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Foreign Policy

China-Briefing: Spannungen mit den Philippinen, weniger akademischer Austausch und Unterstützung für Trump

Im Südchinesischen Meer wird das Säbelrasseln lauter, während der akademische Austausch mit China abnimmt und Trump die Schützenhilfe chinesischer Desinformationskanäle erhält.

  • Die Spannungen zwischen China und den Philippinen steigen. Kommt es um das Spratly-Archipel im Südchinesischen Meer zur bewaffneten Auseinandersetzung?
  • Der akademische Austausch zwischen China und den USA hat drastisch abgenommen. Das beunruhigt chinesische Wissenschaftler.
  • Ein chinesisches Desinformations-Netzwerk schaltet neuerdings Pro-Trump-Inhalte, wohl um die innere Spaltung der USA zu befördern
  • Dieser Artikel liegt erstmals in deutscher Sprache vor – zuerst veröffentlicht hatte ihn am 2. April 2024 das Magazin Foreign Policy.

Die Highlights dieser Woche: Die Spannungen zwischen China und den Philippinen nehmen an einem Krisenherd im Südchinesischen Meer zu, Pekings zunehmende akademische Isolation gibt chinesischen Wissenschaftlern Anlass zur Sorge und ein chinesisches Desinformationsnetzwerk verlagert sich auf Trump-freundliche Inhalte.

Spannungen zwischen China und den Philippinen im Südchinesischen Meer nehmen zu

Chinas Säbelrasseln gegen die Philippinen im Südchinesischen Meer hat sich im vergangenen Monat verschärft, offenbar in dem Versuch, Manila einzuschüchtern, damit es von einer engeren Bindung an Washington Abstand nimmt.

Die Philippinen setzten die BRP Sierra Madre auf der Second Thomas Shoal im Archipel der Spratly Inseln auf Grund, um es als Außenposten gegen China zu nutzen.

Der aktuelle Brennpunkt ist die BRP Sierra Madre, ein Landungsschiff aus dem Zweiten Weltkrieg, das die Philippinen 1999 absichtlich auf dem umstrittenen Second Thomas Shoal (oder Ren‘ai Jiao), einem unterseeischen Riff auf den Spratly-Inseln, auf Grund setzten und das nun als Außenposten dient. Am 23. März setzte China einen Wasserwerfer gegen ein philippinisches Boot ein, das sich auf einer Nachschubmission zur Sierra Madre befand.

Die Spratly-Inseln liegen zwischen den Philippinen, Vietnam und Malaysia. Die Inseln, Buchten und Riffe innerhalb des Archipels sind Gegenstand zahlreicher sich überschneidender Gebietsansprüche und umfassen einige der südlichsten Punkte von Chinas ausgedehnter Neun-Strich-Linie. Obwohl sie an sich wenig Wert haben, liegen sie an einer wichtigen Handels- und Versorgungsroute.

Brennpunkt Sierra Madre: Ein Schiff, das schon zwei Kriege hinter sich hat

Die Geschichte der Sierra Madre ist ein Mikrokosmos der Kriege in Asien. Das 1944 von den Vereinigten Staaten für den Pazifikkrieg gebaute Schiff wurde auch während des Vietnamkriegs ausgiebig genutzt, 1970 an die südvietnamesische Marine übergeben und 1976 nach dem Fall von Saigon von den Philippinen übernommen. China hat auf dem nahe gelegenen Mischief Reef einen eigenen Außenposten errichtet, der Teil seiner umfangreichen Sandbaggerarbeiten im Südchinesischen Meer ist.

Die Philippinen unterhalten in der Sierra Madre eine ständige Besatzung von etwa zwei Dutzend Marinesoldaten, die häufig ausgetauscht werden. Dies erfordert einen ständigen Nachschub, der oft durch chinesische Schikanen behindert wird. Das 80 Jahre alte Schiff steht außerdem kurz vor dem Auseinanderbrechen und die Umrüstung ist dringend notwendig geworden, sodass es immer häufiger zu Zusammenstößen zwischen den Versorgungsbooten und den chinesischen Booten kommt.

