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Legalisierung

„Sonst wäre es ein guter Tag für die Dealer“: Lauterbach boxt Cannabis-Gesetz durch den Bundesrat

Ende einer monatelangen Diskussion: Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland kann kommen. Der Bundesrat stimmte dem Lauterbach-Gesetz zu.

  • Legalisierung von Cannabis: Bundesrat stimmt Gesetz von Lauterbach zu
  • Cannabis in Deutschland: Wie sehen die Legalisierungspläne aus?
  • Zum 1. April soll Cannabis für Erwachsene mit vielen Vorgaben legal werden. So hat es der Bundestag beschlossen. Nun kommt die letzte Hürde. Der Bundesrat verzichtet auf eine Verzögerung.

Update vom 22. März, 18.34 Uhr: Das neue Cannabis-Gesetz ist Theme zahlreicher Zeitungskommentare. „Glücklich kann man in keinem der 16 Bundesländer mit diesem Ergebnis sein, das allein der Parteidisziplin innerhalb der Ampel-Parteien geschuldet ist“, schreibt etwa die Nürnberger Zeitung

„Wenn sich die über vier Millionen Menschen, die mindestens gelegentlich kiffen, ab dem 1. April ihren ersten legalen Joint anzünden, sollten sie Michael Kretschmer danken“, findet die Märkische Oderzeitung.

Und die Rheinpfalz betont dabei: „Lange sah es so aus, als würde dieser Freitag kein guter werden für Karl Lauterbach“, um dann das Fazi zu ziehen: „Es ist sein politisches Meisterstück.“

