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Washington Post

Dem Anti-Trump-Flügel bei den US-Republikanern bleibt nicht mehr viel Zeit

Im US-Wahlkampf ringen die Republikaner DeSantis und Haley weiter – doch eine Nominierung Trumps scheint aktuell unausweichlich.

Washington – In Iowa hat sich die republikanische Gouverneurin Kim Reynolds – eine häufige Zielscheibe von Donald Trumps Angriffen – diese Woche im Präsidentschaftswahlkampf offiziell gegen ihn gestellt und seine Bilanz und sein Temperament kritisiert – während sie seinen aussichtslosen GOP-Rivalen Ron DeSantis unterstützte.

In New Hampshire signalisierte der republikanische Gouverneur Chris Sununu – ein lautstarker Trump-Kritiker – letzte Woche seine Bereitschaft, eine andere Trump-Gegnerin zu unterstützen, die ebenfalls große Chancen hat: Nikki Haley. Und auf nationaler Ebene haben sich einige wohlhabende republikanische Spender, die einen Herausforderer unterstützen wollen, der Trump besiegen kann, in den letzten Wochen ebenfalls mit Haley verbündet, wie Personen berichten, die mit diesen Fundraising-Bemühungen vertraut sind.

Inmitten der Zersplitterung der Anti-Trump-Kräfte räumen einige der prominentesten konservativen Gruppen, die Anfang des Jahres ihre Absicht erklärt hatten, Trump zu stoppen, nun ein, dass nur wenige der Angriffe, die sie gegen ihn versucht haben, wirksam waren.

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Republikaner im Wahlkampf: Mangel an Zusammenhalt

Diese Unterströmungen im GOP-Wahlkampf sind die jüngsten Beispiele dafür, wie Republikaner, die hoffen, Trumps Marsch zur Nominierung der Republikaner zu vereiteln, versuchen, ihn aufzuhalten. Aber nur etwa zwei Monate vor der ersten Nominierungswahl haben sich Wähler, Spender und externe Gruppen noch nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten oder eine einheitliche Angriffslinie gegen den ehemaligen Präsidenten geeinigt, der in den Umfragen des GOP-Rennens einen überwältigenden Vorsprung hat.

Dieser Mangel an Zusammenhalt unterstreicht die enorme Herausforderung, der sich der Anti-Trump-Flügel der Partei gegenübersieht, da nur noch wenig Zeit bleibt, um die Flugbahn eines Rennens zu ändern, das viele Republikaner für so gut wie entschieden halten.

Über weite Strecken dieses Jahres argumentierten unzählige Strategen, dass das GOP-Feld verkleinert werden müsse, um Trump zu besiegen - und dass ein Kandidat aufsteigen und die Anti-Trump-Stimmen konsolidieren könne. Diese Verkleinerung des Feldes findet nun statt, da Kandidaten wie der ehemalige Vizepräsident Mike Pence ausgeschieden sind und Kandidaten der unteren Ränge die Kriterien für die Debattnbühne nicht erfüllen. Dennoch befinden sich DeSantis und Haley immer noch in einem erbitterten Kampf um die stärkste Trump-Alternative, der keine Anzeichen einer Lösung erkennen lässt.

