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Milliardenloch droht

Klingbeil präsentiert Steuerschätzung – jetzt drohen harte Verhandlungen um den Etat

Schwere Bürde für den neuen Finanzminister: Klingbeils Steuerschätzung offenbart tiefe Etat-Lücken. Jetzt muss hart verhandelt werden.

Berlin Neun Tage im Amt – und schon mitten im Feuer: Lars Klingbeil (SPD), frisch ernannter Bundesfinanzminister und Vizekanzler, wird am Donnerstag die mit Spannung erwartete Steuerschätzung vorlegen. Was sie offenbart, könnte einen massiven Dämpfer für die Koalition aus CDU/CSU und SPD bedeuteten: Der Staat dürfte in den kommenden Jahren deutlich weniger Steuereinnahmen haben als bislang angenommen. Das Haushaltsloch ist gewaltig – und der Spardruck ebenso.

Klingbeil präsentiert Steuerschätzung für den Bundeshaushalt

Die neue Prognose, die von einem Gremium aus Expertinnen und Experten seit Dienstag erarbeitet wurde, bildet die finanzielle Grundlage für die kommenden Haushaltsverhandlungen. Die Steuerschätzung ist eine der wichtigsten Termine im finanzpolitischen Kalender. Sie entscheidet maßgeblich darüber, ob die Ampel für neue Projekte auf Grün oder auf Rot steht.

Doch was Klingbeil nun vorlegen wird, lässt wohl wenig Spielraum für politische Wunschlisten: Nach Informationen des Handelsblatts muss der Gesamtstaat bis 2029 einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag weniger einnehmen als noch im Herbst prognostiziert. Für das Haushaltsjahr 2026 allein rechnen Regierungskreise mit einer Finanzierungslücke von über 20 Milliarden Euro, für den Zeitraum bis 2029 summiert sich das Defizit auf 110 Milliarden Euro. Und das, obwohl gerade erst zusätzliche Mittel für Verteidigung und Infrastruktur bewilligt wurden.

Minister unter Merz: Komplette Liste des Kabinetts – von Klingbeil bis zu „neuen Gesichtern“