Kabinett Scholz: Nach dem Ampel-Aus kommt Rot-Grün ohne Mehrheit

Olaf Scholz spricht zur Energiepolitik.
Olaf Scholz (SPD) ist der neunte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Politisch wird er dem konservativen Flügel der Sozialdemokraten zugerechnet. Lange Zeit galt er als reiner „Scholzomat“ – ein Spitzname, den er sich wegen seiner mechanisch wirkenden Sprechblasen in seiner Zeit als Generalsekretär unter Kanzler Gerhard Schröder verdiente. Kurz nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine kündigte er in einer Sondersitzung des deutschen Bundestages einen Wandel der deutschen Politik an: „Wir erleben eine Zeitenwende.“  © Britta Pedersen/dpa
Robert Habeck auf Deutschlandtour.
Robert Habeck ist Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz im Kabinett Scholz sowie Stellvertreter des Kanzlers. Vom 27. Januar 2018 bis zum 14. Februar 2022 hatte er zusammen mit Annalena Baerbock den Bundesvorsitz der Partei Bündnis 90/Die Grünen inne. Habeck ist auch als Schriftsteller tätig. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Andrea Paluch veröffentlichte er mehrere Romane, u.a. Hauke Haiens Tod (2001). © Soeren Stache/dpa
Jörg Kukies kommt zu Beginn der Sitzung des Bundeskabinetts im Kanzleramt.
Am 7. November 2024 hat Jörg Kukies das Amt des Finanzminister übernommen. Der Sozialdemokrat Kukies ist derzeit Staatssekretär im Kanzleramt und gilt als einer der wichtigsten Berater von Kanzler Scholz. Er ist sein Mann für Wirtschaft und Finanzen und verhandelt für ihn die Abschlussdokumente der G7- und G20-Gipfel.  © Michael Kappeler/dpa
Christian Lindner im Kanzleramt in Berlin am 27. Juli 2022.
Christian Lindner ist Bundesminister der Finanzen im Kabinett Scholz. Der FDP-Politiker ist seit dem 7. Dezember 2013 Bundesvorsitzender der Liberalen. Schon 2017 sah es lange so aus, als würde die FDP an der Regierung beteiligt sein. Doch nach vierwöchigen Sondierungsgesprächen zur Bildung einer Jamaika-Koalition erklärte Lindner die Verhandlungen schließlich für gescheitert. Seine Begründung: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren!“ © Emmanuele Contini/Imago
Nancy Faeser (SPD), alte und neue Landesvorsitzende der SPD in Hessen und Bundesinnenministerin, freut sich über ihre Wiederwahl.
Nancy Faeser führt im Kabinett Scholz als erste Frau das Bundesministerium des Innern und für Heimat. Die Juristin ist seit dem 2. November 2019 Vorsitzende der SPD Hessen. Zuvor war sie 16 Jahre lang Abgeordnete des Hessischen Landtags und ab 2019 als Vorsitzende der hessischen SPD-Fraktion auch Oppositionsführerin. Zudem war sie Spitzenkandidatin der SPD bei der Landtagswahl in Hessen 2023. Als Abgeordnete im Landtag erhielt sie zwei Drohbriefe, die mit NSU 2.0 unterschrieben waren. © Andreas Arnold/dpa
Annalena Baerbock ist im Kabinett Scholz Bundesministerin des Auswärtigen. Sie ist die erste Frau, die dieses Amt innehat. Bei der Bundestagswahl 2021 trat sie als Kanzlerkandidatin der Grünen an, die sich aber mit 14,8 Prozent der Zweitstimmen mit Platz drei hinter SPD und Union begnügen mussten. Von Januar 2018 bis Februar 2022 war sie gemeinsam mit Robert Habeck Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen.
Annalena Baerbock ist im Kabinett Scholz Bundesministerin des Auswärtigen. Sie ist die erste Frau, die dieses Amt innehat. Bei der Bundestagswahl 2021 trat sie als Kanzlerkandidatin der Grünen an, die sich aber mit 14,8 Prozent der Zweitstimmen mit Platz drei hinter SPD und Union begnügen mussten. Von Januar 2018 bis Februar 2022 war sie gemeinsam mit Robert Habeck Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. © Thomas Imo/Imago
Marco Buschmann FDP, Bundesjustizminister, stellt Eckpunktepapier zum Selbstbestimmungsgesetz vor.
Marco Buschmann war bis zum 7. November 2024 Bundesminister der Justiz im Kabinett Scholz. Der FDP-Politiker war von Oktober 2017 bis Dezember 2021 Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Bundestagsfraktion. Im Herbst 2020 warnte er während der Corona-Pandemie vor einer Verfassungskrise. Buschmann war auch Mitkoordinator der erfolgreichen Verfassungsklage der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP gegen den Berliner Mietendeckel. Nach dem Rauswurf von Finanzminister Christian Lindner verließ Buschmann die Ampel.  © Jürgen Heinrich/Imago