Weg frei für Trump: Haley steigt aus US-Vorwahlkampf aus

Donald Trump will wieder US-Präsident werden
Nun ist es raus: Donald Trump will 2024 erneut als US-Präsident antreten. Dann wird der Milliardär aus New York 78 Jahre alt sein. Trump hatte das Amt 2017 bis 2021 inne, verlor 2020 aber die Wahl und musste auf eine zweite Amtszeit verzichten. Die soll nun im dritten Anlauf gelingen. Trump wäre erst der zweite Präsident in der Geschichte der USA, dem ein solches Comeback gelingen würde. © Andrew Harnik/dpa
Nikki Haley tritt als US-Botschafterin bei der UN zurück und 2024 vielleicht noch einmal an
Nikki Haley war Trumps letzte verbliebene Rivalin. Doch am Ende zog auch sie sich aus dem parteiinternen Rennen um die US-Präsidentschaft zurück. Nach ihrer Serie von Niederlagen am Super Tuesday verkündete Haley ihren Ausstieg. Die ehemalige Gouverneurin des Bundesstaates South Carolinas wechselt ihre Haltung zu Donald Trump wie andere Leute die Kleidung. Als Botschafterin Trumps bei den Vereinten Nationen war sie enge Vertraute des Ex-Präsidenten, nach dem Sturm aufs Kapitol distanzierte sie sich. Dann sagte sie, sie werde nicht kandidieren, sollte Trump erneut antreten. Haley gilt als Establishment-Republikanerin, die für möglichst geringe Sozialausgaben, niedrige Steuern und eine aggressive Außenpolitik steht. © Evan Vuccid/dpa
Floridas Gouverneur Ron de Santis spricht nach dem Sieg bei den Midterms zu seiner Anhängerschaft
Als härtester Konkurrent für die Nominierung bei den Republikanern für die US-Wahl 2024 galt lange Ron DeSantis. Der Gouverneur Floridas feierte bei den Midterms einen klaren Sieg und wurde von der Wählerschaft im Amt bestätigt. Er galt als der Hoffnungsträger in der Partei. Das Rennen um die Präsidentschaftsnominierung hat er aber inzwischen aufgegeben. DeSantis hatte sich in der Vergangenheit als Trump-Fan inszeniert, geht mittlerweile aber auf Distanz zum Ex-Präsidenten. Hier zu sehen ist der Politiker mit seiner Frau Casey DeSantis und den drei gemeinsamen Kindern. © IMAGO/Luis Santana
Der erfahrene Politiker Asa Hutchinson tritt als Anti-Trump-Kandidat an
Er war bereits Staatsanwalt, Abgeordneter im Repräsentantenhaus, Behördenleiter der Anti-Drogenbehörde DEA und Gouverneur des Bundesstaates Arkansas. Jetzt wollte Asa Hutchinson 2024 republikanischer Präsidentschaftskandidat werden, doch nach der Vorwahl in Iowa zog er seine Kandidatur zurück. Hutchinson trat als Alternative zu Donald Trump an, denn seines Erachtens sollte dieser „nicht der nächste Anführer unseres Landes sein“. Hutchinson forderte Trump auf, seine Kandidatur aufgrund der Anklage gegen ihn in New York zurückzuziehen – eine Sicht, die die republikanische Wählerschaft nicht teilt. © SCOTT OLSON / AFP
Vivek Ramaswamy, Trump-Fan mit Anti-Woke-Agenda
Vivek Ramaswamy hatte Großes vor. Der 38-jährige, rechtslibertäre Tech-Unternehmer mit indischen Wurzeln wollte US-Präsident werden. Nach seinem enttäuschenden Abschneiden bei der Vorwahl in Iowa warf er aber das Handtuch und empfahl, Trump zu Wählen. Der Trump-Fan sieht die USA in einer „nationalen Identitätskrise“ und fordert eine „nationale Wiederbelebung“. Dazu will er z.B. das FBI und das Bildungsministerium abschaffen. Er wolle Trumps „America-First-Aganda auf die nächste Stufe bringen“.  © Anna Moneymaker / AFP
US-Wahl 2024: Ehemaliger Trump-Vertrauter Christie will ins Weiße Haus
Chris Christie hatte auch noch einmal Ambitionen auf das Weiße Haus angemeldet. Der frühere Gouverneur des US-Bundesstaats New Jersey war einst ein enger Vertrauter von Donald Trump, hat sich aber mittlerweile von ihm losgesagt und kritisiert ihn sogar öffentlich. So bezeichnete er den früheren Präsidenten wegen dessen Haltung zum Ukraine-Krieg als „Feigling“ und „Marionette“ des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Christie wollte 2016 schon einmal Präsidentschaftskandidat seiner Partei werden, zog nach schlechten Ergebnissen bei den Vorwahlen aber zurück. Diesmal gab er bereits vor den Vorwahlen der Republikaner auf. © Charles Krupa/dpa
Zu den krassen Außenseitern zählt auch Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt.