17 Ministerinnen und Minister, dazu ein Bundeskanzler namens Friedrich Merz: Sie bilden das Kabinett der Koalition aus CDU, CSU und SPD und damit die 25. Bundesregierung Deutschlands.
17 Ministerinnen und Minister, dazu ein Bundeskanzler namens Friedrich Merz: Sie bilden das Kabinett der Koalition aus CDU, CSU und SPD und damit die 25. Bundesregierung Deutschlands. © dpa
Fritze Merz Kabinett CDU CSU Minister
Der neue Kanzler (offiziell ab dem 6. Mai): Friedrich Merz hat sein Kabinett zusammengestellt. Der 69-Jährige hat vertraute und neue Gesichter auserkoren. In dieser Fotostrecke finden Sie alle von der CDU bestimmten Minister, auch die von der CSU und SPD sind hier zu finden.  © IMAGO/Uwe Koch
Thorsten Frei Kanzleramtsminister Merz Kabinett
Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes: Thorsten Frei (51) ist einer der engsten Vertrauten von Friedrich Merz und in der CDU angesehen.  © IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Johann Wadephul Außenminister Merz Kabinett
Bundesminister für Auswärtiges: Johann Wadephul (CDU) heißt der neue Außenminister.  © IMAGO/ESDES.Pictures, Bernd Elmenthaler
Katherina Reiche Wirtschaftsministerin Merz Kabinett
Bundesministerin für Wirtschaft und Energie aus der CDU: Katherina Reiche ist 51 Jahre alt und wird die Nachfolge von Robert Habeck antreten. © IMAGO
Karin Prien Bildungsministerin FAmilie merz Kabinett
Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Karin Prien von der CDU wird Bildungs- und Familienministerin, sie ist 59 Jahre alt. © IMAGO/Jens Schicke
Nina Warken Gesundheitsministerin Kabinett Merz
Bundesministerin für Gesundheit: CDU-Ministerin Nina Warken (45) soll die Nachfolge von Karl Lauterbach antreten.  © IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Karsten Wildberger Digitalminister Merz Kabinett
Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung: Karsten Wildberger ist die wohl größte Überraschung, der ehemalige MediaMarkt-Chef ist 56 Jahre alt.  © AnikkaxBauer
Wolfram Weimer Minister für Kultur
Kulturstaatsminister: Wolfram Weimer, der 60-Jährige pflegt gute Kontakte in einige Verlage.  © IMAGO/Thomas Bartilla
Schnieder Vekehrsminister CDU Kabinett Merz
Bundesminister für Verkehr: Patrick Schnieder von der CDU soll Verkehrsminister werden. © IMAGO
Dobrindt Innenminister CSU Kabinett Merz Liste
Bundesminister des Innern und für Heimat: Alexander Dobrindt. Der 54-jährige CSU-Mann ist schon zum zweiten Mal Minister. Unter Angela Merkel war er von 2013 bis 2017 Verkehrsminister © IMAGO/ESDES.Pictures, Bernd Elmenthaler
Alois Rainer LAndwirtschaft Merz Kabinett
Landwirtschaftsminister soll der CSU-Politiker Alois Rainer werden. Der 60-Jährige ist durchaus ein überraschender Name, den Söder hier aus den CSU-Kreisen ausgewählt hat.  © IMAGO/Christian Spicker
Bär Ministerin Söder Merz KAbinett
Ministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt: Dorothee Bär (47) übernimmt das neu zusammengestellte Ministeramt. Die CSU-Politikerin galt von vorneherein als Favoritin aus Bayern.  © IMAGO/Heiko Becker
Klingbeil Kabinett Vizekanzler Finanzminister
Lars Klingbeil wird Vizekanzler und Finanzminister. Der 47-Jährige spricht über die SPD-Minister mit den Worten: „Generationswechsel“ und „neue Gesichter und erfahrene Persönlichkeiten“. Nachfolgend sind alle SPD-Ministerinnen und SPD-Minister aufgelistet.  © IMAGO/FRANK TURETZEK
Boris Pistorius Verteidigunsminister SPD Merz Klingbgeil
Verteidigungsminister bleibt Boris Pistorius, 65 Jahre alt. Er ist eines der prominentesten SPD-Mitglieder des Kabinetts. © IMAGO/Noah Wedel
Der bisherige Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) gilt im Merz-Kabinett als gesetzt, wenn es mit schwarz-rot klappt. Er könnte allerdings das Ministerium wechseln und sogar Vizekanzler werden.
Pistorius ist der einzige Minister der einstigen Ampel-Koalition unter Olaf Scholz, der auch unter dessen Nachfolger Friedrich Merz einen Platz im Kabinett gefunden hat. © IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Bas Ministerin Arbeit Kabinett
Bärbel Bas, die 57-Jährige wird Bundesministerin für Arbeit und Soziales. Von 2021 bis 2025 war die SPD-Politikerin Präsidentin des Deutschen Bundestags.  © IMAGO
Hubig, Justiz 56 SPD MErz Kabinett
Dr. Stefanie Hubig ist 56 Jahre alt. Sie wird Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz. DIe SPD-Politikerin ist schon in Rheinland-Pfalz Ministerin für Bildung gewesen.  © IMAGO/Jürgen Heinrich
Reem Alabali-Radovan Bundesministerin für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Die jüngste Person aus der SPD-Riege. Reem Alabali-Radovan ist 35 Jahre alt und kümmert sich um „Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“. © IMAGO/Jürgen Heinrich
Hubertz wohnen, Bauministerin SPD KAbinett Merz Klingbeiil
Auch nicht viel älter, auch von der SPD: Verena Hubertz, 37 Jahre, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.  © IMAGO
Carsten Schneider SPD Umweltminister Merz Klingbeil Kabinett
Carsten Schneider von der SPD (49), nicht zu verwechseln mit Patrick Schnieder, wird Bundesminister für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit. © IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Saskia Esken, ehemalige Parteivorsitzende der SPD
Saskia Esken, ehemalige Parteivorsitzende der SPD, galt lange Zeit als aussichtsreiche Kandidatin für einen Kabinettsposten in der Regierung von Friedrich Merz. © Christophe Gateau/dpa
Armin Laschet (CDU) wollte 2021 selbst Kanzler werden und scheiterte. Nach der Bundestagswahl 2025 werden ihm Außenseiter-Chancen auf ein Amt unter Merz ausgerechnet.
Armin Laschet (CDU) wollte 2021 selbst Kanzler werden und scheiterte. Nach der Bundestagswahl 2025 galt er zumindest als Außenseiter-Kandidat für einen Posten im Kabinett von Friedrich Merz. Daraus wurde letztlich nichts. © IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Kultursenator Joe Chialo
Kultursenator Joe Chialo war für die Berliner CDU bei den Koalitionsverhandlungen dabei (Archivbild). Fachleute spekulierten daraufhin Chialo könnte von Friedrich Merz als Kultusminister in sein Kabinett berufen werden. Doch der Posten ging letztlich an den Merz-Vertrauten Wolfram Weimer. © Jörg Carstensen/dpa
Jens Spahn als neuer und alter Minister? Dahinter steht ein Fragezeichen, auch wenn Spahn gewiss Ambitionen hat. Der frühere Gesundheitsminister stand wegen der Maskenaffäre in der Kritik. Andererseits verfügt er über große Regierungserfahrung, die Merz selbst bekanntermaßen fehlt.
Auch Jens Spahn hatte sich Hoffnungen auf einen Kabinettsposten unter Kanzler Friedrich Merz gemacht. Der ehemalige Gesundheitsminister ging in Sachen Kabinett zwar leer aus, kann sich aber dennoch über eine Beförderung im neuen Bundestag freuen: Spahn wird die CDU-Abgeordneten im Bundestag künftig als Fraktionsvorsitzender anführen. © IMAGO/Jens Schicke