Volker Wissing, Bundesverkehrsminister FDP, vor der Kabinettssitzung im Berliner Kanzleramt Bundeskanzleramt in Berlin
Volker Wissing wurde nah dem Ampel-Aus für sein Ausscheren aus dem Kurs von FDP-Parteichef Christian Lindner belohnt. Der Bundesminister für Digitales und Verkehr erhielt zusätzlich das Justizressort. Einer der letzten großen Ampel-Fans in der FDP zog nach dem Koalitionsbruch Konsequenzen: In einem beispiellosen Schritt trat er aus der Partei aus und bleibt bis zu den geplanten Neuwahlen als Parteiloser im Amt. Der Jurist war vom 19. September 2020 bis zum 23. April 2022 Generalsekretär der FDP. Wissing gibt als Hobby Weinbau an, vor allem im familieneigenen Weingut.  © Stefan Boness/Imago
Hubertus Heil besucht die Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Berlin-Spandau.
Hubertus Heil ist im Kabinett Scholz Bundesminister für Arbeit und Soziales – ein Amt, das der SPD-Politiker bereits seit dem 14. März 2018 innehat. Heil ist seit Dezember 2019 stellvertretender Bundesvorsitzender der Sozialdemokraten. Von November 2005 bis November 2009 und von Juni bis Dezember 2017 war er Generalsekretär seiner Partei. Heil spricht sich für einen Mindestlohn von mindestens 12 Euro aus, eine Erhöhung des Rentenalters auf über 67 Jahre lehnt er ab. © M. Popow/Imago
Boris Pistorius ist als Nachfolger von Christine Lambrecht ins Chefbüro des Verteidigungsministeriums im Bendlerblock gerückt. Pistorius gehört dem SPD-Parteivorstand an und gilt als erfahrener Polit-Manager. Von 1980 bis 1981 absolvierte er seinen Wehrdienst, anschließend studierte er Rechtswissenschaften in Osnabrück und Münster. Pistorius war zuvor seit 2013 Innenminister in Niedersachsen.
Boris Pistorius ist als Nachfolger von Christine Lambrecht ins Chefbüro des Verteidigungsministeriums im Bendlerblock gerückt. Pistorius gehört dem SPD-Parteivorstand an und gilt als erfahrener Polit-Manager. Von 1980 bis 1981 absolvierte er seinen Wehrdienst, anschließend studierte er Rechtswissenschaften in Osnabrück und Münster. Pistorius war zuvor seit 2013 Innenminister in Niedersachsen. © Michael Kappeler/dpa
Verteidigungsministerin Lambrecht besucht Marder-Kompanie
Bis zum 19. Januar 2023 hatte Christine Lambrecht das Amt der Verteidigungsministerin inne. Die SPD-Politikerin stand zumeist unter einem immensen Druck. Kritische Stimmen warfen ihr fehlende Sachkenntnis, die schleppend angelaufene Beschaffung für die Bundeswehr, aber auch ihr Auftreten in der Öffentlichkeit vor. Irritation rief schließlich eine Neujahrsbotschaft hervor, in der sie begleitet von Silvesterfeuerwerk in Berlin über den Ukraine-Krieg sprach. © Robert Michael/dpa
Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft läuft beim Treffen der G7 Agrarminister zum Eingang des Schlosses Hohenheim.
Cem Özdemir ist Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft im Kabinett Scholz. Özdemir ist der erste Bundesminister mit türkischem Migrationshintergrund. Von November 2008 bis Januar 2018 war er Bundesvorsitzender der Grünen. Im Dezember 2021 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden des gemeinnützigen Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ gewählt. Nach dem Ampel-Aus übernahm er auch das Ministerium für Bildung und Forschung.  © Bernd Weißbrod/dpa
Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, spricht beim hybriden Gipfeltreffen „Women7-Summit“.
Elisabeth „Lisa“ Paus ist seit dem 25. April 2022 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Kabinett Scholz. Sie ist die Nachfolgerin von Anne Spiegel, die zuvor von diesem Posten zurückgetreten war. Paus gehört zum linken Parteiflügel der Grünen. Sie ist seit 2009 Abgeordnete im Deutschen Bundestag.  © Bernd von Jutrczenka/dpa