Zu den krassen Außenseitern zählte von Beginn an Douglas James „Doug“ Burgum, der hier im Juli 2023 bei einer Veranstaltung in Iowa um Stimmen wirbt. Der Republikaner, der am 4. Dezember aus dem Rennen ausstieg, ist seit dem 15. Dezember 2016 Gouverneur von North Dakota. Vor seiner politischen Karriere war er Softwareunternehmer, Microsoft-Manager und Risikokapitalgeber. Im April unterzeichnete Burgum ein Gesetz, das Abtreibungen in der sechsten Schwangerschaftswoche verbietet. Zudem hat er zahlreiche Gesetze unterzeichnet, die die Rechte von trans Menschen einschränken. © SCOTT OLSON/afp
Senator Tim Scott aus dem Bundesstaat South Carolina begreift seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen als Verkörperung des amerikanischen Traumes. In einem im April veröffentlichten Video spricht er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und fordert mehr Optimismus. Scott betont darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nennt er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung.
Tim Scott (blaues Hemd) hat sich aus dem Rennen um die Kandidatur verabschiedet. Am 12. November zog der Senator aus South Carolina seine Kandidatur zurück. In einem im April veröffentlichten Video sprach er sich gegen eine Politik der Spaltung aus und forderte mehr Optimismus. Scott betonte darin auch seine Religiosität und seinen Wunsch, die konservativen Werte Amerikas zu verteidigen. Als Beispiele nannte er etwa den Schutz der Grenzen und der Kampf gegen Abtreibung. Seinen Aufstieg aus armen Verhältnissen begreift Scott als Verkörperung des amerikanischen Traumes.  © ALLISON JOYCE
Mike Pence könnte 2024 bei der US-Wahl für das Amt des Präsidenten kandidieren.
Ausgestiegen ist auch Trumps ehemaliger Vizepräsident. „Dies ist nicht meine Zeit“, sagte Mike Pence am 28. Oktober 2023. Pence war in Umfragen weit abgeschlagen und hatte Medienberichten zufolge Probleme bei der Beschaffung von Geldern für seine Kampagne. „Wir wussten immer, dass dies ein harter Kampf sein würde, aber ich bereue nichts“, erklärte Pence. Mit kritischen Kommentaren nach den Midterms hatte sich der ultrakonservative Pence für einen möglichen Machtkampf innerhalb der Republikanischen Partei in Stellung gebracht. © IMAGO/Aimee Dilger
Larry Elder ist 2024 der erste schwarze Präsidentschaftskandidat bei den Republikanern
Am 26. Oktober zog sich Larry Elder zurück. Schon bei seinem ersten Versuch als Politiker war er gescheitert: 2021 versuchte der rechte Radiomoderator und Rechtsanwalt erfolglos, Kaliforniens demokratischen Gouverneur Gavin Newsom abzulösen. Elder vertritt rechtsradikale Ansichten, wie ein Abtreibungsverbot, glaubt, dass an Grenzen „Mauern funktionieren“, Antirassismus sowie Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion hingegen nicht. © SCOTT OLSON / AFP
Perry Johnson ist im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur.
Am 20. Oktober zog sich auch Perry Johnson aus dem Wahlkampf zurück. Er war im Grunde der republikanische Antipolitiker im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur. Aufgefallen war der Unternehmer zuvor nur im Jahr 2022, als er für das Amt des Gouverneurs in Michigan kandidieren wollte. Wegen unsauberer Machenschaften wurde er allerdings von den republikanischen Vorwahlen vorzeitig ausgeschlossen. Johnson positionierte sich im Wahlkampf gegen Abtreibungen. Zudem kritisierte er die Höhe der Hilfsgelder, die die USA der Ukraine zur Verfügung stellen. Zugleich stellte Johnson aber klar, dass er Wladimir Putin nicht vertraue. © SCOTT OLSON/afp
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung sind bisher Ryan Binkley, Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez.
Weitere Kandidaten im Kampf um die Bewerbung waren auch Will Hurd, Corey Stapleton und Francis Suarez. Auch sie haben ihre Kandidatur bereits wieder zurückgezogen. Im Rennen sind dagegen noch Ryan Binkley, John Anthony Castro und E. W. Jackson. Chancen auf eine Nominierung dürften sie allerdings kaum haben. Großer Favorit bleibt allen Anklagen und Prozessen zum Trotz weiter der frühere Präsident Donald Trump. Die Republikaner haben auf jeden Fall die Qual der Wahl. © ALLISON JOYCE/afp