Marcos und Duterte: US- oder China-Sympathien in der philippinischen Regierung

Es sind jedoch noch größere Kräfte im Spiel. China hat seit langem Seestreitigkeiten mit den Philippinen. Im Jahr 2016 weigerte sich Peking, an einem Tribunal des UN-Seerechtsübereinkommens teilzunehmen oder dessen Entscheidung anzuerkennen, die weitgehend zu Gunsten Manilas ausfiel. Doch von da an hatte China den damaligen philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte in der Tasche; seine chinafreundlichen Ansichten kollidierten mit dem Fokus des Militärs auf Peking als größte Bedrohung für die Nation.

Gegen Ende seiner Amtszeit entfernte sich Duterte immer mehr von China, unter anderem weil einige der Investitionsversprechen nicht eingehalten wurden. Der derzeitige Präsident Ferdinand „Bongbong“ Marcos, der Sohn des ehemaligen Diktators der Philippinen, hat eine traditionellere Pro-US-Linie verfolgt. Washington hat dies eifrig erwidert und dabei stillschweigend US-Gerichtsurteile ignoriert, wonach aus dem Vermögen seines Vaters Hunderte Millionen Dollar an die Opfer des Regimes in den 1970er und 1980er Jahren zu zahlen wären.

China will keine „Einmischung“ äußerer Mächte im Südchinesischen Meer

Marcos‘ Versuche, Allianzen aufzubauen, gehen über die engeren Beziehungen der Philippinen zu den Vereinigten Staaten hinaus. Er hat sich an mehrere mögliche Partner gewandt, darunter Vietnam (ein weiteres Ziel chinesischer Aggressionen auf See), Australien und Japan. China – die bei weitem größte an den Streitigkeiten beteiligte Macht – lehnt solche Bemühungen ab: In den letzten zehn Jahren hat es betont, dass die Streitigkeiten im Südchinesischen Meer bilateral bleiben sollen, und beschuldigte äußere Mächte der Einmischung.

Marcos sieht sich der Opposition eines widerspenstigen Duterte gegenüber, der die Unabhängigkeit seiner Heimatregion Mindanao fordert – und das, obwohl seine Tochter derzeit als Vizepräsidentin fungiert. Das könnte ein Grund dafür sein, dass Peking jetzt im Südchinesischen Meer an den Schrauben dreht, in der Hoffnung, Marcos zu schwächen.

Bisher lachen auch Chinesen über kriegstreiberische Rhetorik – doch bleibt das so?

Chinesische Nationalisten wie der ehemalige Herausgeber der Global Times, Hu Xijin, haben sich einer aggressiven Rhetorik verschrieben und beispielsweise dazu aufgerufen, philippinische Schiffe „mit Kugeln zu durchlöchern“. Aber solche Persönlichkeiten repräsentieren nicht unbedingt die chinesische Politik oder glauben nicht einmal ganz an ihre eigene Rhetorik. Die chinesische Öffentlichkeit machte sich über Hus bombastische Drohungen lustig, China werde das Flugzeug der damaligen Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, während ihres Besuchs in Taiwan im Jahr 2022 abschießen.

Jeder Konflikt zwischen China und den Philippinen wäre besonders gefährlich: Manila könnte sich auf seinen gegenseitigen Verteidigungsvertrag mit Washington berufen. Zwischen den Zusammenstößen mit der chinesischen Küstenwache auf den Spratly-Inseln und dem Dritten Weltkrieg liegen natürlich viele Schritte. Dennoch ist die Möglichkeit von Todesopfern oder sogar des Versenkens eines Schiffes real. Dies würde eine schwere Krise auslösen, die rasche Deeskalationsbemühungen zwischen China und den Vereinigten Staaten erforderlich machen würde.

Massiver Rückgang des intellektuellen Austauschs zwischen USA und China

Die COVID-19-Pandemie führte zu einem massiven Rückgang des intellektuellen Austauschs zwischen den Vereinigten Staaten und China, angefangen bei den Studenten. Es gibt zwar viele chinesische Studenten in den Vereinigten Staaten – etwa 290.000 –, aber das ist immer noch ein Rückgang von mehr als 20 Prozent gegenüber 2019. Im Gegensatz dazu beträgt die Zahl der US-Studenten in China im akademischen Jahr 2022–2023 nur etwa 350, gegenüber 15.000 vor zehn Jahren.

