Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Macht sie ihn zum Kanzlerkandidaten?

Rücktritts-Knall bei den Grünen: Franziska Brantner gilt als Habecks Geheimwaffe

Beben bei den Grünen: Nouripour und Lang treten zurück. Franziska Brantner könnte übernehmen. Sie ist Habeck-Vertraute – und hat große Ziele.

Berlin – Sie gilt als durchsetzungsstark, realpolitisch orientiert und ist plötzlich einem größeren Publikum bekannt: Franziska Brantner. Nach dem überraschenden Rücktritt der Grünen-Vorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour am Mittwochvormittag tauchte sofort in allen Foren und Kommentarspalten ihr Name auf. „Kommt jetzt der Neuanfang mit Brantner?“, twitterte Table.Media umgehend auf der Nachrichtenplattform X.

Eine offizielle Bestätigung der Personalie gibt es freilich nicht. Doch die parlamentarische Staatssekretärin steht schon länger in den Startlöchern. Schließlich gilt sie als Geheimwaffe von Wirtschaftsminister Robert Habeck, dessen Weg in den Augen vieler ins Kanzleramt führen soll. Richtet das Duo die Partei jetzt für dieses Vorhaben aus?

Nach Rücktritt vom Grünen-Vorstand: Franziska Brantner steht für Habeck in den Startlöchern

Der Weg für die heimliche Machtübernahme von Robert Habeck und Franziska Brantner ist jedenfalls nach dem Rücktritt der Grünen-Bundesspitze frei. Nach einer Serie von Wahl-Niederlagen zog der Vorstand der Grünen um die beiden Parteichefs Omid Nouripour und Ricarda Lang die Konsequenzen – zum Jubel der CSU. Auf dem kommenden Bundesparteitag in Wiesbaden soll der Vorstand im November neu gewählt werden. Bis dahin will das alte Führungsduo noch kommissarisch im Amt bleiben.

Stehen nach Grünen-Rücktritt plötzlich im Fokus: Franziska Brantner und Robert Habeck.

„Es braucht einen Neustart“: Nouripour und Lang machen Weg frei – für Habeck und Brantner?

„Es braucht einen Neustart“, sagte Nouripour auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Die Grünen hatten bei den vier zurückliegenden Wahlen – der Europawahl und den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg – drastische Verluste erlitten. Bei der Brandenburg-Wahl hatten sie ihr Ergebnis mehr als halbiert. Aus zwei Landtagen flogen sie hinaus. Allein in Sachsen gelang ihnen knapp der Wiedereinzug ins Landesparlament. Es brauche deswegen „neue Gesichter, um die Partei aus dieser Krise zu führen“, sagte Lang. „Jetzt ist nicht die Zeit, am eigenen Stuhl zu kleben. Jetzt ist die Zeit, Verantwortung zu übernehmen und wir übernehmen diese Verantwortung, indem wir einen Neustart ermöglichen“, fügte sie hinzu.

Es spricht einiges dafür, dass dieser Neustart mit Franziska Brantner gelingen soll. Bereits Anfang des Monats berichtete der Spiegel, dass die 45-Jährige möglicherweise neue Bundesgeschäftsführerin werden und damit die glücklose Emily Büning ersetzen könnte. Ihr hatte man das schlechte Abschneiden bei der Europawahl angelastet. Die drei Schlappen bei den Landtagswahlen machten es jetzt offenbar nicht besser. Als neue Bundesgeschäftsführerin hätte Brantner dann wohl den Wahlkampf von Habeck im kommenden Jahr managen sollen. Gut möglich, dass sie dies nun von etwas höherer Stelle als Bundesvorsitzende begleiten wird. Dass Brantner eine heiße Kandidatin ist und als Habecks erste Wahlhelferin in Betracht kommt, wurde IPPEN.MEDIA aus gut informierten Parteikreisen bestätigt.

Ex-Partner Boris Palmer und Kinder – Franziska Brantner privat

Franziska Brantner stammt aus Baden-Württemberg. Sie ist seit 2013 Mitglied des Bundestages und seit der vergangenen Bundestagswahl parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium. Privat ist nicht viel über sie bekannt. Bis 2013 war sie mit dem ehemaligen Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer liiert. Beide haben laut Wikipedia-Eintrag eine gemeinsame Tochter.

