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„Ausweitung des Kriegs“

Nato jetzt überzeugt: Kims Soldaten sind schon in Russland – Rutte mit Seitenhieb gegen Putin

Wladimir Putin kann in seinem Ukraine-Krieg auf Soldaten aus Nordkorea zurückgreifen. Davon ist die Nato nun überzeugt. Dies sei auch ein Zeichen der Schwäche.

Brüssel – Das Statement von Mark Rutte im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg hatte alle Zutaten, um jeden Zuhörer aufzurütteln. Dabei war es längst keine Überraschung mehr, was der neue Nato-Generalsekretär in Brüssel mitzuteilen hatte. Nun ist auch das transatlantische Verteidigungsbündnis davon überzeugt, dass Kreml-Chef Wladimir Putin bei seinem Feldzug auf Soldaten aus Nordkorea zurückgreifen kann.

Eine südkoreanische Delegation habe die Nato und ihre indopazifischen Partner Australien, Japan und Neuseeland darüber unterrichtet, was die zuvor angekündigten Untersuchungen zu Tage gefördert hätten. Involviert waren demnach Seouls Geheimdienst und das Verteidigungsministerium, auch andere Alliierte hätten ihre Geheimdienst-Informationen geteilt.

Nordkorea im Ukraine-Krieg: Laut Nato sind Kims Soldaten schon in Russland

„Heute kann ich bestätigen, dass nordkoreanische Truppen nach Russland gesendet worden sind und nordkoreanische Militäreinheiten in der Region Kursk eingesetzt werden“, verriet der langjährige niederländische Ministerpräsident. In die Grenzregion waren bereits vor Monaten ukrainische Truppen eingefallen und hatten damit die russische Führung brüskiert, zumal es Moskau bislang nicht gelungen ist, diesen Vorstoß vollständig zurückzuschlagen.

Bereits vor einigen Tagen hatte ein Bericht der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap für Aufsehen gesorgt. Demnach soll Nordkorea Russland bereits 1500 Spezialkräfte zur Verfügung gestellt haben, insgesamt sollen künftig 12.000 Soldaten von Kim Jong-un für Putin kämpfen. Seoul deutete bereits an, die Ukraine im Gegenzug intensiver und womöglich auch mit tödlichen Waffen unterstützen zu wollen.

Laut einem weiteren südkoreanischen Bericht könnten auch nordkoreanische Piloten im Krieg kämpfen. Die USA hatten sich derweil alarmiert gezeigt, sehen Kims Truppen in der Ukraine aber auch als „legitimes Ziel“.

Wohin mit euch? Wladimir Putin darf nun auch nordkoreanische Soldaten herumkommandieren.

Nato über Nordkorea: „Befeuert mit Lieferungen großen Konflikt im Herzen Europas“

Rutte ergänzte in seinem Bericht von diesem Montag (28. Oktober): „Der Einsatz von nordkoreanischen Truppen stellt erstens eine erhebliche Eskalation der anhaltenden Beteiligung Nordkoreas am völkerrechtswidrigen Krieg Russlands dar. Zweitens einen weiteren Verstoß gegen eine Resolution des UN-Sicherheitsrates. Und drittens eine gefährliche Ausweitung von Russlands Krieg.“

Die Nato ersuche Moskau und Pjöngjang dringend, dieses Vorgehen zu beenden. Denn die vertiefte Militär-Kooperation stelle „eine Bedrohung sowohl für die indopazifische als auch für die euro-atlantische Sicherheit“ dar. Zudem werde der Frieden auf der koreanischen Halbinsel untergraben und Russlands Krieg gegen die Ukraine weiter befeuert.

Außerdem verwies Rutte darauf, dass Nordkorea Putin bereits „Millionen an Munition und ballistische Raketen“ geliefert habe. Diese würden dazu beitragen, „einen großen Konflikt im Herzen Europas zu befeuern“ und Frieden und Sicherheit untergraben.