Eine aktuelle Studie des Center for Strategic and International Studies zeigt auf, wie schlimm die Dinge geworden sind, und beklagt die Versicherheitlichung der USA sowie eine viel umfassendere ideologische Kontrolle durch China. Ein überraschend unverblümter Aufsatz des angesehenen chinesischen Gelehrten Wang Jisi in dem Bericht stellt fest, wie dominant das Xi-Jinping-Denken geworden ist, was zu Anforderungen an Akademiker führt, die über die traditionellen marxistisch-leninistischen Einschränkungen hinausgehen.

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Xi-Jinping-Denken ist für Wissenschaftler restriktiver als Marxismus

„Fragen wie der geografische Ursprung der ersten Menschen sind für traditionelle Marxisten nicht wichtig, aber sie sind heikel und für Chinas ideologische Arbeiter unerlässlich“, schreibt Wang und bezieht sich dabei auf nationalistische (und rassistische) Behauptungen, dass die ersten Menschen in China und nicht in Afrika entstanden sind.

Wang kann relativ gefahrlos so schreiben, weil er 76 Jahre alt ist und seit langem Verbindungen zum chinesischen diplomatischen und Geheimdienst-Apparat hat. Einige führende chinesische Wissenschaftler auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen sind jedoch sehr besorgt über Chinas akademische Isolation: Yan Xuetong, der ebenfalls aus einer relativ sicheren Position heraus schreibt, rief kürzlich zu mehr „Öffnung“ auf und beklagte die Hinwendung zu Nationalismus und Verschwörungstheorien unter jungen Menschen in China.

Xi-Biden-Gespräch: Wieder regelmäßiger Austausch?

US-Präsident Joe Biden und der chinesische Präsident Xi Jinping führten am Dienstag das erste einer Reihe geplanter Telefongesprächen, von denen man hofft, dass sie regelmäßig stattfinden werden, nachdem ein persönliches Treffen im vergangenen November zu einer langsamen Normalisierung des bilateralen Austauschs geführt hat.

Aus dem Telefonat, bei dem es um altbekannte Themen wie Taiwan und die Empfindlichkeiten im Zusammenhang mit der Amtseinführung des neuen Präsidenten im nächsten Monat ging, ist nur wenig bekannt. Diese Art von undramatischem, regelmäßigem Kontakt bringt jedoch den dringend benötigten Ballast in eine gefährlich instabile Beziehung zurück.

Chinas Staats- und Parteichef: So stieg Xi Jinping zum mächtigsten Mann der Welt auf

