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„Bedrohlich“ intelligent?

Kamala Harris hat große Chancen im TV-Duell mit Trump – aber sie muss eine Gefahr umschiffen

Wem wird das TV-Duell nutzen: Kamala Harris oder Donald Trump? Experte und Kolumnist James Warren Davis analysiert vorab die komplexe Lage.

Kaum jemanden kann die USA, ihre Politik und die kommenden Präsidentschaftswahlen besser analysieren als er: der amerikanische Politikwissenschaftler James W. Davis. Er ist ausgewiesener Experte für US-Politik und Internationale Beziehungen, lehrt seit Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum. Für IPPEN.MEDIA schreibt er regelmäßig über die Lage der USA und die kommende Präsidentschaftswahl.

Zehn Wochen. So lange ist es her, seit die erste Präsidentschaftsdebatte in diesem Wahlzyklus stattgefunden hat. Für die meisten von uns fühlt es sich eher wie zehn Monate an. Nie zuvor war eine Präsidentschaftsdebatte so folgenreich. Bidens desaströser Auftritt am 27. Juni setzte eine Kette von Ereignissen in Gang, die normalerweise Jahre gedauert hätten.

Vom Fern- zum TV-Duell: Kamala Harris und Donald Trump.

Normalerweise braucht ein Anwärter auf das höchste Amt des Landes Jahre, um eine Kampagne zu planen, Spenden einzuwerben, einen Mitarbeiterstab und eine nationale Organisation aufzubauen, in den Vorwahlen der Parteien zu gewinnen und schließlich gegen den Kandidaten der anderen Partei anzutreten. Doch wie ich in jenen herzzerreißenden Tagen Ende Juni und Anfang Juli andeutete, wurden die Demokraten aus ihrer Lethargie aufgerüttelt und ließen sich auf eine komplizierte Choreografie ein, die zur Ablösung des Spitzenkandidaten und zur Nominierung eines bis dahin unbekannten, aber offensichtlich talentierten und volksnahen Gouverneurs aus dem Mittleren Westen als Vizepräsidentschaftskandidat führte.

Harris und Walz ändern die Lage vor der US-Wahl: Die Demokraten träumen vom Sieg – nicht nur über Trump

Wo die Demokraten zuvor verzagt waren, sind sie jetzt voller Tatendrang. Nach einem elektrisierenden Parteitag hat die Harris-Walz-Kampagne Rekorde bei der Spendensammlung gebrochen. Im August waren es 361 Millionen Dollar, das Dreifache der Summe, die Donald Trump und sein Kandidat J.D. Vance gesammelt hatten. Die Jugend ist in einem Maße mobilisiert, wie es seit der ersten Obama-Kampagne nicht mehr der Fall war.

Die landesweit größte Organisation zur Mobilisierung junger Menschen, NextGen America, meldet einen Anstieg der Anmeldungen von Freiwilligen um 200 Prozent, seit Vizepräsidentin Harris zur Kandidatin der Demokraten gekürt wurde. Und wo Biden sowohl in den nationalen Umfragen als auch in den Umfragen in den entscheidenden Bundesstaaten monatelang zurücklag, liegt Harris nun landesweit in Führung und verzeichnet in den wichtigen „Swing States“ Michigan, Wisconsin und Pennsylvania einen positiven Trend.

All dies sind gute Nachrichten für die Demokraten, die nun nicht nur davon träumen, das Weiße Haus zu gewinnen, sondern auch ihre hauchdünne Mehrheit im Senat zu verteidigen und die Mehrheit im Repräsentantenhaus zurückzuerobern. Wenn sie die Kontrolle über die Exekutive und die Legislative ergattern könnten, wären sie vielleicht in der Lage, weitere Fortschritte beim Wiederaufbau der Mittelschicht, bei der Dekarbonisierung der Wirtschaft und bei der Kontrolle der Entscheidungen des nach Meinung vieler radikal konservativen Obersten Gerichtshofs zu erzielen. So zumindest deren Hoffnungen.