Haushalt unter Merz: Klingbeil muss zwischen Wunschdenken und Wirklichkeit navigieren

Klingbeil trifft diese Realität besonders hart – er tritt sein Amt ohne Einarbeitungszeit an. „Mit Minute eins loslegen“, hatte der 47-Jährige laut dpa angekündigt. Tatsächlich wartet ein ganzes Bündel an Aufgaben: Beratungen in Brüssel, ein G7-Treffen, zwei Haushalte und die Umsetzung milliardenschwerer Investitionen. Vor allem die Haushaltsaufstellung für 2025 ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Seit Januar befindet sich die Bundesregierung wegen des Koalitionsbruchs in einer vorläufigen Haushaltsführung.

Am 25. Juni will Klingbeil seinen Entwurf durchs Kabinett bringen, noch vor der Sommerpause soll der Bundestag beraten. Doch bekanntlich werden andere Minister sich gerade zu Beginn der Legislaturperiode mit Vorschlägen und Maßnahmenkatalogen profilieren wollen. Wunschlisten treffen auf knappe Kassen – Klingbeil wird nach der Steuerschätzung viel Nein sagen müssen.

Klingbeils Steuerschätzung dürfte für Ernüchterung sorgen: Weniger Einnahmen, mehr Druck. Der Bundesetat wird zur Rechenaufgabe mit politischem Sprengstoff.

Klingbeils Steuerschätzung: Teure Reformen der Regierung von Union und SPD stehen auf der Kippe

Die wirtschaftspolitischen Ambitionen der Koalition würden mit solchen Aussichten freilich ins Wanken geraten. „Mein Anspruch ist es, dass wir Deutschland wieder auf Wachstumskurs bringen“, sagte Klingbeil jüngst. Gesetzentwürfe zur Senkung der Energiepreise und zur Förderung von Unternehmensinvestitionen sollen bereits vor der Sommerpause kommen. Doch teurere Maßnahmen wie eine Unternehmenssteuerreform oder eine Entlastung für arbeitende Rentner stehen auf der Kippe, wenn der Finanzrahmen fehlt.

Selbst das milliardenschwere Infrastruktur-Sondervermögen ist kein Allheilmittel. Die 500 Milliarden Euro dürfen nur für zusätzliche Investitionen verwendet werden – eine Bedingung, die die Grünen durchgesetzt hatten. Hinzu kommt, dass Deutschland mit dem Programm möglicherweise gegen EU-Vorgaben verstößt. Klingbeil muss auf Entgegenkommen aus Brüssel hoffen.

Lars Klingbeil ist zweitbeliebtester Politiker in Deutschland – und muss nun liefern

Klingbeils neuer Posten ist mehr als ein Ministerium – es ist strategische Schaltzentrale und Sprungbrett zugleich. Wie die dpa schreibt, richtet der SPD-Chef sein Umfeld schon jetzt auf die „Mission 2029“ aus. Nach dem Debakel der SPD bei der Bundestagswahl im Februar sei das Finanzministerium „nicht nur das Haus des Geldes, sondern Vizekanzleramt“.

Tatsächlich genießt Klingbeil außerhalb der SPD hohes Ansehen. Laut Insa-Ranking für die Bild-Zeitung ist er bereits der zweitbeliebteste Politiker im Land – nur Verteidigungsminister Boris Pistorius liegt vor ihm. Doch um diesen politischen Kredit zu sichern, muss er nun liefern – trotz knapper Kassen. Die Steuerschätzung dürfte jedenfalls ein Weckruf sein: Der finanzpolitische Spielraum der schwarz-roten Koalition ist offenbar kleiner als gehofft. Klingbeil muss kürzen, priorisieren, verhandeln. Der neue Finanzminister steht vor seiner ersten großen Bewährungsprobe – und die lautet nicht, Wünsche zu erfüllen, sondern Etat-Löcher zu stopfen. (dpa/chnnn)

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