Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Meloni ist dabei

Direkt nach Putin-Telefonat: Trump ruft in Europa an – doch einer fehlt in der Leitung

Trump telefoniert im Ukraine-Krieg mit Putin – und informiert Europa „unmittelbar“. Giorgia Meloni ist in der Leitung. Ein zentraler Kollege nicht.

Zwei aus europäischer Sicht äußerst – wenn auch nicht ganz in gleichem Maße – gefährliche Männer haben am Montagabend miteinander telefoniert: US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin. Natürlich ging es um den Ukraine-Krieg. Und natürlich geht derzeit bei jedem solcher Termine in Europa eine Sorge um. Nämlich die, dass Trump und Putin über die Köpfe Europas und der Ukraine hinweg einen möglicherweise verheerenden „Deal“ schließen. Sie grassierte auch schon vor den letztlich wirkungslosen Verhandlungen in Istanbul.

Die offiziellen Statements Trumps und Putins nach dem Telefonat konnten weitere Besorgnis schüren, aber keine Panik. Offenbar waren sich die beiden nicht einig geworden. „Ich glaube, es ist sehr gut gelaufen“, sagte Trump zwar, einen Deal hatte er aber nicht im Gepäck.

Eine gute Nachricht für Europa: Nach dem Termin rief der US-Präsident in Europa an. Das ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Verwunderung und womöglich auch Verstimmungen könnte aber die Teilnehmerliste des Calls verbreitet haben.

Trump spricht im Ukraine-Krieg wieder mit Europa – die Teilnehmerliste des Telefonats überrascht

Denn dass wieder häufiger zwischen Europas Hauptstädten und Washington gesprochen wird, dafür hatte zuletzt vor allem ein europäisches Quartett gesorgt: Der Franzose Emmanuel Macron und der Brite Keir Starmer hatten Wolodymyr Selenskyj nach dem Eklat im Weißen Haus demonstrativ in ihre Mitte genommen und dann das Gespräch mit Trump gesucht. Zuletzt, bei einer gemeinsamen Reise in die Ukraine, stießen Neu-Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und der polnische Regierungschef Donald Tusk zur Gruppe. Dort und auch zuletzt bei einem Gipfel in Tirana rief die neu formierte Runde Trump zusammen an.

Tusk, Macron, Starmer und Merz (von links) – doch nur zwei aus der Runde telefonierten am Montag mit Trump.

Am Montagabend nun hat Trump nach eigenen Angaben Europa unmittelbar nach dem Putin-Telefonat über den Fortgang informiert. Die Bundesregierung bestätigte das kurz vor 20 Uhr – samt der Teilnehmerliste der Runde. „Teilnehmer des Gesprächs waren neben Bundeskanzler Friedrich Merz die Präsidenten Finnlands, Frankreichs und der Ukraine sowie die italienische Ministerpräsidentin und die EU-Kommissionspräsidentin“, heißt es in der Mitteilung.

Dabei waren also wie zu erwarten (oder zumindest zu erhoffen) Merz, Macron und Selenskyj. Dazu der Finne Alexander Stubb, der mit Trump unlängst Golf spielte. Giorgia Meloni wird bereits seit Längerem ein guter Draht zu Trump nachgesagt, vielleicht gerade wegen ihrer scharf rechten Parteizugehörigkeit. Schon etwas überraschender wirkt, dass Ursula von der Leyen mit in der Leitung war. Noch vor kurzem hatte Trumps Außenminister Marco Rubio EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas bei einem Termin in Washington versetzt. Ins Auge fallen aber die fehlenden Namen: Tusk und Starmer waren nicht in der Leitung.

„Trump brüskiert Starmer Minuten nach Putin-Telefonat“ – Häme in London

Das blieb in London nicht unbemerkt. „Trump brüskiert Keir Starmer Minuten nach Putin-Telefonat“, titelte der nationalkonservative Daily Express über den sozialdemokratischen Premierminister. Ob die offizielle Erklärung aus Starmer Regierungssitz Downing Street 10 überzeugt, liegt wohl im Auge des Betrachters. Starmer sei bei einem Geschäftsempfang gewesen und das Telefonat mit Trump kurzfristig umterminiert worden. Ob Großbritanniens Premier – der sich als Co-Anführer der europäischen Ukraine-Unterstützer in Szene setzt – tatsächlich für das Telefonat nicht kurz die Veranstaltung hätte verlassen können, scheint fraglich.