K-Frage bei den Grünen: Habeck schielt nach Grünen-Rücktritt weiter auf die Kanzlerkandidatur

Habeck hat aus seinen Ambitionen nie einen Hehl gemacht. Nachdem Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) im Sommer ihren Verzicht auf eine erneute Kanzlerkandidatur erklärt hatte, gilt es als fast ausgemacht, dass Habeck nun zum Zug kommt. Die Übernahme des Vorsitzes kommt wegen der Trennung von Amt und Mandat bei den Grünen für ihn aber nicht infrage. Eine offizielle Entscheidung zur K-Frage soll erst auf dem anstehenden Parteitag in Wiesbaden erfolgen, hieß es zuletzt immer wieder. Ob aber wirklich ein Kanzlerkandidat oder doch nur ein Spitzenkandidat nominiert wird, bleibt abzuwarten. Angesichts der Wahl-Ergebnisse könnte es vielleicht am Ende auch anders kommen.

Habeck selber äußerte sich am Mittwoch nach dem Rücktritt des Grünen-Vorstandes vorsichtig und zurückhaltend. Nouripour und Lang hätten der Partei einen „großen Dienst“ erwiesen, der von Weitsicht zeuge, sagte der Ampel-Minister der Nachrichtenagentur dpa. Auch er trage Verantwortung für die zurückliegenden Monate. Dem werde er sich stellen. Er wolle deswegen auf dem Parteitag eine „offene Debatte zu einer möglichen Kanzlerkandidatur und ein ehrliches Votum in geheimer Wahl“, sagte er. Der Parteitag sei jetzt der Ort, wo sich die Grünen „neu sortieren und neu aufstellen werden, um dann mit neuer Kraft eine Aufholjagd zur Bundestagswahl zu beginnen“.

Nachfolgerin für Lang und Nouripour: Brantner eint Realpolitik mit Habeck

Bis zum Parteitag im November wird das Habeck-Lager auf jeden Fall noch einige Strippen im Hintergrund ziehen, so viel scheint sicher. Mit Brantner hat er jedenfalls eine starke Mitstreiterin an seiner Seite. Die Politikerin aus Baden-Württemberg hält ihm schon im Wirtschaftsministerium den Rücken frei. Brantner promovierte in Mannheim über die Vereinten Nationen und lernte viel über das globale Machtgefüge. Für Habeck übernimmt sie mehr als nur repräsentative Aufgaben. Sie soll vor allem den Handel mit seltenen Erden wie Neodym oder Lanthan, Lithium, Fluorit oder Kobalt organisieren, die für die Transformation der Wirtschaft in Deutschland unerlässlich sind. Denn sie stecken in allen hochmodernen Chips und Elektroautobatterien. Für diese Mission reist sie unermüdlich um die Welt und verhandelt mit bequemen und unbequemen Staaten.