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergibt im Schloss Bellevue anlässlich des Amtswechsels im Bundesfamilienministerium die Entlassungsurkunde an Anne Spiegel (Bündnis 90/Die Grünen), bisherige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Vorgängerin von Lisa Paus war Anne Spiegel, die am 25. April 2022 die Entlassungsurkunde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erhielt. „Es war zu viel“, hatte die Grünen-Politikerin vorher bekennen müssen. Ihr Verhalten als Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität in Rheinland-Pfalz nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021 wurde vom Untersuchungsausschuss des Landtags bis ins Detail untersucht. Die Kritik wurde zum Sturm – ihr Amt als Bundesfamilienministerin gab Spiegel deshalb auf. In ihrer Rücktrittserklärung betonte Spiegel, dass sie das Amt nicht länger belasten wolle und entschuldigte sich für begangene Fehler. © Bernd von Jutrczenka/dpa
Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister, beantwortet auf einer Pressekonferenz Fragen von Journalisten zum Infektionsgeschehen und zur Impfentwicklung.
Karl Lauterbach ist Bundesminister für Gesundheit im Kabinett Scholz. Der SPD-Politiker ist Professor am Universitätsklinikum Köln und dort Leiter des Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie. Wegen seines Bundestagsmandats ist er derzeit beurlaubt. Während der Pandemie ist er für viele zu einer Reizfigur geworden. Als Minister konnte er sich mit seiner Forderung nach einer allgemeinen Corona-Impfpflicht nicht durchsetzen.  © Wolfgang Kumm/dpa
Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz beim Treffen der G7 Klima-, Energie- und Umweltministerinnen und -minister.
Steffi Lemke hat im Kabinett Scholz den Posten als Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz inne. Die Politikerin von Bündnis 90/Die Grünen absolvierte ein Studium der Agrarwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, das sie 1993 als Diplom-Agraringenieurin abschloss. Von 2002 bis 2013 war sie politische Bundesgeschäftsführerin ihrer Partei. © Chris Emil Janssen/Imago
Bettina Stark-Watzinger im Portrait bei der Bundespressekonferenz zum Thema Veroeffentlichung des nationalen Bildungsberichts Bildung in Deutschland.
Bettina Stark-Watzinger ist Bundesministerin für Bildung und Forschung im Kabinett Scholz. Seit 2017 ist sie Abgeordnete im Deutschen Bundestag und seit März 2021 Vorsitzende der FDP Hessen. Ihr Studium der Volkswirtschaftslehre an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main schloss sie 1993 als Diplom-Volkswirtin ab. Sie ist Mitglied im Stiftungsrat der Karl-Hermann-Flach-Stiftung. © Imago
Svenja Schulze SPD, Bundesministerin fuer wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, aufgenommen im Rahmen der Konferenz fuer globale Ernaehrungssicherheit im Auswaertigen Amt in Berlin.
Svenja Schulze ist Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland im Kabinett Scholz. Die SPD-Politikerin ist Mitglied der Arbeiterwohlfahrt, der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), ver.di, im Naturschutzbund Deutschland (NABU) und im Verein Slowfood. Sie ist Mitbegründerin des Netzwerkes „Frauenzeiten“. © Florian Gaertner/Imago
Klara Geywitz im Kanzleramt in Berlin am 27. Juli 2022. Kabinettssitzung in Berlin.
Klara Geywitz ist Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen im Kabinett Scholz. Zudem ist sie Beauftragte der Bundesregierung für den Berlin-Umzug und den Bonn-Ausgleich. Im Dezember 2019 wurde sie zu einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD gewählt. Geywitz gehört seit 2014 dem Vorstand der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit an. © Emmanuele Contini/Imago
Wolfgang Schmidt hisst die Regenbogenfahne am Bundeskanzleramt in Berlin.
Wolfgang Schmidt ist Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes im Kabinett Scholz. In dieser Funktion ist er außerdem Beauftragter der Nachrichtendienste des Bundes. Schmidt, der seit 1989 der SPD angehört, gilt als engster Vertrauter von Olaf Scholz. © Christian Spicker/Imago

