicherheitskonferenz und Trumps Verhandlungen mit Putin eine neue Dringlichkeit. Die Amerikaner verhandeln gerade direkt mit Russland über die Zukunft der Ukraine und Europas, aber ohne die Ukraine oder Europa am Tisch zu haben. Das ist nicht nur unvernünftig, sondern gefährlich. Die Zeit der Weckrufe ist jetzt endgültig vorbei. Europa muss jetzt schnell und geschlossen handeln und seinen Platz in den Verhandlungen selbstbewusst behaupten. Dazu müssen wir aber auch etwas an den Tisch bringen. Und genau hier ist die EU gefragt.
Wie kann das aussehen?
Neben akuten Dingen wie Sicherheitsgarantien stehen dabei mittelfristig zwei Fragen im Vordergrund: Welche Fähigkeiten benötigen die europäischen Nato-Staaten, um die Ukraine langfristig unterstützen zu können und gleichzeitig gegenüber Russland abschreckungsfähig zu bleiben. Und wie kann die Union beim Aufbau der dazu nötigen Verteidigungsindustrie komplementär unterstützen?

Panzer, Drohnen, Luftabwehr: Waffen für die Ukraine

Die Bundeswehr nutzt den Kampfpanzer Leopard in verschiedenen Varianten seit 1979. Bewaffnet mit einer 120-Millimeter-Kanone lassen sich in den jüngeren Modellen von vier Soldaten an Bord Ziele in einer Entfernung bis zu 5000 Metern bekämpfen. Die Ukraine erhält Panzer des Typs Leopard 2 A6. Das 62,5 Tonnen-Gefährt war bei seiner Einführung im Jahr 2001 als verbesserte Variante des A5 etwa mit neuer Hauptwaffe versehen worden. Das Modell A6M verfügt zudem über einen erhöhten Minenschutz.
Die Bundeswehr nutzt den Kampfpanzer Leopard in verschiedenen Varianten seit 1979. Bewaffnet mit einer 120-Millimeter-Kanone lassen sich in den jüngeren Modellen von vier Soldaten an Bord Ziele in einer Entfernung bis zu 5000 Metern bekämpfen. Die Ukraine erhält Panzer des Typs Leopard 2 A6. Das 62,5 Tonnen-Gefährt war bei seiner Einführung im Jahr 2001 als verbesserte Variante des A5 etwa mit neuer Hauptwaffe versehen worden. Das Modell A6M verfügt zudem über einen erhöhten Minenschutz. © Philipp Schulze/dpa
Der US-Kampfpanzer M1 Abrams gleicht dem Leopard 2 in weiten Teilen. Den M1 Abrams gibt es seit 1980 in mittlerweile drei Hauptvarianten. Seit dem Modell M1A1 ist eine 120-Millimeter-Kanone an Bord. Die vier Insassen werden von einer Stahl-Panzerung vor Angriffen geschützt. Mit 1500 PS kommt der je nach Modell bis zu 74 Tonnen schwere Abrams auf eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 68 Kilometern pro Stunde. Anders als der Leopard 2 wird der M1 Abrams über eine Gasturbine mit Kerosin angetrieben.
Der US-Kampfpanzer M1 Abrams gleicht dem Leopard 2 in weiten Teilen. Den M1 Abrams gibt es seit 1980 in mittlerweile drei Hauptvarianten. Seit dem Modell M1A1 ist eine 120-Millimeter-Kanone an Bord. Die vier Insassen werden von einer Stahl-Panzerung vor Angriffen geschützt. Mit 1500 PS kommt der je nach Modell bis zu 74 Tonnen schwere Abrams auf eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 68 Kilometern pro Stunde. Anders als der Leopard 2 wird der M1 Abrams über eine Gasturbine mit Kerosin angetrieben. © JONATHAN NACKSTRAND/afp
Die Hauptwaffe der US-amerikanischen Bradley-Schützenpanzer besteht aus einer 25-Millimeter-Maschinenkanone M242 Bushmaster, die zwischen 100 und 200 Schuss pro Minute verschießen kann. Zudem sind die gepanzerten Kettenfahrzeuge, die nach General Omar N. Bardley benannt sind, mit Maschinengewehren des Typs M240 sowie panzerbrechende Raketen ausgestattet. Die Besatzung umfasst bis zu zehn Soldaten: Fahrer, Kommandant, Richtschütze sowie bis zu sieben Soldaten als Infanterietrupp. Der Panzer wurde dafür konzipiert, im Verbund mit Panzerartillerie und Kampfhelikoptern zu operieren.