Trumps führt „erratischen Wahlkampf“ – und dennoch ist er nicht abzuschreiben

Aber wir waren schon einmal hier! Während wir uns auf die zweite Präsidentschaftsdebatte an diesem Dienstag (10. September) vorbereiten – die erste zwischen Harris und Trump – lohnt es sich, sich daran zu erinnern, wo wir 2016 in dieser Phase der Wahl standen.

Am Vorabend der ersten Debatte zwischen Hillary Clinton und Donald Trump lag Clinton in den nationalen Umfragen mit 45,9 zu 43,8 Prozent etwa 2 Prozentpunkte vor Trump. Heute liegt Harris laut der Meinungsforschungsplattform „538“ 3 Prozent vor Trump, 47,3 zu 44,2.

Es ist kaum zu glauben, aber nach vier Jahren chaotischer Präsidentschaft von Trump und einem zunehmend erratischen Wahlkampf in diesem Sommer hat Trump seine Basis weiterhin fest im Griff. Die Demokraten haben die Energie und das Momentum auf ihrer Seite, aber es wäre töricht, Donald Trump abzuschreiben.

► James W. Davis, US-Amerikaner, ist einer der renommiertesten Experten für US-Politik und internationale Beziehungen.

► Er studierte Internationale Beziehungen an der Michigan State University, promovierte 1995 in Politikwissenschaft an der Columbia University und habilitierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er bis 2005 lehrte.

► Seit 2005 ist er Professor für Internationale Beziehungen und Direktor des Instituts für Politikwissenschaft an der Universität St. Gallen.

►Davis ist Autor mehrerer Bücher und hat zahlreiche wissenschaftliche Ehrungen erhalten, darunter Gastprofessuren und Fellowships an renommierten Institutionen.

Um diese Wahl zu gewinnen, muss Kamala Harris noch die rund 15 Prozent der Wähler und Wählerinnen überzeugen, die noch nicht entschieden haben, für wen sie ihre Stimme abgeben wollen. Sicherlich haben sich die meisten eine Meinung über Trump gebildet. Aber viele, die ihn als Person ablehnen, sagen den Meinungsforschern, dass sie trotzdem für ihn stimmen könnten, wenn sie glauben, dass er ehe in der Lage wäre, ihren persönlichen Lebensstandard zu verbessern.

Harris hat Vorteile im Ringen mit Trump, die Hillary Clinton fehlten

Die Wirtschaft ist nach wie vor das wichtigste Thema für die amerikanische Wählerschaft. Doch Harris geht mit zahlreichen Vorteilen in die Debatte, die Hillary Clinton fehlten. Zum einen konnte sie analysieren, wie Trump in den Debatten mit Clinton und später Joe Biden aufgetreten ist.

Sie kennt sein Spielbuch und wird bereit sein, darauf zu reagieren. Als ehemalige Staatsanwältin und Senatorin ist Harris eine geübte Rhetorikerin. Sie hat auch ein Thema, bei dem Trump leicht angreifbar ist und bei dem sie in die Offensive gehen kann. Schließlich waren es die drei von Trump ernannten Richter des Obersten Gerichtshofs, die dafür stimmten, einen früheren Präzedenzfall außer Kraft zu setzen, der Frauen ein verfassungsmäßiges Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch garantiert hatte.

Umfragen zeigen, dass der Zugang zum Schwangerschaftsabbruch für die meisten Wähler das zweitwichtigste Thema ist. Im Vorfeld der Debatte hat Trump einige strategische Fehler gemacht, die Harris helfen werden. Zum einen hat er dem Publikum im ganzen Land wiederholt erzählt, dass die Vizepräsidentin nicht sehr klug sei und dass sie keine schwierigen Fragen beantworten könne.

Trump ändert den Kurs bei der Abtreibungsfrage – eine Chance für Kamala Harris?