Update vom 22. März, 16:50 Uhr: Zwischen all der Kritik gab es auch positive Stimmen, die das Cannabis-Gesetz befürworteten. Zwar hatte sich auch Rheinland-Pfalz bei der Abstimmung im Bundesrat enthalten, doch Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zeigte sich zuversichtlich. In einem Interview mit dem SWR lobte die 63-Jährige die Entscheidung des Bundesrats: „Insgesamt bin ich eigentlich sehr zufrieden hier im Bundesrat heute.“ Die Enthaltung begründete Dreyer mit der fehlenden Klärung bei der Amnestie. „Es war tatsächlich ein Anliegen, dass man im Bereich der Amnestie noch zu einer Lösung kommt.“

Weiter betont Dreyer: „Für uns war von Anfang an klar, dass wir das Cannabis-Gesetz nicht insgesamt angreifen, sondern wenn nur an diesem einen Punkt.“ Die aktuelle Amnestieregelung sieht vor, dass bereits rechtskräftig festgestellte Strafen im Zusammenhang mit dem Cannabis-Konsum rückwirkend annulliert werden. Somit müssen die Gerichte etwa 21.000 Urteile neu prüfen.

Update vom 22. März, 13.35 Uhr: Trotz der Zustimmung im Bundesrat zur Legalisierung von Cannabis in Deutschland hält parteiübergreifend die Kritik an dem Gesetz an. So glaubt Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) nicht an ein Ende der Debatte. „Ich bin ziemlich sicher, das Thema Cannabis, das wird uns eine ganze Weile beschäftigen“, sagte Weil nach der Abstimmung in der Länderkammer. Die Bundesregierung sei sehr gut beraten, die vorangegangene Diskussion in der Öffentlichkeit sehr ernst zu nehmen und sich selbst zu fragen, an welchen Stellen ein solches Gesetz womöglich nachträglich noch einmal korrigiert werden müsse. Auch aus der Union gab es scharfe Worte an der Entscheidung.

Update vom 22. März, 12.43 Uhr: Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland kommt – doch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat die Entscheidung im Bundesrat weiter kritisiert. „Unser Land ist damit auf dem Irrweg“, schrieb Söder auf der Plattform X. Bayern werde sich „an allem beteiligen, was das Gesetz stoppen oder verzögern könnte“, fügte er hinzu und kündigte eine sehr restriktive Anwendung der neuen Regeln an.

Cannabis-Legalisierung in Deutschland: Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) spricht dazu im Bundestag.

Bundesrat beschließt Legalisierung von Cannabis – diese Regeln gelten jetzt

Update vom 22. März, 11.38 Uhr: Die Entscheidung ist gefallen: Trotz vieler Streitpunkte hat der Bundesrat einer Legalisierung von Cannabis zugestimmt. Die Länderkammer ließ am Freitag (22. März) ein vom Bundestag beschlossenes Gesetz passieren, mit dem Besitz und Anbau der Droge zum 1. April für Volljährige mit Vorgaben erlaubt werden. Eine Anrufung des Vermittlungsausschusses war zuvor trotz intensiver Debatte gescheitert. Nun muss noch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Gesetz unterschreiben, damit die neuen Vorschriften in Kraft treten können. Doch welche Regeln gelten dann? Hier der Überblick:

  • Besitz: Für Erwachsene ab 18 Jahren ist der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis zum Eigenkonsum erlaubt.
  • Anbau: In der eigenen Wohnung sollen drei lebende Cannabispflanzen legal sein. Die Menge darf in der Wohnung aber nicht 50 Gramm Cannabis überschreiten.
  • Beschränkungen: Kiffen im öffentlichen Raum bleibt auch an bestimmten Stellen im öffentlichen Raum verboten. Dazu zählt: In Sichtweite von Schulen oder Sportstätten darf kein Cannabis konsumiert werden. Konkret gilt ein Abstand von 100 Metern Luftlinie zum Eingang.

Bundesrat stimmt der Legalisierung von Cannabis in Deutschland zu – Kritik bleibt

Vor der Abstimmung über das Cannabis-Gesetz im Bundesrat hatten mehrere Bundesländer erneut vor einer Legalisierung der Droge in Deutschland gewarnt. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sagte in der Debatte in der Länderkammer: „Bei diesem Gesetz bei der Freigabe von Drogen kann es nicht um Parteipolitik gehen. (...) Diese Frage ist so zentral, sie ist so persönlich, dass für mich klar war, ich werde einer Legalisierung von Drogen unter keinen Umständen zustimmen, auch wenn das Ärger in meiner sächsischen Koalition gibt.“ Kretschmer regiert in Dresden mit SPD und Grünen. Seine Koalitionspartner lehnten das Gesetz dann im Bundesrat auch ab, weswegen die Stimme Sachsens als ungültig gewertet wurde.  

Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte habe ihm kürzlich geraten, die Legalisierung zu lassen. „Es ist eine Büchse der Pandora, die Sie öffnen, die Sie nie wieder geschlossen bekommen“, zitierte Kretschmer aus dem Gespräch. Auch aus Bayern kam Kritik. So nannte Gesundheitsstaatsministerin Judith Gerlach (CSU) das Gesetz einen „Irrweg“. Es stelle die Länder vor einen massiven zusätzlichen Verwaltungs- und Vollzugsaufwand. Sie appellierte an die Länder, es in den Vermittlungsausschuss zu überweisen. Dies sei die allerletzte Chance für die Länder, in das gefährliche Vorhaben einzugreifen. „Für alle, die sich heute vielleicht enthalten mögen, die Büchse der Pandora (...) die öffnen Sie auch mit einer Enthaltung“, sagte Gerlach.

„Sonst ein guter Tag für die Dealer“: Lauterbach wirbt im Bundesrat eindringlich für Cannabis-Gesetz

Doch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) versuchte in seinem Schlussplädoyer, die Bedenken zu zerstreuen. Die Zahl der Konsumenten und der Drogentoten habe sich stellenweise in den vergangenen Jahren verdoppelt. „Die Büchse der Pandora haben wir längst geöffnet“, sagte er und forderte ein Umdenken. Trotz der Verbote habe man nichts erreicht. Er sei auch jahrelang ein Gegner der Legalisierung gewesen, doch die Studien zeigten, dass eine Legalisierung den Schwarzmarkt austrocknen und die Justiz entlasten könne, so der Minister. Wegen der Sorgen der Länder habe er viele Zugeständnisse gemacht. „Wenn wir es nicht schaffen, dass Gesetz aus dem Vermittlungsausschuss herauszuhalten“, sagte er, „dann ist heute ein großartiger Tag für die Dealer auf dem Schwarzmarkt“. Denn dann hätten diese, so Lauterbach weiter, nach wie vor den Zugriff und die Kontrolle über das Cannabis.  

Ampel-Länder wollen Cannabis-Gesetz blockieren

Update vom 22. März, 9.55 Uhr: Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat auf die Kritik an der geplanten Legalisierung von Cannabis reagiert. Den Bundesländern versprach der SPD-Politiker unter anderem, weitere Mittel zur Suchtprävention bereitzustellen. Das geht aus einer „Protokollerklärung“ vor, die dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegt.

Update vom 22. März, 9.21 Uhr: Selbst grüne Landesregierungen hegen Zweifel an der geplanten Legalisierung von Cannabis in Deutschland. So will Baden-Württemberg in der Debatte über das Cannabis-Gesetz im Bundesrat für die Anrufung des Vermittlungsausschusses stimmen. Das teilte der Bevollmächtigte des Landes Baden-Württemberg beim Bund, Rudi Hoogvliet, der Nachrichtenagentur dpa mit. Man teile die grundsätzliche Zielsetzung der Entkriminalisierung, aber das Gesetz sei fehlerhaft gemacht, kritisierte er. Die Grünen in der Landesregierung befürchteten eine Überlastung der Justiz durch die Amnestie-Regelung, die CDU fordere noch weitreichendere Änderungen am Gesetz.

Update vom 22. März, 8.30 Uhr: Kurz vor der Beratung im Bundesrat hat die Union ihre Ablehnung zur Legalisierung von Cannabis in Deutschland bekräftigt. Sollte die Länderkammer grünes Licht zu dem Vorhaben geben, so werde die Union das Gesetz nach einer möglichen Regierungsübernahme im Jahr 2025 „umgehend rückgängig machen“, kündigte CDU-Chef Friedrich Merz in einem Interview mit der Funke Mediengruppe an. Er halte den Plan von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für eine kolossale „Fehlentscheidung“.