Die Bundesvorsitzenden der Grünen: Von Jürgen Trittin bis Ricarda Lang

Krista Sager und Jürgen Trittin von den Grünen
Im Dezember 1994 traten Krista Sager und Jürgen Trittin als Doppelspitze des noch jungen Zusammenschlusses namens „Bündnis 90 / Die Grünen“ an. Beide wurden zu Sprecherin und Sprecher des Bundesvorstands der Partei gewählt. Gemeinsam lenkten sie die Geschicke der Partei für zwei Jahre bis 1996. © Sepp Spiegl/imago-images
Jürgen Trittin blieb Sprecher der Grünen, von 1996 bis 1998 aber mit neuer Kollegin an seiner Seite: Auf Krista Sager folgte Gunda Röstel.
Jürgen Trittin blieb Sprecher der Grünen, von 1996 bis 1998 aber mit neuer Kollegin an seiner Seite: Auf Krista Sager folgte Gunda Röstel. © Jürgen Eis/imago-images
Gunda Röstel blieb für zwei weitere Jahre Sprecherin des Bundesvorstands der Grünen. Antje Radcke ersetzte den scheidenden Jürgen Trittin.
Gunda Röstel (l) blieb für zwei weitere Jahre Sprecherin des Bundesvorstands der Grünen. Antje Radcke ersetzte den scheidenden Jürgen Trittin. Von 1998 bis 2000 wurde die Partei damit von zwei Frauen an der Spitze geführt. © Sven Simon/imago-images
Fritz Kuhn und Renate Künast wurden zu Sprecher und Sprecherin des Bundesvorstands.
Im Jahr 2000 tauschten die Grünen ihr Führungspersonal komplett aus. Fritz Kuhn und Renate Künast wurden zu Sprecher und Sprecherin des Bundesvorstands. Ihre Amtszeit hielt aber nur ein Jahr bis 2001. © imago stock&people
Fritz Kuhn und Claudia Roth
Aus Bundesprechern wurden bei den Grünen im Jahr 2001 Bundesvorsitzende. Die ersten Beiden, die dieses Amt bekleideten, waren Fritz Kuhn und Claudia Roth. © Sven Simon/imago-images
Reinhard Bütikofer und Angelika Beer
Nur ein Jahr später der nächste Wechsel an der Spitze der Grünen. Reinhard Bütikofer und Angelika Beer rücken auf und bilden den Bundesvorstand der Partei von 2002 bis 2004. © imago-images
Claudia Roth als Vorsitzende der Grünen zurück - an der Seite von Reinhard Bütikofer
2004 kehrte Claudia Roth als Vorsitzende der Grünen zurück - an der Seite von Reinhard Bütikofer. Das Duo blieb bis 2008 im Amt. © Sven Simon/imago-images
Claudia Roth und diesmal Cem Özdemir das Führungsduo der Grünen
Claudia Roth blieb insgesamt bis 2013 im Amt. Ab 2008 mit neuem Co-Vorsitzenden: Cem Özdemir. © Jan Huebner/imago-images
Cem Özdemir blieb Parteivorstand. Von 2013 bis 2018 führte er die Grünen gemeinsam mit Simone Peter.
Cem Özdemir blieb Parteivorstand. Von 2013 bis 2018 führte er die Grünen gemeinsam mit Simone Peter. © Rüdiger Wölk/imago-images
nnalena Baerbock und Robert Habeck als Führungsduo den Vorstand der Grünen
Im Jahr 2018 übernahmen Annalena Baerbock und Robert Habeck als Führungsduo den Vorstand der Grünen. Nach dem Einzug der Grünen in die Bundesregierung legten sie ihre Ämter nieder und schlossen sich dem Kabinett von Bundeskanzlern Olaf Scholz an. © Chris Emil Janssen/imago-images
Omid Nouripour und Ricarda Lang
Es folgten Omid Nouripour und Ricarda Lang. Sie übernahmen den Vorsitz des Bundesvorstands der Grünen im Jahr 2022. Zwei Jahre später verkünden beide ihren Rücktritt als Reaktion auf zahlreiche Wahlschlappen ihrer Partei. Wer die Umweltpartei künftig führt, ist noch offen. © dpa

Mit Habeck eint sie die Einsicht, so schrieb der Spiegel kürzlich, dass die Grünen für die Erreichung der Nahziele auch ideologische Zugeständnisse machen müssen. Es bringe nichts, sich im Kleinklein einer Verbotspartei zu verfangen, wenn man dadurch keine Wahlen gewinnen könne, zitierte das Blatt die Politikerin. Diese Erkenntnis, so hieß es weiter, hätte sie auf einer Zugfahrt mit Habeck geteilt. Damals sollen die beiden auf der Rückfahrt vom Parteitag gewesen sein, bei dem sie eine ihrer größten Niederlagen verdauen mussten: die Bundestagswahl 2013, die für die Grünen nach der Veggie-Day-Debatte im Desaster endete. Gut möglich, dass das Duo es nun mehr als zehn Jahre später anders angehen will. (jkf)

Rubriklistenbild: © Michael Kappler/Fabian Sommer/dpa/Montage

Kommentare