Nordkorea – Kim Jong-uns abgeschottete Diktatur

Menschen an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Nordkorea ist das wohl geheimnisvollste Land der Erde: eine totalitäre Diktatur, in der der Einzelne nichts zählt, ohne Freiheiten und Menschenrechte, abgeschottet vom Rest der Welt. Schätzungsweise 26 Millionen Menschen leben in dem Land, das im Norden an China und Russland grenzt und im Süden an das freiheitliche, demokratische Südkorea. Nordkoreas Grenzen sind für die meisten Menschen unüberwindbar – kaum einer kommt rein, noch weniger Menschen kommen raus.  © Ed Jones/afp
Die Skyline von Pjöngjang
Hauptstadt sowie kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Landes ist Pjöngjang. Rund drei Millionen Menschen leben in der nordkoreanischen Metropole, die so anders ist als die anderen Mega-Städte Asiens. Pjöngjang ist grau, geprägt von Hochhäusern, gesichtslosen Wohnblöcken und gigantischen Monumenten, die der herrschenden Kim-Familie huldigen sollen. Wer in der Hauptstadt leben darf, ist privilegiert: Hier ist die Stromversorgung besser als auf dem Land, die Regale der Geschäfte sind voller, es gibt Freizeitparks, Kinos, Theater. © Olaf Schuelke/Imago
Kim Jong-un auf einem Pferd
Beherrscht wird Nordkorea seit 2011 von Kim Jong-un, einem Diktator, der skrupellos vor allem ein Ziel verfolgt: den eigenen Machterhalt und den seiner Sippe. Nordkorea ist das einzige kommunistische Land der Welt mit einer Erb-Monarchie, in der die politische Macht vom Vater auf den Sohn übergeht. Die sogenannte „Paektu-Blutlinie“ kontrolliert das Land seit dessen Gründung im Jahr 1948. Die Macht der Kims ist unanfechtbar, Aufstände gab es nie, dafür sorgt die lückenlose Überwachung und Kontrolle der gesamten Gesellschaft. © KCNA via KNS/afp
Sowjetische Soldaten in Pjöngjang
Korea war über Jahrhunderte ein geeintes Land. Die Geschichte der Teilung beginnt erst im 20. Jahrhundert: Von 1910 bis 1945 ist Korea eine japanische Kolonie, nach der Niederlage der Japaner besetzen sowjetische Truppen den Norden des Landes, der Süden wird von amerikanischen Truppen besetzt. Weil Verhandlungen über eine Vereinigung der beiden Landesteile scheitern, gründen sich 1948 auf der koreanischen Halbinsel zwei Staaten. © Jacob Gudkov/Imago
Szene des Koreakriegs
Zwei Jahre später dann die Tragödie: Der Korea-Krieg bricht aus. Kim Il-sung, Machthaber im Norden, schickt seine Truppen in den Südteil des Landes, um Korea mit Gewalt zu vereinen. Wenige Wochen später greifen die UN-Truppen unter Führung der USA den Norden an, stoßen bis an die chinesische Grenze vor. Das beunruhigt Peking – das nun auf der Seite von Nordkorea in den Krieg eingreift. 1953 wird ein Waffenstillstand verhandelt, das Land bleibt entlang des 38. Breitengrades geteilt. Ein Friedensvertrag wurde bis heute nicht unterzeichnet. © Imago
Familie Kim
Kim Il-sung, der Gründer und erste Präsident Nordkoreas, ist ein Machthaber von Stalins Gnaden. Geboren 1912, ist er als junger Mann im Widerstand gegen die japanische Besatzungsmacht aktiv. 1940 geht er ins Exil in die Sowjetunion, wo er schließlich zum späteren Machthaber Nordkoreas aufgebaut wird. Ab 1948 etabliert Kim einen auf ihn zugeschnittenen Personenkult. Mit brutalen Säuberungsaktionen entledigt er sich seiner Gegner. Politisch pendelt sein Land zwischen China und der Sowjetunion, vor allem, nachdem sich die beiden kommunistischen Führungsmächte ab Ende der 50er-Jahre zunehmend voneinander entfremden. © Imago
Kim Il-sung und Kim Jong-il