Die Hauptwaffe der US-amerikanischen Bradley-Schützenpanzer besteht aus einer 25-Millimeter-Maschinenkanone M242 Bushmaster, die zwischen 100 und 200 Schuss pro Minute verschießen kann. Zudem sind die gepanzerten Kettenfahrzeuge, die nach General Omar N. Bradley benannt sind, mit Maschinengewehren des Typs M240 sowie panzerbrechenden Raketen ausgestattet. Die Besatzung umfasst bis zu zehn Soldaten: Fahrer, Kommandant, Richtschütze sowie bis zu sieben Soldaten als Infanterietrupp. Der Panzer wurde dafür konzipiert, im Verbund mit Panzerartillerie und Kampfhelikoptern zu operieren. © U.S. Army/dpa
Beim AMX-10 RC aus Frankreich handelt es sich um einen amphibischen Spähpanzer. Der Panzer wird aufgrund seiner schwereren Panzerung und Bewaffnung hauptsächlich bei der Aufklärung eingesetzt. Ausgestattet ist er mit einer 105-Millimeter-Kanone, wodurch er auch als Panzerjäger verwendet werden kann. Die Besatzung besteht aus mindestens vier Soldaten. Bei einer Gefechtsmasse von 14,2 Tonnen ist der Panzer mit 85 km/h extrem mobil.
Beim AMX-10 RC aus Frankreich handelt es sich um einen amphibischen Spähpanzer. Der Panzer wird aufgrund seiner schwereren Panzerung und Bewaffnung hauptsächlich bei der Aufklärung eingesetzt. Ausgestattet ist er mit einer 105-Millimeter-Kanone, wodurch er auch als Panzerjäger verwendet werden kann. Die Besatzung besteht aus mindestens vier Soldaten. Bei einer Gefechtsmasse von 14,2 Tonnen ist der Panzer mit 85 km/h extrem mobil. © Björn Trotzki/Imago
Aus Großbritannien stammt der Kampfpanzer vom Typ Challenger 2. Dabei handelt es sich um einen der modernsten Panzer weltweit. Im Gegensatz zu den meisten anderen modernen Kampfpanzern ist der Challenger 2 mit einer 120-Millimeter-Kanone mit gezogenem Lauf ausgerüstet. Auch auf lange Entfernung sind zuverlässige Treffer zu erwarten. So soll ein Challenger 2 im Golfkrieg von 1991 einen irakischen Panzer auf fast fünf Kilometer Entfernung ausgeschaltet haben. Die Chobham-Panzerung sorgt für einen enorm guten Schutz. Als Nachteile gelten das hohe Gewicht, die komplizierte Logistik und die eingeschränkte Mobilität.
Aus Großbritannien stammt der Kampfpanzer vom Typ Challenger 2. Dabei handelt es sich um einen der modernsten Panzer weltweit. Im Gegensatz zu den meisten anderen modernen Kampfpanzern ist der Challenger 2 mit einer 120-Millimeter-Kanone mit gezogenem Lauf ausgerüstet. Auch auf lange Entfernung sind zuverlässige Treffer zu erwarten. So soll ein Challenger 2 im Golfkrieg von 1991 einen irakischen Panzer auf fast fünf Kilometer Entfernung ausgeschaltet haben. Die Chobham-Panzerung sorgt für einen enorm guten Schutz. Als Nachteile gelten das hohe Gewicht, die komplizierte Logistik und die eingeschränkte Mobilität. © Spc. Nicko Bryant Jr./Imago
Der Marder hat schon mehr als 50 Jahre auf dem Buckel, ist aber noch immer bei der Bundeswehr im Einsatz. Gebaut wurde der Marder mitten im Kalten Krieg. Er dient den Panzergrenadieren als Gefechtsfahrzeug und Führungspanzer. Durch seine Geschwindigkeit sollen die Infanteristen den Kampfpanzern folgen können. Mit 600 PS bei 35 Tonnen ist er gut motorisiert. Bewaffnet ist der Marder mit einer 20-Millimeter-Kanone. Die Besatzung besteht aus Kommandant, Richtschütze, Fahrer und sechs Grenadieren.
Der Marder hat schon mehr als 50 Jahre auf dem Buckel, ist aber noch immer bei der Bundeswehr im Einsatz. Gebaut wurde er mitten im Kalten Krieg. Der Marder dient den Panzergrenadieren als Gefechtsfahrzeug und Führungspanzer. Durch seine Geschwindigkeit sollen die Infanteristen den Kampfpanzern folgen können. Mit 600 PS bei 35 Tonnen ist er gut motorisiert. Bewaffnet ist der Marder mit einer 20-Millimeter-Kanone. Die Besatzung besteht aus Kommandant, Richtschütze, Fahrer und sechs Grenadieren. © Philipp Schulze/dpa
Die NLAW ist eine Panzerabwehrlenkwaffe aus schwedischer Produktion. Sie dient zur Bekämpfung von gepanzerten Fahrzeugen sowie Gebäuden. Sie kann von einem einzelnen Menschen transportiert und eingesetzt werden. Der Start mit der geschulterten Waffe kann liegend, kniend oder stehend erfolgen. Ihre Reichweite liegt bei bis zu 600 Metern. Verfehlt die Rakete das Ziel, so zerstört sie sich nach einer Flugzeit von 5,6 Sekunden selbst. Die NLAW ist ein Wegwerfartikel und kann nur einmal abgefeuert werden.