Damit hat er die Messlatte für sie ziemlich niedrig gelegt. Jeder, der sich an Harris‘ Leistung in den Vorwahlen 2020 oder im Senat erinnert, weiß, dass sie diese bei weitem übertreffen wird. Indem er in den letzten Tagen seine eigene Position in entscheidenden Fragen änderte, zum Beispiel, ob es ein nationales Verbot aller Abtreibungen geben sollte oder nicht, hat Trump eine Angriffslinie gegen Harris verloren.

Viele Republikaner werfen ihr vor, dass sie lang vertretene Positionen schnell geändert hat, nur um ihre Gewinnchancen zu erhöhen. Sollte er sie deswegen jetzt angreifen, zum Beispiel, weil sie ihre Position zum Fracking geändert hat, wird sie ihn mit einer Frage, ob Opfer von Vergewaltigung oder Inzest gezwungen werden sollten, eine daraus resultierende Schwangerschaft auszutragen, in Verlegenheit bringen.

Denn obwohl Trump seine Position in dieser Frage abzumildern versucht, verlangt seine Basis einen Beibehalt seines harten Kurses. Wenn man zu diesen spezifischen Vorteilen noch die Tatsache hinzufügt, dass Trump häufig unehrlich und weitschweifig ist und sich zu oft auf seine persönlichen Beschwerden statt auf politische Positionen konzentriert, muss man zu dem Schluss kommen, dass Harris die Debatte nach Punkten gewinnen wird. Die wichtigere Frage ist jedoch, ob sie die visuellen Aspekte für sich entscheiden wird.

Harris darf in der TV-Debatte nicht „bedrohlich“ intelligent wirken

Schließlich leben wir im Zeitalter von TikTok, Instagram, Facebook und X. So wie Memes von Joe Biden, der auf dem G-7-Gipfel scheinbar in die falsche Richtung lief, zu dem Bild eines verwirrten, alten Mannes beitrugen, welches sich dann am 27. Juni für viele bestätigte, werden Bilder von Harris‘ Wahlkampfauftritt von ihren Befürwortern und Gegnern gleichermaßen immer wieder zerschnitten, bearbeitet und gepostet.

Da die unentschlossene Wählerschaft immer noch versucht, sich eine Meinung über sie zu bilden, wird Harris‘ Auftritt mehr unter die Lupe genommen werden als jener von Donald Trump.

