„Achse des Widerstands“ zögert
Iran will nicht in den Krieg gegen Israel ziehen – Teheran weist Hamas-Führer zurecht
Teheran soll eine direkte Beteiligung am Krieg gegen Israel abgelehnt haben. Irans „Oberster Führer“ kritisiert Hamas-Führung für Vorgehen.
München – Seit dem Angriff der radikal-islamistischen Hamas am 7. Oktober wird von internationalen Akteuren immer wieder warnend ein Begriff in den Mund genommen: der Flächenbrand. Eine Ausweitung des Kriegs zwischen Israel und der Hamas auf die umliegenden Regionen, die dann wiederum den Iran in den Krieg im Nahen Osten ziehen könnte. Doch die Regierung in Teheran hat offenbar kein Interesse, in den Konflikt einzugreifen. Einem Bericht zufolge auch deswegen, weil die Hamas-Führung den Schlag gegen Israel ohne seine Verbündeten geplant und durchgeführt hatte.
Iran will nicht für Hamas in den Krieg ziehen – Chamenei erteilt Terrormiliz wohl Absage
Der Iran gilt als enger Verbündeter und wichtiger Unterstützung der Hamas. Ähnlich wie bei der libanesischen Hisbollah unterstützt der mächtige Staat im Nahen Osten die Gruppierungen wohl mit Geld, Know-how und auch Waffen. Waffen, die dann im Krieg gegen Israel benutzt werden. Doch wie aus einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hervorgeht, scheint ein direkter Kriegseinstieg für den Iran keine Option zu sein.
Reuters beruft sich auf drei iranische Offizielle, die offenbar die Inhalte eines Gespräches kennen, das Anfang November in Teheran abgehalten wurde. Die Teilnehmer des Gesprächs: Ali Chamenei, der „Oberste Führer“ des Irans, und Ismail Haniyya, einer der politischen Führer der Hamas. Chamenei soll den Berichten zufolge in dem Gespräch seinen Unmut über das Vorgehen der Terrormiliz geäußert haben. Vor allem darüber, dass Teheran nicht in die Pläne der Operation Al-Aqsa Flut vom 7. Oktober eingeweiht gewesen war.
Iran plant wohl keinen Einstieg in Krieg gegen Israel – Hamas widerspricht
Deswegen soll Chamenei der Hamas klar zu verstehen gegeben haben, dass der Iran sich nicht direkt an dem Krieg gegen Israel beteiligen werde. Teheran werde allerdings weiterhin politische und moralische Unterstützung leisten. Darüber hinaus soll der Oberbefehlshaber der iranischen Armee aber auch Druck auf Haniyya ausgeübt haben, Stimmen innerhalb der Hamas verstummen zu lassen, die öffentlich das Eintreten des Irans in den Krieg fordern.
Bereits kurz nach der Veröffentlichung wies die Hamas den Bericht über Telegram als „haltlos“ zurück. Aus dem Statement ging jedoch nicht hervor, welche Teile des Berichts als falsch angesehen werden.
Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert




Hoffen auf Hisbollah und Iran – Hamas braucht Unterstützung gegen Israel
Die Führer der Hamas hoffen seit dem Beginn der Angriffe auf Unterstützung ihrer Verbündeten. Mohammed Deif, der Anführer der paramilitärischen Kassam-Brigaden, richtete sich kurz vor den Angriffen am 7. Oktober in einer TV-Ansprache an die Verbündeten im Nahen Osten. „Unsere Brüder im islamischen Widerstand im Libanon, im Iran, im Jemen, im Irak und in Syrien, dies ist der Tag, an dem sich Ihr Widerstand mit Ihrem Volk in Palästina vereint“, sagte Deif in seiner Ansprache.
Die geforderte Unterstützung blieb jedoch aus. Auch die Hisbollah zeigte sich überrascht von dem Angriff auf Israel. Das bestätigte Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah in einer Rede am 3. November. Die Angriffe der Hamas seien „zu hundert Prozent palästinensisch“ geplant gewesen und die Operation vor der „Achse des Widerstands“ geheimgehalten worden. Die „Achse des Widerstands“ ist die iranische Bezeichnung für ein Bündnis aus schiitischen Kräften im Nahen Osten. Zu ihr zählen neben dem Iran und Syrien auch diverse Milizen in Syrien und im Irak, sowie die Huthi-Rebellen im Jemen und die Hisbollah.
Krieg in Israel: Trotz Hamas-Aufforderungen – Auch Hisbollah agiert zurückhaltend
Nasrallah sprach in seiner Rede von einer „neuen historischen Phase“ des Nahost-Konflikts und warnte Israel vor einem Angriff auf den Libanon. Eine Kriegserklärung an Israel, wie sie von manchen Beobachtern befürchtet worden war, blieb jedoch aus. Seit Kriegsbeginn kommt es zwar immer wieder zu kleineren Angriffen in der Grenzregion zwischen Israel und dem Libanon, jedoch sind die Angriffe mit Blick auf das militärische Potenzial der Hisbollah zu vernachlässigen.
Chalid Maschal, ein weiteres Mitglied der Hamas-Führungsriege, forderte Ende Oktober in einem TV-Interview offen den Kriegseintritt der Hisbollah. „Es besteht kein Zweifel daran, dass es einen echten Unterschied machen würde, wenn die Hisbollah mitmachen würde. Wir hoffen, dass dies geschieht, aber die Entscheidung liegt bei ihnen“, sagte Maschal dem ägyptischen Fernsehsender Sada El-Balad TV.
Ähnlich wie die Hisbollah setzt auch der Iran aktuell eher auf eine abwartende Strategie. Wie Reuters aus iranischen Regierungskreisen erfahren haben will, werde sich der Iran nur dann direkt in den Krieg einschalten, wenn Israel oder die Vereinigten Staaten einen Angriff auf iranisches Gebiet durchführen würden. (fd)
Die Welt dreht sich immer schneller, die Nachrichten überschlagen sich: Sie wollen immer auf dem Laufenden sein? Dann haben wir eine Vielzahl an Apps für Sie parat. Sie müssen sich nur noch die für Sie passende(n) herunterladen - und so geht es.
Rubriklistenbild: © Iranian Supreme Leader'S Office/imago-images