Chinas heutiger Staatschef Xi Jinping (2. von links) mit anderen Jugendlichen im Mao-Anzug
Xi Jinping wurde am 15. Juni 1953 in Peking geboren. Als Sohn eines Vize-Ministerpräsidenten wuchs er sehr privilegiert auf. Doch in der Kulturrevolution wurde er wie alle Jugendlichen zur Landarbeit aufs Dorf geschickt. Das Foto zeigt ihn (zweiter von links) 1973 mit anderen jungen Männer in Yanchuan in der nordwestlichen Provinz Shaanxi. Dort soll Xi zeitweise wie die Einheimischen in einer Wohnhöhle gelebt haben. © imago stock&people
Xi Jinping steht vor der Golden Gate Bridge in San Francisco
Xi Jinping 1985 vor der Golden Gate Bridge in San Francisco: Damals war er als junger Parteichef des Landkreises Zhengding in der nordchinesischen Agrarprovinz Hebei Delegationsleiter einer landwirtschaftlichen Studienreise nach Muscatine im US-Bundesstaat Iowa. Dort nahm die Gruppe nach offiziellen Berichten „jeden Aspekt der modernen Landwirtschaft unter die Lupe“. Anschließend reiste Xi weiter nach Kalifornien. Es war sein erster USA-Besuch. © imago stock&people
Xi Jingping und Peng Liyuan
Zweites Eheglück: Xi Jinping und seine heutige Ehefrau, die Sängerin Peng Liyuan, Anfang 1989. Zu dieser Zeit war Xi Vizebürgermeister der ostchinesischen Hafenstadt Xiamen. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter. Xis erste Ehe war nach nur drei Jahren an unterschiedlichen Lebenszielen gescheitert. Seine erste Frau, die Diplomatentochter Ke Lingling, zog in den 1980er-Jahren nach Großbritannien. © imago
Xi Jinping gräbt mit Parteikollegen an einem Damm zur Verstärkung eines Deiches in Fujian
Aufstieg über die wirtschaftlich boomenden Küstenregionen: 1995 war Xi Jinping bereits stellvertretender Parteichef der Taiwan gegenüberliegenden Provinz Fujian – und noch ganz volksnah. Im Dezember 1995 arbeitet er mit an der Verstärkung eines Deiches am Minjiang-Fluss. © Imago/Xinhua
Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt Chinas Vizepräsident Xi Jinping das Regierungsviertel in Berlin
Vizepräsident Xi Jinping 2009 im Kanzleramt bei Angela Merkel: Die deutsch-chinesischen Beziehungen waren unter Merkel relativ eng und von wirtschaftlicher Zusammenarbeit geprägt. Merkel und Xi reisten aus Berlin weiter nach Frankfurt, um die dortige Buchmesse zu eröffnen. China war als Ehrengast geladen. © GUIDO BERGMANN/Pool/Bundesregierung/AFP
Die Vizepräsidenten Xi Jinping aus China und Joe Biden aus den USA halten T-Shirts mit einer Freundschaftsbekundung in die Kamera
Ein Bild aus besseren Zeiten: Aus ihrer jeweiligen Zeit als Vizepräsidenten kamen Joe Biden und Xi Jinping mehrmals zusammen. Im Februar 2012 demonstrierten sie bei einer Reise Xis nach Los Angeles in einer Schule „guten Willen“ zur Freundschaft mit T-Shirts, die ihnen die Schüler überreicht hatten. Damals fehlten Xi nur noch wenige Monate, um ganz an die Spitze der Kommunistischen Partei aufzusteigen. © FREDERIC J. BROWN/AFP
Ein alter Mann in Shanghai schaut auf Xi bei seiner ersten Rede als Parteichef im Fernseher.
Xi Jinping hat es geschafft: Zum Ende des 18. Parteitags am 15. November 2012 wurde Xi als neuer Generalsekretär der Kommunisten präsentiert – und ganz China schaute zu. Xi gelobte in seiner ersten kurzen Rede als Parteichef, die Korruption zu bekämpfen und ein „besseres Leben“ für die damals 1,3 Milliarden Menschen des Landes aufzubauen.  © PETER PARKS/AFP
Der neue Staatschef Xi Jinping geht hinter seinem Vorgänger Hu Jintao zu seinem Platz in der Großen Halle des Volkes in Peking.
Übernahme auch des obersten Staatsamtes: Xi Jinping wurde auf dem Nationalen Volkskongress im März 2013 Präsident und schloß damit den Übergang von seinem Vorgänger Hu Jintao (vorn im Bild) zur Xi-Ära ab. © GOH CHAI HIN/AFP
Chinas Präsident und seine Ehefrau Peng Liyuan gehen über den Flughafen Orly in Paris.
Xi Jinpings Ehefrau Peng Liyuan ist die erste First Lady Chinas, die auch öffentlich in Erscheinung tritt. Hier kommt das Ehepaar zu einem Staatsbesuch in Frankreich an. Die Gattinnen von Xis Vorgängern hatten sich nie ins Rampenlicht gedrängt. Vielleicht auch, weil Maos politisch aktive dritte Ehefrau Jiang Qing nach dem Tod des „Großen Vorsitzenden“ als Radikale verurteilt worden war. © YOAN VALAT/Pool/AFP
Funktionäre der Kommunistischen Partei Chinas auf dem Weg zum Parteitag in Peking
So sehen KP-Funktionäre aus: Delegierte des 19. Parteitags auf dem Weg zur Großen Halle des Volkes in Peking im Oktober 2017. Auf diesem Parteitag gelang es dem Staats- und Parteichef, seine „Xi Jinping-Gedanken zum Sozialismus Chinesischer Prägung in der Neuen Ära“ in die Parteiverfassung aufzunehmen. Er war der erste nach Mao, der zu Lebzeiten in der Verfassung eine Theorie mit seinem Namen platzieren konnte. Einen Kronprinzen präsentierte Xi auf dem Parteitag nicht – entgegen den normalen Gepflogenheiten. © GREG BAKER/AFP
Xi Jinping nimmt in einer Staatslimousine „Rote Fahne“ die Parade zum 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China ab.
70 Jahre Volksrepublik China: Staatschef Xi Jinping nahm 2019 in einer offenen Staatslimousine Marke „Rote Fahne“ die Militärparade in Peking zum Jahrestag der Staatsgründung ab. © GREG BAKER/AFP
Wirtschaftsforum in Wladiwostok
Xi Jinping pflegt eine offene Freundschaft zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin – bis heute, trotz des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Putin und Xi teilen die Abneigung gegen die von den USA dominierte Weltordnung. Hier stoßen sie 2018 bei einem gemeinsamen Essen auf dem Wirtschaftsforum von Wladiwostok, auf dem sich Russland als Handelspartner und Investitionsziel im asiatischen Raum präsentierte, miteinander an. © Sergei Bobylev/POOL TASS Host Photo Agency/dpa
Xi Jinping besucht im weißen Kittel ein Labor und lässt sich die Impfstoffentwicklung erklären
Ende 2019 brach in China die Corona-Pandemie aus. Im April 2020 informierte sich Xi Jinping in einem Labor in Peking über die Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung. Xi ist bis heute überzeugt, dass China die Pandemie besser im Griff hat als der Rest der Welt. Seine Null-Covid-Politik beendet er nicht, wohl auch wegen der viel zu niedrigen Impfquote unter alten Menschen. © Ding Haitao/Imago/Xinhua
Xi Jinpings Konterfei lächelt von einem Teller mit rotem Hintergrund
Auf dem 20. Parteitag im Oktober 2022 ließ sich Xi Jinping zum dritten Mal zum Generalsekretär der Kommunisten ernennen. Damit ist er der mächtigste Parteichef seit Mao Zedong. © Artur Widak/Imago