Cannabis-Gesetz im Bundesrat: Union kündigt Widerstand gegen Legalisierung an

Update vom 22. März, 6.17 Uhr: Kurz vor der Abstimmung im Bundesrat hat Bayerns Innenminister das geplante Cannabis-Gesetz in Deutschland kritisiert. Die Pläne der Bundesregierung seien „weltfremd“ und „unpraktikabel“, sagte Joachim Herrmann (CSU). „Es ist die Frage: Was kann eigentlich wo überhaupt kontrolliert werden?“ Als Beispiele nannte der Politiker Vorgaben, wie viele Pflanzen jemand zu Hause in seinem Wohnzimmer haben dürfe, oder die Abstandsregelungen zu Schulen und Kindergärten beim Konsum. „Sollen die Polizisten jetzt den Abstand messen?“, fragte Herrmann und kündigte weiterhin die Möglichkeit einer Klage gegen die Pläne an.

Nach den Plänen der Ampel-Koalition sollen Besitz und Anbau der Droge mit zahlreichen Vorgaben für Volljährige zum Eigenkonsum zum 1. April erlaubt werden. Auf die Frage, ob er irgendwann, etwa in seiner Jugend, schon einmal gekifft habe, sagte Herrmann im Übrigen: „Nein, ich habe nie gekifft. Ich habe auch überhaupt nie geraucht. Da habe ich nie Lust gehabt dazu.“

Cannabis-Gesetz in Deutschland: Bundesrat entscheidet heute über Legalisierung

Erstmeldung: Berlin – Friedrich Merz fand seinen ersten Cannabis-Zug „furchtbar“. Trotz der Kritik des CDU-Oppositionsführers wird über das Gesetz zur Cannabis-Teillegalisierung am Freitag (22. März) abgestimmt. Wer mit Cannabis erwischt wird, muss bisher mit einer Geldstrafe oder in schweren Fällen sogar mit Gefängnis rechnen. Das soll sich ändern.

Warum ist das Cannabis-Gesetz umstritten? Vor allem aus der Union kommt starke Kritik, verwiesen wird auf zahlreiche Gesundheitsgefahren, darunter psychische Erkrankungen. Ähnliche Warnungen kommen aus der Ärzteschaft. Mehrere Landesjustizminister, auch von SPD und Grünen, befürchten zudem eine Überforderung der Justiz: Wegen der geplanten Amnestie von Straftaten im Zusammenhang mit Cannabis müssen zehntausende Urteile neu geprüft werden.

Kritik gibt es darüber hinaus auch innerhalb der Ampel-Koalition: SPD-Innenpolitiker warnen beispielsweise vor „einer Entkriminalisierung von Dealern“.

Cannabis in Deutschland: Kann das Gesetz zur Legalisierung noch aufgehalten werden?

Es handelt sich um ein sogenanntes Einspruchsgesetz: Die Länderkammer muss dem bereits vom Bundestag verabschiedeten Gesetz nicht zustimmen. Sie kann aber am Freitag den Vermittlungsausschuss anrufen, was das Inkrafttreten verzögern würde. Landespolitiker aus mehreren Bundesländern kündigten bereits an, diesen Schritt gehen zu wollen. Aktuell erscheint eine Mehrheit für ein Vermittlungsverfahren aber eher unwahrscheinlich.

Die Ampel-Parteien hatten sich schon in ihrem Koalitionsvertrag darauf geeinigt, „die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken“ zu ermöglichen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verweist darauf, dass die Versuche, den Schwarzmarkt strafrechtlich zurückzudrängen, gescheitert seien. Dort werde Cannabis „häufig verunreinigt“ angeboten, was zusätzliche Gesundheitsgefahren schaffe.

Cannabis in Deutschland: Wie sehen die Legalisierungspläne aus?

Im öffentlichen Raum soll der Besitz von 25 Gramm getrocknetem Cannabis straffrei bleiben. Anbau und Abgabe soll vorerst über Anbauvereine ermöglicht werden. Im Eigenanbau zuhause sind bis zu 50 Gramm sowie drei Pflanzen erlaubt. Geplant ist ein abgestuftes Inkrafttreten der Reform. So soll das Gesetz insgesamt am 1. April in Kraft treten, die Vorschriften für die Anbauvereinigungen jedoch erst am 1. Juli. (frs/AFP)

Rubriklistenbild: © Bernd von Jutrczenka

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