Bilder einer Karriere: Kamala Harris strebt Präsidentenamt in den USA an

Mit dem Verzicht von Joe Biden auf die Kandidatur der Demokraten rückt seine Stellvertreterin Kamala Harris vor der US-Wahl 2024 in den Fokus.
Mit dem Verzicht von Joe Biden auf die Kandidatur der Demokraten ist seine Stellvertreterin Kamala Harris vor der US-Wahl 2024 in den Fokus gerückt.  © Saul Loeb/afp
Nachdem die Demokraten die Vizepräsidentin aufgestellt haben, hat Harris die Chance, als erste Frau in der Geschichte der USA das Präsidentenamt zu übernehmen. Damit wäre sie die mächtigste Frau der Welt.
Nachdem die Demokraten die Vizepräsidentin aufgestellt haben, hat Harris die Chance, als erste Frau in der Geschichte der USA das Präsidentenamt zu übernehmen. Damit wäre sie die mächtigste Frau der Welt. © Carlos Osorio/dpa
Harris wurde am 20. Oktober 1964 in Oakland im Bundesstaat Kalifornien geboren. Ihr Vater war aus Jamaika in die USA eingewandert, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter, eine 2009 verstorbene Brustkrebsforscherin, kam aus Indien in die USA. Sie kam aus Indien und lernte Harris‘ Vater in den 60er Jahren in den USA kennen. 
Harris wurde am 20. Oktober 1964 in Oakland im Bundesstaat Kalifornien geboren. Ihr Vater war aus Jamaika in die USA eingewandert, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter, eine 2009 verstorbene Brustkrebsforscherin, kam aus Indien in die USA. Sie lernte Harris‘ Vater in den 60er Jahren in den USA kennen. Ihre Eltern ließen sich scheiden, als Harris noch ein kleines Kind war.  © Courtesy of Kamala Harris/afp
Harris und ihre jüngere Schwester Maya wuchsen bei ihrer Mutter auf, zeitweise lebten sie im kanadischen Montreal. „Sie erzog uns zu stolzen, starken Schwarzen Frauen. Und sie hat uns beigebracht, unser indisches Erbe zu kennen und darauf stolz zu sein“, sagte Harris 2020 in einer Rede. Darin betonte sie auch, dass die USA einen Präsidenten brauchten, „der uns alle zusammenbringt – Schwarze, Weiße, Latinos, Asiaten, Indigene – um die Zukunft zu erreichen, die wir gemeinsam wollen“.
Harris und ihre jüngere Schwester Maya wuchsen bei ihrer Mutter auf, zeitweise lebten sie im kanadischen Montreal. „Sie erzog uns zu stolzen, starken Schwarzen Frauen. Und sie hat uns beigebracht, unser indisches Erbe zu kennen und darauf stolz zu sein“, sagte Harris 2020 in einer Rede. Darin betonte sie auch, dass die USA einen Präsidenten brauchten, „der uns alle zusammenbringt – Schwarze, Weiße, Latinos, Asiaten, Indigene – um die Zukunft zu erreichen, die wir gemeinsam wollen“. © Courtesy of Kamala Harris/afp
Harris wurde die erste Schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und später die erste Generalstaatsanwältin und Justizministerin („Attorney General“) in ihrer Heimat Kalifornien. Schwester Maya Harris (Mitte) und Richterin Tani Cantil-Sakauye (links) gratulieren.
Harris wurde die erste Schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und später die erste Generalstaatsanwältin und Justizministerin („Attorney General“) in ihrer Heimat Kalifornien. Schwester Maya Harris (Mitte) und Richterin Tani Cantil-Sakauye (links) gratulieren.  © Imago
Harris wurde die erste Schwarze Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und später die erste Justizministerin in ihrer Heimat Kalifornien. Ihr harter Kurs ging vielen in der Partei allerdings viel zu weit. So kämpfte sie damals darum, auch solche Verurteilungen aufrechtzuerhalten, die nachgewiesenermaßen durch rechtswidrige Mittel wie Manipulation von Beweisen oder Falschaussagen zustande gekommen waren.
