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„Nichts wollte ich mehr“
Baerbock ist raus: Nur eins kann Habeck jetzt noch an der Grünen-Kanzlerkandidatur hindern
Baerbock steigt aus dem Rennen um die Kanzlerkandidatur 2025 bei den Grünen aus. Alle Augen richten sich nun auf Habeck – doch der reagiert zurückhaltend.
Baerbock teilte auf Englisch nicht nur Deutschland, sondern der ganzen Welt mit: Ich will nicht mehr Kanzlerin werden (wobei dies angesichts der Umfrageergebnisse der Grünen derzeit ohnehin nicht in realistischer Reichweite liegt). Baerbocks Begründung gegenüber CNN: Sie wolle sich voll auf ihr Amt als Außenministerin konzentrieren.
Baerbock will sich auf ihr Amt konzentrieren statt Kanzlerin zu werden – Habeck am Zug?
„Die Welt ist offensichtlich eine ganz andere als zur letzten Bundestagswahl“, erklärte Baerbock gegenüber CNN. „Im Lichte des russischen Angriffskriegs und nun auch der dramatischen Lage im Nahen Osten braucht es nicht weniger, sondern mehr Diplomatie.“ Anders ausgedrückt: Baerbock muss die Welt retten, statt sich als Grünen-Kanzlerkandidatin auf Wahlkampfterminen herumzuschlagen.
Baerbock ist die erste Außenministerin Deutschlands und hat zwei Kinder (13 und 10 Jahre alt, beides Töchter). Ihr Ehemann ist Daniel Holefleisch (48), der sich eine berufliche Auszeit nahm, als die Kinder des Paars noch jünger waren. Die Familie der Außenministerin lebt in Potsdam, wo sich auch Baerbocks Wahlkreis befindet.
Baerbock verzichtet auf Kanzlerkandidatur der Grünen 2025 - Schlägt nun Stunde von Robert Habeck?
Mit Baerbocks Rückzug aus der Kanzlerkandidatur scheint nun der Weg für Vize-Kanzler und Grünen-Wirtschaftsminister Robert Habeck frei. Habeck galt schon zuletzt als inoffizieller Favorit für die Kanzlerkandidatur der Grünen für die Bundestagswahl 2025, schon allein, weil er 2021 zugunsten von Baerbock freiwillig verzichtet hatte.
Baerbocks Kandidatur lief 2021 nicht erfolgreich. In den fünf Monaten zwischen ihrer Nominierung als Kanzlerkandidatin und der Bundestagswahl sanken die Grünen in Umfragen von 28 Prozent auf knapp 15 Prozent. 14,8 Prozent erreichten die Grünen dann bei der Bundestagswahl 2021 und die Partei gingen eine Ampel-Koalition unter SPD-Kanzler Olaf Scholz gemeinsam mit der FDP ein.
Partei
Kanzlerkandidaten bei der Bundestagswahl 2021
SPD
Olaf Scholz
CDU/CSU
Armin Laschet
Grüne
Annalena Baerbock
Habeck der bessere Kanzlerkandidat als Baerbock? Umfragen zu Grünen sprechen nicht dafür
Kann es mit Habeck als Kanzlerkandidat besser laufen? Habecks Beliebtheitswerte sprechen erst einmal nicht dafür: War er zu Beginn der Ampel-Regierung noch der beliebteste Politiker der Deutschen, schafft er es jetzt nur noch auf Platz 13. Derzeit steht Habeck im Kreuzfeuer wegen des geplanten Steuerbonus für Ausländer.
Annalena Baerbock liegt im Politiker-Ranking noch weiter hinten, auf Platz 16. Beliebtester Grünen-Politiker ist derzeit Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Platz 9). Dass Cem Özdemir Kanzlerkandidat der Grünen wird, gilt aber als ausgeschlossen. Vielmehr werden dem Schwaben, der zuletzt über seinen eigenen Wärmepumpenkauf lachte, Bestrebungen als Nachfolger von Winfried Kretschmann, Grünen-Ministerpräsident in Baden-Württemberg, nachgesagt.
Robert Habeck beruflich und privat
Robert Habeck (54) ist derzeit Vize-Kanzler und Bundeswirtschaftsminister in der Ampel-Koalition unter Olaf Scholz. Sein früherer Beruf ist Schriftsteller und Übersetzer. Zusammen mit seiner Frau Andrea Paluch veröffentlichte er 2021 das Buch „Hauke Haiens Tod“, außerdem arbeitete er an Kinderbüchern und Übersetzungen englischer Lyrik.