Tusk hatte schon am Sonntag gefehlt, als Starmer, Macron, Merz und Meloni Trump vor dem Putin-Telefonat ins Gebet nahmen. Allerdings war an diesem Tag auch die erste Runde der wichtigen polnischen Präsidentschaftswahl über die Bühne gegangen. Womöglich beschäftigte sie Tusk auch am Montag noch. Sein Kandidat Rafal Trzaskowski war nur mit knappem Vorsprung vor dem rechten Hardliner Karol Nawrocki ins Ziel gekommen. Eine Stichwahl folgt in knapp zwei Wochen.

Noch Stunden vor dem Termin mit Trump hatte Starmer das Vereinigte Königreich nach dem Brexit wieder näher an die EU geführt. Er unterzeichnete nach Gesprächen unter anderem mit von der Leyen und Kallas mehrere Abkommen, etwa zu Sicherheit und Verteidigung sowie zu Handel und Fischerei. In den sozialen Medien kursierten daraufhin scharfe Vorwürfe von Rechtsaußen: Starmer habe Großbritannien an die EU verkauft – und sei von Trump durchschaut worden. Diese These immerhin scheint reichlich unwahrscheinlich.

Ende für den Ukraine-Krieg: Es ist komplex – USA könnten ein „taktisches Spiel“ spielen

In jedem Fall scheint ein komplexes diplomatisches Spiel rund um mögliche Friedensverhandlungen mit Russland zu laufen – bei dem die Ukraine und Europa nun wieder festerer Bestand von Trumps Runde sind. Meloni, von der Leyen und auch Stubb äußerten sich nach dem Telefonat mit Trump positiv. Womöglich aber auch aus taktischen Gründen: Man versucht offenbar, den wankelmütigen Trump nicht zu verprellen. Selenskyj sprach am Montag gleich zweimal mit Trump. Es sei „für uns alle von entscheidender Bedeutung, dass sich die Vereinigten Staaten nicht von den Gesprächen und dem Streben nach Frieden distanzieren“, betonte er. Diese Gefahr scheint nach Einschätzung von Politikwissenschaftler und IPPEN.MEDIA-Kolumnist Alexander Görlach durchaus real.

Am Sonntag hatte Selenskyj zum ersten Mal seit dem Eklat im Weißen Haus auch wieder Trumps Vizepräsident J.D. Vance getroffen und ihm freundlich die Hand geschüttelt. Auf einem anderen Blatt könnte stehen, wie intern gesprochen wird. Der litauische Ex-US-Botschafter Žygimantas Pavilionis hatte unserer Redaktion im März Einblick in Stimmungslage und Gepflogenheiten von US-Politikern gegeben. Die USA spielten „ein taktisches Spiel“, um Putin zu Verhandlungen zu bringen, erklärte er. Zugleich gelte: „Hinter verschlossenen Türen kann man offen sprechen, aber in der Öffentlichkeit muss man sehr vorsichtig sein.“ In den USA gebe es „ein Protokoll, es gibt klare Regeln“.

Putin und Trump: Wer spielt mit wem?

Ob Trumps Plan im Umgang mit Putin aufgeht, scheint allerdings ebenfalls offen. Der Kremlchef kündigte am Montagabend ein „Memorandum über ein mögliches zukünftiges Friedensabkommen“ an. Viele Beobachter erwarten aber, dass Putin ebenfalls taktiert – bislang hat Russland immer wieder lange bekannte und für die Ukraine untragbare Bedingungen für einen Frieden gestellt, etwa die Preisgabe ukrainisch kontrollierter und völkerrechtlich ukrainischer Gebiete. Zudem forcierte Russlands Armee zuletzt wieder Drohnenangriffe auf die Ukraine.