Ihr harter Kurs ging vielen in der Partei allerdings viel zu weit. So kämpfte sie damals darum, auch solche Verurteilungen aufrechtzuerhalten, die nachgewiesenermaßen durch rechtswidrige Mittel wie Manipulation von Beweisen oder Falschaussagen zustande gekommen waren. © Justin Sullivan/Getty Images/afp
In ihre Zeit als Generalstaatsanwältin fällt auch ein bemerkenswerter Kontakt. Kein Geringerer als Donald Trump spendete damals zweimal Geld für ihren Wahlkampf. 2011 überwies er erst 4000 Dollar an Harris, ehe er im Jahr 2013 noch einmal 1000 Dollar folgen ließ. Seine Tochter Ivanka Trump spendete im Jahr 2000 Dollar an Harris. Zu jener Zeit wurden in Kalifornien Vorwürfe gegen die Trump University untersucht, reihenweise Kundinnen und Kunden betrogen zu haben. Harris selbst hat die Klage nicht bearbeitet.
In ihre Zeit als „Attorney General“ fällt auch ein bemerkenswerter Kontakt. Kein Geringerer als Donald Trump spendete damals zweimal Geld für ihren Wahlkampf. 2011 überwies er erst 4000 Dollar an Harris, ehe er im Jahr 2013 noch einmal 1000 Dollar folgen ließ.  © Brendan Smialowski/afp
Seine Tochter Ivanka Trump spendete im Jahr 2000 Dollar an Harris. Zu jener Zeit wurden in Kalifornien Vorwürfe gegen die Trump University untersucht, reihenweise Kundinnen und Kunden betrogen zu haben. Harris selbst hat die Klage nicht bearbeitet.
Seine Tochter Ivanka Trump spendete im Jahr 2000 Dollar an Harris. Zu jener Zeit wurden in Kalifornien Vorwürfe gegen die Trump University untersucht, reihenweise Kundinnen und Kunden betrogen zu haben. Harris selbst hat die Klage nicht bearbeitet. © Franck Fife/AFP
Als Harris 2017 in den US-Senat einzog, nutzte sie ihre Erfahrung als Staatsanwältin auch in der Kongresskammer und tat sich bei Anhörungen ein ums andere Mal mit einem harten und effektiven Befragungsstil hervor. Ein perfektes Beispiel dafür war die Anhörung um die möglichen Kontakte zwischen Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung, als sie die Befragten regelrecht in die Mangel nahm, konsequent auf Antworten drängte und immer wieder nachhakte.
Als Harris 2017 in den US-Senat einzog, nutzte sie ihre Erfahrung als Staatsanwältin auch in der Kongresskammer und tat sich bei Anhörungen ein ums andere Mal mit einem harten und effektiven Befragungsstil hervor. Ein perfektes Beispiel dafür war die Anhörung um die möglichen Kontakte zwischen Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung, als sie die Befragten regelrecht in die Mangel nahm, konsequent auf Antworten drängte und immer wieder nachhakte.  © Pete Marovich/Imago
Vor allem der damalige US-Justizminister Jeff Sessions konnte ein Lied davon singen, den sie mit ihrer Befragung mächtig ins Schwitzen brachte. Offenbar war das für die Republikaner so schlimm, dass die Senatoren Richard Burr und John McCain die Prozedur unterbrachen und Harris baten, ihre Fragen doch bitte etwas höflicher zu stellen.
Vor allem der damalige US-Justizminister Jeff Sessions konnte ein Lied davon singen, den sie mit ihrer Befragung mächtig ins Schwitzen brachte. Offenbar war das für die Republikaner so schlimm, dass die Senatoren Richard Burr und John McCain die Prozedur unterbrachen und Harris baten, ihre Fragen doch bitte etwas höflicher zu stellen. © Pete Marovich/Imago
Und am 1. Mai 2019 wich der Justizminister und Trump-Vertraute William Barr ihren präzisen Fragen zum Abschlussbericht des Russland-Sonderermittlers Robert Mueller aus – woraufhin Harris dem Justizminister den Rücktritt nahelegte. Das alles hinterließ Eindruck – bei Freund und Feind.