Die NLAW ist eine Panzerabwehrlenkwaffe aus schwedischer Produktion. Sie dient zur Bekämpfung von gepanzerten Fahrzeugen sowie Gebäuden. Sie kann von einem einzelnen Menschen transportiert und eingesetzt werden. Der Start mit der geschulterten Waffe kann liegend, kniend oder stehend erfolgen. Ihre Reichweite liegt bei bis zu 600 Metern. Verfehlt die Rakete das Ziel, so zerstört sie sich nach einer Flugzeit von 5,6 Sekunden selbst. Die NLAW ist ein Wegwerfartikel und kann nur einmal abgefeuert werden. © Sergei Supinsky/afp
Das Patriot-System dient zur Abwehr von Flugzeugen, Marschflugkörpern, Drohnen und Raketen kürzerer Reichweite. Es besteht aus mehreren Komponenten: Das Bodenradar erkennt Flugobjekte, der Leitstand berechnet deren Flugbahn, programmiert die eigenen Raketen und koordiniert deren Abschuss, das Startgerät verfügt über bis zu acht Raketenwerfer, der erforderliche Strom kommt von einem Fahrzeug mit Generatoren. Das Patriot-System kann gleichzeitig bis zu 50 Ziele beobachten und fünf bekämpfen. Die maximale Kampfentfernung liegt bei etwa 68 Kilometern. Die Entwicklung des Boden-Luft-Lenkwaffensystems reicht in die späten 1960er-Jahre zurück, eingeführt wurde es in den frühen 1980er-Jahren, seitdem wurde es immer wieder modernisiert.
Das Patriot-System dient zur Abwehr von Flugzeugen, Marschflugkörpern, Drohnen und Raketen kürzerer Reichweite. Es besteht aus mehreren Komponenten: Das Bodenradar erkennt Flugobjekte, der Leitstand berechnet deren Flugbahn, programmiert die eigenen Raketen und koordiniert deren Abschuss, das Startgerät verfügt über bis zu acht Raketenwerfer, der erforderliche Strom kommt von einem Fahrzeug mit Generatoren. Das Patriot-System kann gleichzeitig bis zu 50 Ziele beobachten und fünf bekämpfen. Die maximale Kampfentfernung liegt bei etwa 68 Kilometern.  © Kevin Schrief/dpa
Beim Multiple Launch Rocket System (MLRS) handelt es sich um ein Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem auf Kettenfahrgestell. Die Typenbezeichnung des US-amerikanischen Militärs lautet M270. Bei der Bundeswehr wird es unter dem Namen MARS (Mittleres Artillerieraketensystem) geführt. Das System trägt zwölf Raketen, die Ziele in bis zu 40 Kilometer Entfernung treffen.
Beim Multiple Launch Rocket System (MLRS) handelt es sich um ein Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem auf Kettenfahrgestell. Die Typenbezeichnung des US-amerikanischen Militärs lautet M270. Bei der Bundeswehr wird es unter dem Namen MARS (Mittleres Artillerieraketensystem) geführt. Das System trägt zwölf Raketen, die Ziele in bis zu 40 Kilometer Entfernung treffen. © Jeon Heon-Kyun/dpa
Die türkische Kampf- und Aufklärungsdrohne Bayraktar TB2 ist seit 2016 im Einsatz. Der Name geht auf ihren Erfinder Selçuk Bayraktar zurück, den Schwiegersohn des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Drohne erreicht eine Flughöhe von 7300 Metern. Sie ist 6,5 Meter lang, besitzt eine Spannweite von zwölf Metern und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 222 Kilometern pro Stunde. Beim ukrainischen Angriff auf das russische Flaggschiff „Moskwa“ soll die Drohne einen Angriff vorgetäuscht haben, bevor zwei Neptun-Raketen das Schiff trafen.
