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Foreign Policy

Wie das Ausland auf Habecks Heizungsgesetz blickt: „Politik kommt in die Häuser der Menschen“

Das Heizungsgesetz findet mittlerweile sogar in den USA Beachtung. Profiteur sei bislang die extreme Rechte, schreibt „Foreign Policy“.

  • Am Freitag soll der Bundestag das Heizungsgesetz verabschieden. Das sorgt auch im Ausland für Gesprächsstoff.
  • Die deutsch-amerikanische Journalistin Allison Meakem präsentiert in diesem Artikel das Thema für ein internationales Publikum - und liefert damit auch einen Einblick in einen externe Perspektive auf den Heizungsstreit.
  • Dieser Artikel liegt erstmals in deutscher Sprache vor – zuerst veröffentlicht hatte ihn am 1. September 2023 das Magazin Foreign Policy.

Washington, D.C. - Während ein Großteil der Welt einen Sommer mit rekordverdächtigen Temperaturen erlebte, debattiert Deutschland über eine ganz andere Art von Hitze: die Zukunft der Heizkörper. Ein umstrittenes Gesetz, für das sich die Regierung einsetzt, würde ab dem nächsten Jahr fast alle neuen Öl- und Gasheizungen verbieten. Haushalte und Unternehmen müssten dann Geräte kaufen, die strenge Umweltstandards erfüllen, wie etwa Wärmepumpen.

Das Gebäudeenergiegesetz, umgangssprachlich nur als „Heizungsgesetz“ bezeichnet, hat einen weiteren Riss in der zerbrechlichen Drei-Parteien-Koalition unter Bundeskanzler Olaf Scholz geöffnet. Während Scholz die Maßnahme unterstützt, haben einige seiner wichtigsten Regierungspartner die ursprüngliche Verabschiedung des Gesetzes blockiert. In der Zwischenzeit haben die konservative Opposition und die extreme Rechte die Uneinigkeit ausgenutzt, um ihre Umfragewerte zu steigern.

All das bedeutet, dass eine Reform voller wissenschaftlicher Fachausdrücke und Formalitäten nun zum jüngsten Blitzableiter in Deutschlands anhaltendem Kulturkampf geworden ist. Das von Umweltschützern hochgelobte, von den meisten anderen Wählern aber verachtete Heizungsgesetz zeigt, wie die politische Durchführbarkeit ernsthafter Klimaschutzmaßnahmen durch den Aufschwung populistischer Unzufriedenheit eingeschränkt werden kann. Eine Reform, die Experten als zentral für das Erreichen der deutschen Klimaziele ansehen, könnte auch die extreme Rechte an die Macht katapultieren.

Deutschlands Heizungsstreit aus US-Sicht: „Politik kommt jetzt zu den Häusern der Menschen“

„Ein Grund, warum diese Politik so umstritten ist, ist, dass sie Teil dieser größeren Umstellung ist, bei der sich die Klimapolitik von weit entfernten Kraftwerken zu den Häusern der Menschen verlagert“, sagte Noah Gordon, der stellvertretende Ko-Direktor des Programms für Nachhaltigkeit, Klima und Geopolitik bei der Carnegie Endowment for International Peace. „Für unser tägliches Leben macht es keinen großen Unterschied, woher der Strom aus der Steckdose kommt. Aber jetzt reden wir über Leute, die in Gebäude gehen, um die Isolierung zu verbessern und Heizkessel herauszureißen. Man gerät in diese ganze lokale Politik.“

Das Gesetz zielt darauf ab, Öl- und Gasheizungen in Gebäuden in ganz Deutschland auslaufen zu lassen. Es ist die Idee von Vizekanzler Robert Habeck, einem Mitglied der Grünen, der auch als Minister für Wirtschaft und Klimaschutz fungiert. Wenn Habecks Gesetz verabschiedet wird, müssten neue Heizungsanlagen in Deutschland ab dem 1. Januar 2024 zu mindestens 65 Prozent aus grünen Energiequellen gespeist werden, und die Kommunen müssten bis spätestens 2028 umweltfreundliche Heizungskonzepte erstellen. Das Gesetz lehnt sich an bestehende Maßnahmen an, die in vielen skandinavischen Ländern üblich sind.