Und am 1. Mai 2019 wich der Justizminister und Trump-Vertraute William Barr ihren präzisen Fragen zum Abschlussbericht des Russland-Sonderermittlers Robert Mueller aus – woraufhin Harris dem Justizminister den Rücktritt nahelegte. Das alles hinterließ Eindruck – bei Freund und Feind. © Mandel Ngan/afp
Auch den jetzigen Supreme-Court-Richter Brett Kavanaugh brachte Harris bei dessen Anhörung immer wieder in Bedrängnis, vor allem das eine Mal, als sie den Abtreibungsgegner mit einer ganz speziellen Frage überraschte: „Können Sie sich ein Gesetz vorstellen, das der Regierung die Befugnis gibt, Entscheidungen über den männlichen Körper zu treffen?“
Auch den jetzigen Supreme-Court-Richter Brett Kavanaugh brachte Harris bei dessen Anhörung immer wieder in Bedrängnis, vor allem das eine Mal, als sie den Abtreibungsgegner mit einer ganz speziellen Frage überraschte: „Können Sie sich ein Gesetz vorstellen, das der Regierung die Befugnis gibt, Entscheidungen über den männlichen Körper zu treffen?“  © Drew Angerer/afp
Bevor Biden bei der Wahl 2020 Harris zu seiner Vize machte, war sie in der parteiinternen Vorwahlen seine Gegenspielerin – und teilte damals mächtig aus. So warf sie Biden vor, in den 1970ern gegen die Praxis gewesen zu sein, Kinder mit Bussen zu Schulen in anderen Bezirken zu fahren – was vor allem der Integration schwarzer Schüler dienen sollte. Harris verknüpfte dies mit ihrer eigenen Biografie: Dies sei eine Entscheidung gewesen, die ein kleines Mädchen in Kalifornien verletzt habe: „Dieses kleine Mädchen war ich.“
Bevor Biden bei der Wahl 2020 Harris zu seiner Vize machte, war sie in der parteiinternen Vorwahlen seine Gegenspielerin – und teilte damals mächtig aus.  © Henry Griffin/dpa
So warf sie Biden vor, in den 1970ern gegen die Praxis gewesen zu sein, Kinder mit Bussen zu Schulen in anderen Bezirken zu fahren – was vor allem der Integration Schwarzer Schülerinnen und Schüler dienen sollte.
So warf sie Biden vor, in den 1970ern gegen die Praxis gewesen zu sein, Kinder mit Bussen zu Schulen in anderen Bezirken zu fahren – was vor allem der Integration Schwarzer Schülerinnen und Schüler dienen sollte.  © Win McNamee/AFP
Harris verknüpfte dies mit ihrer eigenen Biografie: Dies sei eine Entscheidung gewesen, die ein kleines Mädchen in Kalifornien verletzt habe: „Dieses kleine Mädchen war ich.“
Harris verknüpfte dies mit ihrer eigenen Biografie: Dies sei eine Entscheidung gewesen, die ein kleines Mädchen in Kalifornien verletzt habe: „Dieses kleine Mädchen war ich.“  © Saul Loeb/AFP
Die Erwartungen an Harris als Pionierin im Amt der Vizepräsidentin waren enorm. Sie konnte zunächst aber nicht wirklich punkten. Erst 2022 schien sie sich mehr und mehr in ihre Rolle einzufinden.
Die Erwartungen an Harris als Pionierin im Amt der Vizepräsidentin waren enorm. Sie konnte zunächst aber nicht wirklich punkten. Erst 2022 schien sie sich mehr und mehr in ihre Rolle einzufinden.  © Haiyun Jiang/AFP
Die Erwartungen an Harris als Pionierin im Amt der Vizepräsidentin waren enorm. Sie konnte zunächst aber nicht wirklich punkten. Erst 2022 schien sie sich mehr und mehr in ihre Rolle einzufinden. Sie ergriff eine führende Stimme beim Kampf für das Recht auf Abtreibung und setzte sich gegen Waffengewalt ein. Zudem hat Harris ihr außenpolitisches Profil geschärft. So bekannte sie sich im Februar 2024 in einer Rede vor der Münchner Sicherheitskonferenz explizit zur Nato und zur internationalen Zusammenarbeit. Harris vertrat Biden bei einem Ukraine-Gipfel in der Schweiz und mahnte Israel zur Mäßigung in Gaza.
So bekannte sie sich im Februar 2024 in einer Rede vor der Münchner Sicherheitskonferenz explizit zur Nato und zur internationalen Zusammenarbeit. Harris vertrat Biden bei einem Ukraine-Gipfel in der Schweiz und mahnte Israel zur Mäßigung in Gaza. © Sven Hoppe/dpa