Chinesische Propaganda unterstützt Trump

Ein seit langem bestehendes chinesisches Desinformationsnetzwerk, das sich größtenteils auf direkte Pro-Peking-Inhalte konzentriert und von Forschern Spamouflage genannt wird, scheint einen anderen Gang eingelegt zu haben. Es produziert nun Inhalte, die den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump unterstützen, und versucht damit offenbar, die Spaltung der Gesellschaft zu verschärfen und die US-Wahl zu beeinflussen, wobei es sich an früheren russischen Bemühungen orientiert.

Wie die Forscherin Elise Thomas feststellte, ist Spamouflage „unter Forschern für zwei Dinge berüchtigt: sein enormes Ausmaß und seine fast völlige Wirkungslosigkeit.“ (China hatte zum Beispiel weniger Erfolg damit, falsche Geschichten in US-Medien zu platzieren als in taiwanesischen Medien). Online-Trolling ist kaum ein neues oder wirksames Instrument, aber es könnte darauf hindeuten, was Peking will.

Es ist jedoch auch möglich, dass das Netzwerk ebenfalls Pro-Biden-Inhalte produziert, die nicht bemerkt wurden – oder dass chinesische Inhalte sich darauf konzentrieren, denjenigen anzugreifen, der in den Vereinigten Staaten an der Macht ist.

Kaffee-Krieg: Preiskampf innerhalb von China

Die chinesische Kaffeekette Luckin sieht sich einem Preiskampf mit dem Konkurrenten Cotti Coffee gegenüber, der von Luckins eigenen Gründern, Lu Zhengyao und Qian Zhiya, ins Leben gerufen wurde. Die Preise beider Unternehmen sind bereits günstig, denn beide bieten in ihrer Liefer-App eine Reihe von Optionen für 9,9 Yuan (1,37 $) an. Das Starbucks-Menü in China beginnt bei 27 Yuan (3,73 $) für einen kleinen Americano.