Die türkische Kampf- und Aufklärungsdrohne Bayraktar TB2 ist seit 2016 im Einsatz. Der Name geht auf ihren Erfinder Selçuk Bayraktar zurück, den Schwiegersohn des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Drohne erreicht eine Flughöhe von 7300 Metern. Sie ist 6,5 Meter lang, besitzt eine Spannweite von zwölf Metern und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 222 Kilometern pro Stunde. Beim ukrainischen Angriff auf das russische Flaggschiff „Moskwa“ soll die Drohne einen Angriff vorgetäuscht haben, bevor zwei Neptun-Raketen das Schiff trafen. © Birol Bebek/afp
Im Ukraine-Krieg kommen auch zahlreiche unbemannte Kamikaze-Drohnen zum Einsatz. Die Switchblade 300 ist zusammengeklappt so handlich, dass sie in jeden Rucksack passt. Sie wird mithilfe von Druckluft aus einem Rohr abgeschossen und verfügt über vier schwenkbare Flügel, die im Flug wie Springmesser herausspringen. Sie hat eine Reichweite von knapp zehn Kilometern und kann einige Zeit über ihrem Einsatzgebiet verweilen, ehe sie im Sturzflug angreift. Der Gefechtskopf der Switchblade 300 hat eine Sprengladung, die einer 40-Millimeter-Granate entspricht.
Im Ukraine-Krieg kommen auch zahlreiche unbemannte Kamikaze-Drohnen zum Einsatz. Die Switchblade 300 ist zusammengeklappt so handlich, dass sie in jeden Rucksack passt. Sie wird mithilfe von Druckluft aus einem Rohr abgeschossen und verfügt über vier schwenkbare Flügel, die im Flug wie Springmesser herauskatapultiert werden. Sie hat eine Reichweite von knapp zehn Kilometern und kann einige Zeit über ihrem Einsatzgebiet verweilen, ehe sie im Sturzflug angreift. Der Gefechtskopf der Switchblade 300 hat eine Sprengladung, die einer 40-Millimeter-Granate entspricht.  © Lcpl. Tyler Forti/Imago
Das norwegische Luftabwehrsystem NASAMS wurde entwickelt, um Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und unbemannte Luftfahrzeuge zu identifizieren, anzugreifen und zu zerstören. Es ist in der Lage, 72 Ziele gleichzeitig zu treffen. Ihre weitreichendsten Raketen können Ziele bis maximal 50 Kilometer abschießen. Eine Batterie besteht aus zwölf Raketenwerfern, acht Radar-Stationen, einer Feuerleitzentrale, einem Kamera- und einem Kontroll-Fahrzeug. Seit 2005 schützt das System die US-Hauptstadt Washington, D.C.
Das norwegische Luftabwehrsystem NASAMS wurde entwickelt, um Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und unbemannte Luftfahrzeuge zu identifizieren, anzugreifen und zu zerstören. Es ist in der Lage, 72 Ziele gleichzeitig zu treffen. Ihre weitreichendsten Raketen können Ziele bis maximal 50 Kilometer abschießen. Eine Batterie besteht aus zwölf Raketenwerfern, acht Radar-Stationen, einer Feuerleitzentrale, einem Kamera- und einem Kontroll-Fahrzeug. Seit 2005 schützt das System die US-Hauptstadt Washington, D.C. © Robin Van Lonkhuijsen/dpa
Die Ukraine kann im krieg gegen Russland auch auf Bushmaster-Panzerfahrzeuge aus australischer Produktion zurückgreifen. Sie sind dank ihrer gepanzerten Stahlplatten explosionssicher und für alle Umgebungen geeignet. Auch eine Reifenpanne hindert den Bushmaster nicht an der Weiterfahrt. Das Fahrzeug bietet Platz für insgesamt zehn Soldaten einschließlich ihrer Waffen und Ausrüstung. Übliche Bordwaffen sind 5,56-Millimeter- und 7,62-Millimeter-Maschinengewehre.
Die Ukraine kann im Krieg gegen Russland auch auf Bushmaster-Panzerfahrzeuge aus australischer Produktion zurückgreifen. Sie sind dank ihrer gepanzerten Stahlplatten explosionssicher und für alle Umgebungen geeignet. Auch eine Reifenpanne hindert den Bushmaster nicht an der Weiterfahrt. Das Fahrzeug bietet Platz für zehn Soldaten einschließlich ihrer Waffen und Ausrüstung. Übliche Bordwaffen sind 5,56-Millimeter- und 7,62-Millimeter-Maschinengewehre. © Russell Freeman/Imago
Die Geschichte des M113 ist schon mehr als 60 Jahre alt. Das auch gerne als „Battle Taxi“ bezeichnete Militärfahrzeug war der erste moderne Truppentransportpanzer. Die Möglichkeit, in einem leichten, schnellen, schwimmfähigen und per Flugzeug transportablen gepanzerten Fahrzeug elf Infanteristen durch ein Kampfgebiet zu befördern, kam einer Revolution gleich. Seit der Markteinführung 1960 wurden mehr als 80.000 Fahrzeuge herstellt. In der Standardausführung verfügt der M113 über ein 12,7-Millimeter-Maschinengewehr als Hauptwaffe.