Harris ist mit dem Rechtsanwalt Douglas Emhoff verheiratet. Eine Freundin arrangierte 2013 ein Blind Date der beiden in Kalifornien, wo sie damals lebten. Im Jahr darauf heirateten sie. Emhoff hat zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe: Cole und Ella. Sie nennen Harris „Momala“. Emhoff wurde als erster Mann zum „Second Gentleman“ in den USA. Nun könnte er sogar zum ersten „First Gentleman“ in der Geschichte der USA aufrücken.
Harris ist mit dem Rechtsanwalt Douglas Emhoff verheiratet. Eine Freundin arrangierte 2013 ein Blind Date der beiden in Kalifornien, wo sie damals lebten. Im Jahr darauf heirateten sie.  © Rob Schumacher/Imago
Cole und Ella Emhoff.
Emhoff hat zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe: Cole (2. von links) und Ella (dritte von links). Sie nennen Harris „Momala“. © Mark Hoffman/Imago
Emhoff wurde als erster Mann zum „Second Gentleman“ in den USA. Nun könnte er sogar zum ersten „First Gentleman“ in der Geschichte der USA aufrücken.
Emhoff wurde als erster Mann zum „Second Gentleman“ in den USA. Nun könnte er sogar zum ersten „First Gentleman“ in der Geschichte der USA aufrücken. © Saul Loeb/AFP
Kurz vor der US-Wahl 2024 trat Harris an einem symbolträchtigen Ort in der US-Hauptstadt auf. Dort, wo Donald Trump am 6. Januar 2021 seine Fans aufgewiegelt hatte.
Kurz vor der US-Wahl 2024 trat Harris an einem symbolträchtigen Ort in der US-Hauptstadt auf. Dort, wo Donald Trump am 6. Januar 2021 seine Fans aufgewiegelt hatte.  © Amid Farahi/AFP
Tausende Menschen jeden Alters kamen zu ihrem Auftritt. Stundenlang hatten sie in langen Schlangen gewartet, um auf das Gelände zu gelangen. Immer wieder wurde Harris bei ihrer Rede von „Kamala“-Sprechchören unterbrochen.
Tausende Menschen jeden Alters kamen zu ihrem Auftritt. Stundenlang hatten sie in langen Schlangen gewartet, um auf das Gelände zu gelangen. Immer wieder wurde Harris bei ihrer Rede von „Kamala“-Sprechchören unterbrochen.  © Brendan Smialowski/AFP
Bei der US-Wahl 2024 kommt es vor allem auf die Ergebnisse in sieben sogenannten Swing States an, in denen der Ausgang völlig offen ist. Ein Beispiel ist Wisconsin.
Bei der US-Wahl 2024 kommt es vor allem auf die Ergebnisse in sieben sogenannten Swing States an, in denen der Ausgang völlig offen ist. Ein Beispiel ist Wisconsin.  © Roberto Schmidt/AFP
Pennsylvania entsendet 19 Wahlleute ins Electoral College und gilt somit als der wichtigste der sieben Swing States. Für Kamala Harris ist ein Sieg im Bundesstaat im Osten der USA Pflicht.
Pennsylvania entsendet 19 Wahlleute ins Electoral College und gilt somit als der wichtigste der sieben Swing States. Für Kamala Harris ist ein Sieg im Bundesstaat im Osten der USA Pflicht.  © Angela Weiss/AFP

Für eine Frau besteht die Herausforderung einer Präsidentschaftsdebatte nicht nur darin, die Fakten zu kennen und aus den Schwächen des Gegners Kapital zu schlagen. Es ist eine ungerechte Tatsache, aber eine Frau, die als zu stark herüberkommt, wir oft als „schrill“ oder „noch schlimmer“ kritisiert.

Harris muss also souverän, freundlich, intelligent, aber nicht bedrohlich auf die vielen Männer und Frauen wirken, die erkennen werden, dass Harris nicht nur gebildeter, sondern offensichtlich auch intelligenter ist als sie selbst sind. Ich denke, dass Harris und ihre Mitarbeiter über all dies nachgedacht haben. Ich denke daher, dass sie mit der Chance auf einen großen Sieg in die Debatte geht. Aber ja: sie kann auch verlieren.

Rubriklistenbild: © Charles Rex Arbogast/picture-alliance/dpa/AP

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