Wirtschaftsminister Robert Habeck.

Während Deutschland seine Emissionen aus dem Stromsektor in den letzten zehn Jahren drastisch reduziert hat, sind die Fortschritte im Gebäudesektor gering, der nach Angaben der Deutschen Energie-Agentur nach wie vor für rund 40 Prozent des Kohlenstoffausstoßes des Landes verantwortlich ist. Das Wärmegesetz soll diese Lücke schließen und Berlin auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2045 halten.

Streit um die Heizungen hat bislang wenig Effekt - doch die AfD profitiert

Doch bisher hat die noch ausstehende Reform nur wenig bewirkt, außer dass die rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD) auf dem Weg zu großen Wahlerfolgen ist. Seit März sind die Umfragewerte der Partei stetig gestiegen und erreichten am 31. August einen Höchststand von 22 Prozent. Die AfD hat nun in bundesweiten Umfragen jede der drei Parteien, die Scholz‘ bunte Koalition bilden, überholt - und liegt in mindestens einem Bundesland, in dem nächstes Jahr Wahlen anstehen, konstant in Führung.

Analysten und Meinungsforscher sehen die politische Auseinandersetzung um das Heizungsgesetz als einen der Hauptgründe für diesen Trend. Für Andrea Römmele, Dekanin für Weiterbildung an der Hertie School of Governance in Berlin, ist die geplante Maßnahme nur der jüngste Beweis für die Dysfunktion der Bundesregierung - ein Beleg dafür, dass die Scholz-Koalition „nicht zueinander steht“.

Als Scholz vor zwei Jahren mit Unterstützung seiner eigenen Sozialdemokratischen Partei (SPD), den Grünen und der wirtschaftsfreundlichen Freien Demokratischen Partei (FDP) eine Regierung zusammenschusterte - die erste Koalition dieser Art auf nationaler Ebene -, stimmten die drei Fraktionen den allgemeinen Konturen des Heizungsgesetzes zu. Doch als Habeck im Frühjahr seinen ersten Entwurf ins Kabinett einbrachte, wurde er sofort zum politischen Sprengstoff.

Klimawandel und das Heizungsgesetz: „Staat muss sich stärker einmischen“

Die Grünen stellten sich enthusiastisch hinter Habeck. Die SPD war gespalten: Scholz befürwortete den Vorschlag, während andere in seiner Partei dessen mögliche Auswirkungen auf die Verbraucher in Frage stellten. Und die FDP widersprach lautstark, da sie den Vorschlag als zu kostspielig bezeichnete und es vorzog, den Markt die technologische Innovation diktieren zu lassen. Die Grünen und die FDP sind sich grundsätzlich uneinig über die Rolle des Staates bei der Bewältigung fast aller wichtigen Probleme, mit denen Deutschland heute konfrontiert ist, und ihr ständiges Gezänk hat viele Versuche Gesetzes-Pläne der Koalition zum Scheitern gebracht. Nirgendwo wird dies deutlicher - und existenzieller - als in der Klimapolitik.

„Wenn wir den Klimawandel wirklich bekämpfen wollen, muss sich der Staat stärker in die bisher privaten Angelegenheiten einmischen, weil wir unser Verhalten ändern müssen“, so Römmele.

Aber für viele Wähler ist ein stärkerer Staat keine verlockende - oder vermarktbare - Perspektive. „Die Grünen haben ein gewisses Problem in der deutschen Politik“, sagte Gordon. „Ihnen wird vorgeworfen, die Partei der Verbote zu sein.“

AfD machte Habeck zum Staatsfeind Nummer eins

Der rechte Flügel in Deutschland hat dieses Thema auf bemerkenswerte Weise aufgegriffen. Die AfD hat Habeck zum Staatsfeind Nr. 1 gemacht und versprochen, den „Heizungshammer„ des Vizekanzlers zu stoppen. Im Bundestag forderte der Co-Vorsitzende der Partei, „Habeck zu ersetzen, nicht die Heizungen“, was fälschlicherweise impliziert, dass die Regierung Scholz beabsichtigt, bestehende Gasheizungen zu verbieten. Einige Mitglieder der Mitte-Rechts-Christdemokratischen Union (CDU) haben ähnlich hetzerische Erklärungen abgegeben. Ein CDU-Politiker behauptete, Habeck wolle eine „Energie-Stasi“ mobilisieren, eine Anspielung auf die berüchtigte ostdeutsche Geheimpolizei.