Die Geschichte des M113 ist schon mehr als 60 Jahre alt. Das auch gerne als „Battle Taxi“ bezeichnete Militärfahrzeug war der erste moderne Truppentransportpanzer. Die Möglichkeit, in einem leichten, schnellen, schwimmfähigen und per Flugzeug transportablen gepanzerten Fahrzeug elf Infanteristen durch ein Kampfgebiet zu befördern, kam einer Revolution gleich. Seit der Markteinführung 1960 wurden mehr als 80.000 Fahrzeuge herstellt. In der Standardausführung verfügt der M113 über ein 12,7-Millimeter-Maschinengewehr als Hauptwaffe. © Björn Trotzki/Imago
Der PT-91 Twardy („Der Harte“) ist eine modernisierte Version des Panzers T-72 aus der Sowjetzeit. Der PT-91 ist seinem Vorbild äußerlich nach wie vor sehr ähnlich, besitzt jedoch gegenüber dem Original einige Verbesserungen. Dazu gehören eine im Vergleich zum Basismodell deutlich präzisere Feuerleitanlage, ein Laserwarnsystem, eine Wärmebildkamera und eine Reaktivpanzerung.
Der polnische PT-91 Twardy („Der Harte“) ist eine modernisierte Version des Panzers T-72 aus der Sowjetzeit. Der PT-91 ist seinem Vorbild äußerlich nach wie vor sehr ähnlich, besitzt jedoch gegenüber dem Original einige Verbesserungen. Dazu gehören eine im Vergleich zum Basismodell deutlich präzisere Feuerleitanlage, ein Laserwarnsystem, eine Wärmebildkamera und eine Reaktivpanzerung.  © Imago
Der Gepard ist ein Flugabwehrpanzer, der Teil der Heeresflugabwehr der Bundeswehr war, bis er 2010 außer Dienst gestellt wurde. In der Zwischenzeit wird er nur noch von anderen Armeen verwendet, so auch von der Ukraine. Der Gepard wurde in erster Linie entwickelt, um die Panzer- und Panzergrenadiertruppe vor angreifenden Flugzeugen und Hubschraubern im niedrigen Höhenbereich zu schützen. In der Ukraine ist vor allem der Suchradar von Vorteil, mit dem feindliche Drohnen schnell erkannt angegriffen werden können. Der Gepard verfügt über 35-Millimeter-Maschinenkanonen.
Der Gepard ist ein Flugabwehrpanzer, der Teil der Heeresflugabwehr der Bundeswehr war, bis er 2010 außer Dienst gestellt wurde. In der Zwischenzeit wird er nur noch von anderen Armeen verwendet, so auch von der Ukraine. Der Gepard wurde in erster Linie entwickelt, um die Panzer- und Panzergrenadiertruppe vor angreifenden Flugzeugen und Hubschraubern im niedrigen Höhenbereich zu schützen. In der Ukraine ist vor allem der Suchradar von Vorteil, mit dem feindliche Drohnen schnell erkannt und angegriffen werden können. Der Gepard verfügt über 35-Millimeter-Maschinenkanonen.  © Michael Mandt/afp
Italienische Panzerhaubitzen M109L werden über Udine und Österreich in die Ukraine geliefert.
Ende April 2023 lieferte Italien klammheimlich über die nordöstliche Region Friaul-Julisch Venetien und Österreich 30 schwere Panzerhaubitzen M109L in die Ukraine. Das Foto vom Transport ist am Bahnhof Udine entstanden. Laut italienischer Tageszeitung „La Repubblica“ erhält Kiew vom Nato-Mitglied insgesamt 60 Stück der Standard-Haubitze des Verteidigungsbündnisses. Die M109L zeichnet vor allem ihre schwere 155mm-Kanone aus. © Twitter@Topolin28714725
Ein gepanzerter MaxxPro-Truppentransporter der US-Streitkräfte. (Symbolfoto)
Zu Beginn ihrer Gegenoffensive hatten die ukrainischen Streitkräfte mit Hilfe der Vereinigten Staaten laut „Magazin für Europäische Sicherheit & Technik“ einen Bestand von 580 sogenannter MRAPs (Mine Resistant Ambush Protected Vehicle) aufgebaut. Dabei handelt es sich um Truppentransporter mit hohem Minenschutz. Etliche davon gingen im Frühsommer 2023 verloren, vor allem gepanzerte MaxxPro (Beispiel-Foto), was Videos brennender Exemplare bei Twitter beweisen sollten.  © IMAGO / ZUMA Wire
Ein Radpanzer Stryker der US-Streitkräfte.
