Geheimdienst-Leak bringt Trump in Erklärungsnot
Abgefangenes Telefonat: Iran überrascht von Schwäche der Trump-Angriffe auf Atomanlagen
Ein Telefonat aus dem Iran weist darauf hin, dass die Schäden an iranischen Atomanlagen durch US-Angriffe weit geringer sein könnten, als von Trump verkündet.
Teheran – US-Geheimdiensten gelang es offenbar, eine Kommunikation zwischen hochrangigen iranischen Regierungsvertretern abzuhören. In dem Gespräch ging es um die US-Angriffe auf iranische Nukleareinrichtungen. Das Fazit der Iraner: Die Angriffe seien nicht so verheerend gewesen, wie erwartet, berichtet die Washington Post unter Bezugnahme auf vier Quellen.
Geheime Telefonate aus dem Iran: Trump-Regierung hält Gespräche für „aus dem Kontext gerissen“
US-Präsident Donald Trump hatte mitgeteilt, die US-amerikanische Operation habe das iranische Atomprogramm „vollständig ausgelöscht“. Die nun ans Licht gekommene Unterhaltung aus dem Iran widerspricht diesen Angaben. Die Trump-Regierung bestritt die Existenz der abgefangenen Kommunikation nicht – aber deren Deutung. „Es ist beschämend, dass die Washington Post Menschen hilft, Verbrechen zu begehen, indem sie aus dem Kontext gerissene Leaks veröffentlicht“, sagte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt. Das iranische Atomwaffenprogramm sei beendet, so die Sprecherin weiter.
Bei dem Angriff auf iranische Atomanlagen in Fordo, Natanz und Isfahan kamen bunkerbrechende Waffen zum Einsatz, über die nur die USA verfügen. In geheimen Briefings vor dem Kongress hatte CIA-Direktor John Ratcliffe in der vergangenen Woche erklärt, mehrere wichtige Atomanlagen seien vollständig zerstört worden, wie ein Beamter der Washington Post mitteilte. „Ein einzelnes Telefongespräch zwischen anonymen Iranern ist nicht dasselbe wie eine nachrichtendienstliche Einschätzung, bei der eine ganze Reihe von Beweisen aus verschiedenen Quellen und mit unterschiedlichen Methoden berücksichtigt werden“, so der Beamte weiter.
Unterschiedliche Einschätzungen zum Erfolg des US-Angriffs auf Irans Atomanlagen
Die Angaben über das Ausmaß der Zerstörung der Atomanlagen im Iran bleibt unterschiedlich. Iranische Staatsmedien versuchen, die Auswirkungen des US-Angriffs herunterzuspielen. Nach Angaben des Chefs der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, haben die US-Angriffe dem iranischen Atomprogramm „schweren Schaden“ zugefügt. Doch das Land verfüge „bis zu einem gewissen Grad immer noch über Fähigkeiten zur Aufbereitung, Umwandlung und Anreicherung von Uran.“ Einiges stehe noch. Der Iran könne „innerhalb weniger Monate“ wieder mit der Produktion von angereichertem Uran beginnen, so Grossi zu CBS.
Die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) gehen davon aus, dass Teherans Atomprogramm „um Jahre zurückgeworfen“ wurde, wie ein Sprecher der Armee mitteilte. „Ich verlasse diese Pressekonferenz mit der Überzeugung, dass wir das Programm nicht zerstört haben“, sagte indes der demokratische Senator Chris Murphy vergangene Woche. „Wissen lässt sich nicht ausbomben – egal, wie viele Wissenschaftler man tötet“, fügte der Politiker hinzu. Wenn der Iran noch angereichertes Uran habe und Leute, die Zentrifugen bedienen können, „dann wird das Programm nicht um Jahre zurückgeworfen. Es wird um Monate zurückgeworfen.“
Der Trump-Unterstützer Senator Lindsey Graham gab hingegen an, der Angriff habe Irans Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen. „Ich möchte nicht, dass die Leute denken, der Standort sei nicht schwer beschädigt oder zerstört worden. Das war er. Aber ich möchte auch nicht, dass die Leute denken, das Problem sei vorbei, denn das ist es nicht“, zitiert die Washington Post den Republikaner. Die Führung in Teheran selbst bestreitet indes, Atomwaffen zu bauen. Am Freitag hatte US-Präsident Trump weitere Angriffe im Fall einer erneuten Urananreicherung des Iran nicht ausgeschlossen.
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Geheimdienstquellen widersprechen Trump: Der will Journalisten feuern lassen
Die US-Medien CNN und New York Times hatten bereits vergangene Woche über Geheimdienstquellen berichtet, wonach das iranische Atomprogramm durch die US-Angriffe nicht zerstört, sondern lediglich um Monate zurückgeworfen wurde. Trump hatte dies als „Fake New“ zurückgewiesen. Es gehe den Medien nur darum, „einen der erfolgreichsten Militärschläge der Geschichte“ in ein schlechtes Licht zu rücken, schrieb der US-Präsident auf seiner Plattform Truth Social.
Am vergangenen Donnerstag forderte Trump dann die Entlassung der Journalisten, die den Bericht veröffentlicht hatten. Die „Fake-News-Reporter von CNN und New York Times sollten gefeuert werden - sofort!!!“, schrieb er auf Truth Social und sprach von „Menschen mit bösen Absichten“. Es ist sehr ungewöhnlich, dass die Regierung eines demokratisch geführten Landes öffentlich die Entlassung von Journalisten verlangt.
Vorher-Nachher-Satellitenbilder der Nuklearanlage in Fordo zeigten Schäden an dem Berg, in dem die Einrichtung liegt, allerdings auch ungewöhnliche Aktivitäten vor den US-Angriffen. Laut einem Bericht von Aljazeera setzte Teheran schwere Maschinen ein, um die Eingangstunnel der Anlage mit Erde zu verschließen. Auf diese Weise sollte versucht werden, die Schäden durch die Bombeneinschläge zu minimieren. Es blieb zudem unklar, ob Iran Teile seines Uranvorrats vor dem Angriff an einen anderen Ort bringen konnte, wie Washington Post berichtete. Trump widersprach dem auf Fox News: „Sie haben nichts weggebracht“, so der US-Präsident am Wochenende.
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