Solche Äußerungen wurden von rechten Medien verbreitet, die darauf aus waren, Fehlinformationen über die linksgerichtete Regierung von Scholz zu verbreiten. „Ein Teil der Boulevardpresse sprach davon, dass Habeck Ihre Gasheizung holen will“, sagte Gordon, obwohl „das nie Teil des Plans war“. Der Stasi-Kommentar wurde sofort in dicken, fetten Lettern auf der Titelseite der Bild-Zeitung, Deutschlands auflagenstärkster Zeitung, abgedruckt, und der „Heizungshammer“ ist inzwischen Teil des Standard-Lexikons der Publikation geworden.

„Die Bild-Zeitung betreibt eine regelrechte Kampagne gegen die Grünen“, sagte Römmele. Sie warf allen Blättern des Axel-Springer-Konzerns, der 2021 Politico übernommen hat, vor, mitschuldig zu sein. Das Unternehmen hat eine lange Geschichte der Verleumdung linker Aktivisten und Politiker, mit manchmal fatalen Folgen.

US-Experte zum Heizungsgesetz: „Notweniger Schritt“

Nach Ansicht Gordons spielt die Boulevardpresse mit der „populistischen Agitation“, dass das Heizungsgesetz das Werk von „elitären Gruppen in Berlin ist, die nicht wissen, wie es ist, sich Sorgen zu machen, wie man am Ende des Monats Gas und Benzin bezahlen soll“. Dieses Gefühl ist besonders in den neuen Bundesländern verbreitet, die ärmer sind als die westlichen Bundesländer und in denen die AfD stark ist. Wie bei vielen Klimamaßnahmen, betont Gordon, können die Vorlaufkosten für grüne Technologien teuer sein - aber langfristig zahlt sich das aus.

Scholz‘ Koalition scheint einige dieser Kritiken registriert zu haben. Die Grünen und die FDP haben wochenlang öffentlich über das Heizungsgesetz gestritten, bevor sie sich auf einen Kompromiss einigten, der einige Bestimmungen abschwächt, „um Verbrauchern und Kommunen mehr Zeit zu geben, sich darüber klar zu werden“, sagte Gordon. Der letzte Entwurf des Gesetzes sieht beispielsweise vor, dass Gebäude weiterhin mit fossilen Brennstoffen beheizt werden dürfen, wenn sie mit grünem Wasserstoff betrieben werden können, sobald dieser in großem Maßstab produziert wird. Auch die Verbrauchersubventionen wurden erhöht.