Die USA haben der Ukraine im Verlauf des ersten Halbjahres 2023 bis zu 90 Radpanzer vom Typ Stryker geliefert. Der hochmobile Schützenpanzer mit einer Länge von knapp sieben Metern und einer Breite von 2,72 Metern soll Truppenverlegungen binnen kurzer Zeit ermöglichen, weil er mit bis zu 100 km/h deutlich schneller ist als viele Kettenpanzer. Mit bis zu 39 Millimetern Außenhülle ist er jedoch vergleichsweise schwach gepanzert. © IMAGO / ABACAPRESS
Ukrainische Soldaten werden an schwedischen Schützenpanzern CV 90 ausgebildet.
Das Combat Vehicle 90 (CV 90) gilt als einer der modernsten Schützenpanzer der Welt. Entwickelt wurde der Panzer in den 1990er Jahren vom britischen Rüstungskonzerns BAE Systems AB für die Streitkräfte Schwedens. Das skandinavische Land stellte der Ukraine im Frühjahr 2023 nach und nach 50 der Schützenpanzer bereit, die die 40-mm-Ma­schi­nen­ka­no­ne 40/70B auszeichnet. Bis zu acht Infanterie-Soldaten können mit dem CV 90 mitten in die Schlacht gefahren werden. © IMAGO / TT
Aus Frankreich soll die Ukraine bereits im März 2025 drei Modelle des Kampfjets „Mirage 2000“ erhalten
Aus Frankreich soll die Ukraine bereits im März 2025 drei Modelle des Kampfjets „Mirage 2000“ erhalten. Bei den Maschinen soll es sich laut Medienberichten um Modelle der Variante „Mirage 2000-5“ handeln. Eine offizielle Bestätigung der Lieferung steht noch aus. Frankreich verfügt selbst über 26 modernisierte Kampfjets des Typs „Mirage 2000-5“. © KHALED DESOUKI/AFP
Ein Leopard-1-A5 der belgischen Armee, der in Deutschland produziert wurde. (Archivfoto)
Der Leopard 1A5 ist eine kampfwertgesteigerte Variante des „Leos“ 1 aus deutscher Produktion und Vorgänger des Leopard-2-Kampfpanzers der Bundeswehr. Zwischen 1986 und 1992 wurde im A5 eine neue Feuerleitanlage sowie erstmals ein Laserentfernungsmesser eingebaut. Anfang 2023 hatte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) der Ukraine 178 Exemplare in Aussicht gestellt. Beim Nato-Gipfel im Juli erfüllte Deutschland die zwischenzeitlich genannte Zielgröße von 25 gelieferten Leopard-1-A5 im Sommer 2023. © IMAGO / StockTrek Images
Die F-16 wurde in den 1970er Jahren als wendiger, vergleichsweise kostengünstiger und vielfältig einsetzbarer Kampfjet.
Die F-16 wurde in den 1970er Jahren als wendiger, vergleichsweise kostengünstiger und vielfältig einsetzbarer Kampfjet entwickelt. Sie trägt den offiziellen Spitznamen „Fighting Falcon“ (Kämpfender Falke), ist aber auch als „Viper“ bekannt. Der einstrahlige Kampfjet ist mit einer 20-Millimeter-Kanone mit mehreren Läufen bewaffnet und kann mit Luft-Luft-Raketen und Bomben ausgestattet werden. Nach Angaben der US-Luftwaffe erreicht die F-16 Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 2400 Kilometern pro Stunde und kann mehr als 860 Kilometer entfernt liegende Ziele anfliegen, ihre Raketen abfeuern und zum Startpunkt zurückkehren.  © PETRAS MALUKAS/afp
Die USA haben Atacms-Raketen an die Ukraine geliefert.
Die USA haben Atacms-Raketen an die Ukraine geliefert. Nach Abschuss vom Boden fliegen sie eine ballistische Kurve und sollen wieder am Boden detonieren. Obwohl sie als schwer abzufangen gelten, sind sie im Vergleich zu Marschflugkörpern nicht annähernd so präzise. Das liegt vor allem an der Geschwindigkeit. In der Spitze erreichen sie mehr als dreifache Schallgeschwindigkeit (Mach 3). Dieses hohe Tempo von rund 3700 km/h macht es auch deutlich schwerer, die Rakete zu kontrollieren. Bisher haben die USA Atacms mit einer gedrosselten Reichweite von 165 Kilometern geliefert. Die Ukraine wünscht sich aber Atacms mit einer Reichweite von 300 Kilometern. © U.S. Army/Imago
Kampfflugzeug des Typs „Gripen“ aus Schweden
Eigentlich sollte die Ukraine bereits im März 2024 die erste Lieferung von Kampfflugzeugen des Typs „Gripen“ aus Schweden erhalten. Bislang sind aber keine Modelle des von der Firma Saab hergestellten Kampfjets im Kampf gegen Russland. Das wiederum liegt an der Lieferung der F16-Kampfjets an die Ukraine. Um die Luftwaffe des Landes und ihre Piloten nicht zu überfordern, wurde die Lieferung und Ausbildung des Personals an den schwedischen Flugzeugen zunächst ausgesetzt. Geplant sind die Lieferungen nun für 2025. © Sandor Ujvari/dpa
Das sind ja keine neuen Fragen oder Erkenntnisse.
