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Lange MPK droht
Bezahlkarte und Asylverfahren in Drittstaaten: Das fordern die Länder von Scholz und der Ampel
Die Ministerpräsidenten sprechen am Montag mit Kanzler Scholz über die Migrationspolitik. Gleich mehrere Themenbereiche bieten Diskussionsbedarf.
Berlin – Am Montag (6. November) kommen die Ministerpräsidenten der Länder im Berliner Kanzleramt zusammen, um mit Olaf Scholz (SPD) über die Zukunft von Deutschlands Migrationspolitik zu debattieren. Wie schon zu Corona-Zeiten ist die Ministerpräsidentenkonferenz das politische Mittel der Wahl, um Bund und Länder auf einen Nenner zu bekommen. Doch auch wenn die Vertreter der Länder sich wohl in dem Punkt einig sind, dass die Kommunen in Zukunft stärker entlastet werden müssen, droht bei anderen Punkten eine erbitterte Debatte. Was die Länderchefs vom Bundeskanzler fordern, haben wir hier für Sie zusammengefasst.
MPK im Kanzleramt: Sozialleistungen für Geflüchtete – Debatten über Sachleistungen und Bezahlkarte
Bereits seit längerer Zeit fordern vor allem die Vertreter der Unionsparteien, dass Geflüchtete in Deutschland ihre Sozialleistungen in Form von Sachleistungen erhalten sollen. Vor allem CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann bekräftigte immer wieder das Aussetzen von Geldleistungen an Asylbewerber. Wie Linnemann noch im Oktober sagte, sei es die Aufgabe des Bundes in diesem Bereich eine einheitliche Lösung voranzubringen. Auch Vertreter der Regierungsparteien zeigten sich offen für die Einführung einer Bezahlkarte, mit der Geflüchtete Gegenstände des täglichen Bedarfs erwerben können.
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) forderte gegenüber dem RND eine Bezahlkarte unter erheblicher finanzieller Beteiligung des Bundes. Der Fraktionsvorsitzende der FDP im Bundestag, Christian Dürr, stellte hingegen den Ländern in einem Gespräch mit der Bild-Zeitung ein Ultimatum für die Erarbeitung eines Konzepts zur Einführung einer Bezahlkarte. Bund und Länder sehen die Verantwortung für die Einführung eines Systems beim jeweils anderen. Das könnte bei den Beratungen am Montag zum Knackpunkt werden.
Kritiker bemängeln jedoch den höheren Verwaltungsaufwand, für die ohnehin schon überlasteten Kommunen durch die Einführung von Modellen wie Sachleistungen oder einer Bezahlkarte. Weitere Kritik an den Forderungen kommt vor allem von Flüchtlingsorganisationen. Der flüchtlingspolitische Sprecher der Organisation Pro Asyl, Tareq Alaows, kritisierte im Gespräch mit FR.de den generellen Fokus der Politik auf Sozialleistungen. Die meisten Menschen würden vor existenziellen Bedrohungen nach Europa fliehen, so Alaows. „Deswegen wird die Abschaffung von grundlegenden Sozialleistungen keine Menschen von der Flucht abhalten.“
Bund-Länder-Gipfel will Migrationszahlen drücken – Forderungen nach Asylverfahren in Drittstaaten
Mit Blick auf die stark angestiegenen Migrationszahlen herrscht jedoch weitestgehend Einigung darüber, dass die illegale Migration in Zukunft stärker begrenzt werden muss. Dafür wollen Bund und Länder schnellere Asylverfahren für Geflüchtete aus den Ländern einführen, bei denen die Anerkennungsquoten unter fünf Prozent liegen. Das soll zu konsequenteren und schnelleren Abschiebungen führen. Um diese auch durchzusetzen, bräuchte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf), sowie die Verwaltungsgerichte wohl jedoch deutlich mehr Personal.
Keinen Konsens gibt es bezüglich der Forderungen aus den Reihen der Union, Asylverfahren künftig verstärkt in Drittstaaten auszulagern. „Ziel muss es sein, dass an der deutschen Grenze jene wirksam zurückgewiesen werden können, die keinen Anspruch auf Schutz haben“, sagte CSU-Chef Markus Söder am Montag der Augsburger Allgemeinen.
Auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) schlug vor, die Asylverfahren künftig bereits in afrikanischen Ländern durchzuführen. Niedersachsens Ministerpräsident Weil (SPD) erteilte dem Vorschlag gegenüber dem RND eine Absage. „Aber dass wir Menschen gegen ihren Willen über die halbe Welt in ein Land verfrachten, zu dem sie keinerlei Bezug haben, kann ich mir nicht vorstellen“, erklärte Weil.
Länderchefs fordern mehr Geld vom Kanzler Scholz – Entlastung der Kommunen
Hauptaufgabe der Länderchefs am Montag dürfte es jedoch sein, den Bund zu mehr Zahlungen an die Länder und Kommunen zu verpflichten. Gerad letztere ächzen in den vergangenen Monaten immer stärker unter den steigenden Zahlen von Geflüchteten und der unzureichenden Finanzierung. Aktuell bekommen die Kommunen noch eine Jahrespauschale. Die Länder fordern künftig jedoch eine Pro-Kopf-Zahlung in Höhe von 10.500 Euro. Der Bund will nur 5000 Euro beisteuern. Zu wenig für die Länderchefs. Hessens Regierungschef Boris Rhein (CDU) will daneben, dass der Bund etwa die gesamten Kosten der Unterbringung übernimmt.
Kabinett Scholz: Nach dem Ampel-Aus kommt Rot-Grün ohne Mehrheit
Bundeskanzler Scholz zeigte sich optimistisch, dass es bei der Aufteilung der Kosten eine Einigung geben werde. Man spreche über eine weitere Unterstützung des Bundes für die Länder, sagte er dem Mannheimer Morgen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir uns auch in den Geldfragen einig werden“, sagte Scholz. Die Unterbringung und Integration von Geflüchteten sei „eine gesamtstaatliche Aufgabe“.
49-Euro-Ticket und Deutschlandpakt: Lange Ministerpräsidentenkonferenz steht bevor
Neben den Migrationsfragen diskutieren Bund und Länder auch über beschleunigte Planungsverfahren im Bereich Bauen diskutieren. Bundeskanzler Scholz hatte dazu bereits vor Monaten einen „Deutschlandpakt“ und die Zusammenarbeit von Regierungs- und Oppositionsparteien gefordert.
Ein weiter Punkt auf der Tagesordnung ist die künftige Finanzierung des 49-Euro-Tickets. Auch hier fordern die Länder eine größere finanzielle Beteiligung des Bundes. Die Bundesregierung verweist hingegen dagegen darauf, dass es im Haushalt 2024 wegen der nötigen Einhaltung der Schuldenbremse keinen Spielraum mehr gebe.
Auch wegen der vielen Streitpunkte wird mit einer lange andauernden Ministerpräsidentenkonferenz gerechnet. Schon während der Corona-Pandemie dauerten die Beratungen von Bund und Ländern oft bis in die frühen Morgenstunden. (fd/dpa/reuters)