Trump und Putin: Die Geschichte ihrer Beziehung in Bildern

Wandbild Putin Trump Litauen
Einen besseren US-Präsidenten als Donald Trump kann sich Kremlchef Wladimir Putin gar nicht wünschen: So könnte dieses Wandbild in der litauischen Hauptstadt Vilnius interpretiert werden. Bemerkenswert: Es ist eine Aufnahme aus dem Mai 2016, als Trump nicht gar nicht im Amt war. Offenbar schwante den Menschen in Litauen schon damals Böses. © Petras Malukas/AFP
Trump telefoniert mit Putin
Trump hat seit Jahren einen guten Draht zu Putin. Am 28. Januar 2017 telefonierte er im Oval Office des Weißen Hauses zum ersten Mal mit dem russischen Präsidenten. © Mandel Ngan/AFP
Wachsfiguren von Trump und Putin
Schon damals standen sie sich auch in Wachsfigurenkabinetten nahe, so auch in Sofia (Bulgarien). © Valentina Petrova/dpa
G20-Gipfel - Trump trifft Putin
Das erste persönliche und extrem heikle Treffen mit Putin wickelte Trump beim G20-Gipfel in Hamburg im Juli 2017 unfallfrei ab. Im Kreml wie im Weißen Haus herrschten anschließend Optimismus und Zufriedenheit.  © Evan Vucci/dpa
G20 Summit - Demonstration
Aktivisten von Oxfam standen dem G20-Gipfel kritisch gegenüber. Mit ihrer Aktion wollten sie auf den Abzweig zwischen mehr sozialer Ungleichheit und weniger Armut hinzuweisen. Sie trugen Masken von Theresa May, Donald Trump, Shinzō Abe, Emmanuel Macron, Angela Merkel, Justin Trudeau, Wladimir Putin, und Jacob Zuma. © Michael Kappeler/dpa
G20-Gipfel - Trump trifft Putin
„Der Fernseh-Trump unterscheidet sich sehr vom realen Menschen,“ sagte Putin nach dem G20-Gipfel in Hamburg vor der Presse über seinen US-Kollegen Donald Trump. © Steffen Kugler/dpa
Apec-Gipfel in Vietnam
Ein zweites Mal trafen sich Trump und Putin am Rande des Gipfels der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) im vietnamesischen Da Nang. © dpa
Putin trifft Trump beim Apec-Gipfel in Vietnam
Beide Präsidenten stimmten damals überein, dass das Verhältnis ihrer Länder nicht gut sei. Putin sah weiter eine tiefe Krise. Russland sei aber bereit, „eine neue Seite aufzuschlagen, vorwärtszugehen, in die Zukunft zu schauen“. © Mikhail Klimentyev
Trump Putin Da Nang
„Wenn wir ein Verhältnis zu Russland hätten, das wäre eine gute Sache“, sagte Trump. Sein persönliches Verhältnis zu Putin sei gleichwohl in sehr gutem Zustand, obwohl man sich nicht gut kenne. © Jorge Silva/AFP
Helsinki-Gipfel
Im Juli 2018 kamen Trump und Putin in Helsinki zu ihrem ersten offiziellen Gipfel zusammen.  © Heikki Saukkomaa/dpa
USA Ausstieg aus INF-Abrüstungsvertrag
Sie begrüßten sich mit einem kurzen, doch kräftigen Händedruck. „Es ist an der Zeit, detailliert über unsere bilateralen Beziehungen zu sprechen und über die schmerzhaften Punkte auf der Welt. Davon gibt es sehr viele“, sagte Putin. Trump betonte: „Die Welt möchte, dass wir miteinander auskommen.“ © Alexander Zemlianichenko/dpa
Helsinki
Während des Gipfeltreffens gingen in Helsinki mehrere Hundert Menschen aus Protest auf die Straßen. Dabei machten sie auf eine Reihe von Missständen aufmerksam.  © Joonas SaloIlta-Sanomat/Imago
Melania Trump
Auch First Lady Melania Trump war in Helsinki mit von der Partie. © Alexei Nikolsky/AFP
Trump und Putin
Trump äußerte sich hinterher zufrieden über sein Treffen mit Putin: „Der Dialog ist sehr gut verlaufen“, sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Putin. „Ein produktiver Dialog ist nicht nur gut für die Vereinigten Staaten und Russland, sondern für die Welt.“ © Brendan Smialowski/AFP
Proteste gegen Treffen von Trump und Putin