In einem Punkt schon. Auf dem Gipfel hat der EU-Ratspräsident Antonio Coasta gesagt: Es geht nicht mehr darum, ob wir uns gegen äußere Bedrohung wie Wladimir Putin verteidigen – sondern: wie? Diese rhetorische Klarstellung ist ein wichtiger Schritt und für mich die bedeutende Nachricht des Treffens.
Sollten weitere Verteidigungsbereiche stärker priorisiert werden?
Letztlich entscheiden die Mitgliedsstaaten darüber, welche Militärgüter sie beschaffen wollen. Die EU kann vor allem bei dem Aufbau einer europäischen Verteidigungsindustrie sowie bei der militärischen Mobilität unterstützen. Dort hat Europa besonders großen Nachholbedarf, wie der letzte Aktionsplan gezeigt hat.

EU-Abgeordneter Cremer: Deutsche Brücken müssen Panzern standhalten

Militärische Mobilität heißt übersetzt: Wenn Panzer auf deutsche Brücken fahren, sollten diese nicht einstürzen?
Genau. Ihr Beispiel war tatsächlich ein großes Problem, als zum Beispiel die deutsche Brigade nach Litauen verlegt wurde. Militärische Konvois mussten oft große Umwege fahren, weil die Brücken die Last nicht getragen hätten und weil Eisenbahnlinien nicht funktionierten. Das ist sehr problematisch. Mit dem Ende des Kalten Krieges haben wir in die Infrastruktur viel zu wenig Geld investiert. Wir haben gehofft, dass wir diese Strecken nicht mehr militärisch nutzen müssen. Leider hat uns Putin einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht. Es zeigt aber gleichzeitig, dass wir insgesamt ein Investitionsproblem in Europa und insbesondere in Deutschland haben. Wir müssen die notwendigen höheren Verteidigungsausgaben deswegen unbedingt in eine größere Investitionsagenda in unsere Infrastruktur, Forschung und Wettbewerbsfähigkeit einbetten. Verteidigungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit gehen hier Hand in Hand.
Tobias Cremer sitzt unter anderem im EU-Ausschuss für Sicherheit und Verteidigung.
Es ist doch nicht nur wichtig, welche Güter die Nato braucht – sondern: Wo diese produziert werden sollten. Beispielsweise direkt in der Ukraine, wo sie zurzeit am dringendsten erforderlich sind.
In diesem Bereich passiert schon relativ viel und ich möchte, dass noch viel mehr geschieht. Allerdings leben wir nicht in einer Planwirtschaft. Die EU kann Unternehmen nicht herumkommandieren und vorschreiben, wo und was sie produzieren sollen. Stattdessen muss sie die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Das tun wir zum Beispiel durch die Schaffung eines europäischen Binnenmarkts der Verteidigung oder durch Fortschritte bei der Bankenunion in Europa, damit auch Zulieferer aus dem Mittelständler- oder Start-up-Bereichen die Kredite bekommen, die sie brauchen. Gleichzeitig kann die EU auch durch Zuschüsse gemeinsame Beschaffungsprojekte unterstützen und damit Anreize für die Mitgliedsstaaten schaffen – mit dem Ziel: Rüstungsgüter häufiger gemeinsam – und damit kostengünstiger – zu kaufen. Viele europäische Rüstungsunternehmen werden immer aktiver: Sei es in der Drohnen-Herstellung oder der Wartung von Panzern - auch direkt vor Ort in der Ukraine.

EU-Verteidigung: Woher soll das Geld kommen?

Aber da geht doch noch deutlich mehr. Investitionen in die Infrastruktur haben den großen Vorteil, dass der Westen die Ukraine bei der Selbstbefähigung unterstützt. Umgekehrt profitiert die Nato von ukrainischen Gütern, die aus Kampferfahrungen für die moderne Kriegsführung hergestellt wurden. Daher investieren skandinavische Länder ihre Ukraine-Hilfen teilweise direkt in den militärisch-industriellen Komplex in der Ukraine. Ende 2024 bestellte Dänemark zudem als erstes Land in der Ukraine produziertes Militärgerät – für die Ukraine.