Kabinett Scholz: Nach dem Ampel-Aus kommt Rot-Grün ohne Mehrheit

Olaf Scholz spricht zur Energiepolitik.
Olaf Scholz (SPD) ist der neunte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Politisch wird er dem konservativen Flügel der Sozialdemokraten zugerechnet. Lange Zeit galt er als reiner „Scholzomat“ – ein Spitzname, den er sich wegen seiner mechanisch wirkenden Sprechblasen in seiner Zeit als Generalsekretär unter Kanzler Gerhard Schröder verdiente. Kurz nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine kündigte er in einer Sondersitzung des deutschen Bundestages einen Wandel der deutschen Politik an: „Wir erleben eine Zeitenwende.“  © Britta Pedersen/dpa
Robert Habeck auf Deutschlandtour.
Robert Habeck ist Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz im Kabinett Scholz sowie Stellvertreter des Kanzlers. Vom 27. Januar 2018 bis zum 14. Februar 2022 hatte er zusammen mit Annalena Baerbock den Bundesvorsitz der Partei Bündnis 90/Die Grünen inne. Habeck ist auch als Schriftsteller tätig. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Andrea Paluch veröffentlichte er mehrere Romane, u.a. Hauke Haiens Tod (2001). © Soeren Stache/dpa
Jörg Kukies kommt zu Beginn der Sitzung des Bundeskabinetts im Kanzleramt.
Am 7. November 2024 hat Jörg Kukies das Amt des Finanzminister übernommen. Der Sozialdemokrat Kukies ist derzeit Staatssekretär im Kanzleramt und gilt als einer der wichtigsten Berater von Kanzler Scholz. Er ist sein Mann für Wirtschaft und Finanzen und verhandelt für ihn die Abschlussdokumente der G7- und G20-Gipfel.  © Michael Kappeler/dpa
Christian Lindner im Kanzleramt in Berlin am 27. Juli 2022.
Christian Lindner ist Bundesminister der Finanzen im Kabinett Scholz. Der FDP-Politiker ist seit dem 7. Dezember 2013 Bundesvorsitzender der Liberalen. Schon 2017 sah es lange so aus, als würde die FDP an der Regierung beteiligt sein. Doch nach vierwöchigen Sondierungsgesprächen zur Bildung einer Jamaika-Koalition erklärte Lindner die Verhandlungen schließlich für gescheitert. Seine Begründung: „Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren!“ © Emmanuele Contini/Imago
Nancy Faeser (SPD), alte und neue Landesvorsitzende der SPD in Hessen und Bundesinnenministerin, freut sich über ihre Wiederwahl.
Nancy Faeser führt im Kabinett Scholz als erste Frau das Bundesministerium des Innern und für Heimat. Die Juristin ist seit dem 2. November 2019 Vorsitzende der SPD Hessen. Zuvor war sie 16 Jahre lang Abgeordnete des Hessischen Landtags und ab 2019 als Vorsitzende der hessischen SPD-Fraktion auch Oppositionsführerin. Zudem war sie Spitzenkandidatin der SPD bei der Landtagswahl in Hessen 2023. Als Abgeordnete im Landtag erhielt sie zwei Drohbriefe, die mit NSU 2.0 unterschrieben waren. © Andreas Arnold/dpa
Annalena Baerbock ist im Kabinett Scholz Bundesministerin des Auswärtigen. Sie ist die erste Frau, die dieses Amt innehat. Bei der Bundestagswahl 2021 trat sie als Kanzlerkandidatin der Grünen an, die sich aber mit 14,8 Prozent der Zweitstimmen mit Platz drei hinter SPD und Union begnügen mussten. Von Januar 2018 bis Februar 2022 war sie gemeinsam mit Robert Habeck Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen.
Annalena Baerbock ist im Kabinett Scholz Bundesministerin des Auswärtigen. Sie ist die erste Frau, die dieses Amt innehat. Bei der Bundestagswahl 2021 trat sie als Kanzlerkandidatin der Grünen an, die sich aber mit 14,8 Prozent der Zweitstimmen mit Platz drei hinter SPD und Union begnügen mussten. Von Januar 2018 bis Februar 2022 war sie gemeinsam mit Robert Habeck Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. © Thomas Imo/Imago
Marco Buschmann FDP, Bundesjustizminister, stellt Eckpunktepapier zum Selbstbestimmungsgesetz vor.
Marco Buschmann war bis zum 7. November 2024 Bundesminister der Justiz im Kabinett Scholz. Der FDP-Politiker war von Oktober 2017 bis Dezember 2021 Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Bundestagsfraktion. Im Herbst 2020 warnte er während der Corona-Pandemie vor einer Verfassungskrise. Buschmann war auch Mitkoordinator der erfolgreichen Verfassungsklage der Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP gegen den Berliner Mietendeckel. Nach dem Rauswurf von Finanzminister Christian Lindner verließ Buschmann die Ampel.  © Jürgen Heinrich/Imago