US-Wahl 2024: Trump in Umfragen vorn

In diesem sich rasch schließenden Zeitfenster vor den ersten Wettkämpfen liegt Trump in den nationalen Umfragen weiterhin mit durchschnittlich 40 bis 50 Punkten in Führung. Und in den Umfragen in den umkämpften Bundesstaaten zeigt er neue Stärke gegenüber Präsident Joe Biden – was Trumps Nominierung als unausweichlich erscheinen lässt.

Dies war nicht das Szenario, das sich der Anti-Trump-Flügel der Partei zu Beginn des Präsidentschaftswahlkampfes 2024 vorgestellt hatte. Es gab leise Diskussionen über hochdotierte Bemühungen externer Gruppen zur Schwächung des ehemaligen Präsidenten und viele Theorien darüber, wie Trumps Kandidatur unter dem Gewicht von vier Anklagen zusammenbrechen würde.

Nikki Haley und Ron DeSantis debattieren im US-Sender Fox.

Die Zeit für die Republikaner wird knapp

Es ist noch nicht klar, wie viel Macht eine Unterstützung von Reynolds oder Sununu in einer Partei, die so zersplittert ist, haben wird. Neben den beiden Gouverneuren der ersten Bundesstaaten haben auch andere prominente Republikaner und Trump-Kritiker wie Senator Mitt Romney (Utah) und der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul D. Ryan (Wisconsin), die Spender aufgefordert, sich hinter einen Kandidaten zu stellen, da die Zeit knapp wird.

Insgeheim waren einige Republikaner von Reynolds‘ Entscheidung und deren Zeitpunkt überrascht, da DeSantis in einigen öffentlichen Umfragen gesunken ist. Vor Reynolds‘ Entscheidung äußerten sich mehrere Republikaner in Iowa skeptisch, dass die Unterstützung eines Kandidaten, der nicht zu Trump gehört, den Vorsprung des ehemaligen Präsidenten erheblich schmälern würde.

US-Wahl 2024: „Es wird ein harter Kampf werden“

Mehrere Trump-Anhänger in Iowa lobten Reynolds, sagten aber, dass ihre Unterstützung für DeSantis sie nicht davon abhalten würde, Trump zu unterstützen.

Mark Chelgren, ein ehemaliger Abgeordneter des Bundesstaates Iowa, der in Iowa als Appanoose County Chair für DeSantis tätig ist, war optimistisch, als er die Reynolds-DeSantis-Kundgebung am Montagabend verließ - und brachte sein Misstrauen gegenüber den Umfragen zum Ausdruck, die Trump sogar im Hawkeye State einen Vorsprung von fast 30 Punkten bescheinigten.

„Ich persönlich glaube, dass [DeSantis] in Iowa gewinnen wird, und ich glaube, dass Nikki Haley in New Hampshire gewinnen wird, und von da an wird es ein harter Kampf werden“, sagte er.

Auf die Frage, ob er befürchte, dass Haley dadurch in der Lage sein werde, sich in dem darauf folgenden Bundesstaat South Carolina - Haleys Heimatstaat - durchzusetzen, antwortete Chelgren: „Das könnte sein.“

„Wie ich schon sagte, es wird ein harter Kampf werden“, sagte er.

Marianne LeVine, Hannah Knowles, Dylan Wells und Isaac Arnsdorf haben zu diesem Bericht beigetragen.

Zur Autorin 

Maeve Reston ist eine nationale politische Reporterin für die Washington Post, die über das Präsidentschaftsrennen 2024 und die Politik des Westens berichtet. Sie kam 2023 zur Post, nachdem sie bei CNN, der Los Angeles Times, der Pittsburgh Post-Gazette und dem Austin American-Statesman über Politik und fünf Präsidentschaftskampagnen berichtet hatte.

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Dieser Artikel war zuerst am 07. November 2023 in englischer Sprache bei der „Washingtonpost.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung und in einer gekürzten Version auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

Rubriklistenbild: © Robert Hanashiro/Imago

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