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Nützt EU-Hilfe vor der Wahl?
Putin dreht das Gas ab: Kalkül hinter Russlands „billiger Masche“ in Moldau
Moldau erlebt 2025 eine Richtungswahl. Zum Jahresstart erlebt das Land eine indirekte Eskalation aus Russland – wohl kein Zufall.
So einiges spricht dafür, dass Wladimir Putin auch im Jahr 2025 Staaten aus dem Raum der ehemaligen Sowjetunion unter seine Knute bringen will – 2024 hatte Georgien in einer Richtungswahl eine prorussische Regierung bestätigt, unter mindestens fragwürdigen Umständen. Im EU-Partnerland Moldau reüssierten unterdessen die pro-europäischen Kräfte. Noch. Denn 2025 wählt das Land ein neues Parlament. Und das Jahr beginnt für den kleinen Staat mit einer von Russland provozierten Krise.
Zum 1. Januar hat der überwiegend staatliche russische Konzern Gazprom Moldau den Gashahn abgedreht. Das trifft pikanterweise zunächst vor allem die Separatisten der prorussischen Pseudo-Republik Transnistrien in Moldaus Nordosten. Dort gibt es nun Stromsperren und Heizungsausfälle. Doch die Lage ist komplexer. Der EU-Osteuropa-Politiker Sergey Lagodinsky (Grüne) attestiert Putin eine „billige Masche mit teurem Gas“ – und vermutet eine Eskalationspolitik des Kreml, wie er dem Münchner Merkur am Mittwoch (8. Januar) sagt.
Russland kappt Moldaus Gaszufuhr – Eskalation trotz Lösung aus der EU
Von Russlands Gaszufuhr abgeschnitten ist ganz Moldau. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Großteil des Stroms des ganzen Landes aus einem Gaskraftwerk in Transnistrien kommt, wie das Portal Euractiv berichtet.
Dennoch: Zu Strom- und Heizungsausfällen muss das eigentlich nicht zwingend führen. Importe aus dem EU-Land Rumänien sind möglich. Doch diese Lieferungen sind teurer als der Strom aus Transnistrien und Gas aus Russland. Und die Seperatistenführung in Transnistriens Hauptstadt Tiraspol lehnt Lieferangebote der moldauischen Regierung ab. Ausbaden müssen das die Transnistrierinnen und Transnistrier: Berichten zufolge sind dort 1.500 Hoch- und 72.000 Privathäuser ohne Heizung. Das Militär verteile Brennholz, heißt es.
„Moldova tut alles, um die Versorgung zusammen mit der EU sicherzustellen“, sagt Lagodinsky; er ist Vorsitzender der EU-Parlaments-Delegation in „Euronest“, einem Gremium zur Zusammenarbeit mit den Parlamenten etwa in der Ukraine, Armenien oder eben Moldau. Dass Transnistrien die Hilfe ausschlage, sei „eine Provokation“ – um „eine Eskalation herbeizuführen, wo keine notwendig ist“. Eigentliches Ziel könnte dabei Moldaus Parlamentswahl sein.
Russland und seine Helfer in Moldau: Energiekosten schmerzen – Transnistrien treibt quer
„Nachdem die Menschen in Transnistrien bei den Präsidentschaftswahlen überraschend ausgewogen gewählt haben, wird jetzt die Lage wieder künstlich aufgeheizt“, sagt Lagodinsky unserer Redaktion. Zugleich laufe „massive Desinformation“ aus Russland. Zu hören sei etwa, es gebe „Diskriminierung ‚mit Neo-Nazi-Instrumenten‘ gegen die russische Bevölkerung“. Lagodinskys Schlussfolgerung: „Es geht hier eindeutig um ein Vor-Wahl-Manöver.“
Moldau hatte im Herbst mit hauchdünner Mehrheit ein Referendum verabschiedet, das den Wunsch nach einem EU-Beitritt in der Verfassung festschreibt. Auch die pro-europäische Politikerin Maia Sandu bekam das Mandat für eine zweite Amtszeit – wenn auch erst im zweiten Wahlgang. Doch ohne Mehrheit nach der spätestens im Juli stattfindenden Parlamentswahl wäre sie weitgehend handlungsunfähig. Ein Hebel russischer Propaganda ist die Sorge vor einem Krieg. Ein anderer der Verweis auf hohe Lebenshaltungskosten. Viele Menschen in Moldau leiden unter geringen Einkommen. Da schmerzen hohe Energiekosten besonders.
Putins Russland bringt Moldau unter Druck: Experte sieht EU-Hilfe vor der Wahl auch kritisch
Lagodinsky sieht nun eine klare Aufgabe für die EU. Brüssel müsse „weiterhin klar und laut“ das Angebot machen, ganz Moldau – samt Transnistrien – mit Gas zu beliefern. Aber: „Zugleich sollten massive finanzielle Entlastungspakete her. Möglicherweise über die bestehenden hinaus. Auch und konkret und ausdrücklich als Ausgleich zu teuren Gas-Importen.“ Schon kurz vor der Präsidentenwahl hatte die EU ein Unterstützungspaket über 1,8 Milliarden Euro angekündigt. Darüber hinaus hält der Grüne Investitionen in erneuerbare Energien für sinnvoll.
All das könnte gleichwohl auch ein zweischneidiges Schwert sein. „Wohlwollende Einmischung“ der EU werde in Moldau „oft als einseitige Parteinahme für Sandu und ihre Partei PAS interpretiert“, sagte der Leiter des Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung für die Ukraine und Moldau, Felix Hett, im Oktober dem Journal für Internationale Politik und Gesellschaft. Er sah die Präsidentschaftswahl damals tendenziell überdramatisiert – das letzte Wort habe in Moldau das Parlament. Genau deshalb drohten vor der Wahl 2025 aber „unruhige Zeiten“, warnte Hett: Russland und die Exil-Oligarchen würden versuchen „ihre Kräfte in Stellung zu bringen“, prophezeite er. Das hat durchaus System, wie ein Politologe unserer Redaktion unlängst erklärte.
Auf dem Weg nach Europa: Die Aufnahmekandidaten der EU
Auch Lagodinsky erwartet weiteres Ungemach aus Russland. Die EU müsse sich auf „propagandistische Provokationen und Sicherheitsrisiken in Moldova vorbereiten“. Und sie müsse dem kleinen Land helfen, auf Probleme aus seinen zwei Krisenregionen gefasst zu sein: auf „künstlich erzeugte Konfrontation in und aus Transnistrien und möglicherweise Gagausien“. Letzteres ist eine autonome Teilrepublik mit starkem russischem Bevölkerungsanteil. Brigitta Triebel, Leiterin des Moldauer Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung, beschrieb schon im Oktober „Provokationen“ aus Gagausien. (fn)