Es bleibt merkwürdig, dass Luckin die Enthüllungen über massiven Betrug im Jahr 2020 überlebt hat – und dass Lu und Qian es geschafft haben, nicht ins Gefängnis zu kommen und mit der Finanzierung für ein weiteres billiges Kaffeeunternehmen zurückzukehren. Beide Unternehmen operieren in einem riesigen Maßstab: Luckin hat mit 18.257 Läden fast dreimal so viele Filialen wie Starbucks in China, während Cotti innerhalb von zwei Jahren nach seiner Gründung bereits 6.570 Läden hat.

Luckin meldet jetzt eine Rekordrentabilität, was vielleicht durch die Hinwendung der chinesischen Verbraucher zum Sparen begünstigt wird. Ich würde gerne eine Aufstellung darüber sehen, wie ein Liefermodell, das Kaffee für weniger als 2 Dollar anbietet, für beide Unternehmen funktioniert – auch mit den schlecht bezahlten und überarbeiteten Lieferarbeitern in chinesischen Städten.

Ein bisschen Kultur von Brendan O‘Kane

In dem folgenden Gedicht sind die Zeilen über die „kleine Gasse“ des zurückgezogen lebenden Dichters Tao Yuanming und die „Kutschen seiner Freunde“ ein ständiger Streitpunkt für Leser und Kommentatoren. Bei einer geradlinigen Lesart der Zeilen, wie sie hier gewählt wurde – wörtlich: „[Meine] schmale Gasse ist weit entfernt von tiefen Spurrillen / und neigt dazu, die Kutschen der Freunde zurückzubringen“ –, stellt Tao fest, dass ihn keine Überraschungsbesuche stören werden, während er sich seiner Lektüre widmet.

In einer anderen Interpretation wird der zweite Teil der Zeile als „and tends to cause friends‘ carriages to return“ gelesen, was Sinn macht, wenn der Leser davon ausgeht, dass die Abgeschiedenheit von Taos Haus ein Anreiz war. Einige Kommentatoren haben sogar vorgeschlagen, dass die Zeilen eine Interpolation sind.

Echte Leseliebhaber werden die Richtigkeit meines Bildes erkennen: Tao, der es sich mit ein paar wertvollen und handkopierten Büchern, darunter „Das Buch der Berge und Meere“, einer geografischen Fantasie, gemütlich macht, um ein wenig Zeit für sich zu haben, und darüber nachdenkt, dass wahrscheinlich keine Freunde kommen werden, aber bei dem Gedanken lächelt, dass jemand kommen könnte. (Brendan O‘Kane, Übersetzer)

Das Buch der Berge und Meere lesen

von Tao Yuanming, (365-427)

Der erste Monat des Sommers: alles wächst,

und die Bäume um mein Haus herum haben sich alle gefüllt;

Schwärme von Vögeln frohlocken in ihren neuen Unterkünften,

und ich freue mich über mein kleines Heim;

Das Pflügen ist getan, und die Pflanzung ist vollendet

und jetzt ist die Zeit gekommen, um wieder meine Bücher zu lesen.

Mein kleines Gässchen liegt weit ab vom Schuss,

und schreckt die Kutschen der Freunde eher ab.

Ich fühle mich wohl, wenn ich mir eine Tasse Selbstgebrautes einschenke

und etwas Gemüse aus dem Beet pflücke,

Und ein feiner Regen kommt aus dem Osten herein,

in Begleitung einer angenehmen Brise.

Ich blättere in Die Reisen des Königs von Zhou,

und lasse meinen Blick über das Buch der Berge und Meere schweifen,

Ein Schwung und ich habe das ganze Universum erfasst.

Wenn das keine Freude ist, dann weiß ich nicht, was es ist.

Zum Autor

James Palmer ist stellvertretender Redakteur bei Foreign Policy. Twitter (X): @BeijingPalmer

Brendan O‘Kane ist Übersetzer für das Chinesische.Twitter (X): @bokane

Wir testen zurzeit maschinelle Übersetzungen. Dieser Artikel wurde aus dem Englischen automatisiert ins Deutsche übersetzt.

Dieser Artikel war zuerst am 2. April 2024 in englischer Sprache im Magazin „ForeignPolicy.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

Rubriklistenbild: © IMAGO / Kyodo News

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