Volker Wissing, Bundesverkehrsminister FDP, vor der Kabinettssitzung im Berliner Kanzleramt Bundeskanzleramt in Berlin
Volker Wissing wurde nah dem Ampel-Aus für sein Ausscheren aus dem Kurs von FDP-Parteichef Christian Lindner belohnt. Der Bundesminister für Digitales und Verkehr erhielt zusätzlich das Justizressort. Einer der letzten großen Ampel-Fans in der FDP zog nach dem Koalitionsbruch Konsequenzen: In einem beispiellosen Schritt trat er aus der Partei aus und bleibt bis zu den geplanten Neuwahlen als Parteiloser im Amt. Der Jurist war vom 19. September 2020 bis zum 23. April 2022 Generalsekretär der FDP. Wissing gibt als Hobby Weinbau an, vor allem im familieneigenen Weingut.  © Stefan Boness/Imago
Hubertus Heil besucht die Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Berlin-Spandau.
Hubertus Heil ist im Kabinett Scholz Bundesminister für Arbeit und Soziales – ein Amt, das der SPD-Politiker bereits seit dem 14. März 2018 innehat. Heil ist seit Dezember 2019 stellvertretender Bundesvorsitzender der Sozialdemokraten. Von November 2005 bis November 2009 und von Juni bis Dezember 2017 war er Generalsekretär seiner Partei. Heil spricht sich für einen Mindestlohn von mindestens 12 Euro aus, eine Erhöhung des Rentenalters auf über 67 Jahre lehnt er ab. © M. Popow/Imago
Boris Pistorius ist als Nachfolger von Christine Lambrecht ins Chefbüro des Verteidigungsministeriums im Bendlerblock gerückt. Pistorius gehört dem SPD-Parteivorstand an und gilt als erfahrener Polit-Manager. Von 1980 bis 1981 absolvierte er seinen Wehrdienst, anschließend studierte er Rechtswissenschaften in Osnabrück und Münster. Pistorius war zuvor seit 2013 Innenminister in Niedersachsen.
Boris Pistorius ist als Nachfolger von Christine Lambrecht ins Chefbüro des Verteidigungsministeriums im Bendlerblock gerückt. Pistorius gehört dem SPD-Parteivorstand an und gilt als erfahrener Polit-Manager. Von 1980 bis 1981 absolvierte er seinen Wehrdienst, anschließend studierte er Rechtswissenschaften in Osnabrück und Münster. Pistorius war zuvor seit 2013 Innenminister in Niedersachsen. © Michael Kappeler/dpa
Verteidigungsministerin Lambrecht besucht Marder-Kompanie
Bis zum 19. Januar 2023 hatte Christine Lambrecht das Amt der Verteidigungsministerin inne. Die SPD-Politikerin stand zumeist unter einem immensen Druck. Kritische Stimmen warfen ihr fehlende Sachkenntnis, die schleppend angelaufene Beschaffung für die Bundeswehr, aber auch ihr Auftreten in der Öffentlichkeit vor. Irritation rief schließlich eine Neujahrsbotschaft hervor, in der sie begleitet von Silvesterfeuerwerk in Berlin über den Ukraine-Krieg sprach. © Robert Michael/dpa
Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft läuft beim Treffen der G7 Agrarminister zum Eingang des Schlosses Hohenheim.
Cem Özdemir ist Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft im Kabinett Scholz. Özdemir ist der erste Bundesminister mit türkischem Migrationshintergrund. Von November 2008 bis Januar 2018 war er Bundesvorsitzender der Grünen. Im Dezember 2021 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden des gemeinnützigen Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ gewählt. Nach dem Ampel-Aus übernahm er auch das Ministerium für Bildung und Forschung.  © Bernd Weißbrod/dpa
Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, spricht beim hybriden Gipfeltreffen „Women7-Summit“.
Elisabeth „Lisa“ Paus ist seit dem 25. April 2022 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Kabinett Scholz. Sie ist die Nachfolgerin von Anne Spiegel, die zuvor von diesem Posten zurückgetreten war. Paus gehört zum linken Parteiflügel der Grünen. Sie ist seit 2009 Abgeordnete im Deutschen Bundestag.  © Bernd von Jutrczenka/dpa
