600 Euro im Monat
„Kein Umweg über Brieftaschen der Eltern“: Arche-Gründer befürwortet Kinderzukunftsgeld
Statt einer Kindergrundsicherung will die Union ein Kinderzukunftsgeld. Bernd Siggelkow von der Arche, erklärt, was er bei der Bildung für besonders wichtig hält.
Die im Koalitionsvertrag angekündigten Versprechen für „Chancen für Kinder, starke Familien und beste Bildung“ wurden nicht eingelöst, findet die Union (CDU/CSU). Im September 2023 hatte sie deswegen das Kinderzukunftsprogramm vorgestellt. Am Montag, 18. März 2024, berät der Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend über diesen Zehn-Punkte-Plan.
„Bildung und soziale Infrastruktur sind der Schlüssel für bessere Chancen und nicht mehr Geld über Transferleistungen“, heißt es in ihrem Kinderzukunftsprogramm. Statt einer Kindergrundsicherung, die fünf Einzelleistungen bündeln soll, schlägt die CDU/CSU zusätzlich zum Kindergeld ein „Kinderzukunftsgeld“ für Familien in Schwierigkeiten vor. Dies soll möglichst einfach über eine App zur Verfügung gestellt werden, damit die Leistungen tatsächlich bei den Kindern ankommen.
„Grundsätzlich ist die Idee des Kinderzukunftsgelds sehr gut“, sagt der Arche-Gründer Bernd Siggelkow BuzzFeed News Deutschland, ein Portal von IPPEN.MEDIA.
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Kindergrundsicherung „gehört aufs Konto der Kinder, nicht der Eltern“
Dabei gehe es nicht um den Namen, sondern darum, wo das Geld ankomme. „Wir fordern als Arche schon seit vielen Jahren eine Kindergrundsicherung von 600 Euro monatlich“, sagt Siggelkow. Davon sollte die Hälfte direkt in das Bildungssystem fließen und ein Viertel in einen Topf, aus dem Lehrer:innen Sachleistungen für die Kinder abrufen könnten, zum Beispiel für Nachhilfe, Sportvereine oder Klassenfahrten. „Der Rest gehört aufs Konto der Kinder, nicht der Eltern.“
„Leistungen für ein Mehr an Bildung für alle Kinder dürfen nicht den Umweg über die Brieftaschen der Eltern nehmen“, sagt der Arche-Gründer. „Erfahrungsgemäß kauft der Großteil der Eltern davon weder Bücher noch bezahlt er davon den Nachhilfeunterricht“, so Siggelkow. Davon würden eher Waschmaschinen oder andere Dinge für den täglichen Gebrauch gekauft.
„Eine Erhöhung an Sozialleistungen sollte direkt beim Kind ankommen“, fordert der Arche-Gründer. Das funktioniere nur über ein „Investment in Bildung“, also besser ausgestattete Schulen. „Sogenannte Brennpunktschulen darf es nicht mehr geben“, kritisiert er.
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Arche-Gründer: „Kinder aus benachteiligten Familien brauchen uns“
Dass die CDU/CSU Familienlotsen für schwer erreichbare Familien in sozial herausfordernden Lagen einführen wolle, befürwortet der Arche-Gründer – wahrscheinlich, weil er seine Organisation selbst als solch einen „Lotsen“ sieht. „Kinder aus Brennpunktgebieten und Kinder mit bildungsfernen und finanziell benachteiligten Familien brauchen, wie wir es auch immer nennen, Lotsen oder Organisationen wie zum Beispiel die Arche“, sagt er.
„Wir erkennen rechtzeitig die Schwächen der Kinder und auch die der Eltern und können dann handeln. Wir gehen in die Familien, helfen bei Finanzplänen für den Monat, helfen beim Putzen, oder unterstützen die Familien bei den unterschiedlichen Abläufen. Machen wir das nicht, werden die Kinder aus diesen Familien später scheitern“, sagt Siggelkow.
„Ungleich verteilte Chancen verbauen vielen die Zukunft“
„Um Kinderarmut zu bekämpfen, muss umfangreicher gedacht werden“, sagt Alexander Nöhring von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) bei der Anhörung des Ausschusses. Es brauche nicht nur Bildungspolitik, sondern auch Geld in den Familien, so Nöhring. Besonders dass die CDU/CSU Kinderarmut nur mit den zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln bekämpfen möchte, findet er „fatal“.
„Die Hauptprobleme sind die Ungerechtigkeiten zwischen Sozial- und Steuerrecht und die Schlechterstellung der Kinder von Alleinerziehenden, deswegen braucht es eine echte Kindergrundsicherung“, sagt er. „Ungleich verteilte Chancen verbauen vielen die Zukunft und sind volkswirtschaftlich extrem ineffizient, vor allem in Zeiten, in denen wir gut qualifizierte Fachkräfte brauchen.“
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