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„Schadet ihm massiv“

Lang und Nouripour weggemobbt? Bei den Grünen steigt Empörung über Habeck

Robert Habeck soll eine entscheidende Rolle beim Rücktritt der Grünen-Parteichefs gespielt haben. Die Grünen steht vor einer Bewährungsprobe.

München – Krise bei den Grünen: Der komplette Bundesvorstand inklusive den beiden Parteivorsitzenden Lang und Nouripour hat nach den katastrophalen Landtagswahlen für die Partei seinen Rücktritt im November angekündigt. Doch der Rückzug soll nicht ganz freiwillig erfolgt sein, wie der Tagesspiegel berichtet. Bei einer digitalen Sitzung der Bundesfraktion der Partei soll demnach der nicht anwesende Vizekanzler Robert Habeck für seine Rolle bei der Neuordnung hart angegangen worden sein. Eigentlich hätte dort besprochen werden sollen, wie sich die Partei nach dem Rücktritt von Ricarda Lang und Omid Nouripour aufstellt.

Die Bundesvorsitzenden der Grünen: Von Jürgen Trittin bis Ricarda Lang

Krista Sager und Jürgen Trittin von den Grünen
Im Dezember 1994 traten Krista Sager und Jürgen Trittin als Doppelspitze des noch jungen Zusammenschlusses namens „Bündnis 90 / Die Grünen“ an. Beide wurden zu Sprecherin und Sprecher des Bundesvorstands der Partei gewählt. Gemeinsam lenkten sie die Geschicke der Partei für zwei Jahre bis 1996. © Sepp Spiegl/imago-images
Jürgen Trittin blieb Sprecher der Grünen, von 1996 bis 1998 aber mit neuer Kollegin an seiner Seite: Auf Krista Sager folgte Gunda Röstel.
Jürgen Trittin blieb Sprecher der Grünen, von 1996 bis 1998 aber mit neuer Kollegin an seiner Seite: Auf Krista Sager folgte Gunda Röstel. © Jürgen Eis/imago-images
Gunda Röstel blieb für zwei weitere Jahre Sprecherin des Bundesvorstands der Grünen. Antje Radcke ersetzte den scheidenden Jürgen Trittin.
Gunda Röstel (l) blieb für zwei weitere Jahre Sprecherin des Bundesvorstands der Grünen. Antje Radcke ersetzte den scheidenden Jürgen Trittin. Von 1998 bis 2000 wurde die Partei damit von zwei Frauen an der Spitze geführt. © Sven Simon/imago-images
Fritz Kuhn und Renate Künast wurden zu Sprecher und Sprecherin des Bundesvorstands.
Im Jahr 2000 tauschten die Grünen ihr Führungspersonal komplett aus. Fritz Kuhn und Renate Künast wurden zu Sprecher und Sprecherin des Bundesvorstands. Ihre Amtszeit hielt aber nur ein Jahr bis 2001. © imago stock&people
Fritz Kuhn und Claudia Roth
Aus Bundesprechern wurden bei den Grünen im Jahr 2001 Bundesvorsitzende. Die ersten Beiden, die dieses Amt bekleideten, waren Fritz Kuhn und Claudia Roth. © Sven Simon/imago-images
Reinhard Bütikofer und Angelika Beer
Nur ein Jahr später der nächste Wechsel an der Spitze der Grünen. Reinhard Bütikofer und Angelika Beer rücken auf und bilden den Bundesvorstand der Partei von 2002 bis 2004. © imago-images
Claudia Roth als Vorsitzende der Grünen zurück - an der Seite von Reinhard Bütikofer
2004 kehrte Claudia Roth als Vorsitzende der Grünen zurück - an der Seite von Reinhard Bütikofer. Das Duo blieb bis 2008 im Amt. © Sven Simon/imago-images
Claudia Roth und diesmal Cem Özdemir das Führungsduo der Grünen
Claudia Roth blieb insgesamt bis 2013 im Amt. Ab 2008 mit neuem Co-Vorsitzenden: Cem Özdemir. © Jan Huebner/imago-images
Cem Özdemir blieb Parteivorstand. Von 2013 bis 2018 führte er die Grünen gemeinsam mit Simone Peter.
Cem Özdemir blieb Parteivorstand. Von 2013 bis 2018 führte er die Grünen gemeinsam mit Simone Peter. © Rüdiger Wölk/imago-images
nnalena Baerbock und Robert Habeck als Führungsduo den Vorstand der Grünen
Im Jahr 2018 übernahmen Annalena Baerbock und Robert Habeck als Führungsduo den Vorstand der Grünen. Nach dem Einzug der Grünen in die Bundesregierung legten sie ihre Ämter nieder und schlossen sich dem Kabinett von Bundeskanzlern Olaf Scholz an. © Chris Emil Janssen/imago-images
Omid Nouripour und Ricarda Lang
Es folgten Omid Nouripour und Ricarda Lang. Sie übernahmen den Vorsitz des Bundesvorstands der Grünen im Jahr 2022. Zwei Jahre später verkünden beide ihren Rücktritt als Reaktion auf zahlreiche Wahlschlappen ihrer Partei. Wer die Umweltpartei künftig führt, ist noch offen. © dpa

Habeck dementiert, Lang und Nouripour zu Fall gebracht zu haben – doch es gibt Kritik

Habeck habe Ricarda Lang und Omid Nouripour weggemobbt, heißt es in ersten Berichten, die schon am Mittwochabend (25. September 2024) für große Unruhe bei den Grünen sorgen. Dieser dementierte, doch die Zweifel daran schaden ihm „massiv“, wie ein eigentlich Habeck-treuer Realo gegenüber dem Medium kundtat.

