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BSW-AfD-Pakt „nicht realistisch“
Erstes stilles „Zeichen“ im Thüringer Koalitions-Rätsel: CDU und Wagenknechts BSW machen wohl Ernst
Keine Mehrheit ohne AfD oder BSW und Linke – das ist die Lage in Thüringen. Experte André Brodocz ordnet die ersten Indizien für eine Lösung ein.
Erfurt/München – Auch nach der Thüringen-Wahl brüten die Landespolitiker in Erfurt bei der Mehrheitsbildung über mehr oder minder unlösbaren Problemen. Eine Mehrheit gibt es nach Stand der Dinge ausschließlich entweder mit der AfD – oder mit dem BSW und der Linken. Selbst ein Bündnis aus CDU, BSW und SPD bräuchte eine weitere Stimme. Just also von den zwei Parteien, gegen die die CDU eine Brandmauer hochgezogen hat, AfD und Linke. Und auch gegen den Pakt mit dem BSW laufen schon einige Christdemokraten Sturm.
Dennoch: Es gibt Indizien dafür, dass Mario Voigts Thüringen-CDU eine Art „Brombeer-Koalition“ mit Sahra Wagenknechts neuer Partei wagen will – so sieht es jedenfalls der Erfurter Politikwissenschaftler André Brodocz auf Anfrage von IPPEN.MEDIA. Eine ebenfalls diskutierte Koalition aus AfD und BSW hält er hingegen für mehr oder minder ausgeschlossen
CDU und BSW vor Pakt in Thüringen? „Vertraulichkeit scheint mir ein Zeichen“
Tatsächlich sprechen CDU, SPD und BSW in Thüringen seit einigen Tagen miteinander. Inhaltlich wurde über diese Treffen zunächst kaum etwas bekannt. Und genau darin sieht Brodocz ein Signal. „Diese Vertraulichkeit scheint mir ein Zeichen, dass die Beteiligten ernsthaft an einer Einigung über eine Kooperation arbeiten.“
Sollten sich die drei Landesparteien tatsächlich einigen, gäbe es im Landtag Stimm-Gleichstand: 44 Sitze hätte das wie auch immer geartete Bündnis, 44 auch die Opposition aus Linke und AfD. Ist das erstrebenswert?
„Ich erwarte derzeit eine Patt-Regierung aus CDU, BSW und SPD“, bekräftigt Brodocz. Ein Vorteil: Gegen diese sei – anders als bei einer Minderheitsregierung – keine Mehrheit möglich. Ein nicht ganz unwichtiger Faktor. Denn im alten Landtag hatte etwa die CDU mithilfe der AfD eine Senkung der Grunderwerbssteuer gegen den Willen der rot-rot-grünen Minderheitsregierung durchgesetzt. Fraglich ist gleichwohl, ob BSW und CDU stets die eigenen Reihen geschlossen halten könn(t)en.
Thüringen zwischen AfD und BSW: Droht auch Voigt eine turbulente Ministerpräsidenten-Wahl?
Ein weiterer neuralgischer Punkt wäre nach den Erfahrungen des Jahres 2020 die Ministerpräsidenten-Wahl. Eine absolute Mehrheit gäbe es – bei Anwesenheit aller Abgeordneten – nicht. Erst im dritten Wahlgang reicht die einfache Mehrheit der abgegebenen Stimmen. Just in diesem Wahlgang hatte 2020 die AfD ihren eigenen Kandidaten ignoriert und den FDP-Abgeordneten Thomas Kemmerich kurzzeitig ins Amt des Regierungschefs gehievt.
Das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ will die deutsche Politik prägen
Brodocz hält es nun durchaus für möglich, dass auch CDU-Anführer Mario Voigt erst im dritten Wahlgang zum Ministerpräsidenten gekürt wird. Das könne in einer Stichwahl gegen Björn Höcke passieren – oder mangels Gegenkandidat auf Grundlage von „mehr Ja- als Nein-Stimmen“. Voigt hatte sich kurz nach der Wahl im Gespräch mit IPPEN.MEDIA optimistisch in Sachen Mehrheitsfindung gezeigt.
Dass tatsächlich AfD und BSW gemeinsame Sache machen, hält Brodocz indes jedenfalls in Thüringen „nicht für realistisch“. Dennoch hat die AfD nach der Wahl im Landtag einen neuen Hebel: Mit der Sperrminorität könnte sie etwa Richternominierungen blockieren, für die eine Zweidrittelmehrheit nötig ist – und so entweder Kooperation oder eine „kleine Staatskrise“ provozieren, wie Politologe Jürgen Falter schon am Wahlabend erklärte. (fn)