Schon in den 1970ern beginnt Kim Il-sung, seinen Sohn Jong-il zu seinem Nachfolger aufzubauen. Als er 1994 stirbt, übergibt er Kim Jong-il ein verarmtes Land. Mit dem Untergang der Sowjetunion wenige Jahre zuvor hat Nordkorea seinen wichtigsten und engsten Partner verloren, es stürzt in eine wirtschaftliche Krise, auf die eine fatale Hungersnot folgt. Hunderttausende Menschen verhungern. Unter Kim Jong-il, der 1941 oder 1942 geboren wurde, verschlechtern sich die Beziehungen zwischen Nordkorea und dem Rest der Welt, das Land schottet sich immer mehr ab. Vor allem die USA sowie Südkorea – das sich seit den 80ern zur Demokratie gewandelt hat – werden zu Feindbildern. © KCNA via KNS/afp
Fernsehbilder vom ersten nordkoreanischen Atomtest 2006
Unter Kim Jong-il beginnt die beispiellose Aufrüstung des bettelarmen Landes. Wichtigstes Ziel Kims ist es, Nordkorea zur Atommacht zu machen. 2006 gelingt ihm das, Nordkorea testet erstmals eine Atombombe. Die Welt ist geschockt, die Vereinten Nationen erlassen Strafmaßnahmen, denen insgesamt neun weitere Sanktionsrunden folgen. Heute ist Nordkorea eine Atommacht, die wohl Dutzende Sprengkörper besitzt. © Jung Yeon-Je/afp
Kim Jong-un beobachtet einen Raketentest
Zudem testet das Land regelmäßig ballistische Raketen, auf denen die nuklearen Sprengköpfe montiert werden können. So kann das Regime mit seinen Atomwaffen sogar die USA erreichen – zumindest in der Theorie, denn noch ist unklar, wie leistungsfähig die Raketen tatsächlich sind. © KCNA via KNS/afp
Donald Trump und Kim Jong-un an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea
Kim Jong-il stirbt 2011. Ihm folgt einer seiner Söhne nach: Kim Jong-un. Der treibt das Raketen- und Nuklearprogramm seines Vaters weiter voran. Als Hauptfeinde hat er Südkorea und die USA ausgemacht, die sein Regime regelmäßig mit drastischen Beleidigungen überzieht. Unter US-Präsident Donald Trump sieht es für einen kurzen Moment so aus, als könnten sich die Spannungen zwischen Nordkorea und dem Westen abkühlen – dreimal treffen sich Kim und Trump, auch Südkoreas damaliger Präsident kommt mit Kim zu einem Gipfeltreffen zusammen. © Brendan Smialowski/afp
Passanten in Pjöngjang währen der Corona-Pandemie
Doch die diplomatischen Initiativen scheitern 2019. Ein Jahr später sucht die Corona-Pandemie die Welt heim. Auch Nordkorea schließt seine Grenzen – und schottet sich gegen das Virus so hermetisch ab wie kein anderer Staat weltweit. Trotzdem meldet das Regime im Mai 2022 erste Corona-Fälle. Auch nach dem Ende der Pandemie bleibt Nordkorea ein international isoliertes Land. © Imago
Putin und Kim in Russland
Enge Beziehungen unterhält das Regime in Pjöngjang heute vor allem zu seinen beiden nördlichen Nachbarn China und Russland. Zu Wladimir Putin pflegt Kim ein besonders gutes Verhältnis, denn Russlands Präsident benötigt Nordkoreas Unterstützung für seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine – als Lieferant von Waffen und Munition. Im Herbst 2023 treffen Putin und Kim in Russlands Fernem Osten zusammen, es ist Kims erste Auslandsreise seit der Pandemie. © KCNA via KNS/afp
Kim Jong-un und seine Tochter Ju-ae
Kim Jong-un wurde 1982, 1983 oder 1984 geboren, hat also möglicherweise noch viele Jahre vor sich. Nordkoreas Diktator ist allerdings bei schlechter Gesundheit. Er gilt als Kettenraucher und Alkoholiker und ist sichtbar übergewichtig. Was, wenn er stirbt? Experten glauben, dass Kim seine Tochter Ju-ae zu seiner Nachfolgerin aufbauen will. Seit November 2022 zeigen Staatsmedien das Mädchen, das wohl 2012 oder 2013 zur Welt gekommen ist, regelmäßig an der Seite ihres mächtigen Vaters. © KCNA via KNS/afp
Kim Yo-jong
Aber auch Kims Schwester Kim Yo-jong gilt als mögliche Erbin auf den Thron. Die Macht, die die Kims seit bald 80 Jahren innehaben, dürften sie jedenfalls so schnell nicht aus der Hand geben. © Jorge Silva/afp