Im ZDF versuchte Habeck, die Wogen zu glätten, lobte die scheidenden Vorsitzenden Lang und Nouripour und die gemeinsame Arbeit mit ihm. Ihr Rücktritt sei ein „Geschenk an die Partei“ für eine neue Chance, was er nicht vergessen werde.

robert Habeck muss sich Kritik gefallen lassen.

Die Furcht im Lager der Parteilinken scheint jetzt zweierlei Art: Einerseits wird befürchtet, Habeck erhalte durch die Neuaufstellung zu viel Macht. So haben die Habeck-Vertraute Franziska Brantner sowie Felix Banaszak ihre Kandidatur für den Parteivorsitz angekündigt. Sie wollen die Grünen in die Bundestagswahl 2025 führen und wünschen sich einen neuen Aufbruch für die Partei. Die Grünen müssten wieder „Zukunfts- und Hoffnungsort“ werden, sagte Banaszak.

Habeck, voraussichtlich Kanzlerkandidat der Partei, sieht dies als „starkes Signal für einen Neustart“. Schon nach der letzten Bundestagswahl soll Habeck gemeinsam mit Annalena Baerbock eine Führungsfigur der Parteilinken, Anton Hofreiter, um einen Ministerposten gebracht haben.

Habeck-Vertraute Brantner könnte nach Lang und Nouripour Grünen-Chefin werden

Nun hat also wohl bald Brantner die Parteiführung inne. Diese war Habecks parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, also ist eine enge Vertraute Habecks und gilt als gut vernetzte Reala. Auf die Frage, ob ihre Kandidatur bedeute, dass die Grünen nun ganz auf die Habeck-Linie einzuschwenken würden, antwortete sie: „Ich kandidiere als Franziska Brantner, und wenn ich gewählt werden würde, dann bekommen alle Franziska Brantner.“

Wirtschaftsminister Habeck dagegen muss sich bereits länger den Vorwurf gefallen lassen, die linken Werte der Partei zu wenig durchzusetzen. Die Parteilinke Jamila Schäfer etwa forderte von ihm eine Wahlkampfstrategie mit ambitioniertem Klimaschutz, sozialer Sicherheit, Vermögensbesteuerung und keine weiteren Kompromisse in der Flüchtlingspolitik.

Grünen suchen nach Rücktritt von Nouripour und Lang kompletten neuen Bundesvorstand

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Andreas Audretsch kündigte an, er werde die Leitung der Kampagne zur Bundestagswahl übernehmen. Am Freitagnachmittag traten Brantner und Banaszak kurzfristig gemeinsam in Berlin vor die Presse. Auf dem für Mitte November geplanten regulären Bundesparteitag in Wiesbaden soll der neue Vorstand gewählt werden. Spätestens dann wird auch über die Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl in einem Jahr entschieden werden. 

Über die anderen Posten im Vorstand, die neu besetzt werden müssen, gibt es nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur noch keine abschließende Verständigung. Es wird erwartet, dass der Posten von Emily Büning, die Politische Geschäftsführerin ist, erneut mit einer Frau aus dem linken Flügel besetzt wird.

Auch Bundesvorstand der Grünen Jugend tritt zurück und tritt aus Partei aus

Das sei eine „harte Woche“ gewesen, sagte Banaszak. Brantner sagte, das harte Ringen um Positionen und die parteiinterne Vielfalt gehörten zu den Stärken der Grünen. Am Mittwochabend war bekanntgeworden, dass der Bundesvorstand der Grünen Jugend aus Protest gegen den Kurs der Grünen geschlossen aus der Partei austreten und einen neuen linken Jugendverband gründen will.

Auch der gesamte Landesvorstand der Grünen Jugend in Bayern will die Partei verlassen. Grund sei ein „Entfremdungsprozess“ von der Partei. Auch die Doppelspitze der Grünen Jugend in Niedersachsen zieht sich aus der Partei zurück. In Rheinland-Pfalz ist die Doppelspitze der Grünen Jugend der Partei zufolge zurückgetreten. 

IPPEN.MEDIA hat das Büro von Robert Habeck um einen Kommentar zu den Vorwürfen gebeten, bisher aber keine Antwort erhalten. (cgsc mit dpa)

Rubriklistenbild: © Anna Ross/dpa

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