Derweil protestierten die Menschen auch im fernen Washington, D.C., gegen das Treffen. Unter anderem hielt eine Frau vor dem Weißen Haus ein Schild in die Höhe, auf dem die beiden Präsidenten karikiert waren.  © Andrew Harnik/dpa
100. Jahrestag Waffenstillstand Erster Weltkrieg
Im November 2018 nahmen Trump und Putin an einer Gedenkfeier anlässlich des Endes des Ersten Weltkriegs in Paris teil. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron lud damals zum Spitzentreffen ein. © Ludovic Marin/AFP
Erster Weltkrieg - Waffenstillstand 1918
Auch vor Ort waren First Lady Melania Trump (links), die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und Brigitte Macron, die Ehefrau des französischen Präsidenten. © Francois Mori/dpa
Beginn des G20-Gipfels
Kurz danach trafen Trump und Putin beim G20-Gipfel in Buenos Aires erneut aufeinander. © Ralf Hirschberger/dpa
G20-Gipfel in Argentinien
Die Gespräche wurden von der Eskalation zwischen Russland und der Ukraine um einen Seezwischenfall vor der Krim überschattet. Deshalb sagte Trump ein direktes Treffen mit Putin am Rande des Gipfels kurzfristig ab.  © dpa
Japan, Osaka
Im Juni 2019 trafen Trump und Putin beim G20-Treffen im japanischen Osaka zusammen. © Imago
Osaka 2019
Trump wurde dabei von einem Reporter angesprochen, ob er Putin bei ihrem gemeinsamen Treffen auch sagen werde, dass sich der Kremlchef nicht in die US-Wahlen einzumischen habe. Trump beugte sich zu Putin und sagte: „Mische Dich nicht in unsere Wahlen ein“ – ein Lächeln glitt dabei über Trumps Gesicht. Die Aktion war allerdings nicht ganz ernst gemeint. © Brendan Smialowski/AFP
Osaka 2019
Trump nannte das Verhältnis zu Putin „sehr, sehr gut“.  © Brendan Smialowski/AFP
Trump Putin
Am Ende seiner ersten Amtszeit musste sich Trump wegen Machtmissbrauchs und Behinderung der Ermittlungen im Senat verantworten. Hintergrund war die sogenannte Ukraine-Affäre. Viele Menschen in den USA sahen Trump als Verräter – und Putin als Feind. © Olivier Douliery/AFP
Ukrainekrieg - Anti-Kriegsprotest in New York
Im Januar 2025 kam Trump zum zweiten Mal an die Macht. Im Ukraine-Krieg stellte er sich auf die Seite von Putin. Das rief Proteste hervor. Auch am Times Square in New York galt: Trump ist ein Verräter. © Adam Gray/dpa
Trump Putin
Trump sucht dennoch weiter die Nähe zu Putin. Nach offiziellen Angaben haben beide im Februar 2025 ein erstes Mal miteinander telefoniert, seit der US-Präsident wieder im Amt ist. Vor dem zweiten Gespräch am 18. März verkündete Trump: „Ich freue mich sehr auf das Gespräch mit Präsident Putin.“ Auch danach telefonierte er noch mehrmals mit seinem russischen Amtskollegen. © Alexander Nemenow/AFP
Trump und Putin
Am 15. Augsut 2025 kam es zum Gipfel zwischen Trump und Putin in Alaska. Es handelte sich um das erste persönliche Treffen der beiden Staatschefs seit Putins Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022. Das Treffen fand in der Stadt Anchorage statt. Am Ende gab es von beiden Staatschefs nichts Konkretes. © Andrew Caballero-Reynolds/AFP

Putin scheine nach wie vor „nicht wirklich ernsthaft an Frieden, an einem Waffenstillstand interessiert zu sein, jedenfalls nicht zu Bedingungen, die für andere akzeptabel sind“, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius am Dienstag. Er werde nur noch „Taten und Handlungen“ Russlands bewerten. Der SPD-Politiker forderte unterdessen weitere Sanktionen gegen Russland, vor allem beim für Putins Kriegskasse wichtigen Energie-Export: „Der Strom von Geld, der schon geringer geworden ist, muss noch mehr zu einem Rinnsal werden.“ (fn)

Rubriklistenbild: © Kay Nietfeld/picture alliance/dpa/Ken Cedeno/Imago/UPI

Kommentare