Er überlebte diverse Anschläge
Mohammed Deif, die „Katze mit sieben Leben“: Er steckt hinter dem Hamas-Angriff auf Israel
Der Anführer der berüchtigten Kassam-Brigaden gilt als meistgesuchter Mann in Israel. Doch wer ist der Drahtzieher der jüngsten Angriffe der Hamas?
München – Kurz bevor die Kämpfer der Hamas am Samstag die Grenze zwischen dem Gaza-Streifen und Israel überschritten, verkündete der vermeintliche Drahtzieher der Angriffe diese in einer Tonaufnahme. „Wir haben uns entschlossen, dem allen ein Ende zu setzen. Damit der Feind versteht, dass er nicht länger feiern kann, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden“, sagte die Stimme eines Mannes, bei dem es sich um den Terroristen Mohammed Deif handeln soll.
Krieg in Israel: Terroristenführer Mohammed Deif – „Die Katze mit den neun Leben“
Deif gilt als Anführer der paramilitärischen Kassam-Brigaden – dem militärischen Arm der Hamas – und zählt seit mehreren Jahrzehnten zu den meistgesuchten Terroristen in Israel. Deif ist jedoch auch ein Phantom. Nur wenig ist über den Terroristenführer bekannt, in der Öffentlichkeit tritt er nicht auf, Bilder des Hamas-Kämpfers sind eine Seltenheit. Mohammed Deif ist nicht einmal sein tatsächlicher Name. Das Wort „Deif“ bedeutet auf Arabisch Gast. Ein Hinweis darauf, dass der Terroristenführer nie lange an einer Stelle bleibt und immer wieder seinen Aufenthaltsort wechselt.
Nicht ohne Grund. Das israelische Militär und der Mossad versuchen bereits seit Jahren Deif zu töten. Diverse Attentate auf das Leben des Anführers der Kassam-Brigaden scheiterten jedoch. Berichten zufolge verlor Deif durch die Angriffe ein Auge, ein Bein und einen Arm. Seitdem ist er auf einen Rollstuhl angewiesen. Ein israelischer Luftangriff im Jahr 2014 tötete wohl Deifs Frau und zwei seiner Kinder – doch der Terroristenführer überlebte. Aufgrund der Anzahl der überlebten Attentate trägt er mittlerweile auch den Beinamen „die Katze mit den sieben Leben.“ Deifs Geschichte hat auch dazu beigetragen, dass er unter den Anhängern der Hamas als eine Art Märtyrer verehrt wird.
Mohammed Deif: Drahtzieher der Angriffe auf Israel – Architekt der Tunnel unter Gaza
Eine Position, die sich durch den jüngsten Angriff der Hamas auf Israel eher noch verstärken dürfte. Diese Ansicht vertritt zumindest Omri Brinner, Experte für Israel und den Nahen Osten im International Team for the Study of Security Verona gegenüber France24: „Mit dieser Operation – der erfolgreichsten in der Geschichte des palästinensischen Widerstands – wird sein Erbe für immer weiterleben. Er kann jetzt scheitern, Israel kann ihn jetzt ermorden: Sein Erbe wird ihn überleben.“
Gesicherte Informationen über den Anführer der Kassam-Brigaden sind rar gesät. Deif soll Mitte der 60er-Jahre in einem Flüchtlingscamp im Süden des Gaza-Streifens geboren worden sein. Als seinen echten Namen geben diverse Medien Mohammed al-Masri an. Mit Mitte 20 soll sich Deif dann schließlich der Hamas angeschlossen haben, die 1987 als Ableger der ägyptischen Muslimbrüder entstanden war. Wie aus einem Bericht der Washington Post hervorgeht, wurde er in den 90er-Jahren wegen seiner Verbindungen zur Hamas von israelischen Behörden verhaftet, im Anschluss jedoch wieder freigelassen.
Anschließend war er für den Ausbau des Arsenals der Hamas an Raketen und Bomben mitverantwortlich. Seit dem Beginn der 2000er-Jahre soll er den Kassam-Brigaden vorstehen. Dem Bericht der Washington Post zufolge soll auch das weitreichende System an Tunneln und Bunkeranlagen unter Gaza seine Idee gewesen sein. Dieses bietet der Hamas Zuflucht und Schutz vor israelischen Luftangriffen, wird jedoch auch zum Lagern von Waffen verwendet. Das Tunnelsystem soll jedoch auch dazu beitragen, Waffen und Munition unbemerkt in den Gaza-Streifen zu transportieren.
Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert




Radikaler Israel-Hass und Gewaltbereitschaft – der Terroristenführer Mohammed Deif
Die Financial Times beschreibt Deif in einem Bericht mit Verweis auf Quellen, die ihn gekannt haben sollen, als „ruhige und intensive“ Mann, dessen einziges Ziel es sei, den Verlauf des Nahostkonflikts entscheidend und mit Gewalt zu ändern. Ideologisch soll sich Deif auf einer Linie mit der Hamas befinden. Die radikal-islamistische Terrorvereinigung forderte in ihrer Gründungs-Charta die Zerstörung Israels durch einen „heiligen Krieg“ und die Errichtung eines islamischen Staates auf dem Gebiet des historischen Palästinas.
Verhandlungen mit der Regierung in Tel-Aviv werden genau so abgelehnt wie eine sogenannte „Zwei-Staaten-Lösung“. Den Oslo-Friedensprozess, die bis dato größte Annäherung zwischen den Regierungen Israels und der palästinensischen Autonomiegebiete, ordnete Deif als Verrat an der palästinensischen Sache ein.
Mit den jüngsten Angriffen auf Israel, den unzähligen Toten und Entführten und dem daraus resultierenden Krieg in Israel scheint eine diplomatische Lösung des Nahost-Konflikts nun endgültig in unerreichbare Ferne gerückt zu sein. „Diese Terroraktion hat dieser Praxis ein für alle Mal ein Ende gesetzt“, zitiert die Financial Times einen israelischen Offiziellem mit Blick auf die Angriffe am Samstag. „Jetzt wird es keinen Waffenstillstand mehr geben, sondern nur Vergeltung.“ Eine Entwicklung, die ganz nach dem Geschmack von Mohammed Deif sein dürfte. (fd)
Rubriklistenbild: © HAZEM BADER/AFP

