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Serie „Zukunfts-Bauer“

Landwirtschaft im Klimawandel: Zwischen Verursacher und Opfer

Dunkle Wolken über einem Feld
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Dunkle Wolken über einem Feld: Die Landwirtschaft ist abhängig vom Wetter – und beeinflusst den Klimawandel.

Bauern sind stark vom Klimawandel betroffen, aber auch Teil des Problems. Die Treibhausemissionen des Sektors gehen zwar seit Jahren zurück – doch das liegt nicht an Klimaschutz.

Kaum eine Branche ist so stark vom Wetter abhängig wie die Landwirtschaft. Die Folgen des Klimawandels bedrohen Existenzen. Doch zur Wahrheit gehört auch: Bauern tragen ihren Teil zur globalen Erderwärmung bei, sind also auch Verursacher und nicht nur Opfer des Klimawandels. Laut aktuellen Zahlen scheint die Branche zwar auf einem guten Weg zu sein – doch das Umweltbundesamt mahnt.

Klimawandel und der Bauernhof: Landwirtschaft hat Anteil an CO₂-Emissionen

„Die Landwirtschaft in Deutschland trägt maßgeblich zur Emission klimaschädlicher Gase bei“, erklärt das Umweltbundesamt. Dafür verantwortlich sind vor allem zwei Arten von Emissionen: Methan und Lachgas. Rund drei Viertel dieser Emissionen in Deutschland stammen aus der Landwirtschaft. Methan entsteht bei der Tierhaltung, wenn zum Beispiel Kühe pflanzliche Nahrung verdauen und dann wieder in die Erdatmosphäre ausscheiden. Lachgas bildet sich bei landwirtschaftlich genutzten Böden als Folge der Stickstoffdüngung. Eine weitere Quelle ist die Lagerung von Gärresten aus der wachsenden Zahl an Biogasanlagen.

Brisant: Lachgas ist rund 265-mal so klimaschädlich wie Kohlendioxid (CO₂). Auch dieser klassische Klimaschädling entsteht in der Landwirtschaft. Im Jahr 2023 war die deutsche Landwirtschaft insgesamt für 52,2 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO₂)-Äquivalente verantwortlich. „Das entspricht 7,7 % der gesamten ⁠Treibhausgas⁠-Emissionen des Jahres“, heißt es vom Umweltbundesamt. Diese Werte erhöhen sich auf 60,3 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente beziehungsweise 8,9 Prozent Anteil an den Gesamt-Emissionen, wenn die Emissionsquellen der mobilen und stationären Verbrennung mit berücksichtigt werden. Das sind zum Beispiel Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor oder Heizkessel für Gewächshäuser.

Dieser Artikel ist Teil der Serie „Zukunfts-Bauer“. Alle Texte im Überblick:

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CO₂-Ausstoß in der Landwirtschaft nimmt ab

Seit einigen Jahren nimmt der CO₂-Ausstoß in der Branche ab. Auch, weil die Zahl der Höfe zurückgeht und die Bundesregierung klimafreundliche Landwirtschaft fördert. Laut dem Bundes-Klimaschutzgesetz müssen die Emissionen der Landwirtschaft bis 2030 auf 57,3 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente reduziert werden. Aktuell scheint man auf einem guten Weg.

Für 2023 sollten es laut Plan maximal 67,4 Millionen Tonnen sein. Wie beschrieben waren es zuletzt 60,3 Millionen Tonnen und damit rund zehn Prozent weniger als geplant. Ein gutes Zeichen? Das Umweltbundesamt bremst auf Anfrage von IPPEN.MEDIA: „Die deutliche Unterschreitung des Minderungsziels hat jedoch vorwiegend methodische Ursachen und ist nicht in vermehrtem Klimaschutz begründet“.