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergibt im Schloss Bellevue anlässlich des Amtswechsels im Bundesfamilienministerium die Entlassungsurkunde an Anne Spiegel (Bündnis 90/Die Grünen), bisherige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Vorgängerin von Lisa Paus war Anne Spiegel, die am 25. April 2022 die Entlassungsurkunde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erhielt. „Es war zu viel“, hatte die Grünen-Politikerin vorher bekennen müssen. Ihr Verhalten als Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität in Rheinland-Pfalz nach der Flutkatastrophe im Sommer 2021 wurde vom Untersuchungsausschuss des Landtags bis ins Detail untersucht. Die Kritik wurde zum Sturm – ihr Amt als Bundesfamilienministerin gab Spiegel deshalb auf. In ihrer Rücktrittserklärung betonte Spiegel, dass sie das Amt nicht länger belasten wolle und entschuldigte sich für begangene Fehler. © Bernd von Jutrczenka/dpa
Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister, beantwortet auf einer Pressekonferenz Fragen von Journalisten zum Infektionsgeschehen und zur Impfentwicklung.
Karl Lauterbach ist Bundesminister für Gesundheit im Kabinett Scholz. Der SPD-Politiker ist Professor am Universitätsklinikum Köln und dort Leiter des Instituts für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie. Wegen seines Bundestagsmandats ist er derzeit beurlaubt. Während der Pandemie ist er für viele zu einer Reizfigur geworden. Als Minister konnte er sich mit seiner Forderung nach einer allgemeinen Corona-Impfpflicht nicht durchsetzen.  © Wolfgang Kumm/dpa
Steffi Lemke, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz beim Treffen der G7 Klima-, Energie- und Umweltministerinnen und -minister.
Steffi Lemke hat im Kabinett Scholz den Posten als Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz inne. Die Politikerin von Bündnis 90/Die Grünen absolvierte ein Studium der Agrarwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, das sie 1993 als Diplom-Agraringenieurin abschloss. Von 2002 bis 2013 war sie politische Bundesgeschäftsführerin ihrer Partei. © Chris Emil Janssen/Imago
Bettina Stark-Watzinger im Portrait bei der Bundespressekonferenz zum Thema Veroeffentlichung des nationalen Bildungsberichts Bildung in Deutschland.
Bettina Stark-Watzinger ist Bundesministerin für Bildung und Forschung im Kabinett Scholz. Seit 2017 ist sie Abgeordnete im Deutschen Bundestag und seit März 2021 Vorsitzende der FDP Hessen. Ihr Studium der Volkswirtschaftslehre an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz und der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main schloss sie 1993 als Diplom-Volkswirtin ab. Sie ist Mitglied im Stiftungsrat der Karl-Hermann-Flach-Stiftung. © Imago
Svenja Schulze SPD, Bundesministerin fuer wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, aufgenommen im Rahmen der Konferenz fuer globale Ernaehrungssicherheit im Auswaertigen Amt in Berlin.
Svenja Schulze ist Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland im Kabinett Scholz. Die SPD-Politikerin ist Mitglied der Arbeiterwohlfahrt, der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), ver.di, im Naturschutzbund Deutschland (NABU) und im Verein Slowfood. Sie ist Mitbegründerin des Netzwerkes „Frauenzeiten“. © Florian Gaertner/Imago
Klara Geywitz im Kanzleramt in Berlin am 27. Juli 2022. Kabinettssitzung in Berlin.
Klara Geywitz ist Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen im Kabinett Scholz. Zudem ist sie Beauftragte der Bundesregierung für den Berlin-Umzug und den Bonn-Ausgleich. Im Dezember 2019 wurde sie zu einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD gewählt. Geywitz gehört seit 2014 dem Vorstand der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit an. © Emmanuele Contini/Imago
Wolfgang Schmidt hisst die Regenbogenfahne am Bundeskanzleramt in Berlin.
Wolfgang Schmidt ist Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes im Kabinett Scholz. In dieser Funktion ist er außerdem Beauftragter der Nachrichtendienste des Bundes. Schmidt, der seit 1989 der SPD angehört, gilt als engster Vertrauter von Olaf Scholz. © Christian Spicker/Imago