Auch in diesem Bereich hat der Westen viel investiert – häufig mit Deutschland in der Führungsrolle. Auf vielen Ukraine-Konferenzen haben wir zahlreiche Unterstützungen, vor allem für den Wiederaufbau der Infrastruktur, beschlossen. Auch die Energie-Infrastruktur spielt hier eine entscheidende Rolle. Wir dürfen eben nicht nur an den Panzer denken, sondern an alles, was dahintersteht.
Ein französischer Fallschirmjäger steht auf einem Truppenübungsplatz in Smardan, Ostrumänien am Ende der Übung Steadfast Dart 2025.
Laut EU-Kommission müssen die europäischen Staaten in den nächsten zehn Jahren mindestens 500 Milliarden Euro in die Verteidigung investieren, um die eigenen Ziele zu erreichen. Derzeit sind für die Jahre 2021 bis 2027 nur acht Milliarden im EU-Haushalt vorgesehen. Woher soll das Geld kommen?
Das ist die größte Schwierigkeit. Wir müssen alle alten Konzepte überdenken und notfalls verwerfen. Durch die russische Bedrohung leben wir in einer geopolitischen Zeitenwende. In der Weltpolitik entwickeln wir uns von einer unipolaren Ordnung zu einer multipolaren. Gleichzeitig hat Amerika in München klargemacht: Es wird für Europa nicht mehr die Kohlen aus dem Feuer holen. Deswegen brauchen wir eine starke und handlungsfähige EU, die alle Projekte zur Verteidigung seiner Bevölkerung finanzieren muss. Daran führt kein Weg vorbei. Sicherheit ist nicht alles, aber ohne Sicherheit ist alles andere nichts. Deswegen halte ich die Diskussionen in Deutschland über eine Reform der Schuldenbremse genauso für richtig wie den Vorschlag des Bundeskanzlers, die Maastricht-Kriterien an die neue Sicherheitslage anzupassen.
Warum?
Damit können wir Ländern, die mehr als zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für Verteidigung ausgeben, weitere Investitionen möglich machen. Denn uns muss doch klar sein: Egal, ob wir am Ende zwei, drei oder mehr Prozent des Bruttoinlandsproduktes für unsere Verteidigung ausgeben müssen: Wir brauchen viel mehr Geld. Diese enorme Summe können wir nicht einfach in anderen Haushaltsbereichen einsparen. Wir müssen neue Schulden aufnehmen, und zwar auf nationaler als auf europäischer Ebene. Wenn das Haus brennt, hilft es nicht an der Wasserrechnung zu sparen – da müssen wir klotzen und nicht kleckern.

EU-Sicherheitsexperte spricht sich für neue Kredite aus

Ihr SPD-Kanzler Olaf Scholz lehnt Eurobonds ab.
Die Mitgliedsstaaten werden den Großteil der Finanzierung tragen. Daher halte ich es zunächst für effektiver, wenn wir ihnen erlauben, verstärkt neue Investitionskredite aufzunehmen, indem wir die Maastricht-Kriterien reformieren. Das hätte kurzfristig eine höhere Durchschlagskraft als Eurobonds, bei denen erstmal viele Fragen geklärt werden müssten, beispielsweise: Wie kauft man die gemeinsam? Langfristig ist die Diskussion um Verteidigungsbonds noch nicht vom Tisch – bei einer Notlage, wie wir sie aktuell erleben und dem ungeheuren Investitionsbedarf, den es in der Verteidigungspolitik gibt, sollten wir uns alle Hebel angucken.
Welche sind das?
Angesichts der Dringlichkeit der Situation bin ich aber dafür, sich zunächst auf einfache Mittel zu konzentrieren. Es gibt beispielsweise noch einfachere politische Hebel, um die Finanzierung der Verteidigungsproduktion zu erleichtern. Und diese betreffen nicht nur Staaten und große Unternehmen, sondern auch Mittelständler und Start-ups. In meiner Heimat gibt es zahlreiche mittelständische Zuliefererunternehmen, die gerne auch für die Rüstungsindustrie produzieren würden. Ihr Problem: Sobald sie das äußern, erhalten sie von Banken kaum Kredite. Hier kann die EU über die Europäische Investitionsbank Kredite stellen. Das hätte eine bedeutsame Signalwirkung. Die Politik muss das private Kapital für Verteidigungsinvestitionen mobilisieren. (Interview: Jan-Frederik Wendt)

Rubriklistenbild: © Vadim Ghirda/dpa

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