Was damit gemeint ist: Der Weltklimarat hatte die Klimawirkung von Lachgas aus der Düngung vor einigen Jahren neu bewertet. Sie wird nunmehr fast 40 Prozent niedriger angesetzt. In Deutschland werden dadurch weniger CO₂-Äquivalente ausgestoßen als bislang berechnet.

Landwirtschaft und Klimawandel: Emmissionen gehen zurück

Etwas positiver äußert sich das Bundeslandwirtschaftsministerium. „Schon heute leistet die Landwirtschaft in Deutschland ihren nationalen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen“, erklärt ein Sprecher. „Doch um der Klimakrise zu begegnen und sich besser an ihre Folgen anzupassen, muss die Landwirtschaft noch nachhaltiger, innovativer und resilienter werden – und sie kann es auch.“

Das Ministerium habe dazu mehrere Maßnahmen entwickelt, etwa die Förderung des Anbaus stickstoffbindender Pflanzen (Leguminosen) oder die Steigerung der Energieeffizienz in den Betrieben. Zudem will das Ministerium „die großen natürlichen Potenziale, die in der Speicherung von CO₂ in Form von Kohlenstoff in Biomasse, Mooren und Böden liegen, erhalten und ausbauen.“

Dass Bauern ihren Anteil an den CO₂-Emissionen haben, steht außer Frage. Die größten Klimakiller kommen aber aus anderen Sektoren, namentlich dem Verkehr, dem Baugewerbe oder der Industrie. Während die Treibhausgasemissionen im Verkehr seit 1990 um 84 Prozent gestiegen sind, konnte die Landwirtschaft die Emissionen um rund 14 Prozent reduzieren.

Das liegt laut Umweltbundesamt vor allem an der Verringerung der Tierbestände und dem strukturellen Umbau nach der Wiedervereinigung. Zwischenzeitlich stiegen die Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft zwar wieder an, doch nun gehen sie seit sieben Jahren kontinuierlich zurück. Der Grund sei die Extrem-Dürre im Jahr 2018, die neben hohen Ernteertragseinbußen und geringerem Mineraldüngereinsatz auch zu einer Reduzierung der Tierbestände geführt habe, etwa bei der Rinder- oder Schweinehaltung.

„Wir Bauern spüren Klimaveränderung und die höheren Risiken“

Die Landwirtschaft ist allerdings „Täter“ und Opfer zugleich, denn der Klimawandel greift immer stärker in die tägliche Arbeit der Bauern ein. In einer Umfrage des Bauernverbands gaben 59 Prozent der befragten Landwirte an, „sehr stark“ unter „Wetterveränderungen durch den Klimawandel“ zu leiden. „Wir Bauern spüren die Klimaveränderung und die dadurch auftretenden höheren Risiken“, sagt Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied IPPEN.MEDIA. „So haben beispielsweise Extremwetterereignisse oder Frostrisiken im Gemüse-, Obst- und Weinbau zugenommen.“

Zuletzt trafen die Bauern die Hochwasserereignisse in Bayern, Baden-Württemberg oder dem Saarland. „Neben Schäden an Gebäuden sind etliche landwirtschaftliche Flächen überflutet worden. Dies führt zum Totalausfall bei Getreide, Kartoffeln, anderen Feldfrüchten und beim Grünland. Der Schaden für die Betriebe ist erheblich.“

Nein, das ist kein See. Unter dem Wasser befindet sich eigentlich ein Maisfeld mit Jungpflanzen. Im oberbayerischen Reichertshofen war der Fluss Paar übergetreten und hat auch diesen Acker erwischt.

Bei einigen Betrieben in Bayern stand über Tage die gesamte Nutzfläche unter Wasser. Wenn noch junge Kartoffel- oder Maispflanzen mehrere Tage unter Wasser stünden, sterben sie ab. Zudem mussten in den Hochwassergebieten Ställe evakuiert werden. Meist hätten sich die Landwirte untereinander abgestimmt und Ausweichställe nutzen können, teilte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums in München mit. Es könnte nicht das letzte Mal gewesen sein. (as)

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