Nato-Generalsekretär über Putin: „Kann Angriff nicht ohne fremde Unterstützung aufrechterhalten“

Im Gegenzug würde Putin Nordkorea unter anderem Militärtechnologie zur Verfügung stellen und dadurch internationale Sanktionen umgehen. Rutte hält fest: „Dies unterstreicht die Wichtigkeit von Demokratien, zusammenzustehen, um unsere Werte hochzuhalten und sich den gemeinsamen Herausforderungen für unsere Sicherheit zu stellen.“

Dass Kim Truppen nach Kursk schickt, um diese Russland zur Verfügung zu stellen, sei aber auch „ein Zeichen von Putins wachsender Verzweiflung“, verteilt Rutte einen Seitenhieb. Immerhin dauert der eigentlich für wenige Tage angesetzte Krieg des russischen Präsidenten bereits länger als zweieinhalb Jahre und seine Truppen warten seit den Anfangstagen, als sie bis nach Kiew vorrückten, auf nachhaltige militärische Erfolge.

„Mehr als 600.000 russische Soldaten sind in Putins Krieg getötet oder verwundet worden“, gibt Rutte zu bedenken: „Und er ist nicht in der Lage, den Angriff auf die Ukraine ohne fremde Unterstützung aufrechtzuerhalten.“ Dazu passt, dass Russlands Truppen infolge der immensen Verluste immer älter werden.

Der Ukraine-Krieg weitet sich offenbar aus: Nato-Generalsekretär Mark Rutte (r.) spricht über den Einsatz von nordkoreanischen Soldaten auf Seiten Russlands. (Symbolbild, l.)

Nato und der Ukraine-Krieg: Militär-Unterstützung soll laut Rutte intensiviert werden

Die Ukrainer würden Putins Truppen „mit Mut, Widerstandsfähigkeit und Einfallsreichtum“ die Stirn bieten. Zudem versicherte der 57-Jährige: „Die Nato-Partner werden ihre Unterstützung für eine freie und demokratische Ukraine fortsetzen, weil die Sicherheit der Ukraine auch unsere Sicherheit ist.“ So sei auch darüber gesprochen worden, wie dieser Militär-Support intensiviert werden könnte. Konkreter wurde Rutte dabei aber nicht.

Zuletzt waren die Kiewer Truppen an der Front wieder mehr unter Druck geraten. Sollte Kim tatsächlich seine Soldaten für Einsätze in Kursk zur Verfügung stellen, könnte Putin von dort eigene Einheiten abziehen und in das Kampfgebiet im Süden und Osten der Ukraine schicken.

Über eine engere Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern hatten Russland und Nordkorea die Öffentlichkeit bereits nach gegenseitigen Besuchen von Putin und Kim unterrichtet. Das genaue Ausmaß blieb jedoch geheim. Doch es drängt sich mehr und mehr der Eindruck auf, dass sich zwei Machthaber gesucht und gefunden haben, die das Ziel eint, ihren Einflussbereich auszuweiten. (mg)

Rubriklistenbild: © IMAGO / Xinhua, Screenshot Twitter/@NATOpress

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