„Methoden ähneln sich“
Aiwanger als bayerischer Donald Trump: Selbst ein CSU-Promi zieht Parallelen
Der Wirbel um Aiwangers Reaktion auf die Antisemitismus-Vorwürfe ebbt nicht ab. Die Methoden lägen dem „Trumpismus“ nahe, sagt sogar ein Ex-CSU-Chef.
Berlin – Das Verhalten von Hubert Aiwanger im Umgang mit der Flugblatt-Affäre erinnere an den früheren US-Präsidenten Donald Trump, findet Ex-CSU-Chef Erwin Huber. „Man kann Aiwanger natürlich nicht mit Trump gleichstellen. So groß ist der Aiwanger ja nicht. Aber die Methoden ähneln sich“, sagte der 77-Jährige am Dienstag (5. September) im Deutschlandfunk (DLF). Seiner Ansicht nach gibt es Parallelen zum Trumpismus.
Aiwanger, der bayerische Trump: Huber sieht Parallelen zum Ex-Präsidenten
Man leugne Vorwürfe, drohe mit Klagen, mache sich zum Opfer, so Huber: „Das hat schon Ähnlichkeiten mit dem Trumpismus. Ich hoffe, dass das nicht Schule macht in der deutschen Politik“. Aiwangers Antworten auf die 25 Fragen von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) seien kein Beispiel für Transparenz, sagte Huber. „Die Aussage, ich kann mich nicht erinnern, die spricht ja für sich. Das heißt also, Hubert Aiwanger hat eigentlich gar keinen Aufklärungswillen.“
Mit der These steht Huber nicht alleine da. Auch bei der Wortwahl orientierte sich Aiwanger an Trump, sagte etwa der Kommunikationsexperte Tilman Billing in einem Interview mit ntv.de. „Beide sprechen von einer ‚Hexenjagd‘ gegen sie. Bei den eigenen Anhängern haben beide damit großen Erfolg, sie können sogar ihre Beliebtheit steigern“, betonte er. Beim Rest des Publikums, „auch bei Konservativen, die Antisemitismus ablehnen“, werde dieses Vorgehen aber eher negativ wirken.
Aiwangers Verhalten in der Flugblatt-Affäre sorgt für Kritik
Nach den Vorwürfen, ein antisemitisches Flugblatt in der Jugendzeit verfasst zu haben, hatte Aiwanger eine Beteiligung abgestritten. Stattdessen behauptete er, man wolle ihn mit einer „Kampagne politisch und persönlich fertigmachen.“
In seinen Antworten auf die 25 Fragen von Markus Söder wies Aiwanger abermals die Vorwürfe von sich, gab aber mehrfach an, sich an Details nicht zu erinnern. Eine vorausgegangene Entschuldigung Aiwangers fanden viele unzureichend. So lehnte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Charlotte Knobloch, die Entschuldigung des bayerischen Vize-Ministerpräsidenten ab.
Bei seiner jüngsten Pressekonferenz am Dienstag wich Aiwanger allen Journalisten-Fragen zur Flugblatt-Affäre aus. „Dazu kann ich keine Antwort“ geben, wiederholte er auf Fragen zum Flugblatt. Auch bei ihren Reden beim Volksfest Gillamoos ließen Aiwanger und Ministerpräsident Söder das Thema komplett aus.
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Ähnlichkeiten zu Trump – Aiwanger erhält trotz Vorwürfe Zuspruch von Freien Wählern
Trotz der Flugblatt-Affäre kann Aiwanger aber auf Rückenwind seiner Freien Wähler zählen. Der Landesverband der Partei teilte mit, Landesvorstand, Fraktionsvorstand und die eigenen Kabinettsmitglieder stünden geschlossen hinter Aiwanger. Auch viele Wähler sympathisieren offenbar mit Aiwanger. Laut einer am Mittwoch (6. September) veröffentlichten Insa-Umfrage für die Bild-Zeitung kommen die Freien Wähler in der Sonntagsfrage auf 15 Prozent - das sind vier Prozentpunkte mehr als noch Ende Juli. Die Bayern-Wahl steht am 8. Oktober an.
Zudem befürwortete eine Umfrage-Mehrheit Söders Entscheidung, Aiwanger im Amt zu lassen. „Vier Wochen vor der Landtagswahl eine Regierungskrise heraufzubeschwören, das ist natürlich sinnlos. Das heißt, Markus Söder hat aus Verantwortungsethik gehandelt. Er denkt an die Folgen des Handelns“, sagte Huber dem DLF. Unterstützung bekam Söder auch von CDU-Chef Friedrich Merz, der ihn beim Gillamoos für den „bravourösen“ Umgang mit der Flugblatt-Affäre lobte. (bohy)
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