„Auch wenn die aktuelle Gesetzgebung nicht so ehrgeizig ist, wie es die Grünen ursprünglich wollten, ist sie doch ein notwendiger Schritt auf dem Weg zur Reduzierung der Emissionen aus Gebäuden“, fügte Gordon hinzu. In einem neuen Bericht einer staatlichen Aufsichtsbehörde wird davor gewarnt, dass eine signifikante Reduzierung der Emissionen aus dem Gebäudesektor von der Verabschiedung des Heizungsgesetzes abhängt - aber selbst das könnte für Deutschland nicht ausreichen, um seine Klimaziele zu erreichen.

AfD-Umfragehoch: Heizungsgesetz kommt wohl - doch ist der Schaden schon angerichtet?

Habeck wollte das Heizungsgesetz noch vor der Sommerpause des Bundestages verabschieden, aber ein Antrag der CDU beim Bundesverfassungsgericht hat den Fortschritt der Maßnahme bis zur nächsten Legislaturperiode am 4. September gestoppt. Die Mitte-Rechts-Partei beklagte die Geschwindigkeit, mit der Habeck das Heizungsgesetz durch das Parlament bringen wollte, und behauptete, es gäbe nicht genug Zeit für eine angemessene Debatte - und das Gericht stimmte zu.

Sowohl Gordon als auch Römmele haben wenig Zweifel daran, dass die Maßnahme rasch verabschiedet wird, sobald der Bundestag wieder zusammentritt. Doch der politische Schaden könnte bereits angerichtet sein. Während sich bei den Landtagswahlen im Oktober in Hessen und Bayern wahrscheinlich die etablierten Mitte-Rechts-Parteien durchsetzen werden, die gegen das Heizungsgesetz sind, „werden wir bei den drei Landtagswahlen in den neuen Bundesländern im nächsten Jahr höchstwahrscheinlich eine extrem starke AfD haben“, so Römmele. „Vielleicht schafft es die AfD sogar, die stärkste Partei zu werden.“

Die überwältigende Mehrheit der Deutschen hat die Nase voll von Scholz‘ Koalition: Laut einer im August veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa liegt die Ablehnung des Kanzlers derzeit bei 70 Prozent, und 64 Prozent der Deutschen wünschen sich eine neue Regierung. Vor allem die Grünen haben in den letzten Monaten gelitten, die Basis der Partei ist auf ein Fünfjahrestief geschrumpft. Habeck, der einst der beliebteste Politiker in Deutschland war, wird nun von vielen verachtet.

Heizungsgesetz: Habeck räumt Fehler ein - hilft der Ampel nun der heiße Sommer?

Obwohl der Ansturm der Opposition und der Medien auf den Vizekanzler extrem war, ist Habeck der Erste, der zugibt, dass er bei der ursprünglichen Verabschiedung des Heizungsgesetzes Fehler gemacht hat. Nachdem die Deutschen ihren ersten Winter ohne russische fossile Brennstoffe überstanden hatten, waren die meisten müde, ständig über ihre Heizungen zu diskutieren - eine Müdigkeit, die Habeck nach eigener Aussage nicht ernst genommen hat. „Zwischen den ersten Monaten dieses Jahres und heute ist in Deutschland etwas passiert, das ich - oder wir - nicht rechtzeitig erkannt haben“, sagte er im Juni der ARD.

Jetzt, am anderen Ende des Sommers, glaubt Gordon, dass das heiße Wetter, das die Deutschen erlebt haben, ein Segen für die Zielgerade der Wärmepumpenoffensive von Habeck sein könnte. Die meisten Deutschen haben keine Klimaanlagen, aber „das Gute an Wärmepumpen ist, dass einige von ihnen sowohl heizen als auch kühlen können“, so Gordon.

„Nehmen wir an, Sie bauen 2025 ein neues Haus in Deutschland und wollen dort 20 Jahre lang leben. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass Sie in den 2040er Jahren eine Klimaanlage haben wollen“, sagte Gordon. „Das könnte ein weiterer Grund sein, die Leute dazu zu bringen, an die Zukunft zu denken. Es geht nicht nur darum, dass die Gaspreise steigen und wir aus Klimagründen aufhören müssen, Gas zu verbrennen. Es geht darum, dass die Temperaturen auf der ganzen Welt ansteigen. Und ich will diese Technologie, die auch meine Wohnung im August kühl halten kann.“

Zur Autorin

Allison Meakem ist stellvertretende Redakteurin bei Foreign Policy. Twitter (X): @allisonmeakem

Wir testen zurzeit maschinelle Übersetzungen. Dieser Artikel wurde aus dem Englischen automatisiert ins Deutsche übersetzt.

Dieser Artikel war zuerst am 1. September 2023 in englischer Sprache im Magazin „ForeignPolicy.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

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