Zuvor absolvierte Habeck an der Universität in Freiburg ein Studium der Germanistik, Philosophie und Philologie und machte an der Universität Hamburg seine Promotion. Mit seiner Ehefrau, der Schriftstellerin Andrea Paluch, hat Habeck vier Kinder, allesamt Söhne. Robert Habeck hat heute seinen Wohnort in Flensburg, wo auch sein Wahlkreis ist.
Kann innerhalb der Grünen jemand Habeck die Kanzlerkandidatur 2025 streitig machen?
Auch sonst gibt es wohl keine Person bei den Grünen, die Habeck die Kanzlerkandidatur 2025 streitig machen könnte. Den Grünen-Vorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour werden keine Ambitionen nachgesagt, und sie wären wohl auch zu unbekannt und unbeliebt dafür.
Ricarda Lang schrieb zu Baerbocks Verzicht auf die Kanzlerkandidatur auf der Plattform X: „Danke dafür, dass Teamplay für dich so wichtig ist. So kennen und schätzen wir Baerbock: Verantwortung fürs Ganze und eine Teamspielerin.“ Daraus klingt Erleichterung, dass den Grünen eine Kampfkandidatur um die Kanzlerkandidatur wie 2021 erspart bleibt. Und Langs Worte legen nahe, dass Habeck innerparteilich nun die Türen offen stehen.
Habeck äußert sich zu Baerbocks Verzicht auf die Kanzlerkandidatur der Grünen
Auch Habeck selbst äußerte sich schon zu Baerbocks Bekanntgabe bei CNN, sie werde auf die Kanzlerkandidatur verzichten. Der Wirtschaftsminister ist gerade auf Sommerreise durch mehrere Bundesländer. In Dortmund wurde er von einem Journalisten gefragt, ob er nun Kanzlerkandidat werde. Man werde „alles Weitere“ in den Gremien beraten und die richtigen Entscheidungen „rechtzeitig verkünden“, so Habecks zurückhaltende Reaktion.
Dem Vernehmen nach war Habeck vorab informiert über den Schritt seiner Kollegin. Dass er Lust hat auf eine Kanzlerkandidatur, gilt als offenes Geheimnis: Nach seinem freiwilligen Verzicht 2021 hatte Habeck der Zeit gesagt: „Nichts wollte ich mehr, als dieser Republik als Kanzler zu dienen.“ Offiziell bestätigt hat Robert Habeck bisher nicht, dass er Kanzlerkandidat werden will – doch bisher war ja auch noch Baerbock im Rennen.
Kabinett Scholz: Nach dem Ampel-Aus kommt Rot-Grün ohne Mehrheit
Baerbock selbst scheint davon auszugehen, dass Habeck als Kanzlerkandidat der Grünen steht: „Robert und ich gehen jetzt schon fast ewig gemeinsam durch dick und dünn und werden in den kommenden Wochen eng zusammenarbeiten“, schrieb Baerbock nach Informationen der dpa in einer Nachricht an die Grünen-Fraktion.
Kanzlerkandidatur von Robert Habeck könnte nach Baerbock-Rückzug nur an einem scheitern
Doch an einem könnte Roberts Habeck Kanzlerkandidatur vielleicht doch noch scheitern: An den Umfragewerten der Grünen, die derzeit bei miserablen elf Prozent verharren. Auch bei der Europawahl waren die Grünen weit abgeschlagen – vor allem die jungen Wähler wandten sich von der Partei ab.
Können es die Grünen bei solchen Werten vertreten, einen Kandidaten für das Kanzleramt ins Rennen zu schicken? Wie es bisher aussieht, wollen sich die Grünen nicht von einer Kanzlerkandidatur abbringen lassen. Nachdem die Partei 2021 bereits mit Baerbock als potenzieller Kanzlerin angetreten war, wolle man nun nicht wieder einen Schritt zurück machen, heißt es.
Zudem: Auch die SPD steht in Umfragen derzeit nicht viel besser da – und dass die Sozialdemokraten einen Kanzlerkandidaten aufstellen, gilt als gesetzt. Auf dem Bundesparteitag im November wird deshalb wohl auch ein Grünen-Kanzlerkandidat gekürt werden – und bisher sieht alles danach aus, dass dieser Robert Habeck heißt. (smu mit Material von dpa)